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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Leben und seine Schriften" von P. v. Wiskawatoff. A. Becks Schriftchen "Graf
G. A. Götter. Ein Lebensbild aus der Zeit Friedrichs des Großen und Maria
Theresias" und "Peter von Cornelius" von A. v. Wol;ogen, welches Werk kurz
vor dem Tode des Meisters erschien. An dieses reiht sich, theils biographischen,
theils kunsthistorischen Inhalts. Einst Försters Buch über Raphael. das mit dem
spater erscheinenden zweiten Bande abgeschlossen wird.

Von Karten mancherlei Art mag Kieperts "Völker- und Sprachenkarte von
Deutschland und den Nachbarländern im Jahre 1866" als vortrefflich erwähnt
sein. -- Ehe wir dieses Gebiet verlassen, find noch drei Werke nennen, die
in den engen Rahmen der gebotenen Eintheilung sich schlecht fügen wollen.
Es ist des bekannten Musikkenners A. B.Marx' "Das Ideal und die Gegen,
wart", ein Buch, das kurz vor dem Tode des Verfassers entstand. Das andere
Werk ist das "Deutsche Sprichwörterlexikvn", herausgegeben von K. F. W.
Wärter, dessen erster stattlicher Band jetzt vorliegt und ein beredtes Zeugniß
von dem Reichthum unseres Volkes an Sprichwörtern und von dem Fleiße
des Sammlers ablegt. Das dritte Buch "Wiener Bilder und Büsten" von
M. Klapp bildet den Uebergang zu den jetzt zu nennenden Werken, da es
Bilder aus dem wiener Leben in ansprechender feuilletonistischer Form bringt.

So kämen wir auf das Gebiet der Belletristik, das in den wenigen Wochen
erfolgreicher bebaut ward, als man erwarten durfte. Den Reigen mögen Werke
eröffnen, die von Literaten längst vergangener Jahrhunderte geschrieben, auch
dem jetztlebenden Geschleckte manchen Genuß zu bereiten vermögen. Es ist
"Deutsches Heldenbuch. Erster Theil" (enthaltend Biterols und Dietlieb, heraus¬
gegeben von O. Jänicke. Laurin von Walberan. Mit Benutzung der von
F. Roth gesammelten Abschriften und Vergleichungen) und "Reinke de Vos nach
der ältesten Ausgabe". Mit Einleitung. Anmerkungen und einem Wörterbuch
von A. Lübben. -- Was folgt, ist leichter genießbar. Um es zu'verstehen, be¬
darf es weder Glossars, noch Commentars und das, wenn auch nicht immer
mustergiltige Deutsch macht es doch salonfähiger, als es Fritz Reuters "Otte
Kamelien" sind. Mancher Leser findet hier wieder alte Bekannte, denen er im
Feuilleton einer Zeitung oder sonstwo schon begegnet war, und er sieht sie
vielleicht später nochmals als Theile "Gesammelter Werke". Denn unsere Zeit
ist praktisch und thut recht daran. Manches Werthvolle ging früher in deu
Tagesblättern unter, was jetzt erhalten wird. Freilich bleibt auf diese Weise
auch der Nachwelt manches unverloren, was die frühere Generation am besten
nie gesehen hätte.

Zuerst nennen wir Gutzkows neuesten Roman "Hohenschwangau. Roman
und^Geschichte. 1536--1367". Im Interesse des Werks und der Kritik wäre
es. wenn dem vorliegenden ersten Bande die weiteren Theile rasch folgten.
Weiter mögen dann genannt sein "Die Vorkämpfer der Freiheit" von F. Friedrich,


Leben und seine Schriften" von P. v. Wiskawatoff. A. Becks Schriftchen „Graf
G. A. Götter. Ein Lebensbild aus der Zeit Friedrichs des Großen und Maria
Theresias" und „Peter von Cornelius" von A. v. Wol;ogen, welches Werk kurz
vor dem Tode des Meisters erschien. An dieses reiht sich, theils biographischen,
theils kunsthistorischen Inhalts. Einst Försters Buch über Raphael. das mit dem
spater erscheinenden zweiten Bande abgeschlossen wird.

Von Karten mancherlei Art mag Kieperts „Völker- und Sprachenkarte von
Deutschland und den Nachbarländern im Jahre 1866" als vortrefflich erwähnt
sein. — Ehe wir dieses Gebiet verlassen, find noch drei Werke nennen, die
in den engen Rahmen der gebotenen Eintheilung sich schlecht fügen wollen.
Es ist des bekannten Musikkenners A. B.Marx' „Das Ideal und die Gegen,
wart", ein Buch, das kurz vor dem Tode des Verfassers entstand. Das andere
Werk ist das „Deutsche Sprichwörterlexikvn", herausgegeben von K. F. W.
Wärter, dessen erster stattlicher Band jetzt vorliegt und ein beredtes Zeugniß
von dem Reichthum unseres Volkes an Sprichwörtern und von dem Fleiße
des Sammlers ablegt. Das dritte Buch „Wiener Bilder und Büsten" von
M. Klapp bildet den Uebergang zu den jetzt zu nennenden Werken, da es
Bilder aus dem wiener Leben in ansprechender feuilletonistischer Form bringt.

So kämen wir auf das Gebiet der Belletristik, das in den wenigen Wochen
erfolgreicher bebaut ward, als man erwarten durfte. Den Reigen mögen Werke
eröffnen, die von Literaten längst vergangener Jahrhunderte geschrieben, auch
dem jetztlebenden Geschleckte manchen Genuß zu bereiten vermögen. Es ist
„Deutsches Heldenbuch. Erster Theil" (enthaltend Biterols und Dietlieb, heraus¬
gegeben von O. Jänicke. Laurin von Walberan. Mit Benutzung der von
F. Roth gesammelten Abschriften und Vergleichungen) und „Reinke de Vos nach
der ältesten Ausgabe". Mit Einleitung. Anmerkungen und einem Wörterbuch
von A. Lübben. — Was folgt, ist leichter genießbar. Um es zu'verstehen, be¬
darf es weder Glossars, noch Commentars und das, wenn auch nicht immer
mustergiltige Deutsch macht es doch salonfähiger, als es Fritz Reuters „Otte
Kamelien" sind. Mancher Leser findet hier wieder alte Bekannte, denen er im
Feuilleton einer Zeitung oder sonstwo schon begegnet war, und er sieht sie
vielleicht später nochmals als Theile „Gesammelter Werke". Denn unsere Zeit
ist praktisch und thut recht daran. Manches Werthvolle ging früher in deu
Tagesblättern unter, was jetzt erhalten wird. Freilich bleibt auf diese Weise
auch der Nachwelt manches unverloren, was die frühere Generation am besten
nie gesehen hätte.

Zuerst nennen wir Gutzkows neuesten Roman „Hohenschwangau. Roman
und^Geschichte. 1536—1367". Im Interesse des Werks und der Kritik wäre
es. wenn dem vorliegenden ersten Bande die weiteren Theile rasch folgten.
Weiter mögen dann genannt sein „Die Vorkämpfer der Freiheit" von F. Friedrich,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/74>, abgerufen am 03.07.2024.