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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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rechte heran, und es nähert sich demselben schließlich mit einer vorspringenden
Spitze auf Gewehrschußweite. Auf dieser Spitze ist die kleine Festung (die
"alte Seebatterie") Friedrichsort gelegen, die unter der dänischen Herr¬
schaft, soviel sich bei einem kurzen Ueberblick erkennen läßt, aus einem ein¬
fachen bastionirten Viereck oder Fünfeck mit Ravelinen, einigen, Contregar-
den und hohen rasenbedeckten Erdwällen nebst einem nassen, theilweise durch
die See ersetzten Graben bestand und deren Inneres außer Pulvermagazinen
nur kleine Gruppen einfacher niedriger, einstöckiger Häuser enthält, die eben
nur für die Garnison und die dazu gehörigen Civilfamilien ausreichen, und
einen ähnlich dürftigen Eindruck machen, wie z. B.,das Innere von Weichsel¬
münde oder von Peschiera am Ausfluß des Mincio aus dem Gardasee.
Uebrigens hat man von hier aus einen reizenden Rückblick auf die blanke
Föhrde mit Kiel und seinem malerischen alten spitzen Thurm am äußersten
Ende. Hier bei Friedrichsort kann die Hafeneinfahrt durch Batterien in Ver¬
bindung mit unterseeischen Sperrungen vollständig geschlossen und gesichert
werden: von diesem Punkte aus entfernen sich die Ufer wieder sehr schnell
von einander und gestatten den freiesten Blick nach dem Feuer von Bull
und in die offene Ostsee hinaus; beim Leuchtthurm von Bull ist das Fahr¬
wasser bei 9--10 -Faden Tiefe eine Viertelmeile breit.*) Drüben liegen auf
den am meisten vorspringenden Landspitzen in geringer Entfernung die Strand¬
forts von Möltenort und Labö, die erst unter preußischer Herrschaft ange¬
legt, aber bereits vollendet und mit gezogenen 72Pfündern (210 Pfd. Ge¬
schoßgewicht) armirt sind. Bei den drei genannten Orten (aber nicht auf
dem Braunen Berge -- vgl. unten) waren schon im ersten Schleswig holsteinischen
Kriege 1848--1831 kleinere Schanzen aufgeworfen worden, die jetzt durch
die weit stärkeren Werke ersetzt sind. Diese beiden Forts bekommen außer¬
dem, wie bemerkt, durch zwei andere (namentlich auch eins bei Schrevenborn)
und wohl auch noch durch ein starkes Kernwerk, Rückendeckung. Dann hat das
rechte Ufer der Föhrde am Eingang fünf starke Werke: das linke Ufer aber
wird nicht minder stark befestigt durch die Erweiterung und Verstärkung von
Friedrichsort und dann namentlich durch das mit 12 gezogenen 72Pfün-
dern armirte, auf dem Braunen Berge, der von Friedrichsort seewärts
liegt und das letztere gegen die umliegenden dominirenden Höhen deckt.
Dieses 1864 begonnene Fort, an welchem immer noch gearbeitet wird, er¬
hielt wie Friedrichsort seine Armirung meist aus Magdeburg, von wo die
Geschütze auf der Bahn kamen, und vom Bahnhof durch das Kanonenboot
"Habicht" nach den Hafenbefestigungen gebracht wurden., Dieses Fort aus



') Natürlicherweise wird die Hafeneinfahrt bei Friedrichsort nicht blos auf dem Unken,
sondern auch auf dem rechten Ufer der Föhrde durch Forts gesperrt.
Grenzboterr III. 1868. 18 .

rechte heran, und es nähert sich demselben schließlich mit einer vorspringenden
Spitze auf Gewehrschußweite. Auf dieser Spitze ist die kleine Festung (die
„alte Seebatterie") Friedrichsort gelegen, die unter der dänischen Herr¬
schaft, soviel sich bei einem kurzen Ueberblick erkennen läßt, aus einem ein¬
fachen bastionirten Viereck oder Fünfeck mit Ravelinen, einigen, Contregar-
den und hohen rasenbedeckten Erdwällen nebst einem nassen, theilweise durch
die See ersetzten Graben bestand und deren Inneres außer Pulvermagazinen
nur kleine Gruppen einfacher niedriger, einstöckiger Häuser enthält, die eben
nur für die Garnison und die dazu gehörigen Civilfamilien ausreichen, und
einen ähnlich dürftigen Eindruck machen, wie z. B.,das Innere von Weichsel¬
münde oder von Peschiera am Ausfluß des Mincio aus dem Gardasee.
Uebrigens hat man von hier aus einen reizenden Rückblick auf die blanke
Föhrde mit Kiel und seinem malerischen alten spitzen Thurm am äußersten
Ende. Hier bei Friedrichsort kann die Hafeneinfahrt durch Batterien in Ver¬
bindung mit unterseeischen Sperrungen vollständig geschlossen und gesichert
werden: von diesem Punkte aus entfernen sich die Ufer wieder sehr schnell
von einander und gestatten den freiesten Blick nach dem Feuer von Bull
und in die offene Ostsee hinaus; beim Leuchtthurm von Bull ist das Fahr¬
wasser bei 9—10 -Faden Tiefe eine Viertelmeile breit.*) Drüben liegen auf
den am meisten vorspringenden Landspitzen in geringer Entfernung die Strand¬
forts von Möltenort und Labö, die erst unter preußischer Herrschaft ange¬
legt, aber bereits vollendet und mit gezogenen 72Pfündern (210 Pfd. Ge¬
schoßgewicht) armirt sind. Bei den drei genannten Orten (aber nicht auf
dem Braunen Berge — vgl. unten) waren schon im ersten Schleswig holsteinischen
Kriege 1848—1831 kleinere Schanzen aufgeworfen worden, die jetzt durch
die weit stärkeren Werke ersetzt sind. Diese beiden Forts bekommen außer¬
dem, wie bemerkt, durch zwei andere (namentlich auch eins bei Schrevenborn)
und wohl auch noch durch ein starkes Kernwerk, Rückendeckung. Dann hat das
rechte Ufer der Föhrde am Eingang fünf starke Werke: das linke Ufer aber
wird nicht minder stark befestigt durch die Erweiterung und Verstärkung von
Friedrichsort und dann namentlich durch das mit 12 gezogenen 72Pfün-
dern armirte, auf dem Braunen Berge, der von Friedrichsort seewärts
liegt und das letztere gegen die umliegenden dominirenden Höhen deckt.
Dieses 1864 begonnene Fort, an welchem immer noch gearbeitet wird, er¬
hielt wie Friedrichsort seine Armirung meist aus Magdeburg, von wo die
Geschütze auf der Bahn kamen, und vom Bahnhof durch das Kanonenboot
„Habicht" nach den Hafenbefestigungen gebracht wurden., Dieses Fort aus



