Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Linien der Rune beschaute, welche et den Anfangsbuchstaben des Riesen¬
mannes tliurs darstellen, die ungefügen Glieder der Frost und Reisthursen
leibhaftig dabei sich haben recken sehn.




Gunsens Denkwürdigkeiten.

^ Nsmoir ok IZaron IZrmson, Zrg.^vn ebisklv trollt kainilv pg-x-or" b? KI" viäov
^ranLös L^roness lZunson. I><znSon 1868. 2. vol.

Seit langer Zeit hat die Memoirenliteratur keine so anziehende Be¬
reicherung erfahren als sie durch das vorliegende Werk über Josias von
Bunsen geboten wird. Dasselbe soll demnächst auch in deutscher Ausgabe
erscheinen, welche unstreitig in manchem Betracht den Vorzug verdienen wird,
weil die meisten mitgetheilten Briefe und Papiere Bunsens deutsch geschrieben
wurden. Nichtsdestoweniger möchten wir die Aufmerksamkeit unserer Leser
auf die englische Version dieses Werkes lenken.

Die beiden Bände beanspruchen nicht eine vollständige Biographie zu
geben; aber es wird in ihnen ein reiches und beachtenswerthes Material
für die Zeitgeschichte geboten und vor allem tritt uns das Bild des Mannes,
von dem gehandelt wird, klar und voll entgegen. Es ist das Werk der
liebevollen Gefährtin seines Lebens, der er kurz vor seinem Tode sagte:
"Schreibe die Geschichte unsres gemeinsamen Lebens, Du hast die Kraft
dazu, mißtraue nur Dir selbst nicht" -- und sie hat die Aufgabe würdig
durchgeführt.

Christian Carl Josias Bunsen wurde am 25. August 17-91 zu Corbach
im Fürstentum Waldeck geboren. Sein Vater, der früher in der holländischen
Armee gedient hatte, zog sich später nach seinem Geburtsort zurück, wo er
von einer kleinen Pension und dem Copiren von Acten lebte; er war ein
Mann von strengster Rechtlichkeit und ernstem christlichen Glauben, gegen
allen äußern Schein gleichgültig, und in gleichem Geiste erzog er seinen
einzigen Sohn, der ihm spät in zweiter Ehe geboren ward. Die Mutter
scheint keine Frau von Bedeutung gewesen zu sein und in sofern ist Bunsen
eine Ausnahme von der Regel, nach welcher bedeutende Männer ihren
Müttern die meiste Förderung verdanken. Der erziehende weibliche Einfluß
aber fehlte ihm darum nicht, er fand ihn in seiner 18 Jahre ältern Halb¬
schwester Christiane, an der der Bruder stets mit großer Zärtlichkeit hing.
Ihre Briefe und die Aufzeichnungen von Jugendfreunden schildern ihn als


14*

Linien der Rune beschaute, welche et den Anfangsbuchstaben des Riesen¬
mannes tliurs darstellen, die ungefügen Glieder der Frost und Reisthursen
leibhaftig dabei sich haben recken sehn.




Gunsens Denkwürdigkeiten.

^ Nsmoir ok IZaron IZrmson, Zrg.^vn ebisklv trollt kainilv pg-x-or» b? KI» viäov
^ranLös L^roness lZunson. I><znSon 1868. 2. vol.

Seit langer Zeit hat die Memoirenliteratur keine so anziehende Be¬
reicherung erfahren als sie durch das vorliegende Werk über Josias von
Bunsen geboten wird. Dasselbe soll demnächst auch in deutscher Ausgabe
erscheinen, welche unstreitig in manchem Betracht den Vorzug verdienen wird,
weil die meisten mitgetheilten Briefe und Papiere Bunsens deutsch geschrieben
wurden. Nichtsdestoweniger möchten wir die Aufmerksamkeit unserer Leser
auf die englische Version dieses Werkes lenken.

