Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Bewegungen des Schiffs nach vorn, nach rückwärts oder während des Still¬
stehens die Maschine stets in gleichmäßigem Gange bleibt und bloß die Aus¬
flußröhren anders gestellt werden, was sich vom Commandantenthurm aus
bewirken läßt und das Schiff für das Manövriren ganz in die Hand des
Capitäns gibt, ein Vortheil, der namentlich für Widderschiffe überaus wich¬
tig ist. Die Nachtheile des Prinzips sind dagegen folgende. Der Motor,
welcher aus das Wasser außerhalb des Schiffs wirkt, also hier der Spritzen-
strahl, ist kein fester, sondern ein flüssiger Körper, kann also nie so stark
wirken und das Schiff so schnell machen, wie z. B. die festen Platten des
Patentschaufelrades. Ferner liegen die Ausflußröhren bei der "Waterwitch"
ganz über Wasser (die Unterkante gerade in der Wasserlinie), sind also trotz
der Panzerung dem Verbiegen durch Schüsse des Feindes ausgesetzt, und
wirken außerdem nur auf die obere leichte Wasserschicht, nicht auf die
schwereren unteren Wasserschichten. Auch die Erwartung, daß der Spritzen¬
strahl, wenn er in ganz kleinem Winkel auf die Wasserfläche auftrifft, den¬
selben Widerstand finden soll, wie eine auf dem Wasser ricochettirende Ka¬
nonenkugel, dürfte sich nur bei ganz glatter See realisiren, während schon
die kleinsten Wellen bedeutend hindern müssen und außerdem die Verände¬
rung des Tiefgangs infolge des Kohlenverbrauchs störend wirkt. Aber auch
bei den günstigsten Verhältnissen, wie bei der Admiralitätsprobefahrt in
Stokes Bay am 9. Aug. 1867, erreicht die "Waterwitch" infolge der gerin¬
gen Consistenz ihres Propellers nur 9,233 Knoten Schnelligkeit und macht
den ganzen Kreis in 4 Min. 10 See., die Drehung um die Achse in 6 Min.
46 See.', während das Zwillingsschrauben-Panzerkanonenboot "Viper" trotz
seines größeren Tiefganges und trotz seiner um 2 Fuß geringeren Länge
9,333 Knoten Schnelligkeit erreichte, und ebenso den vollen Kreis in 3 Min.
20 See., die Drehung in 3 Min. 7 See. beschrieb. Der Vortheil für das
Wenden des Schiffs, welchen zwei von einander unabhängige Motoren auf bei¬
den Seiten des Schiffs haben, wird auch dadurch geschwächt, daß die drehende
Kraft in der Mitte, nicht an den Enden des Schiffs wirkt. Beim Schlingern
Zeitlichen Schwanken) des Fahrzeugs muß außerdem der Querschnitt der
Ausflußröhren, sobald diese unter Wasser kommen, in letzterem nach vorn
großen Widerstand finden. Ebenso halten wir es für unzweckmäßig, daß
das Wasser durch den Boden des Schiffs eintritt. Denn durch den Zug,
welcher im Canal entsteht, wird das Schiff mit Nothwendigkeit vorn nieder¬
gedrückt, und während ein Theil der Maschinenkraft zum Einsaugen des
Wassers dient, also sür das Ausspritzen nicht zur Wirkung kommt, muß die
Maschine die ganze Bugfläche ohne jede Verminderung durch das Wasser
pressen.

