Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

Bild:
<< vorherige Seite

wurde er Erzieher der Neffen Pascals, im Jahre 1666 Priester und 1676
Superior am Seminar. Doch ward er auch verfolgt und abgesetzt und zog sich
nun zu seiner Schwester zurück, wo er noch volle 29 Jahre lebte. Er starb
erst im Februar 1709, 87 Jahre alt. Seine Lebensweise war eine äußerst
mäßige. Er stand spätestens um vier Uhr Morgens auf. und hatte niemals
Feuer im Zimmer, selbst nicht im härtesten Winter. Er ging stets ohne
Kopfbedeckung und machte so oft als möglich das Fenster auf. Alle Jahre
machte er eine Reise nach Port-Royal und zwar stets zu Fuß. Er prophe¬
zeite übrigens unrichtig, als er die Zuversicht aussprach, daß Port-Royal
ewig sein werde.

Von den übrigen Lehrern sind schon Lemaitre und Hamon genannt. Fon¬
taine darf auch nicht vergessen werden. Fast ganz vergessen ist Guyot; den¬
noch war er einer der bedeutendsten Mitarbeiter. Er hat an der Ueber¬
setzung Ciceros mitgeholfen. Endlich war es noch Confect, der sich besonders aus¬
zeichnete. Er war in demselben Jahre und in demselben Orte wie Beaupuis
geboren und etwa ein Monat jünger als dieser. Nach der Zerstörung der
Schulen wurde er Lehrer der Neffen des Cardinals von Fürstenberg und
diesem Prälaten dedicirte er seine "liöglos as 1'eäueation Ass sntants." Sein
Alter verlebte er in Beauvais in ruhiger Einförmigkeit bis zum Jahre 1704.
Confect starb 83 Jahre alt.

Unter den Schülern Port-Royals finden sich viele bekannte Namen wie
du Fosse, Marquis von Adam, de Freske, de Villeneuve, Guene, Gault,
Bagnols, Bernieres, Perier. Bois-Dauphin, Enkel der Frau von sahki ze.
Nicht geglückt war die Erziehung des Herzogs von Monmouth und diejenige
des Ritters von Rohan. Der erstere war der natürliche Sohn Karls II.
und in seinem neunten Jahre nach Frankreich geführt. Rohan hatte das
Schicksal Momnouths, er verlor das Haupt wegen des Verbrechens der Re¬
bellion. Beide waren übrigens nur kurze Zeit in Port-Royal. Einen Gegen¬
satz bildete Stuart d'Auvtgny, Sohn des Herzogs von Lennox und Richmond.
Dieses junge Mitglied einer berühmten schottischen Familie wurde früh nach
Frankreich und Port-Royal gebracht. Sodann wurde er Kanonikus von
Notre-Dame und machte schnell seine Carriere im Kirchendienst. Er starb
aber schon 166S in dem Augenblick als er aus Rom den Cardtnalshut erhielt.

Racine ist der am meisten citirte Schüler Port-Royals, aber der Typus
des wahren Zöglings ist Tillemont. Sebastian Le Nain de Tillemont wurde
am 30. November 1637 zu Paris geboren und kam mit 9 Jahren in die
kleinen Schulen Port-Royals. Er widmete fortan sein ganzes Leben den Stu¬
dien, ohne jemals ein Amt anzunehmen. Tronchai, welcher in den acht
letzten Jahren sein Secretair war, hat "I,g. vis et 1'esprit as N. ac lille-
mont" herausgegeben. Erwähnenswert!) ist seine Berührung mit Rance' und


24 *

wurde er Erzieher der Neffen Pascals, im Jahre 1666 Priester und 1676
Superior am Seminar. Doch ward er auch verfolgt und abgesetzt und zog sich
nun zu seiner Schwester zurück, wo er noch volle 29 Jahre lebte. Er starb
erst im Februar 1709, 87 Jahre alt. Seine Lebensweise war eine äußerst
mäßige. Er stand spätestens um vier Uhr Morgens auf. und hatte niemals
Feuer im Zimmer, selbst nicht im härtesten Winter. Er ging stets ohne
Kopfbedeckung und machte so oft als möglich das Fenster auf. Alle Jahre
machte er eine Reise nach Port-Royal und zwar stets zu Fuß. Er prophe¬
zeite übrigens unrichtig, als er die Zuversicht aussprach, daß Port-Royal
ewig sein werde.

Von den übrigen Lehrern sind schon Lemaitre und Hamon genannt. Fon¬
taine darf auch nicht vergessen werden. Fast ganz vergessen ist Guyot; den¬
noch war er einer der bedeutendsten Mitarbeiter. Er hat an der Ueber¬
setzung Ciceros mitgeholfen. Endlich war es noch Confect, der sich besonders aus¬
zeichnete. Er war in demselben Jahre und in demselben Orte wie Beaupuis
geboren und etwa ein Monat jünger als dieser. Nach der Zerstörung der
Schulen wurde er Lehrer der Neffen des Cardinals von Fürstenberg und
diesem Prälaten dedicirte er seine „liöglos as 1'eäueation Ass sntants." Sein
Alter verlebte er in Beauvais in ruhiger Einförmigkeit bis zum Jahre 1704.
Confect starb 83 Jahre alt.