Die beiden Bände beanspruchen nicht eine vollständige Biographie zu
geben; aber es wird in ihnen ein reiches und beachtenswerthes Material
für die Zeitgeschichte geboten und vor allem tritt uns das Bild des Mannes,
von dem gehandelt wird, klar und voll entgegen. Es ist das Werk der
liebevollen Gefährtin seines Lebens, der er kurz vor seinem Tode sagte:
„Schreibe die Geschichte unsres gemeinsamen Lebens, Du hast die Kraft
dazu, mißtraue nur Dir selbst nicht" — und sie hat die Aufgabe würdig
durchgeführt.

Christian Carl Josias Bunsen wurde am 25. August 17-91 zu Corbach
im Fürstentum Waldeck geboren. Sein Vater, der früher in der holländischen
Armee gedient hatte, zog sich später nach seinem Geburtsort zurück, wo er
von einer kleinen Pension und dem Copiren von Acten lebte; er war ein
Mann von strengster Rechtlichkeit und ernstem christlichen Glauben, gegen
allen äußern Schein gleichgültig, und in gleichem Geiste erzog er seinen
einzigen Sohn, der ihm spät in zweiter Ehe geboren ward. Die Mutter
scheint keine Frau von Bedeutung gewesen zu sein und in sofern ist Bunsen
eine Ausnahme von der Regel, nach welcher bedeutende Männer ihren
Müttern die meiste Förderung verdanken. Der erziehende weibliche Einfluß
aber fehlte ihm darum nicht, er fand ihn in seiner 18 Jahre ältern Halb¬
schwester Christiane, an der der Bruder stets mit großer Zärtlichkeit hing.
Ihre Briefe und die Aufzeichnungen von Jugendfreunden schildern ihn als


