Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

Bild:
<< vorherige Seite

als einen großen Fehler sowohl gegen die Kirche als gegen den Staat. Port-
Royal nahm daher seine Schüler möglichst jung auf, damit sie noch nicht wo
anders contrastirende Eindrucke empfangen hätten. Beten und arbeiten --
um diese beiden Pole bewegte sich die Erziehungsthättgkeit von Port-Rohal.

Was speciell den Unterricht betrifft, so hatte derselbe eine sprüchwört¬
liche Berühmtheit erlangt. Wir dürfen nur die hauptsächlichsten Werke er¬
wähnen, die aus den Schulen hervorgegangen, wie: 1) Die Logik oder die
Kunst zu denken. 1662. 2) Hrammaire Mnvralö se rai-zoniikö. 1660. 3) Neue
Methode, um die griechische Sprache leicht zu lernen. 16SS. 4) Neue Me¬
thode, um leicht und schnell die lateinische Sprache zu lernen. 1644. 5) Neue
Methode, um leicht und schnell das Italienische zu lernen. 1660. 6) Neue
Methode für das Spanische. 1660. 7) Vier Sammlungen lateinischer, franzö¬
sischer, italienischer und spanischer Poesien. 8) I^'arcum usf racines Zrgeqnes,
misss on vsrs traneius. 1657. 9) UouvWux Juneus Ac 6L0in6trie. 1667. --
Der Autor dieser Schriften ist Lancelot, doch haben an einigen auch.Arnauld,
Nicole und Saci mitgearbeitet. Zur Hilfe für diese Methoden waren nun
für den Schulgebrauch noch angefertigt: die Uebersetzung der Fabeln des
Phädrus. Die Comedien des Terenz, beide 1647. Uouvsll"? rrgäuction äos
va-xtiks 6s Inlands, aveo des modos. 1666. Moralische und politische Briefe
Ciceros an seinen Freund Attikus. 1666. MuvsIIs 1rg.c1uetion ä'un nouveem
rsesuil ach xlus helles lettres <zu" Oio6ron ecrit g, ses amis. 1666- Andere
Briefe Ciceros an seinen Bruder Quintus und an Attikus. 1668 und 1670.
Rouvello traäueticm ach Lueolic^usf as VirZilc;, avec des porös. 1666.
Rechnet man hierzu noch Uebersetzungen aus Virgil und Chrestomathien
aus Martial, Catull, Plautus, Terenz, Horaz :c., so hat man fast alle klas¬
sischen Bücher, welche Port-Royal angehören.

Es ist ein doppelter Ruhm sür Port-Royal, daß nachdem es den Intri¬
guen seiner Gegner gelungen war, die Schulen schließen zu lassen, es nun
durch seine Bücher lehrte und glänzte, und was die Hauptsache ist, diese
Methoden kamen als etwas vollkommenes in den Gebrauch des Publikums,
denn sie waren vorher durch langjährige Praxis erprobt worden. Man muß
'den Zustand des ganzen Unterrichtswesens in jener Zeit überhaupt ins Auge
fassen, um den pädagogischen Werth Port-Royals richtig zu beurtheilen.

Hinsichtlich der Methode finden wir Einiges was an Amos Comenius
und an Pestalozzi erinnert. In Port-Royal galt der Grundsatz, daß man
den Kindern den Unterricht so angenehm als möglich machen müsse, "so an¬
genehm als das Spiel und die Erholungen:" Es ist der natürliche Weg,
ein Hauch von Montaigne ist hier vorübergeweht. Eine zweite methodische
Regel lautete, daß man den Kindern nur vollkommen klare und bestimmte
Begriffe geben dürfe. Ferner waren die Port-Royalisten für einen möglichst


Grenzboten III. 1868. - 24

als einen großen Fehler sowohl gegen die Kirche als gegen den Staat. Port-
Royal nahm daher seine Schüler möglichst jung auf, damit sie noch nicht wo
anders contrastirende Eindrucke empfangen hätten. Beten und arbeiten —
um diese beiden Pole bewegte sich die Erziehungsthättgkeit von Port-Rohal.

