Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Ländchen, in denen die Eisenbahnen nicht blos Sache des Staates, sondern einer
wirtlich weisen Regierung sind, betragt der Nettoertrag aus den Eisenbahnen
jährlich nahe an eine Million Thaler. , Diese wird zum bei weitem größeren
Theile von der braunschweig-oschersiebener Bahnstrecke aufgebracht, aber man
hat sich nicht auf diese Strecke beschränkt, wenngleich die Erträge endlich doch
der Staatskasse, mithin allen, nicht einer Gesellschaft zugute kamen, sondern
schon frühzeitig wurde der Zweig Wolfenbüttel-Harzburg gebaut, welcher nie
mehr als einen kümmerlichen Zins verheißen konnte, und bis heute nicht mehr
als ihn ausgebracht hat. Was aber war indirect die Wirkung der Bahn? es
konnten die Producte des Harzes verwandt werden; aus den Steinen des
Harzes wurde die Brücke zu Dirschau gebaut, die Miethen in Harzburg wur-
den von den herbeiwandernden Fremden mit londoner Preisen bezahlt, die
Verzehiungsgegenstände trugen den Landleuten das Drei- und Vierfache von
ehedem ein. Das geschah, weil die Bahn unter Berücksichtigung des allgemeinen
und fortdauernden Interesses gebaut wurde. Wären die braunschweigischen
Bahnen einer Actiengesellschaft überlassen worden, der Harz würde noch lange
in seiner Armuth gejammert haben, ehe die Dividendenbezieher ihn dem Ver¬
kehre erschlossen hätten.

Man kann freilich einige Aälle anführen, wo Actiengesellschaften auch min¬
der lohnende Strecken gebaut haben, aber wie manche nützliche Bahnen, zumal
im Osten der preußischen Monarchie, bleiben fromme Wünsche. Mit dem
braunschweigischen Staatsbahnprincip hatten sie nebst einer Menge andrer,
ebenso heiß ersehnter Strecken wohl gebaut werden können.

Einige Ziffern der Revenüen unsrer Privatbahnen mögen diese Seite der
Sache illustriren. Die von der leipzig-dresdener Bahn vom Jahre 1839 bis
1865 erzielte Reineinnahme beläuft sich auf circa 18 Millionen Thaler; die
coin-minderer Bahn hat im Jahre 1862 nahezu 4 Millionen Nettoeinnahme,
und während des Bestehens der Bahn bis 1865 circa 30 Millionen Ueberschuß
gehabt; die bergisch-märkische hatte 1862 eine Neinnnnahme von circa 2 Mil¬
lionen, so daß ihr Gesammtertrag bis 1868 auf circa 12 Millionen angeschlagen
werden.kann; die herum-anhaitische brachte seit ihrem Besten circa 20 Millionen
auf; die herum - frankfurter circa 25 Millionen; die herum-Hamburger circa 19
Millionen; die herum-Potsdam-Magdeburger circa 16 Millionen; die rheinische
Eisenbahn circa 15 Millionen; die Magdeburg-cöthe" - Halle-leipziger circa 14
Millionen, alles dies bis 1865.

Es beträgt mithin blos aus den angeführten Eisenbahnen die Nettoein¬
nahme die kolossale Summe von circa 160 Millionen Thaler; hiemit hätte man
aber nicht nur eine große Menge kleiner Nebenbahnen bauen, sondern die
ganze preußische Staatsschuld (mit Ausnahme der Eisenbahnschulden) tilgen
können. ,


Ländchen, in denen die Eisenbahnen nicht blos Sache des Staates, sondern einer
wirtlich weisen Regierung sind, betragt der Nettoertrag aus den Eisenbahnen
jährlich nahe an eine Million Thaler. , Diese wird zum bei weitem größeren
Theile von der braunschweig-oschersiebener Bahnstrecke aufgebracht, aber man
hat sich nicht auf diese Strecke beschränkt, wenngleich die Erträge endlich doch
der Staatskasse, mithin allen, nicht einer Gesellschaft zugute kamen, sondern
schon frühzeitig wurde der Zweig Wolfenbüttel-Harzburg gebaut, welcher nie
mehr als einen kümmerlichen Zins verheißen konnte, und bis heute nicht mehr
als ihn ausgebracht hat. Was aber war indirect die Wirkung der Bahn? es
konnten die Producte des Harzes verwandt werden; aus den Steinen des
Harzes wurde die Brücke zu Dirschau gebaut, die Miethen in Harzburg wur-
den von den herbeiwandernden Fremden mit londoner Preisen bezahlt, die
Verzehiungsgegenstände trugen den Landleuten das Drei- und Vierfache von
ehedem ein. Das geschah, weil die Bahn unter Berücksichtigung des allgemeinen
und fortdauernden Interesses gebaut wurde. Wären die braunschweigischen
Bahnen einer Actiengesellschaft überlassen worden, der Harz würde noch lange
in seiner Armuth gejammert haben, ehe die Dividendenbezieher ihn dem Ver¬
kehre erschlossen hätten.

