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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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unter Wasser reichender Pauzergürtel von 8 Zoll starken massiven Eisen¬
platten läuft, der auf einer Fütterung von 22 Zoll Holz festgebolzt ist; die
letztere aber ruht wiederum auf der 2 Zoll starken Eisensand des Schiffs
(also im Ganzen 10 Zoll Eisen), welche das ungewöhnlich starke Eisengerippe
der Spanten bekleidet. Es ist dies eine enorme Stärke: die größte Stärke
der Eisensand bei englischen Panzerschiffen beträgt einen Zoll, die größte
Holzdicke, z. B- beim "Warrior", nur 18 Zoll. Noch erstaunlicher aber ist
die Stärke der Panzerplatten selber. Wie die Erfahrung bei den Schießver¬
suchen gelehrt hat, wächst die Widerstandsfähigkeit massiver Platten im
Quadrat der Dicke: der Panzer des "Wilhelm" hat also die Stärke von nicht
weniger als 64 aufeinander gemieteten zollstarken Schmiedeeisenplatten; Kein
Fahrzeug, das bisjetzt auf dem Wasser schwimmt, hat auch nur eine an¬
nähernd gleiche Stärke. Der englische "Bellerophon", das stärkste bisher
vollendete Panzerschiff, hat bei 6 Zoll massiver Panzerdicke nur die 36fache
Widerstandsfähigkeit der einzölligen Platte; die englischen Panzerriesen
"Minotour", "Agincourt,, und "Northumberland" mit SV2 zölligen Platten
haben nur die 30V"fache Stärke, nicht halb so viel als das preußische Schiff,
dem sie außerdem wegen ihrer größeren Länge an Beweglichkeit und "Ma-
növrirfähigkeit sehr nachstehn.. Und die sämmtlichen anderen englischen Pan¬
zerschiffe, vom "Warrior" bis zum "Lord Clyde" herab, sämmtliche dänische*)
italienische, spanische, östreichische, türkische Panzerschiffe haben bei 4'/-zölligen
Panzer nur die 20'/"fache Stärke. Dasselbe gilt von fast allen französischen
Panzerschiffen, während die stärksten französischen kaum etwas mehr als halb
so widerstandsfähig wie der "König Wilhelm" sind: und die amerikanischen
Monitors mit lOeinzölligen Platten, also nur 10facher starkem den Thürmen,
sind mehr als sechsmal schwächer. Nur unter den im Bau begriffenen
Schiffen ist eine englische Panzerfregatte, welche stärker ist, der "Hercules"
(in Chatham im Bau) mit 9 zölligen Platten in der Wasserlinie, also von 81
facher Stärke der einfachen Platte: sie wird aber diesen Vorzug mit einer
Inferiorität hinsichtlich der Schnelligkeit bezahlen müssen, da sie um 20 Fuß
kürzer und noch dazu einen halben Fuß breiter ist, als der "König Wilhelm",
ein Nachtheil, den die um 30 Pferdekraft stärkere Maschine nicht ausgleichen
kann. Die nächststarken im Bau befindlichen Schiffe, wiederum englische,
der "Monarch" und der "Captain" sind bedeutend schwächer, wenn auch
letzterer 7 zottige Platten, also von 49facher Stärke der einfachen Platte hat.
Selbst auf nahe Distanzen verspricht der "König Wilhelm" unverwundbar



") Mit Ausnahme der beiden dänischen Pcmzerschooner "Absalon" und "Esbern Snare",
die gar nur einen 2>/z zolligen Panzer, also von facher Stärke der einzelnen Platte haben
und sogar von den leichten Feldgeschützen durchschossen wurden.
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unter Wasser reichender Pauzergürtel von 8 Zoll starken massiven Eisen¬
platten läuft, der auf einer Fütterung von 22 Zoll Holz festgebolzt ist; die
letztere aber ruht wiederum auf der 2 Zoll starken Eisensand des Schiffs
(also im Ganzen 10 Zoll Eisen), welche das ungewöhnlich starke Eisengerippe
der Spanten bekleidet. Es ist dies eine enorme Stärke: die größte Stärke
der Eisensand bei englischen Panzerschiffen beträgt einen Zoll, die größte
Holzdicke, z. B- beim „Warrior", nur 18 Zoll. Noch erstaunlicher aber ist
die Stärke der Panzerplatten selber. Wie die Erfahrung bei den Schießver¬
suchen gelehrt hat, wächst die Widerstandsfähigkeit massiver Platten im
Quadrat der Dicke: der Panzer des „Wilhelm" hat also die Stärke von nicht
weniger als 64 aufeinander gemieteten zollstarken Schmiedeeisenplatten; Kein
Fahrzeug, das bisjetzt auf dem Wasser schwimmt, hat auch nur eine an¬
nähernd gleiche Stärke. Der englische „Bellerophon", das stärkste bisher
vollendete Panzerschiff, hat bei 6 Zoll massiver Panzerdicke nur die 36fache
Widerstandsfähigkeit der einzölligen Platte; die englischen Panzerriesen
„Minotour", „Agincourt,, und „Northumberland" mit SV2 zölligen Platten
haben nur die 30V«fache Stärke, nicht halb so viel als das preußische Schiff,
dem sie außerdem wegen ihrer größeren Länge an Beweglichkeit und „Ma-
növrirfähigkeit sehr nachstehn.. Und die sämmtlichen anderen englischen Pan¬
zerschiffe, vom „Warrior" bis zum „Lord Clyde" herab, sämmtliche dänische*)
italienische, spanische, östreichische, türkische Panzerschiffe haben bei 4'/-zölligen
Panzer nur die 20'/»fache Stärke. Dasselbe gilt von fast allen französischen
Panzerschiffen, während die stärksten französischen kaum etwas mehr als halb
so widerstandsfähig wie der „König Wilhelm" sind: und die amerikanischen
Monitors mit lOeinzölligen Platten, also nur 10facher starkem den Thürmen,
sind mehr als sechsmal schwächer. Nur unter den im Bau begriffenen
Schiffen ist eine englische Panzerfregatte, welche stärker ist, der „Hercules"
(in Chatham im Bau) mit 9 zölligen Platten in der Wasserlinie, also von 81
facher Stärke der einfachen Platte: sie wird aber diesen Vorzug mit einer
Inferiorität hinsichtlich der Schnelligkeit bezahlen müssen, da sie um 20 Fuß
kürzer und noch dazu einen halben Fuß breiter ist, als der „König Wilhelm",
ein Nachtheil, den die um 30 Pferdekraft stärkere Maschine nicht ausgleichen
kann. Die nächststarken im Bau befindlichen Schiffe, wiederum englische,
der „Monarch" und der „Captain" sind bedeutend schwächer, wenn auch
letzterer 7 zottige Platten, also von 49facher Stärke der einfachen Platte hat.
