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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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oberen Ring oder vielmehr seine Ueberbleibsel bei jedem Thurm von vorn
und hinten her genügend stutzen, und in dem ganzen Tunnel über dem Ober¬
deck ist dann weiter nichts beweglich, als der einzige ganz bleibende Mittel¬
ring auf jeder Drehscheibe mit seinen beiden Geschützmündungen. Es ist also
die Feuerfähigkeit der Drehscheibe vollständig wie beim Thurm ausgenutzt,
trotzdem aber die Solidität des Ganzen viel größer als beim Thurm- oder
Kuppelsystem. -- Sollten übrigens die nach den Flanken überragenden Theile
des Oberrings, (die man ja beliebig stark machen kann), trotzdem noch der
Stützung bedürfen, so kann man hier außerhalb des Rings eine oder zwei
massive, sehr starke Eisenstützen anbringen, und unter die Rahmlafetten noch
einen zweiten Rahmen mit Querschienen unterlegen, welcher jedem Geschütz
soviel Seitenabweichung zu nehmen gestattet, als die Dicke der Stütze be¬
trägt. Die Drehscheibe liegt so niedrig im Tunnel (und die Lafette ist so
hoch), daß man unter der Mündung des Geschützes hindurch gehn kann.
Uebrigens halten wir es, wenn wir auch bisher immer wie beim Thurm¬
system zwei Geschütze auf jeder Drehscheibe angenommen haben, dennoch für
besser, jeder Drehscheibe nur ein Geschütz zu geben, diese aber so klein zu
machen als irgend möglich, Das Geschütz muß mit seinem Schwerpunkt ge¬
nau über dem Mittelpunkt der Drehscheibe ruhen, wodurch die Solidität
des Ganzen sehr gewinnt: keineswegs aber darf es nach der Geschützpforte
zu excentrisch stehn, wie es mit Rücksicht auf den Rücklauf bei manchen Thurm"
schiffen der Fall ist. Vielmehr muß der Abstand von der Geschützpforte bi.s
zum Schwerpunkt genau ebenso groß sein als der übrige Theil der Kanone
mit dem Hinteren Nahmentheil zusammen, und die Steigung des letzteren
muß so groß sein, daß der Rücklauf in einer gleich großen Distanz wie
zwischen Mündung und Schwerpunkt von selbst aufhört, wodurch außerdem
die Pereussionskrafr des Geschosses erhöht wird, wahrend sür das Einbringen
des Geschosses beim Hinterlader mittelst einer Gier schon ein paar Fuß ge¬
nügen, viel weniger als bei den Vorderladern der amerikanischen Mo¬
nitors. Steht dann nur ein Geschütz auf der Drehscheibe, so genügt
der Raum an den Seiten für die Mannschaft (die Wände müssen dann
mit Blech gegen Abfliegen der Panzerbolzen und dann noch innen mit
Filz bekleide: sein, um das Dröhnen beim Anschlag feindlicher Geschosse
zu mildern); der Durchmesser der Drehscheibe aber reducirt sich auf 16--17',
das Panzergewicht erhält so eine weit bessere Lage, die das Arbeiten des
Schiffs sehr vermindert, und außerdem wird kein Geschütz durch die Bedienung
des andern behelligt. Mittelring und Drehscheibe (Lafette) werden, wie be¬
merkt, im Gefecht durch Eisenbügel fest verbunden, und bilden dann ein ge¬
nügendes Gesammtgewicht, um durch ihr Trägheitsmoment den Anprall feind¬
licher Schüsse ebenso auf ein unschädliches Minimum zu reduciren, wie es die


oberen Ring oder vielmehr seine Ueberbleibsel bei jedem Thurm von vorn
und hinten her genügend stutzen, und in dem ganzen Tunnel über dem Ober¬
deck ist dann weiter nichts beweglich, als der einzige ganz bleibende Mittel¬
ring auf jeder Drehscheibe mit seinen beiden Geschützmündungen. Es ist also
die Feuerfähigkeit der Drehscheibe vollständig wie beim Thurm ausgenutzt,
trotzdem aber die Solidität des Ganzen viel größer als beim Thurm- oder
Kuppelsystem. — Sollten übrigens die nach den Flanken überragenden Theile
des Oberrings, (die man ja beliebig stark machen kann), trotzdem noch der
Stützung bedürfen, so kann man hier außerhalb des Rings eine oder zwei
massive, sehr starke Eisenstützen anbringen, und unter die Rahmlafetten noch
einen zweiten Rahmen mit Querschienen unterlegen, welcher jedem Geschütz
soviel Seitenabweichung zu nehmen gestattet, als die Dicke der Stütze be¬
trägt. Die Drehscheibe liegt so niedrig im Tunnel (und die Lafette ist so
hoch), daß man unter der Mündung des Geschützes hindurch gehn kann.