Unter den Schülern Port-Royals finden sich viele bekannte Namen wie
du Fosse, Marquis von Adam, de Freske, de Villeneuve, Guene, Gault,
Bagnols, Bernieres, Perier. Bois-Dauphin, Enkel der Frau von sahki ze.
Nicht geglückt war die Erziehung des Herzogs von Monmouth und diejenige
des Ritters von Rohan. Der erstere war der natürliche Sohn Karls II.
und in seinem neunten Jahre nach Frankreich geführt. Rohan hatte das
Schicksal Momnouths, er verlor das Haupt wegen des Verbrechens der Re¬
bellion. Beide waren übrigens nur kurze Zeit in Port-Royal. Einen Gegen¬
satz bildete Stuart d'Auvtgny, Sohn des Herzogs von Lennox und Richmond.
Dieses junge Mitglied einer berühmten schottischen Familie wurde früh nach
Frankreich und Port-Royal gebracht. Sodann wurde er Kanonikus von
Notre-Dame und machte schnell seine Carriere im Kirchendienst. Er starb
aber schon 166S in dem Augenblick als er aus Rom den Cardtnalshut erhielt.

Racine ist der am meisten citirte Schüler Port-Royals, aber der Typus
des wahren Zöglings ist Tillemont. Sebastian Le Nain de Tillemont wurde
am 30. November 1637 zu Paris geboren und kam mit 9 Jahren in die
kleinen Schulen Port-Royals. Er widmete fortan sein ganzes Leben den Stu¬
dien, ohne jemals ein Amt anzunehmen. Tronchai, welcher in den acht
letzten Jahren sein Secretair war, hat „I,g. vis et 1'esprit as N. ac lille-
mont" herausgegeben. Erwähnenswert!) ist seine Berührung mit Rance' und