') Natürlicherweise wird die Hafeneinfahrt bei Friedrichsort nicht blos auf dem Unken,
sondern auch auf dem rechten Ufer der Föhrde durch Forts gesperrt.
Grenzboterr III. 1868. 18 .
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[0153] rechte heran, und es nähert sich demselben schließlich mit einer vorspringenden Spitze auf Gewehrschußweite. Auf dieser Spitze ist die kleine Festung (die „alte Seebatterie") Friedrichsort gelegen, die unter der dänischen Herr¬ schaft, soviel sich bei einem kurzen Ueberblick erkennen läßt, aus einem ein¬ fachen bastionirten Viereck oder Fünfeck mit Ravelinen, einigen, Contregar- den und hohen rasenbedeckten Erdwällen nebst einem nassen, theilweise durch die See ersetzten Graben bestand und deren Inneres außer Pulvermagazinen nur kleine Gruppen einfacher niedriger, einstöckiger Häuser enthält, die eben nur für die Garnison und die dazu gehörigen Civilfamilien ausreichen, und einen ähnlich dürftigen Eindruck machen, wie z. B.,das Innere von Weichsel¬ münde oder von Peschiera am Ausfluß des Mincio aus dem Gardasee. Uebrigens hat man von hier aus einen reizenden Rückblick auf die blanke Föhrde mit Kiel und seinem malerischen alten spitzen Thurm am äußersten Ende. Hier bei Friedrichsort kann die Hafeneinfahrt durch Batterien in Ver¬ bindung mit unterseeischen Sperrungen vollständig geschlossen und gesichert werden: von diesem Punkte aus entfernen sich die Ufer wieder sehr schnell von einander und gestatten den freiesten Blick nach dem Feuer von Bull und in die offene Ostsee hinaus; beim Leuchtthurm von Bull ist das Fahr¬ wasser bei 9—10 -Faden Tiefe eine Viertelmeile breit.*) Drüben liegen auf den am meisten vorspringenden Landspitzen in geringer Entfernung die Strand¬ forts von Möltenort und Labö, die erst unter preußischer Herrschaft ange¬ legt, aber bereits vollendet und mit gezogenen 72Pfündern (210 Pfd. Ge¬ schoßgewicht) armirt sind. Bei den drei genannten Orten (aber nicht auf dem Braunen Berge — vgl. unten) waren schon im ersten Schleswig holsteinischen Kriege 1848—1831 kleinere Schanzen aufgeworfen worden, die jetzt durch die weit stärkeren Werke ersetzt sind. Diese beiden Forts bekommen außer¬ dem, wie bemerkt, durch zwei andere (namentlich auch eins bei Schrevenborn) und wohl auch noch durch ein starkes Kernwerk, Rückendeckung. Dann hat das rechte Ufer der Föhrde am Eingang fünf starke Werke: das linke Ufer aber wird nicht minder stark befestigt durch die Erweiterung und Verstärkung von Friedrichsort und dann namentlich durch das mit 12 gezogenen 72Pfün- dern armirte, auf dem Braunen Berge, der von Friedrichsort seewärts liegt und das letztere gegen die umliegenden dominirenden Höhen deckt. Dieses 1864 begonnene Fort, an welchem immer noch gearbeitet wird, er¬ hielt wie Friedrichsort seine Armirung meist aus Magdeburg, von wo die Geschütze auf der Bahn kamen, und vom Bahnhof durch das Kanonenboot „Habicht" nach den Hafenbefestigungen gebracht wurden., Dieses Fort aus ') Natürlicherweise wird die Hafeneinfahrt bei Friedrichsort nicht blos auf dem Unken, sondern auch auf dem rechten Ufer der Föhrde durch Forts gesperrt. Grenzboterr III. 1868. 18 .

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/153>, abgerufen am 02.07.2024.