Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.
Und so bezeichnet er wiederholt, wie andere Dichter der Zeit, Augustus
Diese für unsere Auffassung fremdartige und verletzende Vergötterung
Und so bezeichnet er wiederholt, wie andere Dichter der Zeit, Augustus
Diese für unsere Auffassung fremdartige und verletzende Vergötterung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117110"/> <quote> <p xml:id="ID_302"> Oder willst du, Erycina, lächelnd,<lb/> Die der Scherz umflattert, mit ihm Cupido?<lb/> Oder siehst du, Ahnherr, auf dein verlassen<lb/> Volk und die Enkel?</p> <p xml:id="ID_303"> Oder stellst, beflügelter Sohn der hehren<lb/> Maja, du in andrer Gestalt auf Erden<lb/> Einen Jüngling dar, die Benennung duldend<lb/> Rächer des Cäsar?</p> <p xml:id="ID_304"> Spät erst kehre zum Himmel zurück und lange<lb/> Weile huldvoll unter Quirinus Volke.<lb/> Nicht zu schnell erdrücke der Aether dich ob<lb/> Unsrer Verschuldung</p> <p xml:id="ID_305"> Zürnend! Hier erfreue vielmehr dich großer<lb/> Siegesruhm und Väter und Fürst zu heißen!<lb/> Laß nicht straflos, wo du befehligst, Cäsar,<lb/> Schwärmen die Parther!</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_306"> Und so bezeichnet er wiederholt, wie andere Dichter der Zeit, Augustus<lb/> als den von guten Göttern entsprossenen, den vom Himmel gesandten Stell¬<lb/> vertreter der Götter, der einst zu den Göttern, denen er angehörte, zurück¬<lb/> kehren werde</p><lb/> <quote> <p xml:id="ID_307"> Im Himmel donnernd glauben wir Jupiter<lb/> Herrsche, sichtbar gilt uns ein Gott fortan<lb/> Augustus.</p> <p xml:id="ID_308"> Ha, wen kümmert Wohl noch Parther und Scythe, nun<lb/> Cäsar lebt? Wen schreckt, wildes Germanien,<lb/> Deine rasende Brut? der Jberier<lb/> Unersättliche Kriegeslust?</p> <p xml:id="ID_309"> Seine Tage verlebt jeder im eigenen<lb/> Berge, paaret den Wein mit dem verlassenen Baum,<lb/> Kehrt heim, feiert sein Mahl fröhlich und bringt el»<lb/> Abendopfer dem neuen Gott.</p> <p xml:id="ID_310"> Zu dir betet er, dir gießt er den ersten Most<lb/> Aus den Schalen und stellt neben die Götter des<lb/> Vaterheerdes auch dich dankbar, wie Griechenland<lb/> Castor weiht' und Herakles.</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_311" next="#ID_312"> Diese für unsere Auffassung fremdartige und verletzende Vergötterung<lb/> hat man dem Dichter als eine verächtliche Schmeichelei zum Vorwurf ge¬<lb/> macht. Daß H oraz, der in seiner Jugend ein eifriger Anhänger der Republik<lb/> und des Brutus gewesen war, nachdem er eine Zeitlang unzufrieden sich<lb/> zurückgezogen, dann mit kühlem Mißtrauen der neuen Ordnung der Dinge<lb/> zugesehen hatte, allmählich unter dem Einfluß des Mäcenas Zutrauen ge¬<lb/> wann und mit steigender Wärme Augustus Verdienste um das neu be-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0104]
Oder willst du, Erycina, lächelnd,
Die der Scherz umflattert, mit ihm Cupido?
Oder siehst du, Ahnherr, auf dein verlassen
Volk und die Enkel?
Oder stellst, beflügelter Sohn der hehren
Maja, du in andrer Gestalt auf Erden
Einen Jüngling dar, die Benennung duldend
Rächer des Cäsar?
Spät erst kehre zum Himmel zurück und lange
Weile huldvoll unter Quirinus Volke.
Nicht zu schnell erdrücke der Aether dich ob
Unsrer Verschuldung
Zürnend! Hier erfreue vielmehr dich großer
Siegesruhm und Väter und Fürst zu heißen!
Laß nicht straflos, wo du befehligst, Cäsar,
Schwärmen die Parther!
Und so bezeichnet er wiederholt, wie andere Dichter der Zeit, Augustus
als den von guten Göttern entsprossenen, den vom Himmel gesandten Stell¬
vertreter der Götter, der einst zu den Göttern, denen er angehörte, zurück¬
kehren werde
Im Himmel donnernd glauben wir Jupiter
Herrsche, sichtbar gilt uns ein Gott fortan
Augustus.
Ha, wen kümmert Wohl noch Parther und Scythe, nun
Cäsar lebt? Wen schreckt, wildes Germanien,
Deine rasende Brut? der Jberier
Unersättliche Kriegeslust?
Seine Tage verlebt jeder im eigenen
Berge, paaret den Wein mit dem verlassenen Baum,
Kehrt heim, feiert sein Mahl fröhlich und bringt el»
Abendopfer dem neuen Gott.
Zu dir betet er, dir gießt er den ersten Most
Aus den Schalen und stellt neben die Götter des
Vaterheerdes auch dich dankbar, wie Griechenland
Castor weiht' und Herakles.
Diese für unsere Auffassung fremdartige und verletzende Vergötterung
hat man dem Dichter als eine verächtliche Schmeichelei zum Vorwurf ge¬
macht. Daß H oraz, der in seiner Jugend ein eifriger Anhänger der Republik
und des Brutus gewesen war, nachdem er eine Zeitlang unzufrieden sich
zurückgezogen, dann mit kühlem Mißtrauen der neuen Ordnung der Dinge
zugesehen hatte, allmählich unter dem Einfluß des Mäcenas Zutrauen ge¬
wann und mit steigender Wärme Augustus Verdienste um das neu be-
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