14*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0121" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286833"/>
          <p xml:id="ID_306" prev="#ID_305"> Linien der Rune beschaute, welche et den Anfangsbuchstaben des Riesen¬<lb/>
mannes tliurs darstellen, die ungefügen Glieder der Frost und Reisthursen<lb/>
leibhaftig dabei sich haben recken sehn.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Gunsens Denkwürdigkeiten.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_307"> ^ Nsmoir ok IZaron IZrmson,  Zrg.^vn ebisklv trollt kainilv pg-x-or» b? KI» viäov<lb/>
^ranLös L^roness lZunson.  I&gt;&lt;znSon 1868. 2. vol.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_308"> Seit langer Zeit hat die Memoirenliteratur keine so anziehende Be¬<lb/>
reicherung erfahren als sie durch das vorliegende Werk über Josias von<lb/>
Bunsen geboten wird. Dasselbe soll demnächst auch in deutscher Ausgabe<lb/>
erscheinen, welche unstreitig in manchem Betracht den Vorzug verdienen wird,<lb/>
weil die meisten mitgetheilten Briefe und Papiere Bunsens deutsch geschrieben<lb/>
wurden. Nichtsdestoweniger möchten wir die Aufmerksamkeit unserer Leser<lb/>
auf die englische Version dieses Werkes lenken.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_309"> Die beiden Bände beanspruchen nicht eine vollständige Biographie zu<lb/>
geben; aber es wird in ihnen ein reiches und beachtenswerthes Material<lb/>
für die Zeitgeschichte geboten und vor allem tritt uns das Bild des Mannes,<lb/>
von dem gehandelt wird, klar und voll entgegen. Es ist das Werk der<lb/>
liebevollen Gefährtin seines Lebens, der er kurz vor seinem Tode sagte:<lb/>
&#x201E;Schreibe die Geschichte unsres gemeinsamen Lebens, Du hast die Kraft<lb/>
dazu, mißtraue nur Dir selbst nicht" &#x2014; und sie hat die Aufgabe würdig<lb/>
durchgeführt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_310" next="#ID_311"> Christian Carl Josias Bunsen wurde am 25. August 17-91 zu Corbach<lb/>
im Fürstentum Waldeck geboren. Sein Vater, der früher in der holländischen<lb/>
Armee gedient hatte, zog sich später nach seinem Geburtsort zurück, wo er<lb/>
von einer kleinen Pension und dem Copiren von Acten lebte; er war ein<lb/>
Mann von strengster Rechtlichkeit und ernstem christlichen Glauben, gegen<lb/>
allen äußern Schein gleichgültig, und in gleichem Geiste erzog er seinen<lb/>
einzigen Sohn, der ihm spät in zweiter Ehe geboren ward. Die Mutter<lb/>
scheint keine Frau von Bedeutung gewesen zu sein und in sofern ist Bunsen<lb/>
eine Ausnahme von der Regel, nach welcher bedeutende Männer ihren<lb/>
Müttern die meiste Förderung verdanken. Der erziehende weibliche Einfluß<lb/>
aber fehlte ihm darum nicht, er fand ihn in seiner 18 Jahre ältern Halb¬<lb/>
schwester Christiane, an der der Bruder stets mit großer Zärtlichkeit hing.<lb/>
Ihre Briefe und die Aufzeichnungen von Jugendfreunden schildern ihn als</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 14*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0121] Linien der Rune beschaute, welche et den Anfangsbuchstaben des Riesen¬ mannes tliurs darstellen, die ungefügen Glieder der Frost und Reisthursen leibhaftig dabei sich haben recken sehn. Gunsens Denkwürdigkeiten. ^ Nsmoir ok IZaron IZrmson, Zrg.^vn ebisklv trollt kainilv pg-x-or» b? KI» viäov ^ranLös L^roness lZunson. I><znSon 1868. 2. vol. Seit langer Zeit hat die Memoirenliteratur keine so anziehende Be¬ reicherung erfahren als sie durch das vorliegende Werk über Josias von Bunsen geboten wird. Dasselbe soll demnächst auch in deutscher Ausgabe erscheinen, welche unstreitig in manchem Betracht den Vorzug verdienen wird, weil die meisten mitgetheilten Briefe und Papiere Bunsens deutsch geschrieben wurden. Nichtsdestoweniger möchten wir die Aufmerksamkeit unserer Leser auf die englische Version dieses Werkes lenken. Die beiden Bände beanspruchen nicht eine vollständige Biographie zu geben; aber es wird in ihnen ein reiches und beachtenswerthes Material für die Zeitgeschichte geboten und vor allem tritt uns das Bild des Mannes, von dem gehandelt wird, klar und voll entgegen. Es ist das Werk der liebevollen Gefährtin seines Lebens, der er kurz vor seinem Tode sagte: „Schreibe die Geschichte unsres gemeinsamen Lebens, Du hast die Kraft dazu, mißtraue nur Dir selbst nicht" — und sie hat die Aufgabe würdig durchgeführt. Christian Carl Josias Bunsen wurde am 25. August 17-91 zu Corbach im Fürstentum Waldeck geboren. Sein Vater, der früher in der holländischen Armee gedient hatte, zog sich später nach seinem Geburtsort zurück, wo er von einer kleinen Pension und dem Copiren von Acten lebte; er war ein Mann von strengster Rechtlichkeit und ernstem christlichen Glauben, gegen allen äußern Schein gleichgültig, und in gleichem Geiste erzog er seinen einzigen Sohn, der ihm spät in zweiter Ehe geboren ward. Die Mutter scheint keine Frau von Bedeutung gewesen zu sein und in sofern ist Bunsen eine Ausnahme von der Regel, nach welcher bedeutende Männer ihren Müttern die meiste Förderung verdanken. Der erziehende weibliche Einfluß aber fehlte ihm darum nicht, er fand ihn in seiner 18 Jahre ältern Halb¬ schwester Christiane, an der der Bruder stets mit großer Zärtlichkeit hing. Ihre Briefe und die Aufzeichnungen von Jugendfreunden schildern ihn als 14*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/121
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/121>, abgerufen am 02.07.2024.