Man kann freilich einige Aälle anführen, wo Actiengesellschaften auch min¬
der lohnende Strecken gebaut haben, aber wie manche nützliche Bahnen, zumal
im Osten der preußischen Monarchie, bleiben fromme Wünsche. Mit dem
braunschweigischen Staatsbahnprincip hatten sie nebst einer Menge andrer,
ebenso heiß ersehnter Strecken wohl gebaut werden können.

Einige Ziffern der Revenüen unsrer Privatbahnen mögen diese Seite der
Sache illustriren. Die von der leipzig-dresdener Bahn vom Jahre 1839 bis
1865 erzielte Reineinnahme beläuft sich auf circa 18 Millionen Thaler; die
coin-minderer Bahn hat im Jahre 1862 nahezu 4 Millionen Nettoeinnahme,
und während des Bestehens der Bahn bis 1865 circa 30 Millionen Ueberschuß
gehabt; die bergisch-märkische hatte 1862 eine Neinnnnahme von circa 2 Mil¬
lionen, so daß ihr Gesammtertrag bis 1868 auf circa 12 Millionen angeschlagen
werden.kann; die herum-anhaitische brachte seit ihrem Besten circa 20 Millionen
auf; die herum - frankfurter circa 25 Millionen; die herum-Hamburger circa 19
Millionen; die herum-Potsdam-Magdeburger circa 16 Millionen; die rheinische
Eisenbahn circa 15 Millionen; die Magdeburg-cöthe» - Halle-leipziger circa 14
Millionen, alles dies bis 1865.