Was speciell den Unterricht betrifft, so hatte derselbe eine sprüchwört¬
liche Berühmtheit erlangt. Wir dürfen nur die hauptsächlichsten Werke er¬
wähnen, die aus den Schulen hervorgegangen, wie: 1) Die Logik oder die
Kunst zu denken. 1662. 2) Hrammaire Mnvralö se rai-zoniikö. 1660. 3) Neue
Methode, um die griechische Sprache leicht zu lernen. 16SS. 4) Neue Me¬
thode, um leicht und schnell die lateinische Sprache zu lernen. 1644. 5) Neue
Methode, um leicht und schnell das Italienische zu lernen. 1660. 6) Neue
Methode für das Spanische. 1660. 7) Vier Sammlungen lateinischer, franzö¬
sischer, italienischer und spanischer Poesien. 8) I^'arcum usf racines Zrgeqnes,
misss on vsrs traneius. 1657. 9) UouvWux Juneus Ac 6L0in6trie. 1667. —
Der Autor dieser Schriften ist Lancelot, doch haben an einigen auch.Arnauld,
Nicole und Saci mitgearbeitet. Zur Hilfe für diese Methoden waren nun
für den Schulgebrauch noch angefertigt: die Uebersetzung der Fabeln des
Phädrus. Die Comedien des Terenz, beide 1647. Uouvsll«? rrgäuction äos
va-xtiks 6s Inlands, aveo des modos. 1666. Moralische und politische Briefe
Ciceros an seinen Freund Attikus. 1666. MuvsIIs 1rg.c1uetion ä'un nouveem
rsesuil ach xlus helles lettres <zu« Oio6ron ecrit g, ses amis. 1666- Andere
Briefe Ciceros an seinen Bruder Quintus und an Attikus. 1668 und 1670.
Rouvello traäueticm ach Lueolic^usf as VirZilc;, avec des porös. 1666.
Rechnet man hierzu noch Uebersetzungen aus Virgil und Chrestomathien
aus Martial, Catull, Plautus, Terenz, Horaz :c., so hat man fast alle klas¬
sischen Bücher, welche Port-Royal angehören.

Es ist ein doppelter Ruhm sür Port-Royal, daß nachdem es den Intri¬
guen seiner Gegner gelungen war, die Schulen schließen zu lassen, es nun
durch seine Bücher lehrte und glänzte, und was die Hauptsache ist, diese
Methoden kamen als etwas vollkommenes in den Gebrauch des Publikums,
denn sie waren vorher durch langjährige Praxis erprobt worden. Man muß
'den Zustand des ganzen Unterrichtswesens in jener Zeit überhaupt ins Auge
fassen, um den pädagogischen Werth Port-Royals richtig zu beurtheilen.

Hinsichtlich der Methode finden wir Einiges was an Amos Comenius
und an Pestalozzi erinnert. In Port-Royal galt der Grundsatz, daß man
den Kindern den Unterricht so angenehm als möglich machen müsse, „so an¬
genehm als das Spiel und die Erholungen:" Es ist der natürliche Weg,
ein Hauch von Montaigne ist hier vorübergeweht. Eine zweite methodische
Regel lautete, daß man den Kindern nur vollkommen klare und bestimmte
Begriffe geben dürfe. Ferner waren die Port-Royalisten für einen möglichst


