Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

schnittliche Beschränkung jedes Cyclus auf je 6 Vorlesungen von ca. IV-
Stunden bringt diese Schwierigkeit von selbst hervor. Die bisher begonne¬
nen Curse sind der über chemische Technologie (mit Versuchen) von Professor
Buff gehaltene, der über Farbenlehre mit Rücksicht auf die Gewerbe von
Professor Dr. Rosenthal und der über die Geschichte der Kunstgewerbe und
ihre Aesthetik mit Benutzung der Sammlungen des Museums von Dr. Julius
Lessing. Sämmtliche Vorlesungen jedes Cyclus sind für ein Eintrittsgeld von
1 Thaler dem Publikum zugänglich. Für den Besuch der Sammlungen ist
ein ziemlich niedriges Eintrittsgeld angesetzt, das zwischen IV" Sgr. bis
5 Sgr. an den verschiedenen Wochentagen variirt.

Das ist die bisherige Geschichte und der gegenwärtige Stand des "deut¬
schen Gewerbemuseums" zu Berlin. Aus einem glücklichen Gedanken, einem
allgemeinen Bedürfniß, und seiner Erkenntniß hervorgegangen, haben seine
Begründer sich auf das von der Wirklichkeit gegebene Maß zu beschränken
verstanden, haben mit richtigem Takt das zunächst Erreichbare ergriffen, ohne
an der weitern Entwicklung in größerem Sinne darum zu verzagen. Die
Mittel erscheinen gut und richtig gewählt, um in stetiger Arbeit die Mängel,
an welchen unsere Kunstindustrie krankt, zu heilen, das ganze Unternehmen
macht jetzt, in diesem frühen Stadium seiner Existenz, durchweg den Eindruck
gesunder Lebensfähigkeit und gedeihlicher Zukunft. Was es aber, um dieser
gewiß zu sein, nicht entbehren kann, ist eine bei weitem lebhaftere thätige
Theilnahme des Volks, aller Classen des Staats, als die ihm bisher bewiesene.
Die dieser Sache etwa zubringenden Opfer gehören zu denen, welche sich
sicher lohnen und zurückerstatten an die ganze bürgerliche Gemeinschaft, als
Bildung, Ehre bei Fremden und durch jene directen praktischen Vortheile,
welche eine höhere Entwicklung der Kunstgewerbe großen Bevölkerungen zu¬
führt. Möge dem Unternehmen solche Theilnahme im reichsten Maße werden.




Die Bedeutung der böhmischen WenzelsKrone.

In der Session des böhmischen Landtages vom November 1866 bis
März 1866 stellte der Historiker Const. Höfler bei Gelegenheit der Debatte
über die Restaurirung der Burg Karlstein (bei Prag) den Antrag, es möchte
statt des üblichen Ausdruckes "Krone des si. Wenzel" der correctere Aus¬
druck "Krone des Königreichs Böhmen" gebraucht werden. Bei der Majo¬
rität, über welche damals die föderalistisch-nationale Partei im böhmischen
Landtage gebot, ist dieser Antrag Höflers natürlich gefallen.


Grenzboten I. 1868. 54

schnittliche Beschränkung jedes Cyclus auf je 6 Vorlesungen von ca. IV-
Stunden bringt diese Schwierigkeit von selbst hervor. Die bisher begonne¬
nen Curse sind der über chemische Technologie (mit Versuchen) von Professor
Buff gehaltene, der über Farbenlehre mit Rücksicht auf die Gewerbe von
Professor Dr. Rosenthal und der über die Geschichte der Kunstgewerbe und
ihre Aesthetik mit Benutzung der Sammlungen des Museums von Dr. Julius
Lessing. Sämmtliche Vorlesungen jedes Cyclus sind für ein Eintrittsgeld von
1 Thaler dem Publikum zugänglich. Für den Besuch der Sammlungen ist
ein ziemlich niedriges Eintrittsgeld angesetzt, das zwischen IV» Sgr. bis
5 Sgr. an den verschiedenen Wochentagen variirt.

