Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.Seite zu hauen pflegten, trotz der schweren Geschützausrüstung. Das letztere Seite zu hauen pflegten, trotz der schweren Geschützausrüstung. Das letztere <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0062" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117068"/> <p xml:id="ID_173" prev="#ID_172" next="#ID_174"> Seite zu hauen pflegten, trotz der schweren Geschützausrüstung. Das letztere<lb/> ist offenbar auch bei der Fregatte „Friedrich Carl" der Fall gewesen, welche<lb/> eben zu steif war. Aber den Fehler dürfen wir wohl weniger darin suchen,<lb/> daß das Schiff überhaupt ein Panzerschiff ist, als vielmehr in der Stauung,<lb/> der augenblicklichen Gewichtsvertheilung. Der erwähnte Eisenballast soll<lb/> nämlich nicht in der Batterie, an den Stellen, wohin die Geschütze kommen,<lb/> sondern wie gewöhnlich unten im Raum befestigt gewesen sein, sodaß seine<lb/> Schwere doppelt wirken mußte, einmal, indem sie oben fehlte, wo sie statt der<lb/> Geschütze sein sollte, dann indem sie unten das Schiff noch steifer machte. Der<lb/> hieraus folgenden übermäßigen Steifheit war nun einzig die Takelage im<lb/> Stande das Gegengewicht zu halten, und wirklich bezeugt auch der Brief eines<lb/> Augenzeugen, daß die Fregatte, nachdem man die unteren Schratsegel und<lb/> die Marssegel gesetzt, weit ruhiger lief, indem der Segeldruck sie auf einer<lb/> Seite liegend erhielt. Daß die Takelage zu hoch gewesen, darf man be-<lb/> zweifeln, da dieselbe überhaupt für Kriegsschiffe nicht leicht zu hoch und<lb/> gefährlich ist. Denn Kriegsschiffe haben bei ihrer verhältnißmäßig zahlreichen<lb/> Bemannung immer die Möglichkeit, bei schwerem Wetter die Stengen zu<lb/> streichen, d. h. eine Mastverlängerung herunterzunehmen, wie es Kauffahrer<lb/> sehr, oft thun, wenn sie in Ballast segeln. Vielmehr genügte die Takelage<lb/> noch nicht einmal, um das fehlende Geschützgewicht zu ersetzen: durch das<lb/> heftige Schlingern (seitliche Bewegung) reckten sich daher die Warten, die den<lb/> Mast nach den Flanken haltenden Taue, aus, und da dieselben aus Draht<lb/> bestanden, konnten sie offenbar nicht genügend festgesetzt, d. h. nachgespannt<lb/> werden, Ueberhaupt haben Drahttaue, obgleich nicht unbedeutend stärker als<lb/> gleich schwere Hanftaue, und unverbrennbar, doch den großen Nachtheil, daß<lb/> sie, einmal locker geworden, sich nicht gut wieder festsetzen lassen. Es möch¬<lb/> ten deshalb fast Hauswänden vorzuziehen sein, namentlich wenn sie, wie im<lb/> Mittelmeer, mit Klappläufern festgesetzt sind: sie werden, obwohl brennbar,<lb/> durch in der Luft crevirende Granaten nicht leicht in Brand gesteckt; sind<lb/> sie aber durch Brand eines Segels oder des Rumpfs gefährdet, so muß<lb/> doch der Spritzenschlauch helfen, wie auf der Nymphe im Gefecht bei Jas-<lb/> mund. — Sobald die Warten locker waren, bekamen natürlich die Masten<lb/> bei dem heftigen Schleudern noch mehr auszuhalten, wobei Stützung der¬<lb/> selben mit Takeln beiderseits wenig half: und außerdem erwies sich jetzt<lb/> auch das Material der Eisenplatten, aus welchen die hohlen Masten gefertigt<lb/> waren, als zu schwach, und da dem Eisenmast, auch wenn er stärker ist als<lb/> ein Holzmast, die Elasticität des letzteren sehlt, namentlich wenn er innen<lb/> Winkeleisen von kreuzförmigem Querschnitt hat, so begann beim Fockmast<lb/> die Vernietung zweier Platten nachzugeben. Um den Mast zu erleichtern,<lb/> nahm man sein Marssegel ein, verlor aber dadurch die Stütze des Windes;</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0062]