24 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0205" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286917"/>
          <p xml:id="ID_550" prev="#ID_549"> wurde er Erzieher der Neffen Pascals, im Jahre 1666 Priester und 1676<lb/>
Superior am Seminar. Doch ward er auch verfolgt und abgesetzt und zog sich<lb/>
nun zu seiner Schwester zurück, wo er noch volle 29 Jahre lebte. Er starb<lb/>
erst im Februar 1709, 87 Jahre alt. Seine Lebensweise war eine äußerst<lb/>
mäßige. Er stand spätestens um vier Uhr Morgens auf. und hatte niemals<lb/>
Feuer im Zimmer, selbst nicht im härtesten Winter. Er ging stets ohne<lb/>
Kopfbedeckung und machte so oft als möglich das Fenster auf. Alle Jahre<lb/>
machte er eine Reise nach Port-Royal und zwar stets zu Fuß. Er prophe¬<lb/>
zeite übrigens unrichtig, als er die Zuversicht aussprach, daß Port-Royal<lb/>
ewig sein werde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_551"> Von den übrigen Lehrern sind schon Lemaitre und Hamon genannt. Fon¬<lb/>
taine darf auch nicht vergessen werden. Fast ganz vergessen ist Guyot; den¬<lb/>
noch war er einer der bedeutendsten Mitarbeiter. Er hat an der Ueber¬<lb/>
setzung Ciceros mitgeholfen. Endlich war es noch Confect, der sich besonders aus¬<lb/>
zeichnete. Er war in demselben Jahre und in demselben Orte wie Beaupuis<lb/>
geboren und etwa ein Monat jünger als dieser. Nach der Zerstörung der<lb/>
Schulen wurde er Lehrer der Neffen des Cardinals von Fürstenberg und<lb/>
diesem Prälaten dedicirte er seine &#x201E;liöglos as 1'eäueation Ass sntants." Sein<lb/>
Alter verlebte er in Beauvais in ruhiger Einförmigkeit bis zum Jahre 1704.<lb/>
Confect starb 83 Jahre alt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_552"> Unter den Schülern Port-Royals finden sich viele bekannte Namen wie<lb/>
du Fosse, Marquis von Adam, de Freske, de Villeneuve, Guene, Gault,<lb/>
Bagnols, Bernieres, Perier. Bois-Dauphin, Enkel der Frau von sahki ze.<lb/>
Nicht geglückt war die Erziehung des Herzogs von Monmouth und diejenige<lb/>
des Ritters von Rohan. Der erstere war der natürliche Sohn Karls II.<lb/>
und in seinem neunten Jahre nach Frankreich geführt. Rohan hatte das<lb/>
Schicksal Momnouths, er verlor das Haupt wegen des Verbrechens der Re¬<lb/>
bellion. Beide waren übrigens nur kurze Zeit in Port-Royal. Einen Gegen¬<lb/>
satz bildete Stuart d'Auvtgny, Sohn des Herzogs von Lennox und Richmond.<lb/>
Dieses junge Mitglied einer berühmten schottischen Familie wurde früh nach<lb/>
Frankreich und Port-Royal gebracht. Sodann wurde er Kanonikus von<lb/>
Notre-Dame und machte schnell seine Carriere im Kirchendienst. Er starb<lb/>
aber schon 166S in dem Augenblick als er aus Rom den Cardtnalshut erhielt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_553" next="#ID_554"> Racine ist der am meisten citirte Schüler Port-Royals, aber der Typus<lb/>
des wahren Zöglings ist Tillemont. Sebastian Le Nain de Tillemont wurde<lb/>
am 30. November 1637 zu Paris geboren und kam mit 9 Jahren in die<lb/>
kleinen Schulen Port-Royals. Er widmete fortan sein ganzes Leben den Stu¬<lb/>
dien, ohne jemals ein Amt anzunehmen. Tronchai, welcher in den acht<lb/>
letzten Jahren sein Secretair war, hat &#x201E;I,g. vis et 1'esprit as N. ac lille-<lb/>
mont" herausgegeben. Erwähnenswert!) ist seine Berührung mit Rance' und</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 24 *</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0205] wurde er Erzieher der Neffen Pascals, im Jahre 1666 Priester und 1676 Superior am Seminar. Doch ward er auch verfolgt und abgesetzt und zog sich nun zu seiner Schwester zurück, wo er noch volle 29 Jahre lebte. Er starb erst im Februar 1709, 87 Jahre alt. Seine Lebensweise war eine äußerst mäßige. Er stand spätestens um vier Uhr Morgens auf. und hatte niemals Feuer im Zimmer, selbst nicht im härtesten Winter. Er ging stets ohne Kopfbedeckung und machte so oft als möglich das Fenster auf. Alle Jahre machte er eine Reise nach Port-Royal und zwar stets zu Fuß. Er prophe¬ zeite übrigens unrichtig, als er die Zuversicht aussprach, daß Port-Royal ewig sein werde. Von den übrigen Lehrern sind schon Lemaitre und Hamon genannt. Fon¬ taine darf auch nicht vergessen werden. Fast ganz vergessen ist Guyot; den¬ noch war er einer der bedeutendsten Mitarbeiter. Er hat an der Ueber¬ setzung Ciceros mitgeholfen. Endlich war es noch Confect, der sich besonders aus¬ zeichnete. Er war in demselben Jahre und in demselben Orte wie Beaupuis geboren und etwa ein Monat jünger als dieser. Nach der Zerstörung der Schulen wurde er Lehrer der Neffen des Cardinals von Fürstenberg und diesem Prälaten dedicirte er seine „liöglos as 1'eäueation Ass sntants." Sein Alter verlebte er in Beauvais in ruhiger Einförmigkeit bis zum Jahre 1704. Confect starb 83 Jahre alt. Unter den Schülern Port-Royals finden sich viele bekannte Namen wie du Fosse, Marquis von Adam, de Freske, de Villeneuve, Guene, Gault, Bagnols, Bernieres, Perier. Bois-Dauphin, Enkel der Frau von sahki ze. Nicht geglückt war die Erziehung des Herzogs von Monmouth und diejenige des Ritters von Rohan. Der erstere war der natürliche Sohn Karls II. und in seinem neunten Jahre nach Frankreich geführt. Rohan hatte das Schicksal Momnouths, er verlor das Haupt wegen des Verbrechens der Re¬ bellion. Beide waren übrigens nur kurze Zeit in Port-Royal. Einen Gegen¬ satz bildete Stuart d'Auvtgny, Sohn des Herzogs von Lennox und Richmond. Dieses junge Mitglied einer berühmten schottischen Familie wurde früh nach Frankreich und Port-Royal gebracht. Sodann wurde er Kanonikus von Notre-Dame und machte schnell seine Carriere im Kirchendienst. Er starb aber schon 166S in dem Augenblick als er aus Rom den Cardtnalshut erhielt. Racine ist der am meisten citirte Schüler Port-Royals, aber der Typus des wahren Zöglings ist Tillemont. Sebastian Le Nain de Tillemont wurde am 30. November 1637 zu Paris geboren und kam mit 9 Jahren in die kleinen Schulen Port-Royals. Er widmete fortan sein ganzes Leben den Stu¬ dien, ohne jemals ein Amt anzunehmen. Tronchai, welcher in den acht letzten Jahren sein Secretair war, hat „I,g. vis et 1'esprit as N. ac lille- mont" herausgegeben. Erwähnenswert!) ist seine Berührung mit Rance' und 24 *

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/205
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/205>, abgerufen am 02.07.2024.