Es beträgt mithin blos aus den angeführten Eisenbahnen die Nettoein¬
nahme die kolossale Summe von circa 160 Millionen Thaler; hiemit hätte man
aber nicht nur eine große Menge kleiner Nebenbahnen bauen, sondern die
ganze preußische Staatsschuld (mit Ausnahme der Eisenbahnschulden) tilgen
können. ,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0092" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190786"/>
          <p xml:id="ID_286" prev="#ID_285"> Ländchen, in denen die Eisenbahnen nicht blos Sache des Staates, sondern einer<lb/>
wirtlich weisen Regierung sind, betragt der Nettoertrag aus den Eisenbahnen<lb/>
jährlich nahe an eine Million Thaler. , Diese wird zum bei weitem größeren<lb/>
Theile von der braunschweig-oschersiebener Bahnstrecke aufgebracht, aber man<lb/>
hat sich nicht auf diese Strecke beschränkt, wenngleich die Erträge endlich doch<lb/>
der Staatskasse, mithin allen, nicht einer Gesellschaft zugute kamen, sondern<lb/>
schon frühzeitig wurde der Zweig Wolfenbüttel-Harzburg gebaut, welcher nie<lb/>
mehr als einen kümmerlichen Zins verheißen konnte, und bis heute nicht mehr<lb/>
als ihn ausgebracht hat. Was aber war indirect die Wirkung der Bahn? es<lb/>
konnten die Producte des Harzes verwandt werden; aus den Steinen des<lb/>
Harzes wurde die Brücke zu Dirschau gebaut, die Miethen in Harzburg wur-<lb/>
den von den herbeiwandernden Fremden mit londoner Preisen bezahlt, die<lb/>
Verzehiungsgegenstände trugen den Landleuten das Drei- und Vierfache von<lb/>
ehedem ein. Das geschah, weil die Bahn unter Berücksichtigung des allgemeinen<lb/>
und fortdauernden Interesses gebaut wurde. Wären die braunschweigischen<lb/>
Bahnen einer Actiengesellschaft überlassen worden, der Harz würde noch lange<lb/>
in seiner Armuth gejammert haben, ehe die Dividendenbezieher ihn dem Ver¬<lb/>
kehre erschlossen hätten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_287"> Man kann freilich einige Aälle anführen, wo Actiengesellschaften auch min¬<lb/>
der lohnende Strecken gebaut haben, aber wie manche nützliche Bahnen, zumal<lb/>
im Osten der preußischen Monarchie, bleiben fromme Wünsche. Mit dem<lb/>
braunschweigischen Staatsbahnprincip hatten sie nebst einer Menge andrer,<lb/>
ebenso heiß ersehnter Strecken wohl gebaut werden können.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_288"> Einige Ziffern der Revenüen unsrer Privatbahnen mögen diese Seite der<lb/>
Sache illustriren. Die von der leipzig-dresdener Bahn vom Jahre 1839 bis<lb/>
1865 erzielte Reineinnahme beläuft sich auf circa 18 Millionen Thaler; die<lb/>
coin-minderer Bahn hat im Jahre 1862 nahezu 4 Millionen Nettoeinnahme,<lb/>
und während des Bestehens der Bahn bis 1865 circa 30 Millionen Ueberschuß<lb/>
gehabt; die bergisch-märkische hatte 1862 eine Neinnnnahme von circa 2 Mil¬<lb/>
lionen, so daß ihr Gesammtertrag bis 1868 auf circa 12 Millionen angeschlagen<lb/>
werden.kann; die herum-anhaitische brachte seit ihrem Besten circa 20 Millionen<lb/>
auf; die herum - frankfurter circa 25 Millionen; die herum-Hamburger circa 19<lb/>
Millionen; die herum-Potsdam-Magdeburger circa 16 Millionen; die rheinische<lb/>
Eisenbahn circa 15 Millionen; die Magdeburg-cöthe» - Halle-leipziger circa 14<lb/>
Millionen, alles dies bis 1865.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_289"> Es beträgt mithin blos aus den angeführten Eisenbahnen die Nettoein¬<lb/>
nahme die kolossale Summe von circa 160 Millionen Thaler; hiemit hätte man<lb/>
aber nicht nur eine große Menge kleiner Nebenbahnen bauen, sondern die<lb/>
ganze preußische Staatsschuld (mit Ausnahme der Eisenbahnschulden) tilgen<lb/>
können. ,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0092] Ländchen, in denen die Eisenbahnen nicht blos Sache des Staates, sondern einer wirtlich weisen Regierung sind, betragt der Nettoertrag aus den Eisenbahnen jährlich nahe an eine Million Thaler. , Diese wird zum bei weitem größeren Theile von der braunschweig-oschersiebener Bahnstrecke aufgebracht, aber man hat sich nicht auf diese Strecke beschränkt, wenngleich die Erträge endlich doch der Staatskasse, mithin allen, nicht einer Gesellschaft zugute kamen, sondern schon frühzeitig wurde der Zweig Wolfenbüttel-Harzburg gebaut, welcher nie mehr als einen kümmerlichen Zins verheißen konnte, und bis heute nicht mehr als ihn ausgebracht hat. Was aber war indirect die Wirkung der Bahn? es konnten die Producte des Harzes verwandt werden; aus den Steinen des Harzes wurde die Brücke zu Dirschau gebaut, die Miethen in Harzburg wur- den von den herbeiwandernden Fremden mit londoner Preisen bezahlt, die Verzehiungsgegenstände trugen den Landleuten das Drei- und Vierfache von ehedem ein. Das geschah, weil die Bahn unter Berücksichtigung des allgemeinen und fortdauernden Interesses gebaut wurde. Wären die braunschweigischen Bahnen einer Actiengesellschaft überlassen worden, der Harz würde noch lange in seiner Armuth gejammert haben, ehe die Dividendenbezieher ihn dem Ver¬ kehre erschlossen hätten. Man kann freilich einige Aälle anführen, wo Actiengesellschaften auch min¬ der lohnende Strecken gebaut haben, aber wie manche nützliche Bahnen, zumal im Osten der preußischen Monarchie, bleiben fromme Wünsche. Mit dem braunschweigischen Staatsbahnprincip hatten sie nebst einer Menge andrer, ebenso heiß ersehnter Strecken wohl gebaut werden können. Einige Ziffern der Revenüen unsrer Privatbahnen mögen diese Seite der Sache illustriren. Die von der leipzig-dresdener Bahn vom Jahre 1839 bis 1865 erzielte Reineinnahme beläuft sich auf circa 18 Millionen Thaler; die coin-minderer Bahn hat im Jahre 1862 nahezu 4 Millionen Nettoeinnahme, und während des Bestehens der Bahn bis 1865 circa 30 Millionen Ueberschuß gehabt; die bergisch-märkische hatte 1862 eine Neinnnnahme von circa 2 Mil¬ lionen, so daß ihr Gesammtertrag bis 1868 auf circa 12 Millionen angeschlagen werden.kann; die herum-anhaitische brachte seit ihrem Besten circa 20 Millionen auf; die herum - frankfurter circa 25 Millionen; die herum-Hamburger circa 19 Millionen; die herum-Potsdam-Magdeburger circa 16 Millionen; die rheinische Eisenbahn circa 15 Millionen; die Magdeburg-cöthe» - Halle-leipziger circa 14 Millionen, alles dies bis 1865. Es beträgt mithin blos aus den angeführten Eisenbahnen die Nettoein¬ nahme die kolossale Summe von circa 160 Millionen Thaler; hiemit hätte man aber nicht nur eine große Menge kleiner Nebenbahnen bauen, sondern die ganze preußische Staatsschuld (mit Ausnahme der Eisenbahnschulden) tilgen können. ,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/92
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/92>, abgerufen am 22.07.2024.