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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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station aus. Das damit zu verbindende Marineetablissement soll den grö߬
ten Theil des ziemlich geraden Strandes zwischen Friedrichsort und den Voß-
brocker Hügeln bei Holftenau einnehmen: die Gesammtkosten der so beabfich.
tigem Werstanlagen sich auf 3,800,000 Thlr. belaufen.*) Hierzu treten noch
die Kosten für die fortficatorische Sicherstellung des Etablissements. Die kräf¬
tige Vertheidigung der Einfahrt in die Kieler Föhrde wird vollständig erreicht
werden, wenn in erster Linie zu beiden Seiten der Einfahrt in die Bucht
je ein Fort (Braune-Berg und Labö) erbaut, in zweiter Linie die Feste Frie¬
richsort retablirt und an dem gegenüberliegenden Strande eine Batterie
(Miltenort) angelegt wird; diese Werke, gegenwärtig fast ganz vollendet, waren
bereits Ende 1866 mit etwa 200 Geschützen vom kleinsten bis zum größten
Kaliber armirt. Zweiter Hauptzweck ist vollständige Sicherstellung des Hafens
und der Werftenanlagen mit deren Zubehör gegen Bombardement von der
Landseite: hierzu genügen fünf weit genug vorgeschobene schwer armirte Forts,
um die Landbatterien eines gekanteten Feindes in der wünschenswerthen Ent¬
fernung zu halten. Diese 5 Forts fallen jetzt natürlich weg. Der Schutz
des Marineetablissements gegen einen überraschenden gewaltsamen Landan¬
griff wird erreicht, durch Herstellung einer einfachen aber sturmfreien An¬
schließung desselben, welche mittelst einer gedeckten Communication mit der
Feste Friedrichsort in Verbindung zu bringen wäre. Die Befestigung der
angegebenen Art würden für die Befestigungswerke selbst etwa 1,390,000
Thlr., für die artilleristische Armirung etwa 660,000 Thlr.. endlich für die
Garnisoneinrichtungen und die Besatzung etwa 300,000 Thlr. ausmachen,
so daß in Summa etwa 2,350,000 Thlr hierfür, und für die ganze Manne¬
anlage 6,150,000 Thlr. nöthig wären.

Gegenüber diesen Aufstellungen des Flottenerweiterungsplanes hat man
sich indessen mit der Zeit überzeugt, daß für den Hauptkriegshafen einer
Macht wie Deutschland überhaupt das denkbar Beste ohne Rücksicht auf die
Kostspieligkeit gewählt werden müsse, und der beste Punkt für eine solche
Anlage ist ohne Zweifel Ell erd cet (gegenüber Kiel), wobei allerdings beide
Ufer der Föhrde zu befestigen sind. Die Wassertiefenverhältnisse sind hier
wenn auch nicht ganz so günstig wie bei Bellevue, so doch noch günstiger
als bei Holtenau. Auch wird die Bucht zwischen Ellerbeck und Wilhelminen-
höhe schon jetzt durch eine Untiefe von nur 15 Fuß Wasser nach Norden ab-



") Die Kosten der eigentlichen Marinebauten sollten nämlich betragen: ^. für Wasser-
bauten und allgemeine Einrichtungen 1.797.000 Thlr.; L. für Hochbauten, Werkstätten. Ma-
gcizine. Wohngebäude innerhalb der Umfassungsmauer des Marineetablisscments 761.000 Thlr.;
(Z, für Hochbauten außerhalb der Umfassungsmauer 465,000 Thlr.; v. zu provisorischen Ein-
richtunge", Ankauf des Bodens, für Aufsicht und Vorarbeiten, unvorhergesehene Fälle u. s. w.
777,000 Thlr.
Grenzboten III. 1868. 27

station aus. Das damit zu verbindende Marineetablissement soll den grö߬
ten Theil des ziemlich geraden Strandes zwischen Friedrichsort und den Voß-
brocker Hügeln bei Holftenau einnehmen: die Gesammtkosten der so beabfich.
tigem Werstanlagen sich auf 3,800,000 Thlr. belaufen.*) Hierzu treten noch
die Kosten für die fortficatorische Sicherstellung des Etablissements. Die kräf¬
tige Vertheidigung der Einfahrt in die Kieler Föhrde wird vollständig erreicht
werden, wenn in erster Linie zu beiden Seiten der Einfahrt in die Bucht
je ein Fort (Braune-Berg und Labö) erbaut, in zweiter Linie die Feste Frie¬
richsort retablirt und an dem gegenüberliegenden Strande eine Batterie
(Miltenort) angelegt wird; diese Werke, gegenwärtig fast ganz vollendet, waren
bereits Ende 1866 mit etwa 200 Geschützen vom kleinsten bis zum größten
Kaliber armirt. Zweiter Hauptzweck ist vollständige Sicherstellung des Hafens
und der Werftenanlagen mit deren Zubehör gegen Bombardement von der
Landseite: hierzu genügen fünf weit genug vorgeschobene schwer armirte Forts,
um die Landbatterien eines gekanteten Feindes in der wünschenswerthen Ent¬
fernung zu halten. Diese 5 Forts fallen jetzt natürlich weg. Der Schutz
des Marineetablissements gegen einen überraschenden gewaltsamen Landan¬
griff wird erreicht, durch Herstellung einer einfachen aber sturmfreien An¬
schließung desselben, welche mittelst einer gedeckten Communication mit der
Feste Friedrichsort in Verbindung zu bringen wäre. Die Befestigung der
angegebenen Art würden für die Befestigungswerke selbst etwa 1,390,000
Thlr., für die artilleristische Armirung etwa 660,000 Thlr.. endlich für die
Garnisoneinrichtungen und die Besatzung etwa 300,000 Thlr. ausmachen,
so daß in Summa etwa 2,350,000 Thlr hierfür, und für die ganze Manne¬
anlage 6,150,000 Thlr. nöthig wären.

Gegenüber diesen Aufstellungen des Flottenerweiterungsplanes hat man
sich indessen mit der Zeit überzeugt, daß für den Hauptkriegshafen einer
Macht wie Deutschland überhaupt das denkbar Beste ohne Rücksicht auf die
Kostspieligkeit gewählt werden müsse, und der beste Punkt für eine solche
Anlage ist ohne Zweifel Ell erd cet (gegenüber Kiel), wobei allerdings beide
Ufer der Föhrde zu befestigen sind. Die Wassertiefenverhältnisse sind hier
wenn auch nicht ganz so günstig wie bei Bellevue, so doch noch günstiger
als bei Holtenau. Auch wird die Bucht zwischen Ellerbeck und Wilhelminen-
höhe schon jetzt durch eine Untiefe von nur 15 Fuß Wasser nach Norden ab-



") Die Kosten der eigentlichen Marinebauten sollten nämlich betragen: ^. für Wasser-
bauten und allgemeine Einrichtungen 1.797.000 Thlr.; L. für Hochbauten, Werkstätten. Ma-
gcizine. Wohngebäude innerhalb der Umfassungsmauer des Marineetablisscments 761.000 Thlr.;
(Z, für Hochbauten außerhalb der Umfassungsmauer 465,000 Thlr.; v. zu provisorischen Ein-
richtunge», Ankauf des Bodens, für Aufsicht und Vorarbeiten, unvorhergesehene Fälle u. s. w.
777,000 Thlr.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/229>, abgerufen am 02.07.2024.