Uebrigens halten wir es, wenn wir auch bisher immer wie beim Thurm¬
system zwei Geschütze auf jeder Drehscheibe angenommen haben, dennoch für
besser, jeder Drehscheibe nur ein Geschütz zu geben, diese aber so klein zu
machen als irgend möglich, Das Geschütz muß mit seinem Schwerpunkt ge¬
nau über dem Mittelpunkt der Drehscheibe ruhen, wodurch die Solidität
des Ganzen sehr gewinnt: keineswegs aber darf es nach der Geschützpforte
zu excentrisch stehn, wie es mit Rücksicht auf den Rücklauf bei manchen Thurm«
schiffen der Fall ist. Vielmehr muß der Abstand von der Geschützpforte bi.s
zum Schwerpunkt genau ebenso groß sein als der übrige Theil der Kanone
mit dem Hinteren Nahmentheil zusammen, und die Steigung des letzteren
muß so groß sein, daß der Rücklauf in einer gleich großen Distanz wie
zwischen Mündung und Schwerpunkt von selbst aufhört, wodurch außerdem
die Pereussionskrafr des Geschosses erhöht wird, wahrend sür das Einbringen
des Geschosses beim Hinterlader mittelst einer Gier schon ein paar Fuß ge¬
nügen, viel weniger als bei den Vorderladern der amerikanischen Mo¬
nitors. Steht dann nur ein Geschütz auf der Drehscheibe, so genügt
der Raum an den Seiten für die Mannschaft (die Wände müssen dann
mit Blech gegen Abfliegen der Panzerbolzen und dann noch innen mit
Filz bekleide: sein, um das Dröhnen beim Anschlag feindlicher Geschosse
zu mildern); der Durchmesser der Drehscheibe aber reducirt sich auf 16—17',
das Panzergewicht erhält so eine weit bessere Lage, die das Arbeiten des
Schiffs sehr vermindert, und außerdem wird kein Geschütz durch die Bedienung
des andern behelligt. Mittelring und Drehscheibe (Lafette) werden, wie be¬
merkt, im Gefecht durch Eisenbügel fest verbunden, und bilden dann ein ge¬
nügendes Gesammtgewicht, um durch ihr Trägheitsmoment den Anprall feind¬
licher Schüsse ebenso auf ein unschädliches Minimum zu reduciren, wie es die


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[0232] oberen Ring oder vielmehr seine Ueberbleibsel bei jedem Thurm von vorn und hinten her genügend stutzen, und in dem ganzen Tunnel über dem Ober¬ deck ist dann weiter nichts beweglich, als der einzige ganz bleibende Mittel¬ ring auf jeder Drehscheibe mit seinen beiden Geschützmündungen. Es ist also die Feuerfähigkeit der Drehscheibe vollständig wie beim Thurm ausgenutzt, trotzdem aber die Solidität des Ganzen viel größer als beim Thurm- oder Kuppelsystem. — Sollten übrigens die nach den Flanken überragenden Theile des Oberrings, (die man ja beliebig stark machen kann), trotzdem noch der Stützung bedürfen, so kann man hier außerhalb des Rings eine oder zwei massive, sehr starke Eisenstützen anbringen, und unter die Rahmlafetten noch einen zweiten Rahmen mit Querschienen unterlegen, welcher jedem Geschütz soviel Seitenabweichung zu nehmen gestattet, als die Dicke der Stütze be¬ trägt. Die Drehscheibe liegt so niedrig im Tunnel (und die Lafette ist so hoch), daß man unter der Mündung des Geschützes hindurch gehn kann. Uebrigens halten wir es, wenn wir auch bisher immer wie beim Thurm¬ system zwei Geschütze auf jeder Drehscheibe angenommen haben, dennoch für besser, jeder Drehscheibe nur ein Geschütz zu geben, diese aber so klein zu machen als irgend möglich, Das Geschütz muß mit seinem Schwerpunkt ge¬ nau über dem Mittelpunkt der Drehscheibe ruhen, wodurch die Solidität des Ganzen sehr gewinnt: keineswegs aber darf es nach der Geschützpforte zu excentrisch stehn, wie es mit Rücksicht auf den Rücklauf bei manchen Thurm« schiffen der Fall ist. Vielmehr muß der Abstand von der Geschützpforte bi.s zum Schwerpunkt genau ebenso groß sein als der übrige Theil der Kanone mit dem Hinteren Nahmentheil zusammen, und die Steigung des letzteren muß so groß sein, daß der Rücklauf in einer gleich großen Distanz wie zwischen Mündung und Schwerpunkt von selbst aufhört, wodurch außerdem die Pereussionskrafr des Geschosses erhöht wird, wahrend sür das Einbringen des Geschosses beim Hinterlader mittelst einer Gier schon ein paar Fuß ge¬ nügen, viel weniger als bei den Vorderladern der amerikanischen Mo¬ nitors. Steht dann nur ein Geschütz auf der Drehscheibe, so genügt der Raum an den Seiten für die Mannschaft (die Wände müssen dann mit Blech gegen Abfliegen der Panzerbolzen und dann noch innen mit Filz bekleide: sein, um das Dröhnen beim Anschlag feindlicher Geschosse zu mildern); der Durchmesser der Drehscheibe aber reducirt sich auf 16—17', das Panzergewicht erhält so eine weit bessere Lage, die das Arbeiten des Schiffs sehr vermindert, und außerdem wird kein Geschütz durch die Bedienung des andern behelligt. Mittelring und Drehscheibe (Lafette) werden, wie be¬ merkt, im Gefecht durch Eisenbügel fest verbunden, und bilden dann ein ge¬ nügendes Gesammtgewicht, um durch ihr Trägheitsmoment den Anprall feind¬ licher Schüsse ebenso auf ein unschädliches Minimum zu reduciren, wie es die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/232>, abgerufen am 05.02.2025.