Selbst auf nahe Distanzen verspricht der „König Wilhelm" unverwundbar



") Mit Ausnahme der beiden dänischen Pcmzerschooner „Absalon" und „Esbern Snare",
die gar nur einen 2>/z zolligen Panzer, also von facher Stärke der einzelnen Platte haben
und sogar von den leichten Feldgeschützen durchschossen wurden.
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[0147] unter Wasser reichender Pauzergürtel von 8 Zoll starken massiven Eisen¬ platten läuft, der auf einer Fütterung von 22 Zoll Holz festgebolzt ist; die letztere aber ruht wiederum auf der 2 Zoll starken Eisensand des Schiffs (also im Ganzen 10 Zoll Eisen), welche das ungewöhnlich starke Eisengerippe der Spanten bekleidet. Es ist dies eine enorme Stärke: die größte Stärke der Eisensand bei englischen Panzerschiffen beträgt einen Zoll, die größte Holzdicke, z. B- beim „Warrior", nur 18 Zoll. Noch erstaunlicher aber ist die Stärke der Panzerplatten selber. Wie die Erfahrung bei den Schießver¬ suchen gelehrt hat, wächst die Widerstandsfähigkeit massiver Platten im Quadrat der Dicke: der Panzer des „Wilhelm" hat also die Stärke von nicht weniger als 64 aufeinander gemieteten zollstarken Schmiedeeisenplatten; Kein Fahrzeug, das bisjetzt auf dem Wasser schwimmt, hat auch nur eine an¬ nähernd gleiche Stärke. Der englische „Bellerophon", das stärkste bisher vollendete Panzerschiff, hat bei 6 Zoll massiver Panzerdicke nur die 36fache Widerstandsfähigkeit der einzölligen Platte; die englischen Panzerriesen „Minotour", „Agincourt,, und „Northumberland" mit SV2 zölligen Platten haben nur die 30V«fache Stärke, nicht halb so viel als das preußische Schiff, dem sie außerdem wegen ihrer größeren Länge an Beweglichkeit und „Ma- növrirfähigkeit sehr nachstehn.. Und die sämmtlichen anderen englischen Pan¬ zerschiffe, vom „Warrior" bis zum „Lord Clyde" herab, sämmtliche dänische*) italienische, spanische, östreichische, türkische Panzerschiffe haben bei 4'/-zölligen Panzer nur die 20'/»fache Stärke. Dasselbe gilt von fast allen französischen Panzerschiffen, während die stärksten französischen kaum etwas mehr als halb so widerstandsfähig wie der „König Wilhelm" sind: und die amerikanischen Monitors mit lOeinzölligen Platten, also nur 10facher starkem den Thürmen, sind mehr als sechsmal schwächer. Nur unter den im Bau begriffenen Schiffen ist eine englische Panzerfregatte, welche stärker ist, der „Hercules" (in Chatham im Bau) mit 9 zölligen Platten in der Wasserlinie, also von 81 facher Stärke der einfachen Platte: sie wird aber diesen Vorzug mit einer Inferiorität hinsichtlich der Schnelligkeit bezahlen müssen, da sie um 20 Fuß kürzer und noch dazu einen halben Fuß breiter ist, als der „König Wilhelm", ein Nachtheil, den die um 30 Pferdekraft stärkere Maschine nicht ausgleichen kann. Die nächststarken im Bau befindlichen Schiffe, wiederum englische, der „Monarch" und der „Captain" sind bedeutend schwächer, wenn auch letzterer 7 zottige Platten, also von 49facher Stärke der einfachen Platte hat. Selbst auf nahe Distanzen verspricht der „König Wilhelm" unverwundbar ") Mit Ausnahme der beiden dänischen Pcmzerschooner „Absalon" und „Esbern Snare", die gar nur einen 2>/z zolligen Panzer, also von facher Stärke der einzelnen Platte haben und sogar von den leichten Feldgeschützen durchschossen wurden. 18*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/147>, abgerufen am 02.10.2024.