Diese letzteren Uebelstände können aber nach unserer Meinung vermieden


Bewegungen des Schiffs nach vorn, nach rückwärts oder während des Still¬
stehens die Maschine stets in gleichmäßigem Gange bleibt und bloß die Aus¬
flußröhren anders gestellt werden, was sich vom Commandantenthurm aus
bewirken läßt und das Schiff für das Manövriren ganz in die Hand des
Capitäns gibt, ein Vortheil, der namentlich für Widderschiffe überaus wich¬
tig ist. Die Nachtheile des Prinzips sind dagegen folgende. Der Motor,
welcher aus das Wasser außerhalb des Schiffs wirkt, also hier der Spritzen-
strahl, ist kein fester, sondern ein flüssiger Körper, kann also nie so stark
wirken und das Schiff so schnell machen, wie z. B. die festen Platten des
Patentschaufelrades. Ferner liegen die Ausflußröhren bei der „Waterwitch"
ganz über Wasser (die Unterkante gerade in der Wasserlinie), sind also trotz
der Panzerung dem Verbiegen durch Schüsse des Feindes ausgesetzt, und
wirken außerdem nur auf die obere leichte Wasserschicht, nicht auf die
schwereren unteren Wasserschichten. Auch die Erwartung, daß der Spritzen¬
strahl, wenn er in ganz kleinem Winkel auf die Wasserfläche auftrifft, den¬
selben Widerstand finden soll, wie eine auf dem Wasser ricochettirende Ka¬
nonenkugel, dürfte sich nur bei ganz glatter See realisiren, während schon
die kleinsten Wellen bedeutend hindern müssen und außerdem die Verände¬
rung des Tiefgangs infolge des Kohlenverbrauchs störend wirkt. Aber auch
bei den günstigsten Verhältnissen, wie bei der Admiralitätsprobefahrt in
Stokes Bay am 9. Aug. 1867, erreicht die „Waterwitch" infolge der gerin¬
gen Consistenz ihres Propellers nur 9,233 Knoten Schnelligkeit und macht
den ganzen Kreis in 4 Min. 10 See., die Drehung um die Achse in 6 Min.
46 See.', während das Zwillingsschrauben-Panzerkanonenboot „Viper" trotz
seines größeren Tiefganges und trotz seiner um 2 Fuß geringeren Länge
9,333 Knoten Schnelligkeit erreichte, und ebenso den vollen Kreis in 3 Min.
20 See., die Drehung in 3 Min. 7 See. beschrieb. Der Vortheil für das
Wenden des Schiffs, welchen zwei von einander unabhängige Motoren auf bei¬
den Seiten des Schiffs haben, wird auch dadurch geschwächt, daß die drehende
Kraft in der Mitte, nicht an den Enden des Schiffs wirkt. Beim Schlingern
Zeitlichen Schwanken) des Fahrzeugs muß außerdem der Querschnitt der
Ausflußröhren, sobald diese unter Wasser kommen, in letzterem nach vorn
großen Widerstand finden. Ebenso halten wir es für unzweckmäßig, daß
das Wasser durch den Boden des Schiffs eintritt. Denn durch den Zug,
welcher im Canal entsteht, wird das Schiff mit Nothwendigkeit vorn nieder¬
gedrückt, und während ein Theil der Maschinenkraft zum Einsaugen des
Wassers dient, also sür das Ausspritzen nicht zur Wirkung kommt, muß die
Maschine die ganze Bugfläche ohne jede Verminderung durch das Wasser
pressen.

