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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Die GesamMtsumme aller erschienenen, einschließlich der hier nicht auf¬
geführten Werke stellt sich 18S5: 9,661. 1866: 8.699; ist mithin Abnahme
9 Procent. Schon aus diesen Proben erhellt der Einfluß des Krieges deutlich.
Zwar ließ auch unter dem Drucke unerquicklicher Verhältnisse sich der deutsche
Gelehrte seine Cirkel nicht verwirren; seine schriftstellerische Thätigkeit gab im
vorigen Jahre sogar eine größere Ausbeute als im Vorjahr; freilich fielen die
Vorarbeiten noch in friedliche Zeiten. Fast alle übrigen Fächer dagegen weisen
kleinere Zahlen auf; namentlich gelangte Belletristik beträchtlich weniger zur
Ausgabe und ist auch der Gesammtausfall nicht unbedeutend; nur Kriegswissen¬
schaft und Kartenwerke schnellten unnatürlich in die Höhe. Und daß wir es
hier nicht mit Neisekarten zu thun haben, wissen wir.

Diesen Angaben über Verminderung der verlegerischcn Thätigkeit entspricht
die uns vorliegende Notiz über die Höhe der vorjährigen Versendung nach dem
Gewichte. Schon früher theilten wir mit. daß der Versandt über Leipzig aus¬
weist 1864 114.600 Centner Literatur,

1865 124.800
Es sank dagegen 1866 auf 117.000

Der Versandt, des ersten Quartals 1867 steht dagegen dem desselben Zeit¬
raums im vorigen Jahre mit circa 24.000 Centnern gleich. --

Noch zu keiner Zeit hat sich die Thatsache so aufgedrängt wie jetzt, daß
wir selbst mit den leichtfüßigsten aller buchhändlerischen Unternehmungen, den
Zeitbrochuren. hinter der gewaltig stürmenden Zeit nachhinken. Die Verfassung
des norddeutschen Bundes bedarf nur noch der Bestätigung einzelner Kammern
und die Aussicht auf Krieg liegt schon zweimal hinter uns. Aber die uns vor¬
liegenden Brochüren fangen erst allmälig an. zu besprechen, was im Augenblicke
die Gemüther bewegt. Die Zeitbrochure ist fast zu schwerfällig geworden für
unsere leichtlebige Zeit, die aus dem knapperen und täglich vorliegenden Leit¬
artikel der polnischen Zeitungen ihren Wissensdurst befriedigt. Es mögen daher
nur einige Brochüren zur Orientirung auf diesem Gebiete genannt sein. Vom
national-liberalen Standpunkte rühmen wir vor allem zwei vortreffliche Dar¬
stellungen der Verhandlungen des Reichstags: "Bericht des Präsidenten Dr. Lette
an seinen Wahlkreis -- Königsberg in N." und: "Für die Verfassung des
norddeutschen Bundes -- Rechenschaftsbericht von Dr. Braun -- Wiesbaden."
Ferner betrachtet ein Heft den Entwurf der Verfassung des norddeutschen Bun¬
des, ein Konservativer begutachtet .das Budgetrecht des Reichstages", und von
ti"em Kleinstaatler liegt vor "Der preußische Liberalismus und das norddeutsche
Parlament"; für eine Hamburger Firma scheint der Uebel größtes im neue"
Deutschland zu sein "Es muß Alles Soldat werden", während ein anderes
Schriftchen heißt "Der Militäretat und die konstitutionelle Doctrin".

Süddeutschland im Ganzen und Einzelnen veranlaßte einige Brochüren.


Die GesamMtsumme aller erschienenen, einschließlich der hier nicht auf¬
geführten Werke stellt sich 18S5: 9,661. 1866: 8.699; ist mithin Abnahme
9 Procent. Schon aus diesen Proben erhellt der Einfluß des Krieges deutlich.
Zwar ließ auch unter dem Drucke unerquicklicher Verhältnisse sich der deutsche
Gelehrte seine Cirkel nicht verwirren; seine schriftstellerische Thätigkeit gab im
vorigen Jahre sogar eine größere Ausbeute als im Vorjahr; freilich fielen die
Vorarbeiten noch in friedliche Zeiten. Fast alle übrigen Fächer dagegen weisen
kleinere Zahlen auf; namentlich gelangte Belletristik beträchtlich weniger zur
Ausgabe und ist auch der Gesammtausfall nicht unbedeutend; nur Kriegswissen¬
schaft und Kartenwerke schnellten unnatürlich in die Höhe. Und daß wir es
hier nicht mit Neisekarten zu thun haben, wissen wir.

