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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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als Bark getakelte Transportschiff ,. Elbe", 6. von 8S0 Tonnen, welches für die
ostasiatische Expedition in Hamburg angekauft war, und der kleine Schooner
"Iltis", der auch ursprünglich nicht armirt. sondern nur für den Dienst bei
der Tonnenlcgung in der Jcchde bestimmt war.

Auch die Classe der Naddampfer ist in der preußischen Marine nur
spärlich vertreten. Wir haben schon im vorigen Abschnitt auf die Uebelstcinve
dieser Fahrzeuge aufmerksam gemacht, auf ihre Unfähigkeit, sehr schwere Ge-
schützbclastung und so hohe Takelage zu tragen, daß sie mit derselben nach
Beschädigung der Maschine sich genügend schnell zu bewegen vermögen, sowie
auf die Unmöglichkeit, die Maschinen und vollends die Näder vor feindlichen
Schüssen zu sichern. Die Raddampfer sind daher nur für Transportdienst und
Avisodienst zu gebrauchen, und auch da nicht mit Sicherheit, weil ein einziger
glücklicher Schuß eines feindlichen Kriegsschiffs sie rettungslos in dessen Hände
liefert. Aus diesen Gründen ist es ein Vortheil, daß Preußen jetzt eigentlich
nur zwei active Fahrzeuge dieser Art besitzt.

Das eine derselben, der "Preußische Adler", 4, ist ein Naddampfer
von 310 Pferdekraft, dessen schwarzen Rumpf eine mäßig hohe Schooner"
takelage überragt, also zwei Masten, von denen blos der vordere Naasegel führt.
Der "Preußische Adler" war früher Postschiff von Stettin nach Petersburg; vor
fünf Jahren ward er von der Kriegsmarine übernommen, zum Transportschiff oder
Aviso bestimmt, leicht armirt und machte so unter anderm in Begleitung der
Kanonenboote 1. Classe "Blitz" und "Basilisk" eine Reise nach Konstantinopel,
von wo er beim Ausbruch des Schleswig-holsteinischen Krieges 1864 zurück¬
berufen wurde. Die drei preußischen Fahrzeuge schlossen sich dem östreichischen
Nordscegeschwader an; doch war es dem "Pr. Adler" nicht vergönnt, den Dänen
gegenüber Lorbeeren zu ernten, vielmehr mußte er bald einer Kesselreparatur
wegen nacb Hamburg hinauflegen und dann seine Mannschaft sogar an die neu¬
erworbene Korvette "Augusta" in Bremerhaven abgeben.

Eine etwas reichere Geschichte hat der zweite gegenwärtig noch active Rad¬
dampfer, die "Loreley", 2, ein kleiner Aviso von 120 Pferdekraft. Derselbe
ward 1858 im Bau vollendet, machte sich wenige Jahre später, durch seine
vermittelnden Fahrten bei Depossedirung der neapolitanischen Königsfamilie
einen Namen und hatte schließlich im Frühjahr 1864 noch das Glück, als drittes
Schiff am Seegefecht auf der Höhe von Rügen theilzunehmen, wo er allerdings
infolge seiner bescheidenen Armirung auf den Gang des Gefechts wenig ein¬
wirken konnte.

Der Abgang, den die preußische Flotte bisher an Naddampfern erlitten
hat, ist bei weitem größer als ihr gegenwärtiger Bestand an solchen. Außer
den beiden Nadavisos "Nix", 8. und "Salamander". 8, beide von 160 Pferde-
kraft, gegen welche 18S5 von England die Segelfregatte "Thetis" eingetauscht


als Bark getakelte Transportschiff ,. Elbe", 6. von 8S0 Tonnen, welches für die
ostasiatische Expedition in Hamburg angekauft war, und der kleine Schooner
„Iltis", der auch ursprünglich nicht armirt. sondern nur für den Dienst bei
der Tonnenlcgung in der Jcchde bestimmt war.

Auch die Classe der Naddampfer ist in der preußischen Marine nur
spärlich vertreten. Wir haben schon im vorigen Abschnitt auf die Uebelstcinve
dieser Fahrzeuge aufmerksam gemacht, auf ihre Unfähigkeit, sehr schwere Ge-
schützbclastung und so hohe Takelage zu tragen, daß sie mit derselben nach
Beschädigung der Maschine sich genügend schnell zu bewegen vermögen, sowie
auf die Unmöglichkeit, die Maschinen und vollends die Näder vor feindlichen
Schüssen zu sichern. Die Raddampfer sind daher nur für Transportdienst und
Avisodienst zu gebrauchen, und auch da nicht mit Sicherheit, weil ein einziger
glücklicher Schuß eines feindlichen Kriegsschiffs sie rettungslos in dessen Hände
liefert. Aus diesen Gründen ist es ein Vortheil, daß Preußen jetzt eigentlich
nur zwei active Fahrzeuge dieser Art besitzt.

Das eine derselben, der „Preußische Adler", 4, ist ein Naddampfer
von 310 Pferdekraft, dessen schwarzen Rumpf eine mäßig hohe Schooner«
takelage überragt, also zwei Masten, von denen blos der vordere Naasegel führt.
Der „Preußische Adler" war früher Postschiff von Stettin nach Petersburg; vor
fünf Jahren ward er von der Kriegsmarine übernommen, zum Transportschiff oder
Aviso bestimmt, leicht armirt und machte so unter anderm in Begleitung der
Kanonenboote 1. Classe „Blitz" und „Basilisk" eine Reise nach Konstantinopel,
von wo er beim Ausbruch des Schleswig-holsteinischen Krieges 1864 zurück¬
berufen wurde. Die drei preußischen Fahrzeuge schlossen sich dem östreichischen
Nordscegeschwader an; doch war es dem „Pr. Adler" nicht vergönnt, den Dänen
gegenüber Lorbeeren zu ernten, vielmehr mußte er bald einer Kesselreparatur
wegen nacb Hamburg hinauflegen und dann seine Mannschaft sogar an die neu¬
erworbene Korvette „Augusta" in Bremerhaven abgeben.

Eine etwas reichere Geschichte hat der zweite gegenwärtig noch active Rad¬
dampfer, die „Loreley", 2, ein kleiner Aviso von 120 Pferdekraft. Derselbe
ward 1858 im Bau vollendet, machte sich wenige Jahre später, durch seine
vermittelnden Fahrten bei Depossedirung der neapolitanischen Königsfamilie
einen Namen und hatte schließlich im Frühjahr 1864 noch das Glück, als drittes
Schiff am Seegefecht auf der Höhe von Rügen theilzunehmen, wo er allerdings
infolge seiner bescheidenen Armirung auf den Gang des Gefechts wenig ein¬
wirken konnte.

Der Abgang, den die preußische Flotte bisher an Naddampfern erlitten
hat, ist bei weitem größer als ihr gegenwärtiger Bestand an solchen. Außer
den beiden Nadavisos „Nix", 8. und „Salamander". 8, beide von 160 Pferde-
kraft, gegen welche 18S5 von England die Segelfregatte „Thetis" eingetauscht


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/422>, abgerufen am 22.07.2024.