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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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aber als hierdurch wird er durch die übrigen Meßarbeiten in Athem gehalten.
Wochen lang sitzt er bis tief in die Nacht über den Zahlungslisten, welche die
auswärtigen Sortimenter mit der nöthigen Deckung eingesandt; dann kommen
die Zahltage, an denen geräuschlos Millionen aus einer Hand in die andere
gelegt werden, und die Wochen, in denen die Abrechnung zu Ende geführt wird.
Dafür erfreut sich der Kommissionär des angenehmen Daseins von Provision
und Meßgeschenken.

Anders war es freilich damals, als der buchhändlerische Verkehr fast nur
Tauschvcrkehr war und die zur Messe nach Frankfurt reisenden "Träger der
Wissenschaft" in der Buchgasse ihre Schilder aufhingen. Damals bildeten die
Zusammenkünste der Buchhändler das Neujahr des beginnenden Geschäftsjahrs,
zu dem man die besten Hoffnungen auf günstigen Tausch Und glückliche Ver¬
werthung des eigenen Verlages mitbrachte. Heute dagegen ist die Ostermesse
der Schlußstein des Geschäftsjahres, der Sylvestertag, dem manche Neujahrs,
nacht eines Unglücklichen auf dem Fuße nachfolgt. Damals beförderten die
Frachtwagen wie heute die Bahnen viel Literatur; aber es waren die Neuig¬
keiten, die der Buchhändler noch eiligst fertig gemacht, um sie dem Geschäfts¬
freunde frisch aus der Presse zum Tausch vorzulegen. Und aus der Messe kehrte
er dann zurück, nachdem er Manchen Wunsch eines Kunden erfüllt und vor-
schauend durch günstigen Tausch das heimische Lager zu ergänzen bemüht
gewesen.

So liefert die Ostermesse von heute ein Bild des abgelaufenen Geschäfts-
jahres. Denn in den eingehenden Zahlungslisten spiegelt sich der Absatz und
aus der Höhe der ungefärbter Deckung erhellt die größere oder geringere Ge-
schwollcnheit des buchhändlerischen Geldbeutels. Deshalb mußte die heurige
Messe sehr interessant werden, weil sie am Ende eines Geschäftsjahrs steht, welches
von Krieg zu erzählen weiß, weil in ihr alle jene Schäden zu Tage traten,
welche in den für die Geschäfte so unsicheren Tagen der Schlacht bei Königs-
grätz sich auszubilden begannen. Aber doch scheint in dieser Hinsicht die Messe
besser zu werden, als man gedacht; auch im letzten Jahre wurde viel verkauft
und die Zahlungslisten bringen davon Kunde. Freilich ist statistisch nachgewiesen,
daß des Verlegers Thätigkeit im verflossenen Jahr nicht unwesentlich geringer
war als im Vorjahr. Es liegt eine Ausstellung vor, aus weichet wir ent¬
nehmen, daß u. a. zur Ausgabe gelangten

Bücher über 1863. 1866.
altclassische, orientalische Sprachen, Mythologie 402. 468. Zunahme 16
Kriegswiffenschast, Pferderunde.....148. 171. ., 16 "
Karte".............1S9. 203. " 46 .,
Geschichte, Biographien. Memoiren, Briefwechsel 6S1. S34. Abnähme Is ,.
Schöne Literatur . . ... . . ... 935. 704. . 25 "

aber als hierdurch wird er durch die übrigen Meßarbeiten in Athem gehalten.
Wochen lang sitzt er bis tief in die Nacht über den Zahlungslisten, welche die
auswärtigen Sortimenter mit der nöthigen Deckung eingesandt; dann kommen
die Zahltage, an denen geräuschlos Millionen aus einer Hand in die andere
gelegt werden, und die Wochen, in denen die Abrechnung zu Ende geführt wird.
Dafür erfreut sich der Kommissionär des angenehmen Daseins von Provision
und Meßgeschenken.

Anders war es freilich damals, als der buchhändlerische Verkehr fast nur
Tauschvcrkehr war und die zur Messe nach Frankfurt reisenden „Träger der
Wissenschaft" in der Buchgasse ihre Schilder aufhingen. Damals bildeten die
Zusammenkünste der Buchhändler das Neujahr des beginnenden Geschäftsjahrs,
zu dem man die besten Hoffnungen auf günstigen Tausch Und glückliche Ver¬
werthung des eigenen Verlages mitbrachte. Heute dagegen ist die Ostermesse
der Schlußstein des Geschäftsjahres, der Sylvestertag, dem manche Neujahrs,
nacht eines Unglücklichen auf dem Fuße nachfolgt. Damals beförderten die
Frachtwagen wie heute die Bahnen viel Literatur; aber es waren die Neuig¬
keiten, die der Buchhändler noch eiligst fertig gemacht, um sie dem Geschäfts¬
freunde frisch aus der Presse zum Tausch vorzulegen. Und aus der Messe kehrte
er dann zurück, nachdem er Manchen Wunsch eines Kunden erfüllt und vor-
schauend durch günstigen Tausch das heimische Lager zu ergänzen bemüht
gewesen.

So liefert die Ostermesse von heute ein Bild des abgelaufenen Geschäfts-
jahres. Denn in den eingehenden Zahlungslisten spiegelt sich der Absatz und
aus der Höhe der ungefärbter Deckung erhellt die größere oder geringere Ge-
schwollcnheit des buchhändlerischen Geldbeutels. Deshalb mußte die heurige
Messe sehr interessant werden, weil sie am Ende eines Geschäftsjahrs steht, welches
von Krieg zu erzählen weiß, weil in ihr alle jene Schäden zu Tage traten,
welche in den für die Geschäfte so unsicheren Tagen der Schlacht bei Königs-
grätz sich auszubilden begannen. Aber doch scheint in dieser Hinsicht die Messe
besser zu werden, als man gedacht; auch im letzten Jahre wurde viel verkauft
und die Zahlungslisten bringen davon Kunde. Freilich ist statistisch nachgewiesen,
daß des Verlegers Thätigkeit im verflossenen Jahr nicht unwesentlich geringer
war als im Vorjahr. Es liegt eine Ausstellung vor, aus weichet wir ent¬
nehmen, daß u. a. zur Ausgabe gelangten

Bücher über 1863. 1866.
altclassische, orientalische Sprachen, Mythologie 402. 468. Zunahme 16
Kriegswiffenschast, Pferderunde.....148. 171. ., 16 „
Karte«.............1S9. 203. „ 46 .,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/314>, abgerufen am 01.07.2024.