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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Den Uebergang zur Zeitgeschichte mag das "neuste Gespräch mit dem
Grobian- über die Ausgaben und Aussichten Deutschlands nach dem Kriege
bilden und "Die Gründung preußisch.deutscher Colonien im indischen und
großen Ocean" von E. Friedel. Diese Schrift ist immerhin ein erfreuliches
Zeichen der Zeit, wenn wir Deutschen vorerst auch noch mit der inneren --
Polnischer -- Mission so viel zu thun haben, daß uns zur äußeren Mission
auf diesem Gebiete wenig Zeit und Geld übrig bleibt.

Die Zeitgeschichte bietet dieses Mal wenig. Zu erwähnen sind außer
"Graf Bismcirck. Ein Lebensbild", mit warmer Anerkennung und Begeisterung
für den Beruf Preußens und des Ministerpräsidenten geschrieben, und außer
L- F. Ilses "Die Politik Preußens vom Antritt des Ministeriums von Bis-
marck bis zum Wiener Frieden", wovon das erste Heft vorliegt. "Offizieller
Bericht über die Kriegsereignisse zwischen Hannover und Preußen im Juni
1866", 2. Theil und die Brochüren der Prinzen Alexander von Hessen und
Karl von Bayern über ihre Feldherrnthätigkeit im Sommer 1866. Zur
Beleuchtung der damaligen heiteren Militärwirihschaft südlich vom Maine mag
eine Stelle aus dem "Feldzugs-Journal" des hessischen Prinzen hier einen
Platz finden: "Während die preußische Armee Holstein, Hannover, Kurhessen
und Nassau ohne Schwertstreich eroberte, bemühte ich mich vergeblich, das
8. Armeecorps zusammenzubringen; ja einer der Souveräne desselben protestirte
noch fortwährend gegen die Wahl des Corpscommandanten, welche die dazu
berechtigte Regierung vorgenommen hatte. Erst am 9. Juli war das Armee¬
corps vollzählig. Als ich am 16. Juni der Aufforderung der Bundesver¬
sammlung, die Stadt Frankfurt gegen einen feindlichen Angriff zu beschützen,
Folge leistend, mich dahin begab, hatte ich 3 hessische Bataillone zu meiner
Verfügung, um die Mainlinie zu behaupten. Am 20. Juni rückten die Preußen
in Kassel ein, am 28. capitulirten die Hannoveraner, am 29. übernahm Prinz
Karl von Bayern das Commando der westdeutschen Bundesarmee (7. und
8. Corps) und am 30. erst begannen die Operationen dieser Armee, als die
vereinten preußischen Kräfte unter General Vogel von Falckenstein sich bereits
zwischen das 7. und 8. Corps hineingeschoben hatten. Drei Tage später
wär der Feldzug in Böhmen entschieden. Unter solchen Auspicien begannen
wir erst unsere Operationen."

Wir kommen zur Geschichte. Von Alfred von Neumond liegt der erste
stattliche Band einer "Geschichte der Stadt Rom" vor, welche in drei Bänden
vollständig werden soll. Ein dünnes Heftchen von Köhler behandelt "Die Re-
fugiys und ihre Colonien in Preußen und Kurhessen-, C. H. vom Hagen stellt
in zwei Bänden "Die Stadt Halle nach amtlichen Quellen historisch-topo-
graphisch.statistisch" dar, Ernst Weyden gab eine "Geschichte der Juden in Köln
am Rhein von den Römerzeiten bis aus die Gegenwart-, während der zweite


Grenzboten II. 1867, 40

Den Uebergang zur Zeitgeschichte mag das „neuste Gespräch mit dem
Grobian- über die Ausgaben und Aussichten Deutschlands nach dem Kriege
bilden und „Die Gründung preußisch.deutscher Colonien im indischen und
großen Ocean" von E. Friedel. Diese Schrift ist immerhin ein erfreuliches
Zeichen der Zeit, wenn wir Deutschen vorerst auch noch mit der inneren —
Polnischer — Mission so viel zu thun haben, daß uns zur äußeren Mission
auf diesem Gebiete wenig Zeit und Geld übrig bleibt.

Die Zeitgeschichte bietet dieses Mal wenig. Zu erwähnen sind außer
„Graf Bismcirck. Ein Lebensbild", mit warmer Anerkennung und Begeisterung
für den Beruf Preußens und des Ministerpräsidenten geschrieben, und außer
L- F. Ilses „Die Politik Preußens vom Antritt des Ministeriums von Bis-
marck bis zum Wiener Frieden", wovon das erste Heft vorliegt. „Offizieller
Bericht über die Kriegsereignisse zwischen Hannover und Preußen im Juni
1866", 2. Theil und die Brochüren der Prinzen Alexander von Hessen und
Karl von Bayern über ihre Feldherrnthätigkeit im Sommer 1866. Zur
Beleuchtung der damaligen heiteren Militärwirihschaft südlich vom Maine mag
eine Stelle aus dem „Feldzugs-Journal" des hessischen Prinzen hier einen
Platz finden: „Während die preußische Armee Holstein, Hannover, Kurhessen
und Nassau ohne Schwertstreich eroberte, bemühte ich mich vergeblich, das
8. Armeecorps zusammenzubringen; ja einer der Souveräne desselben protestirte
noch fortwährend gegen die Wahl des Corpscommandanten, welche die dazu
berechtigte Regierung vorgenommen hatte. Erst am 9. Juli war das Armee¬
corps vollzählig. Als ich am 16. Juni der Aufforderung der Bundesver¬
sammlung, die Stadt Frankfurt gegen einen feindlichen Angriff zu beschützen,
Folge leistend, mich dahin begab, hatte ich 3 hessische Bataillone zu meiner
Verfügung, um die Mainlinie zu behaupten. Am 20. Juni rückten die Preußen
in Kassel ein, am 28. capitulirten die Hannoveraner, am 29. übernahm Prinz
Karl von Bayern das Commando der westdeutschen Bundesarmee (7. und
8. Corps) und am 30. erst begannen die Operationen dieser Armee, als die
vereinten preußischen Kräfte unter General Vogel von Falckenstein sich bereits
zwischen das 7. und 8. Corps hineingeschoben hatten. Drei Tage später
wär der Feldzug in Böhmen entschieden. Unter solchen Auspicien begannen
wir erst unsere Operationen."