Das ist die bisherige Geschichte und der gegenwärtige Stand des „deut¬
schen Gewerbemuseums" zu Berlin. Aus einem glücklichen Gedanken, einem
allgemeinen Bedürfniß, und seiner Erkenntniß hervorgegangen, haben seine
Begründer sich auf das von der Wirklichkeit gegebene Maß zu beschränken
verstanden, haben mit richtigem Takt das zunächst Erreichbare ergriffen, ohne
an der weitern Entwicklung in größerem Sinne darum zu verzagen. Die
Mittel erscheinen gut und richtig gewählt, um in stetiger Arbeit die Mängel,
an welchen unsere Kunstindustrie krankt, zu heilen, das ganze Unternehmen
macht jetzt, in diesem frühen Stadium seiner Existenz, durchweg den Eindruck
gesunder Lebensfähigkeit und gedeihlicher Zukunft. Was es aber, um dieser
gewiß zu sein, nicht entbehren kann, ist eine bei weitem lebhaftere thätige
Theilnahme des Volks, aller Classen des Staats, als die ihm bisher bewiesene.
Die dieser Sache etwa zubringenden Opfer gehören zu denen, welche sich
sicher lohnen und zurückerstatten an die ganze bürgerliche Gemeinschaft, als
Bildung, Ehre bei Fremden und durch jene directen praktischen Vortheile,
welche eine höhere Entwicklung der Kunstgewerbe großen Bevölkerungen zu¬
führt. Möge dem Unternehmen solche Theilnahme im reichsten Maße werden.




Die Bedeutung der böhmischen WenzelsKrone.

In der Session des böhmischen Landtages vom November 1866 bis
März 1866 stellte der Historiker Const. Höfler bei Gelegenheit der Debatte
über die Restaurirung der Burg Karlstein (bei Prag) den Antrag, es möchte
statt des üblichen Ausdruckes „Krone des si. Wenzel" der correctere Aus¬
druck „Krone des Königreichs Böhmen" gebraucht werden. Bei der Majo¬
rität, über welche damals die föderalistisch-nationale Partei im böhmischen
Landtage gebot, ist dieser Antrag Höflers natürlich gefallen.