Diesen Angaben über Verminderung der verlegerischcn Thätigkeit entspricht
die uns vorliegende Notiz über die Höhe der vorjährigen Versendung nach dem
Gewichte. Schon früher theilten wir mit. daß der Versandt über Leipzig aus¬
weist 1864 114.600 Centner Literatur,

1865 124.800
Es sank dagegen 1866 auf 117.000

Der Versandt, des ersten Quartals 1867 steht dagegen dem desselben Zeit¬
raums im vorigen Jahre mit circa 24.000 Centnern gleich. —

Noch zu keiner Zeit hat sich die Thatsache so aufgedrängt wie jetzt, daß
wir selbst mit den leichtfüßigsten aller buchhändlerischen Unternehmungen, den
Zeitbrochuren. hinter der gewaltig stürmenden Zeit nachhinken. Die Verfassung
des norddeutschen Bundes bedarf nur noch der Bestätigung einzelner Kammern
und die Aussicht auf Krieg liegt schon zweimal hinter uns. Aber die uns vor¬
liegenden Brochüren fangen erst allmälig an. zu besprechen, was im Augenblicke
die Gemüther bewegt. Die Zeitbrochure ist fast zu schwerfällig geworden für
unsere leichtlebige Zeit, die aus dem knapperen und täglich vorliegenden Leit¬
artikel der polnischen Zeitungen ihren Wissensdurst befriedigt. Es mögen daher
nur einige Brochüren zur Orientirung auf diesem Gebiete genannt sein. Vom
national-liberalen Standpunkte rühmen wir vor allem zwei vortreffliche Dar¬
stellungen der Verhandlungen des Reichstags: „Bericht des Präsidenten Dr. Lette
an seinen Wahlkreis — Königsberg in N." und: „Für die Verfassung des
norddeutschen Bundes — Rechenschaftsbericht von Dr. Braun — Wiesbaden."
Ferner betrachtet ein Heft den Entwurf der Verfassung des norddeutschen Bun¬
des, ein Konservativer begutachtet .das Budgetrecht des Reichstages", und von
ti»em Kleinstaatler liegt vor „Der preußische Liberalismus und das norddeutsche
Parlament"; für eine Hamburger Firma scheint der Uebel größtes im neue»
Deutschland zu sein „Es muß Alles Soldat werden", während ein anderes
Schriftchen heißt „Der Militäretat und die konstitutionelle Doctrin".

Süddeutschland im Ganzen und Einzelnen veranlaßte einige Brochüren.


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[0315] Die GesamMtsumme aller erschienenen, einschließlich der hier nicht auf¬ geführten Werke stellt sich 18S5: 9,661. 1866: 8.699; ist mithin Abnahme 9 Procent. Schon aus diesen Proben erhellt der Einfluß des Krieges deutlich. Zwar ließ auch unter dem Drucke unerquicklicher Verhältnisse sich der deutsche Gelehrte seine Cirkel nicht verwirren; seine schriftstellerische Thätigkeit gab im vorigen Jahre sogar eine größere Ausbeute als im Vorjahr; freilich fielen die Vorarbeiten noch in friedliche Zeiten. Fast alle übrigen Fächer dagegen weisen kleinere Zahlen auf; namentlich gelangte Belletristik beträchtlich weniger zur Ausgabe und ist auch der Gesammtausfall nicht unbedeutend; nur Kriegswissen¬ schaft und Kartenwerke schnellten unnatürlich in die Höhe. Und daß wir es hier nicht mit Neisekarten zu thun haben, wissen wir. Diesen Angaben über Verminderung der verlegerischcn Thätigkeit entspricht die uns vorliegende Notiz über die Höhe der vorjährigen Versendung nach dem Gewichte. Schon früher theilten wir mit. daß der Versandt über Leipzig aus¬ weist 1864 114.600 Centner Literatur, 1865 124.800 Es sank dagegen 1866 auf 117.000 Der Versandt, des ersten Quartals 1867 steht dagegen dem desselben Zeit¬ raums im vorigen Jahre mit circa 24.000 Centnern gleich. — Noch zu keiner Zeit hat sich die Thatsache so aufgedrängt wie jetzt, daß wir selbst mit den leichtfüßigsten aller buchhändlerischen Unternehmungen, den Zeitbrochuren. hinter der gewaltig stürmenden Zeit nachhinken. Die Verfassung des norddeutschen Bundes bedarf nur noch der Bestätigung einzelner Kammern und die Aussicht auf Krieg liegt schon zweimal hinter uns. Aber die uns vor¬ liegenden Brochüren fangen erst allmälig an. zu besprechen, was im Augenblicke die Gemüther bewegt. Die Zeitbrochure ist fast zu schwerfällig geworden für unsere leichtlebige Zeit, die aus dem knapperen und täglich vorliegenden Leit¬ artikel der polnischen Zeitungen ihren Wissensdurst befriedigt. Es mögen daher nur einige Brochüren zur Orientirung auf diesem Gebiete genannt sein. Vom national-liberalen Standpunkte rühmen wir vor allem zwei vortreffliche Dar¬ stellungen der Verhandlungen des Reichstags: „Bericht des Präsidenten Dr. Lette an seinen Wahlkreis — Königsberg in N." und: „Für die Verfassung des norddeutschen Bundes — Rechenschaftsbericht von Dr. Braun — Wiesbaden." Ferner betrachtet ein Heft den Entwurf der Verfassung des norddeutschen Bun¬ des, ein Konservativer begutachtet .das Budgetrecht des Reichstages", und von ti»em Kleinstaatler liegt vor „Der preußische Liberalismus und das norddeutsche Parlament"; für eine Hamburger Firma scheint der Uebel größtes im neue» Deutschland zu sein „Es muß Alles Soldat werden", während ein anderes Schriftchen heißt „Der Militäretat und die konstitutionelle Doctrin". Süddeutschland im Ganzen und Einzelnen veranlaßte einige Brochüren.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/315>, abgerufen am 03.07.2024.