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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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schlage anschließen, daß man dem Schiff außer seiner Schraubenmaschine noch
eine vor der letzteren im Raume leicht anzubringende hydraulische Neactions-
maschine wie bei der englischen "Waterwitch" gibt, um das Wenden noch
mehr zu erleichtern*).

Da das Hinterschiff in seinem Horizontalschnitt über Wasser, mit einem
Spitzbogen abschließt, so bildet es jene Kante zum Zertheilen der Wellen,
welche Dupuis-de-Löme zuerst aufgebracht hat, und die wir auch an unserem
"Arminius" zu rühmen hatten. Gerade in der Mitte dieser Kante aber be¬
findet sich in der Höhe der Batterie eine Pforte sür ein schweres Geschütz,
das während eines Rückzugs im Stande ist, von der Mittellinie des Schiffs
aus fast den halben Horizont zu beherrschen, da hie rasch zunehmende Breite
des Hinterschiffs erlaubt, die Lafette auf einer Kreisschiene nach Bedürfniß
seitwärts zu drehen. Die Pforte selbst ist geschmackvoll in die Ornamenti-
rung des Hinterschiffs hineingezogen, um sie als Mittelpunkt gruppiren sich
Bündel von Fahnen in vergoldetem Relief, der goldne Adler mit zurück¬
geschlagenen Flügeln am oberen Theile des Vorstevens, also vorn am Bug,
vertritt würdig das Galjonbild.

Die vorzüglichste von allen Eigenschaften des "König Wilhelm" ist seine
gewaltige Schlachtstärke, d. h. sein unübertroffener Panzer neben einer Geschütz-
armirung, wie sie sich zur Zeit auf keinem Schiff wieder findet. Während
der englische "Bellerophon", das stärkste der bisjetzt fertigen Panzerschiffe,
nach der neuesten Ausrüstung 8 300Psünder in der Batterie, 2 solche hinten
auf Deck und 2 400Pfünder im Bug, also im Ganzen nur 12 schwere
Geschütze führt, wird der "Wilhelm" nicht weniger als 23 Gußstahl- 300Pfün-
der tragen, da man die Ausrüstung durch 33 schwächere Geschütze mit Recht
aufgegeben hat. Ursprünglich sollte die Armirung ebenso wie beim englischen
"Hercules" und beim amerikanischen "Dunderberg" derart vertheilt werden,
daß das Schiff die Vorzüge des Breitseiten- und des Thurmprinzips vereinigte,
-- es sollte eine Batterie mit 16 Geschützen, in 7 Fuß Höhe über Wasser,
auf dem Oberdeck vorn und hinten je einen Drehthurm mit 2 ganz schweren
Geschützen, 20 Fuß Höhe über dem Wasserspiegel bekommen. Gegenwärtig
aber scheint man anstatt der Thürme convexe Schilde (siüelds) oder vielmehr
Geschutzdeckungen von eigenthümlicher Form anbringen zu wollen.

Die Panzerdeckung ist derart vertheilt, daß in der Wasserlinie rings um
das ganze Schiff vom vorderen bis zum Hinteren Ende ein hoher, bis 7 Fuß



*) Doch möchten wir die Ausflußröhren zu diesem Zweck nicht in der Mitte, sondern an
den Enden, den Steven des Schiffs, endigen lassen, wo ihre drehende Wirkung sich am kräf¬
tigsten äußert, ohne den Vortheil zu verringern, daß die Maschine beim Leckwerden das
Wasser besser wie jede andere auspumpen würde.

schlage anschließen, daß man dem Schiff außer seiner Schraubenmaschine noch
eine vor der letzteren im Raume leicht anzubringende hydraulische Neactions-
maschine wie bei der englischen „Waterwitch" gibt, um das Wenden noch
mehr zu erleichtern*).

Da das Hinterschiff in seinem Horizontalschnitt über Wasser, mit einem
Spitzbogen abschließt, so bildet es jene Kante zum Zertheilen der Wellen,
welche Dupuis-de-Löme zuerst aufgebracht hat, und die wir auch an unserem
„Arminius" zu rühmen hatten. Gerade in der Mitte dieser Kante aber be¬
findet sich in der Höhe der Batterie eine Pforte sür ein schweres Geschütz,
das während eines Rückzugs im Stande ist, von der Mittellinie des Schiffs
aus fast den halben Horizont zu beherrschen, da hie rasch zunehmende Breite
des Hinterschiffs erlaubt, die Lafette auf einer Kreisschiene nach Bedürfniß
seitwärts zu drehen. Die Pforte selbst ist geschmackvoll in die Ornamenti-
rung des Hinterschiffs hineingezogen, um sie als Mittelpunkt gruppiren sich
Bündel von Fahnen in vergoldetem Relief, der goldne Adler mit zurück¬
geschlagenen Flügeln am oberen Theile des Vorstevens, also vorn am Bug,
vertritt würdig das Galjonbild.