Wir kommen zur Geschichte. Von Alfred von Neumond liegt der erste
stattliche Band einer „Geschichte der Stadt Rom" vor, welche in drei Bänden
vollständig werden soll. Ein dünnes Heftchen von Köhler behandelt „Die Re-
fugiys und ihre Colonien in Preußen und Kurhessen-, C. H. vom Hagen stellt
in zwei Bänden „Die Stadt Halle nach amtlichen Quellen historisch-topo-
graphisch.statistisch" dar, Ernst Weyden gab eine „Geschichte der Juden in Köln
am Rhein von den Römerzeiten bis aus die Gegenwart-, während der zweite


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[0317] Den Uebergang zur Zeitgeschichte mag das „neuste Gespräch mit dem Grobian- über die Ausgaben und Aussichten Deutschlands nach dem Kriege bilden und „Die Gründung preußisch.deutscher Colonien im indischen und großen Ocean" von E. Friedel. Diese Schrift ist immerhin ein erfreuliches Zeichen der Zeit, wenn wir Deutschen vorerst auch noch mit der inneren — Polnischer — Mission so viel zu thun haben, daß uns zur äußeren Mission auf diesem Gebiete wenig Zeit und Geld übrig bleibt. Die Zeitgeschichte bietet dieses Mal wenig. Zu erwähnen sind außer „Graf Bismcirck. Ein Lebensbild", mit warmer Anerkennung und Begeisterung für den Beruf Preußens und des Ministerpräsidenten geschrieben, und außer L- F. Ilses „Die Politik Preußens vom Antritt des Ministeriums von Bis- marck bis zum Wiener Frieden", wovon das erste Heft vorliegt. „Offizieller Bericht über die Kriegsereignisse zwischen Hannover und Preußen im Juni 1866", 2. Theil und die Brochüren der Prinzen Alexander von Hessen und Karl von Bayern über ihre Feldherrnthätigkeit im Sommer 1866. Zur Beleuchtung der damaligen heiteren Militärwirihschaft südlich vom Maine mag eine Stelle aus dem „Feldzugs-Journal" des hessischen Prinzen hier einen Platz finden: „Während die preußische Armee Holstein, Hannover, Kurhessen und Nassau ohne Schwertstreich eroberte, bemühte ich mich vergeblich, das 8. Armeecorps zusammenzubringen; ja einer der Souveräne desselben protestirte noch fortwährend gegen die Wahl des Corpscommandanten, welche die dazu berechtigte Regierung vorgenommen hatte. Erst am 9. Juli war das Armee¬ corps vollzählig. Als ich am 16. Juni der Aufforderung der Bundesver¬ sammlung, die Stadt Frankfurt gegen einen feindlichen Angriff zu beschützen, Folge leistend, mich dahin begab, hatte ich 3 hessische Bataillone zu meiner Verfügung, um die Mainlinie zu behaupten. Am 20. Juni rückten die Preußen in Kassel ein, am 28. capitulirten die Hannoveraner, am 29. übernahm Prinz Karl von Bayern das Commando der westdeutschen Bundesarmee (7. und 8. Corps) und am 30. erst begannen die Operationen dieser Armee, als die vereinten preußischen Kräfte unter General Vogel von Falckenstein sich bereits zwischen das 7. und 8. Corps hineingeschoben hatten. Drei Tage später wär der Feldzug in Böhmen entschieden. Unter solchen Auspicien begannen wir erst unsere Operationen." Wir kommen zur Geschichte. Von Alfred von Neumond liegt der erste stattliche Band einer „Geschichte der Stadt Rom" vor, welche in drei Bänden vollständig werden soll. Ein dünnes Heftchen von Köhler behandelt „Die Re- fugiys und ihre Colonien in Preußen und Kurhessen-, C. H. vom Hagen stellt in zwei Bänden „Die Stadt Halle nach amtlichen Quellen historisch-topo- graphisch.statistisch" dar, Ernst Weyden gab eine „Geschichte der Juden in Köln am Rhein von den Römerzeiten bis aus die Gegenwart-, während der zweite Grenzboten II. 1867, 40

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/317>, abgerufen am 22.07.2024.