Seite zu hauen pflegten, trotz der schweren Geschützausrüstung. Das letztere
ist offenbar auch bei der Fregatte „Friedrich Carl" der Fall gewesen, welche
eben zu steif war. Aber den Fehler dürfen wir wohl weniger darin suchen,
daß das Schiff überhaupt ein Panzerschiff ist, als vielmehr in der Stauung,
der augenblicklichen Gewichtsvertheilung. Der erwähnte Eisenballast soll
nämlich nicht in der Batterie, an den Stellen, wohin die Geschütze kommen,
sondern wie gewöhnlich unten im Raum befestigt gewesen sein, sodaß seine
Schwere doppelt wirken mußte, einmal, indem sie oben fehlte, wo sie statt der
Geschütze sein sollte, dann indem sie unten das Schiff noch steifer machte. Der
hieraus folgenden übermäßigen Steifheit war nun einzig die Takelage im
Stande das Gegengewicht zu halten, und wirklich bezeugt auch der Brief eines
Augenzeugen, daß die Fregatte, nachdem man die unteren Schratsegel und
die Marssegel gesetzt, weit ruhiger lief, indem der Segeldruck sie auf einer
Seite liegend erhielt. Daß die Takelage zu hoch gewesen, darf man be-
zweifeln, da dieselbe überhaupt für Kriegsschiffe nicht leicht zu hoch und
gefährlich ist. Denn Kriegsschiffe haben bei ihrer verhältnißmäßig zahlreichen
Bemannung immer die Möglichkeit, bei schwerem Wetter die Stengen zu
streichen, d. h. eine Mastverlängerung herunterzunehmen, wie es Kauffahrer
sehr, oft thun, wenn sie in Ballast segeln. Vielmehr genügte die Takelage
noch nicht einmal, um das fehlende Geschützgewicht zu ersetzen: durch das
heftige Schlingern (seitliche Bewegung) reckten sich daher die Warten, die den
Mast nach den Flanken haltenden Taue, aus, und da dieselben aus Draht
bestanden, konnten sie offenbar nicht genügend festgesetzt, d. h. nachgespannt
werden, Ueberhaupt haben Drahttaue, obgleich nicht unbedeutend stärker als
gleich schwere Hanftaue, und unverbrennbar, doch den großen Nachtheil, daß
sie, einmal locker geworden, sich nicht gut wieder festsetzen lassen. Es möch¬
ten deshalb fast Hauswänden vorzuziehen sein, namentlich wenn sie, wie im
Mittelmeer, mit Klappläufern festgesetzt sind: sie werden, obwohl brennbar,
durch in der Luft crevirende Granaten nicht leicht in Brand gesteckt; sind
sie aber durch Brand eines Segels oder des Rumpfs gefährdet, so muß
doch der Spritzenschlauch helfen, wie auf der Nymphe im Gefecht bei Jas-
mund. — Sobald die Warten locker waren, bekamen natürlich die Masten
bei dem heftigen Schleudern noch mehr auszuhalten, wobei Stützung der¬
selben mit Takeln beiderseits wenig half: und außerdem erwies sich jetzt
auch das Material der Eisenplatten, aus welchen die hohlen Masten gefertigt
waren, als zu schwach, und da dem Eisenmast, auch wenn er stärker ist als
ein Holzmast, die Elasticität des letzteren sehlt, namentlich wenn er innen
Winkeleisen von kreuzförmigem Querschnitt hat, so begann beim Fockmast
die Vernietung zweier Platten nachzugeben. Um den Mast zu erleichtern,
nahm man sein Marssegel ein, verlor aber dadurch die Stütze des Windes;
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