Grenzboten I. 1868. 54
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0433" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117437"/>
            <p xml:id="ID_1408" prev="#ID_1407"> schnittliche Beschränkung jedes Cyclus auf je 6 Vorlesungen von ca. IV-<lb/>
Stunden bringt diese Schwierigkeit von selbst hervor. Die bisher begonne¬<lb/>
nen Curse sind der über chemische Technologie (mit Versuchen) von Professor<lb/>
Buff gehaltene, der über Farbenlehre mit Rücksicht auf die Gewerbe von<lb/>
Professor Dr. Rosenthal und der über die Geschichte der Kunstgewerbe und<lb/>
ihre Aesthetik mit Benutzung der Sammlungen des Museums von Dr. Julius<lb/>
Lessing. Sämmtliche Vorlesungen jedes Cyclus sind für ein Eintrittsgeld von<lb/>
1 Thaler dem Publikum zugänglich. Für den Besuch der Sammlungen ist<lb/>
ein ziemlich niedriges Eintrittsgeld angesetzt, das zwischen IV» Sgr. bis<lb/>
5 Sgr. an den verschiedenen Wochentagen variirt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1409"> Das ist die bisherige Geschichte und der gegenwärtige Stand des &#x201E;deut¬<lb/>
schen Gewerbemuseums" zu Berlin. Aus einem glücklichen Gedanken, einem<lb/>
allgemeinen Bedürfniß, und seiner Erkenntniß hervorgegangen, haben seine<lb/>
Begründer sich auf das von der Wirklichkeit gegebene Maß zu beschränken<lb/>
verstanden, haben mit richtigem Takt das zunächst Erreichbare ergriffen, ohne<lb/>
an der weitern Entwicklung in größerem Sinne darum zu verzagen. Die<lb/>
Mittel erscheinen gut und richtig gewählt, um in stetiger Arbeit die Mängel,<lb/>
an welchen unsere Kunstindustrie krankt, zu heilen, das ganze Unternehmen<lb/>
macht jetzt, in diesem frühen Stadium seiner Existenz, durchweg den Eindruck<lb/>
gesunder Lebensfähigkeit und gedeihlicher Zukunft. Was es aber, um dieser<lb/>
gewiß zu sein, nicht entbehren kann, ist eine bei weitem lebhaftere thätige<lb/>
Theilnahme des Volks, aller Classen des Staats, als die ihm bisher bewiesene.<lb/>
Die dieser Sache etwa zubringenden Opfer gehören zu denen, welche sich<lb/>
sicher lohnen und zurückerstatten an die ganze bürgerliche Gemeinschaft, als<lb/>
Bildung, Ehre bei Fremden und durch jene directen praktischen Vortheile,<lb/>
welche eine höhere Entwicklung der Kunstgewerbe großen Bevölkerungen zu¬<lb/>
führt. Möge dem Unternehmen solche Theilnahme im reichsten Maße werden.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Bedeutung der böhmischen WenzelsKrone.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1410"> In der Session des böhmischen Landtages vom November 1866 bis<lb/>
März 1866 stellte der Historiker Const. Höfler bei Gelegenheit der Debatte<lb/>
über die Restaurirung der Burg Karlstein (bei Prag) den Antrag, es möchte<lb/>
statt des üblichen Ausdruckes &#x201E;Krone des si. Wenzel" der correctere Aus¬<lb/>
druck &#x201E;Krone des Königreichs Böhmen" gebraucht werden. Bei der Majo¬<lb/>
rität, über welche damals die föderalistisch-nationale Partei im böhmischen<lb/>
Landtage gebot, ist dieser Antrag Höflers natürlich gefallen.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I. 1868. 54</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0433] schnittliche Beschränkung jedes Cyclus auf je 6 Vorlesungen von ca. IV- Stunden bringt diese Schwierigkeit von selbst hervor. Die bisher begonne¬ nen Curse sind der über chemische Technologie (mit Versuchen) von Professor Buff gehaltene, der über Farbenlehre mit Rücksicht auf die Gewerbe von Professor Dr. Rosenthal und der über die Geschichte der Kunstgewerbe und ihre Aesthetik mit Benutzung der Sammlungen des Museums von Dr. Julius Lessing. Sämmtliche Vorlesungen jedes Cyclus sind für ein Eintrittsgeld von 1 Thaler dem Publikum zugänglich. Für den Besuch der Sammlungen ist ein ziemlich niedriges Eintrittsgeld angesetzt, das zwischen IV» Sgr. bis 5 Sgr. an den verschiedenen Wochentagen variirt. Das ist die bisherige Geschichte und der gegenwärtige Stand des „deut¬ schen Gewerbemuseums" zu Berlin. Aus einem glücklichen Gedanken, einem allgemeinen Bedürfniß, und seiner Erkenntniß hervorgegangen, haben seine Begründer sich auf das von der Wirklichkeit gegebene Maß zu beschränken verstanden, haben mit richtigem Takt das zunächst Erreichbare ergriffen, ohne an der weitern Entwicklung in größerem Sinne darum zu verzagen. Die Mittel erscheinen gut und richtig gewählt, um in stetiger Arbeit die Mängel, an welchen unsere Kunstindustrie krankt, zu heilen, das ganze Unternehmen macht jetzt, in diesem frühen Stadium seiner Existenz, durchweg den Eindruck gesunder Lebensfähigkeit und gedeihlicher Zukunft. Was es aber, um dieser gewiß zu sein, nicht entbehren kann, ist eine bei weitem lebhaftere thätige Theilnahme des Volks, aller Classen des Staats, als die ihm bisher bewiesene. Die dieser Sache etwa zubringenden Opfer gehören zu denen, welche sich sicher lohnen und zurückerstatten an die ganze bürgerliche Gemeinschaft, als Bildung, Ehre bei Fremden und durch jene directen praktischen Vortheile, welche eine höhere Entwicklung der Kunstgewerbe großen Bevölkerungen zu¬ führt. Möge dem Unternehmen solche Theilnahme im reichsten Maße werden. Die Bedeutung der böhmischen WenzelsKrone. In der Session des böhmischen Landtages vom November 1866 bis März 1866 stellte der Historiker Const. Höfler bei Gelegenheit der Debatte über die Restaurirung der Burg Karlstein (bei Prag) den Antrag, es möchte statt des üblichen Ausdruckes „Krone des si. Wenzel" der correctere Aus¬ druck „Krone des Königreichs Böhmen" gebraucht werden. Bei der Majo¬ rität, über welche damals die föderalistisch-nationale Partei im böhmischen Landtage gebot, ist dieser Antrag Höflers natürlich gefallen. Grenzboten I. 1868. 54

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/433
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/433>, abgerufen am 29.06.2024.