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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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zu werden, er mag sich mit Sicherheit den Kanonen der ganzen französischen
Panzerflotte aussetzen! Diesen Vorzügen entspricht aber allerdings auch der
Preis: ein Schiff mit 8 zölligen Panzer kostet sast eine Million Thaler mehr
als eins mit 5zölligen Panzer, da es weit größere Dimensionen erhalten
muß, um die nöthige Tragfähigkeit zu erzielen, und somit war für den "Fered"
eine halbe Million Pfd. Sterling ausbedungen worden.

Wie erwähnt, bildet die Panzerung des "König Wilhelm" in der Ge¬
gend der Wasserlinie bis. zum ersten Deck hinauf einen vollständigen Gürtel.
Ueber dieses Deck hinaus erhebt sie sich aber nur im mittleren Drittel des
Schiffs, während die Endstücke ungepanzert bleiben und nur aus gewöhn¬
lichen dünnen Eisenplatten bestehn: das mittlere gepanzerte Drittel des Schiffs
aber -- das natürlich nicht weiß gestrichen, sondern wie der Rumpf aller
Panzerschiffe völlig schwarz ist, bildet die Batterie, aus welcher jederseits 9
ZOOPfünder ihre Mündungen durch die schmalen hohen Pforten strecken.
Auch diese Batterie hat einen Vorzug, die außergewöhnlich hohe Lage der
Stückpforten. Selbst wenn die See so bewegt ist, daß andere Panzerschiffe
ihre Stückpforten schließen müssen, damit nicht das Wasser hereinströmt, wird
das Schiff durch Schüsse den Gegner zu schädigen im Stande sein. Am
schlimmsten in dieser Beziehung sind die ersten französischen Panzerschiffe wie
die "Gloire" daran, deren Pforten 4--ü Fuß über Wasser liegen sollen,
aber auch das noch nicht einmal erreichen. Die meisten Panzerschiffe andrer
Flotten haben 6--7 Fuß Batteriehöhe; noch etwas höher liegen die oberen,
aber eben darum nur leicht armirten Batterien der französischen Panzerlinien¬
schiffe "Magenta" und "Solferinv": als einer der größten Vorzüge des eng¬
lischen "Warrior" wird seine Batteriehöhe von 9'/- Fuß betrachtet. Bei
"König Wilhelm" liegen die Stückpforten der Batterie nicht weniger als
11V- Fuß, die panzergedeckten Oberdecksgeschütze sogar 17--18 Fuß über
Wasser, und zwar geschützt, nicht offen, wie die Pivotgeschütze der offenen
festen Deckthürme bei den französischen Typen "Alma" und "Marengo". An
beiden Enden ist die Batterie gegen die ungepanzerten Enden des Schiffs
durch hohe gepanzerte Querwände abgeschlossen, die wie die Flanken der Bat¬
terie vom Batteriedeck (main clizelc) bis zum Oberdeck reichen und die Geschütze
gegen das gefährliche Ensilirfeuer schützen. Die vordere Panzer-Querwand
ragt sogar noch über das Oberdeck empor, und hilft dort die Back bilden,
wobei sie der "schweren Bugbatterie", wie die Engländer sagen, als Deckung
dient. In dem Batteriedeck aber finden wir, da nur der mittlere Theil des
Schiffs für die Aufnahme von Geschützen bestimmt ist, auch nur in der Mitte
Geschützpforten eingeschnitten, hoch und schmal wie bei allen englischen Pan¬
zerschiffen, und zwar 14 an der Zahl, entsprechend der früher beabsichtigten
Armirung. In den beiden ungepanzerten Theilen des Batteriedecks dagegen,


zu werden, er mag sich mit Sicherheit den Kanonen der ganzen französischen
Panzerflotte aussetzen! Diesen Vorzügen entspricht aber allerdings auch der
Preis: ein Schiff mit 8 zölligen Panzer kostet sast eine Million Thaler mehr
als eins mit 5zölligen Panzer, da es weit größere Dimensionen erhalten
muß, um die nöthige Tragfähigkeit zu erzielen, und somit war für den „Fered"
eine halbe Million Pfd. Sterling ausbedungen worden.

