Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.storbenen Mannes nicht aus dem Sinne brachte und von einem Priester in Zunächst ging er nach Miltenberg, um mit den Seinigen für den Den Main und Rhein herab fuhr Johannes zu Schiff bei günstigem 62*
storbenen Mannes nicht aus dem Sinne brachte und von einem Priester in Zunächst ging er nach Miltenberg, um mit den Seinigen für den Den Main und Rhein herab fuhr Johannes zu Schiff bei günstigem 62*
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storbenen Mannes nicht aus dem Sinne brachte und von einem Priester in
Aschaffenburg die prophetische Verheißung erhalten hatte, er werde in Erfüllung
gehen, flehte den Abt fußfällig an, er möge ihren Sohn zum Geistlichen sich
bilden lassen. Erwies die Frau hart und streng zurück, aber heimgekehrt in sein
Kloster, fühlte er sich doch beunruhigt, ließ den Laienbruder kommen und forderte
ihn freundlich auf, sich gegen ihn auszusprechen. So ermuthigt, legt ihm
Johannes seine Noth, seine Wünsche und seine Zweifel so aufrichtig dar, daß
der Prälat nun ihm selbst zuredete, wieder auf die Schule zu gehen und
standhaft sein Vorhaben zu Ende zu führen.
Zunächst ging er nach Miltenberg, um mit den Seinigen für den
längeren Aufenthalt in Deventer das Nöthige zu berathen und zu rüsten.
Er fand den biedern Stiefvater bereit, alles für ihn zu thun, was in seinen
Kräften stand, ja sein Eifer, ihm zu helfen, führte noch eine heftige Familien¬
scene herbei. Er hatte fünf Gulden für ihn zusammengebracht und verlangte
nun von der Frau, daß sie einen Gulden, den sie von ihrem seligen Manne
als Morgengabe erhalten hatte, ihm auch noch geben sollte. Als sie sich
dessen beharrlich weigerte, weil sie dem Johann bereits einen heimlich erspar¬
ten Gulden zugesteckt hatte, gerieth er in einen solchen Zorn, daß er sich
thätlich an der Frau vergriff. Johannes, der vergeblich die» Eltern ausein¬
ander zu bringen versuchte, stürzte auf die Straße hinaus und betheuerte
weinend, um solchen Preis wolle er nicht auf die Schule ziehen, nicht Geist¬
licher werden. Der Vater, rasch zur Besinnung gebracht, eilte ihm nach und
holte ihn wieder herein; der Friede wurde hergestellt und die Mutter rückte
mit dem Gulden heraus, den der Sohn ihr beim Abschied schweigend in die
Hand drückte.
Den Main und Rhein herab fuhr Johannes zu Schiff bei günstigem
Wetter in neun Tagen nach Deventer. Hegius nahm den wiederkehren¬
den als letzten Schüler in seine Schule ause denn fünf Monate daraus starb
(1498) der allverehrte Mann, dessen letztes Dictamen ein Lobgedicht auf sein
geliebtes Deventer war, aufrichtig und tief betrauert, auch von unserm Jo¬
hannes, der von ihm in einer andern Schrift eine Charakteristik entwirft,
während er sich bier begnügt, ehrende Zeugnisse in Versen und Prosa von
Männern, die besser wären als er, zusammenzustellen, von Erasmus, Agri-
^via, Mus. Hobing und Hermann von dem Busche. Gern erführe
Man nun genaueres über die Einrichtung der Schule, über Lehrmethode und
Disciplin, über das Leben der Lehrer und Schüler, allein leider hat Johan¬
nes seine Studien in Deventer nicht so eingehend geschildert, als die Irr¬
fahrten seiner Jugend; der regelmäßige, stufenweise fortschreitende Gang
des Unterrichts bot der Erinnerung und der Erzählung ungleich weniger
Neiz dar. Leicht wurde es ihm dort nicht. Die Prüfung beim Rector führte
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