Grenzboten III. 1868. - 24
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0203" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286915"/>
          <p xml:id="ID_541" prev="#ID_540"> als einen großen Fehler sowohl gegen die Kirche als gegen den Staat. Port-<lb/>
Royal nahm daher seine Schüler möglichst jung auf, damit sie noch nicht wo<lb/>
anders contrastirende Eindrucke empfangen hätten. Beten und arbeiten &#x2014;<lb/>
um diese beiden Pole bewegte sich die Erziehungsthättgkeit von Port-Rohal.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_542"> Was speciell den Unterricht betrifft, so hatte derselbe eine sprüchwört¬<lb/>
liche Berühmtheit erlangt. Wir dürfen nur die hauptsächlichsten Werke er¬<lb/>
wähnen, die aus den Schulen hervorgegangen, wie: 1) Die Logik oder die<lb/>
Kunst zu denken. 1662. 2) Hrammaire Mnvralö se rai-zoniikö. 1660. 3) Neue<lb/>
Methode, um die griechische Sprache leicht zu lernen. 16SS. 4) Neue Me¬<lb/>
thode, um leicht und schnell die lateinische Sprache zu lernen. 1644. 5) Neue<lb/>
Methode, um leicht und schnell das Italienische zu lernen. 1660. 6) Neue<lb/>
Methode für das Spanische. 1660. 7) Vier Sammlungen lateinischer, franzö¬<lb/>
sischer, italienischer und spanischer Poesien. 8) I^'arcum usf racines Zrgeqnes,<lb/>
misss on vsrs traneius. 1657. 9) UouvWux Juneus Ac 6L0in6trie. 1667. &#x2014;<lb/>
Der Autor dieser Schriften ist Lancelot, doch haben an einigen auch.Arnauld,<lb/>
Nicole und Saci mitgearbeitet. Zur Hilfe für diese Methoden waren nun<lb/>
für den Schulgebrauch noch angefertigt: die Uebersetzung der Fabeln des<lb/>
Phädrus. Die Comedien des Terenz, beide 1647. Uouvsll«? rrgäuction äos<lb/>
va-xtiks 6s Inlands, aveo des modos. 1666. Moralische und politische Briefe<lb/>
Ciceros an seinen Freund Attikus. 1666. MuvsIIs 1rg.c1uetion ä'un nouveem<lb/>
rsesuil ach xlus helles lettres &lt;zu« Oio6ron ecrit g, ses amis. 1666- Andere<lb/>
Briefe Ciceros an seinen Bruder Quintus und an Attikus. 1668 und 1670.<lb/>
Rouvello traäueticm ach Lueolic^usf as VirZilc;, avec des porös. 1666.<lb/>
Rechnet man hierzu noch Uebersetzungen aus Virgil und Chrestomathien<lb/>
aus Martial, Catull, Plautus, Terenz, Horaz :c., so hat man fast alle klas¬<lb/>
sischen Bücher, welche Port-Royal angehören.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_543"> Es ist ein doppelter Ruhm sür Port-Royal, daß nachdem es den Intri¬<lb/>
guen seiner Gegner gelungen war, die Schulen schließen zu lassen, es nun<lb/>
durch seine Bücher lehrte und glänzte, und was die Hauptsache ist, diese<lb/>
Methoden kamen als etwas vollkommenes in den Gebrauch des Publikums,<lb/>
denn sie waren vorher durch langjährige Praxis erprobt worden. Man muß<lb/>
'den Zustand des ganzen Unterrichtswesens in jener Zeit überhaupt ins Auge<lb/>
fassen, um den pädagogischen Werth Port-Royals richtig zu beurtheilen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_544" next="#ID_545"> Hinsichtlich der Methode finden wir Einiges was an Amos Comenius<lb/>
und an Pestalozzi erinnert. In Port-Royal galt der Grundsatz, daß man<lb/>
den Kindern den Unterricht so angenehm als möglich machen müsse, &#x201E;so an¬<lb/>
genehm als das Spiel und die Erholungen:" Es ist der natürliche Weg,<lb/>
ein Hauch von Montaigne ist hier vorübergeweht. Eine zweite methodische<lb/>
Regel lautete, daß man den Kindern nur vollkommen klare und bestimmte<lb/>
Begriffe geben dürfe. Ferner waren die Port-Royalisten für einen möglichst</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 1868. - 24</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0203] als einen großen Fehler sowohl gegen die Kirche als gegen den Staat. Port- Royal nahm daher seine Schüler möglichst jung auf, damit sie noch nicht wo anders contrastirende Eindrucke empfangen hätten. Beten und arbeiten — um diese beiden Pole bewegte sich die Erziehungsthättgkeit von Port-Rohal. Was speciell den Unterricht betrifft, so hatte derselbe eine sprüchwört¬ liche Berühmtheit erlangt. Wir dürfen nur die hauptsächlichsten Werke er¬ wähnen, die aus den Schulen hervorgegangen, wie: 1) Die Logik oder die Kunst zu denken. 1662. 2) Hrammaire Mnvralö se rai-zoniikö. 1660. 3) Neue Methode, um die griechische Sprache leicht zu lernen. 16SS. 4) Neue Me¬ thode, um leicht und schnell die lateinische Sprache zu lernen. 1644. 5) Neue Methode, um leicht und schnell das Italienische zu lernen. 1660. 6) Neue Methode für das Spanische. 1660. 7) Vier Sammlungen lateinischer, franzö¬ sischer, italienischer und spanischer Poesien. 8) I^'arcum usf racines Zrgeqnes, misss on vsrs traneius. 1657. 9) UouvWux Juneus Ac 6L0in6trie. 1667. — Der Autor dieser Schriften ist Lancelot, doch haben an einigen auch.Arnauld, Nicole und Saci mitgearbeitet. Zur Hilfe für diese Methoden waren nun für den Schulgebrauch noch angefertigt: die Uebersetzung der Fabeln des Phädrus. Die Comedien des Terenz, beide 1647. Uouvsll«? rrgäuction äos va-xtiks 6s Inlands, aveo des modos. 1666. Moralische und politische Briefe Ciceros an seinen Freund Attikus. 1666. MuvsIIs 1rg.c1uetion ä'un nouveem rsesuil ach xlus helles lettres <zu« Oio6ron ecrit g, ses amis. 1666- Andere Briefe Ciceros an seinen Bruder Quintus und an Attikus. 1668 und 1670. Rouvello traäueticm ach Lueolic^usf as VirZilc;, avec des porös. 1666. Rechnet man hierzu noch Uebersetzungen aus Virgil und Chrestomathien aus Martial, Catull, Plautus, Terenz, Horaz :c., so hat man fast alle klas¬ sischen Bücher, welche Port-Royal angehören. Es ist ein doppelter Ruhm sür Port-Royal, daß nachdem es den Intri¬ guen seiner Gegner gelungen war, die Schulen schließen zu lassen, es nun durch seine Bücher lehrte und glänzte, und was die Hauptsache ist, diese Methoden kamen als etwas vollkommenes in den Gebrauch des Publikums, denn sie waren vorher durch langjährige Praxis erprobt worden. Man muß 'den Zustand des ganzen Unterrichtswesens in jener Zeit überhaupt ins Auge fassen, um den pädagogischen Werth Port-Royals richtig zu beurtheilen. Hinsichtlich der Methode finden wir Einiges was an Amos Comenius und an Pestalozzi erinnert. In Port-Royal galt der Grundsatz, daß man den Kindern den Unterricht so angenehm als möglich machen müsse, „so an¬ genehm als das Spiel und die Erholungen:" Es ist der natürliche Weg, ein Hauch von Montaigne ist hier vorübergeweht. Eine zweite methodische Regel lautete, daß man den Kindern nur vollkommen klare und bestimmte Begriffe geben dürfe. Ferner waren die Port-Royalisten für einen möglichst Grenzboten III. 1868. - 24

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/203
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/203>, abgerufen am 02.07.2024.