Die vorzüglichste von allen Eigenschaften des „König Wilhelm" ist seine
gewaltige Schlachtstärke, d. h. sein unübertroffener Panzer neben einer Geschütz-
armirung, wie sie sich zur Zeit auf keinem Schiff wieder findet. Während
der englische „Bellerophon", das stärkste der bisjetzt fertigen Panzerschiffe,
nach der neuesten Ausrüstung 8 300Psünder in der Batterie, 2 solche hinten
auf Deck und 2 400Pfünder im Bug, also im Ganzen nur 12 schwere
Geschütze führt, wird der „Wilhelm" nicht weniger als 23 Gußstahl- 300Pfün-
der tragen, da man die Ausrüstung durch 33 schwächere Geschütze mit Recht
aufgegeben hat. Ursprünglich sollte die Armirung ebenso wie beim englischen
„Hercules" und beim amerikanischen „Dunderberg" derart vertheilt werden,
daß das Schiff die Vorzüge des Breitseiten- und des Thurmprinzips vereinigte,
— es sollte eine Batterie mit 16 Geschützen, in 7 Fuß Höhe über Wasser,
auf dem Oberdeck vorn und hinten je einen Drehthurm mit 2 ganz schweren
Geschützen, 20 Fuß Höhe über dem Wasserspiegel bekommen. Gegenwärtig
aber scheint man anstatt der Thürme convexe Schilde (siüelds) oder vielmehr
Geschutzdeckungen von eigenthümlicher Form anbringen zu wollen.

Die Panzerdeckung ist derart vertheilt, daß in der Wasserlinie rings um
das ganze Schiff vom vorderen bis zum Hinteren Ende ein hoher, bis 7 Fuß



*) Doch möchten wir die Ausflußröhren zu diesem Zweck nicht in der Mitte, sondern an
den Enden, den Steven des Schiffs, endigen lassen, wo ihre drehende Wirkung sich am kräf¬
tigsten äußert, ohne den Vortheil zu verringern, daß die Maschine beim Leckwerden das
Wasser besser wie jede andere auspumpen würde.
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[0146] schlage anschließen, daß man dem Schiff außer seiner Schraubenmaschine noch eine vor der letzteren im Raume leicht anzubringende hydraulische Neactions- maschine wie bei der englischen „Waterwitch" gibt, um das Wenden noch mehr zu erleichtern*). Da das Hinterschiff in seinem Horizontalschnitt über Wasser, mit einem Spitzbogen abschließt, so bildet es jene Kante zum Zertheilen der Wellen, welche Dupuis-de-Löme zuerst aufgebracht hat, und die wir auch an unserem „Arminius" zu rühmen hatten. Gerade in der Mitte dieser Kante aber be¬ findet sich in der Höhe der Batterie eine Pforte sür ein schweres Geschütz, das während eines Rückzugs im Stande ist, von der Mittellinie des Schiffs aus fast den halben Horizont zu beherrschen, da hie rasch zunehmende Breite des Hinterschiffs erlaubt, die Lafette auf einer Kreisschiene nach Bedürfniß seitwärts zu drehen. Die Pforte selbst ist geschmackvoll in die Ornamenti- rung des Hinterschiffs hineingezogen, um sie als Mittelpunkt gruppiren sich Bündel von Fahnen in vergoldetem Relief, der goldne Adler mit zurück¬ geschlagenen Flügeln am oberen Theile des Vorstevens, also vorn am Bug, vertritt würdig das Galjonbild. Die vorzüglichste von allen Eigenschaften des „König Wilhelm" ist seine gewaltige Schlachtstärke, d. h. sein unübertroffener Panzer neben einer Geschütz- armirung, wie sie sich zur Zeit auf keinem Schiff wieder findet. Während der englische „Bellerophon", das stärkste der bisjetzt fertigen Panzerschiffe, nach der neuesten Ausrüstung 8 300Psünder in der Batterie, 2 solche hinten auf Deck und 2 400Pfünder im Bug, also im Ganzen nur 12 schwere Geschütze führt, wird der „Wilhelm" nicht weniger als 23 Gußstahl- 300Pfün- der tragen, da man die Ausrüstung durch 33 schwächere Geschütze mit Recht aufgegeben hat. Ursprünglich sollte die Armirung ebenso wie beim englischen „Hercules" und beim amerikanischen „Dunderberg" derart vertheilt werden, daß das Schiff die Vorzüge des Breitseiten- und des Thurmprinzips vereinigte, — es sollte eine Batterie mit 16 Geschützen, in 7 Fuß Höhe über Wasser, auf dem Oberdeck vorn und hinten je einen Drehthurm mit 2 ganz schweren Geschützen, 20 Fuß Höhe über dem Wasserspiegel bekommen. Gegenwärtig aber scheint man anstatt der Thürme convexe Schilde (siüelds) oder vielmehr Geschutzdeckungen von eigenthümlicher Form anbringen zu wollen. Die Panzerdeckung ist derart vertheilt, daß in der Wasserlinie rings um das ganze Schiff vom vorderen bis zum Hinteren Ende ein hoher, bis 7 Fuß *) Doch möchten wir die Ausflußröhren zu diesem Zweck nicht in der Mitte, sondern an den Enden, den Steven des Schiffs, endigen lassen, wo ihre drehende Wirkung sich am kräf¬ tigsten äußert, ohne den Vortheil zu verringern, daß die Maschine beim Leckwerden das Wasser besser wie jede andere auspumpen würde.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/146>, abgerufen am 24.08.2024.