Diese letzteren Uebelstände können aber nach unserer Meinung vermieden


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0152" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117158"/>
            <p xml:id="ID_420" prev="#ID_419"> Bewegungen des Schiffs nach vorn, nach rückwärts oder während des Still¬<lb/>
stehens die Maschine stets in gleichmäßigem Gange bleibt und bloß die Aus¬<lb/>
flußröhren anders gestellt werden, was sich vom Commandantenthurm aus<lb/>
bewirken läßt und das Schiff für das Manövriren ganz in die Hand des<lb/>
Capitäns gibt, ein Vortheil, der namentlich für Widderschiffe überaus wich¬<lb/>
tig ist. Die Nachtheile des Prinzips sind dagegen folgende. Der Motor,<lb/>
welcher aus das Wasser außerhalb des Schiffs wirkt, also hier der Spritzen-<lb/>
strahl, ist kein fester, sondern ein flüssiger Körper, kann also nie so stark<lb/>
wirken und das Schiff so schnell machen, wie z. B. die festen Platten des<lb/>
Patentschaufelrades. Ferner liegen die Ausflußröhren bei der &#x201E;Waterwitch"<lb/>
ganz über Wasser (die Unterkante gerade in der Wasserlinie), sind also trotz<lb/>
der Panzerung dem Verbiegen durch Schüsse des Feindes ausgesetzt, und<lb/>
wirken außerdem nur auf die obere leichte Wasserschicht, nicht auf die<lb/>
schwereren unteren Wasserschichten. Auch die Erwartung, daß der Spritzen¬<lb/>
strahl, wenn er in ganz kleinem Winkel auf die Wasserfläche auftrifft, den¬<lb/>
selben Widerstand finden soll, wie eine auf dem Wasser ricochettirende Ka¬<lb/>
nonenkugel, dürfte sich nur bei ganz glatter See realisiren, während schon<lb/>
die kleinsten Wellen bedeutend hindern müssen und außerdem die Verände¬<lb/>
rung des Tiefgangs infolge des Kohlenverbrauchs störend wirkt. Aber auch<lb/>
bei den günstigsten Verhältnissen, wie bei der Admiralitätsprobefahrt in<lb/>
Stokes Bay am 9. Aug. 1867, erreicht die &#x201E;Waterwitch" infolge der gerin¬<lb/>
gen Consistenz ihres Propellers nur 9,233 Knoten Schnelligkeit und macht<lb/>
den ganzen Kreis in 4 Min. 10 See., die Drehung um die Achse in 6 Min.<lb/>
46 See.', während das Zwillingsschrauben-Panzerkanonenboot &#x201E;Viper" trotz<lb/>
seines größeren Tiefganges und trotz seiner um 2 Fuß geringeren Länge<lb/>
9,333 Knoten Schnelligkeit erreichte, und ebenso den vollen Kreis in 3 Min.<lb/>
20 See., die Drehung in 3 Min. 7 See. beschrieb. Der Vortheil für das<lb/>
Wenden des Schiffs, welchen zwei von einander unabhängige Motoren auf bei¬<lb/>
den Seiten des Schiffs haben, wird auch dadurch geschwächt, daß die drehende<lb/>
Kraft in der Mitte, nicht an den Enden des Schiffs wirkt. Beim Schlingern<lb/>
Zeitlichen Schwanken) des Fahrzeugs muß außerdem der Querschnitt der<lb/>
Ausflußröhren, sobald diese unter Wasser kommen, in letzterem nach vorn<lb/>
großen Widerstand finden. Ebenso halten wir es für unzweckmäßig, daß<lb/>
das Wasser durch den Boden des Schiffs eintritt. Denn durch den Zug,<lb/>
welcher im Canal entsteht, wird das Schiff mit Nothwendigkeit vorn nieder¬<lb/>
gedrückt, und während ein Theil der Maschinenkraft zum Einsaugen des<lb/>
Wassers dient, also sür das Ausspritzen nicht zur Wirkung kommt, muß die<lb/>
Maschine die ganze Bugfläche ohne jede Verminderung durch das Wasser<lb/>
pressen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_421" next="#ID_422"> Diese letzteren Uebelstände können aber nach unserer Meinung vermieden</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0152] Bewegungen des Schiffs nach vorn, nach rückwärts oder während des Still¬ stehens die Maschine stets in gleichmäßigem Gange bleibt und bloß die Aus¬ flußröhren anders gestellt werden, was sich vom Commandantenthurm aus bewirken läßt und das Schiff für das Manövriren ganz in die Hand des Capitäns gibt, ein Vortheil, der namentlich für Widderschiffe überaus wich¬ tig ist. Die Nachtheile des Prinzips sind dagegen folgende. Der Motor, welcher aus das Wasser außerhalb des Schiffs wirkt, also hier der Spritzen- strahl, ist kein fester, sondern ein flüssiger Körper, kann also nie so stark wirken und das Schiff so schnell machen, wie z. B. die festen Platten des Patentschaufelrades. Ferner liegen die Ausflußröhren bei der „Waterwitch" ganz über Wasser (die Unterkante gerade in der Wasserlinie), sind also trotz der Panzerung dem Verbiegen durch Schüsse des Feindes ausgesetzt, und wirken außerdem nur auf die obere leichte Wasserschicht, nicht auf die schwereren unteren Wasserschichten. Auch die Erwartung, daß der Spritzen¬ strahl, wenn er in ganz kleinem Winkel auf die Wasserfläche auftrifft, den¬ selben Widerstand finden soll, wie eine auf dem Wasser ricochettirende Ka¬ nonenkugel, dürfte sich nur bei ganz glatter See realisiren, während schon die kleinsten Wellen bedeutend hindern müssen und außerdem die Verände¬ rung des Tiefgangs infolge des Kohlenverbrauchs störend wirkt. Aber auch bei den günstigsten Verhältnissen, wie bei der Admiralitätsprobefahrt in Stokes Bay am 9. Aug. 1867, erreicht die „Waterwitch" infolge der gerin¬ gen Consistenz ihres Propellers nur 9,233 Knoten Schnelligkeit und macht den ganzen Kreis in 4 Min. 10 See., die Drehung um die Achse in 6 Min. 46 See.', während das Zwillingsschrauben-Panzerkanonenboot „Viper" trotz seines größeren Tiefganges und trotz seiner um 2 Fuß geringeren Länge 9,333 Knoten Schnelligkeit erreichte, und ebenso den vollen Kreis in 3 Min. 20 See., die Drehung in 3 Min. 7 See. beschrieb. Der Vortheil für das Wenden des Schiffs, welchen zwei von einander unabhängige Motoren auf bei¬ den Seiten des Schiffs haben, wird auch dadurch geschwächt, daß die drehende Kraft in der Mitte, nicht an den Enden des Schiffs wirkt. Beim Schlingern Zeitlichen Schwanken) des Fahrzeugs muß außerdem der Querschnitt der Ausflußröhren, sobald diese unter Wasser kommen, in letzterem nach vorn großen Widerstand finden. Ebenso halten wir es für unzweckmäßig, daß das Wasser durch den Boden des Schiffs eintritt. Denn durch den Zug, welcher im Canal entsteht, wird das Schiff mit Nothwendigkeit vorn nieder¬ gedrückt, und während ein Theil der Maschinenkraft zum Einsaugen des Wassers dient, also sür das Ausspritzen nicht zur Wirkung kommt, muß die Maschine die ganze Bugfläche ohne jede Verminderung durch das Wasser pressen. Diese letzteren Uebelstände können aber nach unserer Meinung vermieden

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/152
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/152>, abgerufen am 02.10.2024.