Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.Jahre spater 1598 von neuem dasselbe zu versuchen. Es ging wieder eine Bei der feierlichen Investitur des Herzogs, die in der Sliftskircke zu Stutt¬ Herzog Friedrich durfte sich nun bei allen erdenklichen Gelegenheiten in Jahre spater 1598 von neuem dasselbe zu versuchen. Es ging wieder eine Bei der feierlichen Investitur des Herzogs, die in der Sliftskircke zu Stutt¬ Herzog Friedrich durfte sich nun bei allen erdenklichen Gelegenheiten in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0028" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190722"/> <p xml:id="ID_65" prev="#ID_64"> Jahre spater 1598 von neuem dasselbe zu versuchen. Es ging wieder eine<lb/> Gesandtsckaft nach London, diesmal von jenem Benjamin v. Bvuwinghausen ge-<lb/> führt, dessen schon öfter Erwähnung geschehen ist. Aber auel seine diploma¬<lb/> tischen Künste richtete» nichts ans. A!s aber 1603 die große Königin das<lb/> Leben verließ, benutzte der verzog die Gelegenheit, um dem eiteln Ja!ob, ihrem<lb/> Nachfolger, durch eine besondere Ambassade zu seiner Thronbesteigung Glück zu<lb/> wünschen. Diese Aufmerksamfeit wurde von dem König so hock aufgenommen,<lb/> daß er sie schon einige Monate später gleichfalls durch eine besondere Gesandt¬<lb/> schaft an den Stuttgarter Hof erwiederte, welche den Se, Georg mitbrachte. Nun<lb/> sckwamm der Herzog in Wonne: das größte Ziel seines Lebens war erreicht<lb/> und er that alles, um seiner vollständigen Satisf.iction durch rauschende Feste,<lb/> durch den Grabstichel und die Druckerpresse dauernden Auedruck zu geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_66"> Bei der feierlichen Investitur des Herzogs, die in der Sliftskircke zu Stutt¬<lb/> gart durch die Stellvertreter des Ordeusgioßmeistcrs vorgenommen wurde,<lb/> predigte N. Johann M.ignus über Psalm 69, 13: die Könige der Heerschaaren<lb/> sind unter einander Freunde; und die Hausehre theilet den Raub aus, zu<lb/> höchster Erbauung seiner Zuhörer, die das Ereigniß wirklich als ein dem ganzen<lb/> Lande und Volke zu Theil gewordenes Gnadengeschenk des Himmels betrachtet<lb/> zu haben scheinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_67"> Herzog Friedrich durfte sich nun bei allen erdenklichen Gelegenheiten in<lb/> dem Ordmshabit zeigen, das er schon so lange wenigstens im Conterfei usurpirt<lb/> hatte. Er unterließ es auch nickt, die Capitclstagc des Ordens am 23. April<lb/> feierlich zu begehen und dabei wenigstens in der Fülle von Speise und Trank<lb/> dem Originalfeste nickt blos gleickzukvmmen, sondern es noch zu überbieten.<lb/> Leider aber genoß er sei» Glück nickt lauge, denn schon 1608 wurde er, wie<lb/> es den meisten seiner fürstlichen Bettern und Freunde dieser Zeit zu passiren<lb/> pflegte, mitten in der Vollkraft des Lebens, kaum 51 Jahre alt, durch einen<lb/> sanften Schlagfluß abgerufen. Er erlebte es nickt mehr, daß jener ominöse<lb/> Nachsatz des Festtextes „und die Hausehre theilet den Raub aus" auf eine<lb/> Art im würtcmberger Lande interpreiirt wurde, an die Ehren-Magirus nicht<lb/> gedacht hatte. Denn wenn es auch eine bloße Phrase wäre z» sagen, daß kein<lb/> deutsches Land so furchtbar durch den dreißigjährigen Krieg heimgesucht worden<lb/> sei als Würtemberg. weil jedes, nur immer auf andere Weise, gleich furchtbar<lb/> heimgesucht wurde, so bleibt es doch gewiß, daß auch jnie unschuldige Spielerei<lb/> des Herzogs Friedrich ihren Antheil an der Mitschuld jener entsetzlichen Kata¬<lb/> strophe gehabt hat. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0028]
Jahre spater 1598 von neuem dasselbe zu versuchen. Es ging wieder eine
Gesandtsckaft nach London, diesmal von jenem Benjamin v. Bvuwinghausen ge-
führt, dessen schon öfter Erwähnung geschehen ist. Aber auel seine diploma¬
tischen Künste richtete» nichts ans. A!s aber 1603 die große Königin das
Leben verließ, benutzte der verzog die Gelegenheit, um dem eiteln Ja!ob, ihrem
Nachfolger, durch eine besondere Ambassade zu seiner Thronbesteigung Glück zu
wünschen. Diese Aufmerksamfeit wurde von dem König so hock aufgenommen,
daß er sie schon einige Monate später gleichfalls durch eine besondere Gesandt¬
schaft an den Stuttgarter Hof erwiederte, welche den Se, Georg mitbrachte. Nun
sckwamm der Herzog in Wonne: das größte Ziel seines Lebens war erreicht
und er that alles, um seiner vollständigen Satisf.iction durch rauschende Feste,
durch den Grabstichel und die Druckerpresse dauernden Auedruck zu geben.
Bei der feierlichen Investitur des Herzogs, die in der Sliftskircke zu Stutt¬
gart durch die Stellvertreter des Ordeusgioßmeistcrs vorgenommen wurde,
predigte N. Johann M.ignus über Psalm 69, 13: die Könige der Heerschaaren
sind unter einander Freunde; und die Hausehre theilet den Raub aus, zu
höchster Erbauung seiner Zuhörer, die das Ereigniß wirklich als ein dem ganzen
Lande und Volke zu Theil gewordenes Gnadengeschenk des Himmels betrachtet
zu haben scheinen.
Herzog Friedrich durfte sich nun bei allen erdenklichen Gelegenheiten in
dem Ordmshabit zeigen, das er schon so lange wenigstens im Conterfei usurpirt
hatte. Er unterließ es auch nickt, die Capitclstagc des Ordens am 23. April
feierlich zu begehen und dabei wenigstens in der Fülle von Speise und Trank
dem Originalfeste nickt blos gleickzukvmmen, sondern es noch zu überbieten.
Leider aber genoß er sei» Glück nickt lauge, denn schon 1608 wurde er, wie
es den meisten seiner fürstlichen Bettern und Freunde dieser Zeit zu passiren
pflegte, mitten in der Vollkraft des Lebens, kaum 51 Jahre alt, durch einen
sanften Schlagfluß abgerufen. Er erlebte es nickt mehr, daß jener ominöse
Nachsatz des Festtextes „und die Hausehre theilet den Raub aus" auf eine
Art im würtcmberger Lande interpreiirt wurde, an die Ehren-Magirus nicht
gedacht hatte. Denn wenn es auch eine bloße Phrase wäre z» sagen, daß kein
deutsches Land so furchtbar durch den dreißigjährigen Krieg heimgesucht worden
sei als Würtemberg. weil jedes, nur immer auf andere Weise, gleich furchtbar
heimgesucht wurde, so bleibt es doch gewiß, daß auch jnie unschuldige Spielerei
des Herzogs Friedrich ihren Antheil an der Mitschuld jener entsetzlichen Kata¬
strophe gehabt hat. —
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