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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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klinget von Versen -- und dies hat denn unsre Geist- und Herzloser Poeten
hervorgebracht.

Mündlich würden wir über Pope, dem mein Mann alle Gerechtigkeit
wiederfahren läßt, bald Eins werden.

In Ihren Briefen finden Sie vielleicht Gelegenheit den Irrthum zu be¬
richtigen, daß mein Mann nicht der Verfasser des Br. über Schlegels Gedichte
ist. O man weiß es ja zu welchen Armseligkeiten diese Herren greifen.

Sie selbst, mein Theurer, seyn und bleiben Sie fest und sehn weder zur
Rechten noch zur Linken.

Die verführte Jugend auf den rechten Weg des Wahren und Guten zu
führen, das sei Ihr schöner Zweck. Die Verführer nennen Sie nur, wenn Sie
sie als Dornen aus dem Weg reissen -- dabei achtet dann der Verständige die
blutigen Ritzen nicht.

Daß Sie an unsern wunderbaren Ereignissen in Baiern treuen Antheil
genommen haben, sagt uns unser Herz. Welche Erfahrungen haben wir dabei
an Menschen gemacht -- aber eine noch höhere, wo die Vorsehung selbst sich
ins Mittel schlug und die Arglist vereitelte.

Wenn Sie des edeln Churfürsten Rescript lesen sollten; -- sein honnetter
Charakter wird allgemein gelobt -- so zieht ein edler Fürst auch edle Menschen
um sich her.

Leben Sie wohl, und erfreuen sich Ihres edlen Geschäfts. Mein Mann sagt
Ihnen alles herzliche, achtungsvolle Glückwünschende. Wir und unsere Kinder
sind und bleiben Ihre unwandelbaren Freunde.


Caroline Herder.

7) Caroline Herder an Böttiger. Mit größtem Dank kommt
hier Merkels Brief zurück. Gütiger. Der Himmel lasse ihn finden was er
wünscht und bedarf. Ich bin ihm leider noch eine Antwort schuldig -- wir
hofften aber auch bisher auf seinen Wannen Ananta, wovon Harlknoch die
Bogen versprochen, der noch keine Sylbe zur Ansicht geschickt hat, -- dies hat
meine Antwort verschoben. Daß er uns eine angenehme Stunde durch die
letzten Blätter seiner Briefe gemacht hat, das darf ich wohl gestehen. Das
erste Stück des 2ten Jahrgangs der Adrastea ist fertig bis zum Titel und
heften, er findet seinen Namen an einem schönen Ort darinnen.

Ich wünsche, daß er uns aus Berlin schreiben möge.

Er hat Kopf und Herz am rechten Ort. Sein Feuer, das bei den lieben
Deutschen Contrebande ist wird die Zeit schon mildern wenn es nicht durch
die Steinwürfe zum Märuler gemacht wird.

Es gehe Ihnen recht wohl. Mein Mann war sehr leidend. Heute gehts
nun viel besser.

Anm. v. Merkel: Im Frühling 1802.


klinget von Versen — und dies hat denn unsre Geist- und Herzloser Poeten
hervorgebracht.

Mündlich würden wir über Pope, dem mein Mann alle Gerechtigkeit
wiederfahren läßt, bald Eins werden.

In Ihren Briefen finden Sie vielleicht Gelegenheit den Irrthum zu be¬
richtigen, daß mein Mann nicht der Verfasser des Br. über Schlegels Gedichte
ist. O man weiß es ja zu welchen Armseligkeiten diese Herren greifen.

Sie selbst, mein Theurer, seyn und bleiben Sie fest und sehn weder zur
Rechten noch zur Linken.

Die verführte Jugend auf den rechten Weg des Wahren und Guten zu
führen, das sei Ihr schöner Zweck. Die Verführer nennen Sie nur, wenn Sie
sie als Dornen aus dem Weg reissen — dabei achtet dann der Verständige die
blutigen Ritzen nicht.

Daß Sie an unsern wunderbaren Ereignissen in Baiern treuen Antheil
genommen haben, sagt uns unser Herz. Welche Erfahrungen haben wir dabei
an Menschen gemacht — aber eine noch höhere, wo die Vorsehung selbst sich
ins Mittel schlug und die Arglist vereitelte.

Wenn Sie des edeln Churfürsten Rescript lesen sollten; — sein honnetter
Charakter wird allgemein gelobt — so zieht ein edler Fürst auch edle Menschen
um sich her.

Leben Sie wohl, und erfreuen sich Ihres edlen Geschäfts. Mein Mann sagt
Ihnen alles herzliche, achtungsvolle Glückwünschende. Wir und unsere Kinder
sind und bleiben Ihre unwandelbaren Freunde.


Caroline Herder.

7) Caroline Herder an Böttiger. Mit größtem Dank kommt
hier Merkels Brief zurück. Gütiger. Der Himmel lasse ihn finden was er
wünscht und bedarf. Ich bin ihm leider noch eine Antwort schuldig — wir
hofften aber auch bisher auf seinen Wannen Ananta, wovon Harlknoch die
Bogen versprochen, der noch keine Sylbe zur Ansicht geschickt hat, — dies hat
meine Antwort verschoben. Daß er uns eine angenehme Stunde durch die
letzten Blätter seiner Briefe gemacht hat, das darf ich wohl gestehen. Das
erste Stück des 2ten Jahrgangs der Adrastea ist fertig bis zum Titel und
heften, er findet seinen Namen an einem schönen Ort darinnen.

Ich wünsche, daß er uns aus Berlin schreiben möge.

Er hat Kopf und Herz am rechten Ort. Sein Feuer, das bei den lieben
Deutschen Contrebande ist wird die Zeit schon mildern wenn es nicht durch
die Steinwürfe zum Märuler gemacht wird.

Es gehe Ihnen recht wohl. Mein Mann war sehr leidend. Heute gehts
nun viel besser.

Anm. v. Merkel: Im Frühling 1802.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/300>, abgerufen am 22.07.2024.