Wie erwähnt, bildet die Panzerung des „König Wilhelm" in der Ge¬
gend der Wasserlinie bis. zum ersten Deck hinauf einen vollständigen Gürtel.
Ueber dieses Deck hinaus erhebt sie sich aber nur im mittleren Drittel des
Schiffs, während die Endstücke ungepanzert bleiben und nur aus gewöhn¬
lichen dünnen Eisenplatten bestehn: das mittlere gepanzerte Drittel des Schiffs
aber — das natürlich nicht weiß gestrichen, sondern wie der Rumpf aller
Panzerschiffe völlig schwarz ist, bildet die Batterie, aus welcher jederseits 9
ZOOPfünder ihre Mündungen durch die schmalen hohen Pforten strecken.
Auch diese Batterie hat einen Vorzug, die außergewöhnlich hohe Lage der
Stückpforten. Selbst wenn die See so bewegt ist, daß andere Panzerschiffe
ihre Stückpforten schließen müssen, damit nicht das Wasser hereinströmt, wird
das Schiff durch Schüsse den Gegner zu schädigen im Stande sein. Am
schlimmsten in dieser Beziehung sind die ersten französischen Panzerschiffe wie
die „Gloire" daran, deren Pforten 4—ü Fuß über Wasser liegen sollen,
aber auch das noch nicht einmal erreichen. Die meisten Panzerschiffe andrer
Flotten haben 6—7 Fuß Batteriehöhe; noch etwas höher liegen die oberen,
aber eben darum nur leicht armirten Batterien der französischen Panzerlinien¬
schiffe „Magenta" und „Solferinv": als einer der größten Vorzüge des eng¬
lischen „Warrior" wird seine Batteriehöhe von 9'/- Fuß betrachtet. Bei
„König Wilhelm" liegen die Stückpforten der Batterie nicht weniger als
11V- Fuß, die panzergedeckten Oberdecksgeschütze sogar 17—18 Fuß über
Wasser, und zwar geschützt, nicht offen, wie die Pivotgeschütze der offenen
festen Deckthürme bei den französischen Typen „Alma" und „Marengo". An
beiden Enden ist die Batterie gegen die ungepanzerten Enden des Schiffs
durch hohe gepanzerte Querwände abgeschlossen, die wie die Flanken der Bat¬
terie vom Batteriedeck (main clizelc) bis zum Oberdeck reichen und die Geschütze
gegen das gefährliche Ensilirfeuer schützen. Die vordere Panzer-Querwand
ragt sogar noch über das Oberdeck empor, und hilft dort die Back bilden,
wobei sie der „schweren Bugbatterie", wie die Engländer sagen, als Deckung
dient. In dem Batteriedeck aber finden wir, da nur der mittlere Theil des
Schiffs für die Aufnahme von Geschützen bestimmt ist, auch nur in der Mitte
Geschützpforten eingeschnitten, hoch und schmal wie bei allen englischen Pan¬
zerschiffen, und zwar 14 an der Zahl, entsprechend der früher beabsichtigten
Armirung. In den beiden ungepanzerten Theilen des Batteriedecks dagegen,


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[0148] zu werden, er mag sich mit Sicherheit den Kanonen der ganzen französischen Panzerflotte aussetzen! Diesen Vorzügen entspricht aber allerdings auch der Preis: ein Schiff mit 8 zölligen Panzer kostet sast eine Million Thaler mehr als eins mit 5zölligen Panzer, da es weit größere Dimensionen erhalten muß, um die nöthige Tragfähigkeit zu erzielen, und somit war für den „Fered" eine halbe Million Pfd. Sterling ausbedungen worden. Wie erwähnt, bildet die Panzerung des „König Wilhelm" in der Ge¬ gend der Wasserlinie bis. zum ersten Deck hinauf einen vollständigen Gürtel. Ueber dieses Deck hinaus erhebt sie sich aber nur im mittleren Drittel des Schiffs, während die Endstücke ungepanzert bleiben und nur aus gewöhn¬ lichen dünnen Eisenplatten bestehn: das mittlere gepanzerte Drittel des Schiffs aber — das natürlich nicht weiß gestrichen, sondern wie der Rumpf aller Panzerschiffe völlig schwarz ist, bildet die Batterie, aus welcher jederseits 9 ZOOPfünder ihre Mündungen durch die schmalen hohen Pforten strecken. Auch diese Batterie hat einen Vorzug, die außergewöhnlich hohe Lage der Stückpforten. Selbst wenn die See so bewegt ist, daß andere Panzerschiffe ihre Stückpforten schließen müssen, damit nicht das Wasser hereinströmt, wird das Schiff durch Schüsse den Gegner zu schädigen im Stande sein. Am schlimmsten in dieser Beziehung sind die ersten französischen Panzerschiffe wie die „Gloire" daran, deren Pforten 4—ü Fuß über Wasser liegen sollen, aber auch das noch nicht einmal erreichen. Die meisten Panzerschiffe andrer Flotten haben 6—7 Fuß Batteriehöhe; noch etwas höher liegen die oberen, aber eben darum nur leicht armirten Batterien der französischen Panzerlinien¬ schiffe „Magenta" und „Solferinv": als einer der größten Vorzüge des eng¬ lischen „Warrior" wird seine Batteriehöhe von 9'/- Fuß betrachtet. Bei „König Wilhelm" liegen die Stückpforten der Batterie nicht weniger als 11V- Fuß, die panzergedeckten Oberdecksgeschütze sogar 17—18 Fuß über Wasser, und zwar geschützt, nicht offen, wie die Pivotgeschütze der offenen festen Deckthürme bei den französischen Typen „Alma" und „Marengo". An beiden Enden ist die Batterie gegen die ungepanzerten Enden des Schiffs durch hohe gepanzerte Querwände abgeschlossen, die wie die Flanken der Bat¬ terie vom Batteriedeck (main clizelc) bis zum Oberdeck reichen und die Geschütze gegen das gefährliche Ensilirfeuer schützen. Die vordere Panzer-Querwand ragt sogar noch über das Oberdeck empor, und hilft dort die Back bilden, wobei sie der „schweren Bugbatterie", wie die Engländer sagen, als Deckung dient. In dem Batteriedeck aber finden wir, da nur der mittlere Theil des Schiffs für die Aufnahme von Geschützen bestimmt ist, auch nur in der Mitte Geschützpforten eingeschnitten, hoch und schmal wie bei allen englischen Pan¬ zerschiffen, und zwar 14 an der Zahl, entsprechend der früher beabsichtigten Armirung. In den beiden ungepanzerten Theilen des Batteriedecks dagegen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/148>, abgerufen am 02.10.2024.