Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Schiffes emporgehoben werden kann, so daß das Schraubenschiff dann genau
ebenso segeln kann, wie jedes gewöhnliche Segelschiff.

So kam es denn, daß die Schraubenschiffe bis auf die etwas längere
Form des Rumpfes ebenso gebaut und getakelt wurden, wie früher die Segel¬
schiffe und daß von Schraubenschiffen, namentlich größeren, genau dieselben
Classen in Aufnahme kamen, wie früher von den Segelschiffen. Einmastige
Dampfer, "Dampfkutter", wurden allerdings nicht gebaut, da die Dampfschiffe
immer lang genug waren, um mehr als einen Mast tragen zu können; aber
Schraubendampfer, als Schooner und als Briggs, also mit zwei Masten getakelt,
over auch als Dreimastschooner wurden überall in großer Zahl gebaut, und da
sie zum Ueberbringen von Nachrichten und Befehlen an die größeren Kriegs¬
schiffe und Stationen gebraucht wurden. Avisos genannt. So. namentlich in
Frankreich, wo es auch noch eine ziemliche Anzahl von Radavisvs giebt, die
namentlich im Cvlonialdienst verwandt werden, wahrend sie in England seltener
irävii^-doÄts, gewöhnlicher äisMelr-vessels genannt werden. Als nächstgrößere
Classe baute man in England und namentlich in Amerika in bedeutender An¬
zahl Schrauben hio ops, leichte, schnelle Schiffe mit Barktakelage und der
Geschntzausrüstung auf dem Oberdeck, und dann von noch etwas bedeutenderer
Größe in allen Mariner die. ebenfalls alle Geschütze auf dem Oberdeck führen¬
den, aber als Bvllschiffc getakelten Schraubencorvetten (französisch eor-
vetw ". Irälieö, englisch screw swan eorvetts genannt, im officiellen Stil
aber half Bolljchiffs gewöhnlich als II. N. "'olgt der Namel aufgeführt).
Noch größer, mit einer Batterie und außerdem Oberdecksgeschützen, aber auch
mit Vollschifftatclage folgen sodann die Schraubenfregatten (englisch fere^v
Lteirru triste, französisch er^Mes ä, IMiee), von denen die französische wie die
englische Flotte in den letzten Jahren eine große Anzahl, zwischen 30 und 60
wechselnd besaß, meist Schiffe von 35--51 Geschützen und mit Maschinen von
400--600 Pferdekraft. Die neuesten Schiffe dieser Gattung aber wurden in
letzter Zeit namentlich in,England von ganz enormer Größe gebaut, von mehr
als 3,000 Tons, größer selbst als die früheren Linienschiffe mit 1.000 Pferde¬
kraft, so "Orlando", "Belvidcra", "Bristol" und andere von 51 Geschützen, die
aber gegenwärtig nach der Einführung schwereren Kalibers nur 39 Kanonen
führen. Man folgte nämlich in England hierin den Amerikanern, welche dahin
strebten, durch solche kolossale Fregatten die Linienschiffe zu ersetzen, indem sie
in der einen Batterie dieser Monstrefregatten kaum weniger Geschütze unter¬
brachten, als in den beiden Batterien der Linienschiffe. Hierdurch ward die
Secfähigkcit des Schiffs gehoben, die Höhe des Schiffs und damit die Zicl-
flächc für den Feind sehr vermindert und endlich die Länge und damit
die Schnelligkeit außerordentlich vermehrt, da andrerseits die Breite des
Schiffs, also auch der Widerstand, den es im Wasser findet, nicht gesteigert,


Schiffes emporgehoben werden kann, so daß das Schraubenschiff dann genau
ebenso segeln kann, wie jedes gewöhnliche Segelschiff.

So kam es denn, daß die Schraubenschiffe bis auf die etwas längere
Form des Rumpfes ebenso gebaut und getakelt wurden, wie früher die Segel¬
schiffe und daß von Schraubenschiffen, namentlich größeren, genau dieselben
Classen in Aufnahme kamen, wie früher von den Segelschiffen. Einmastige
Dampfer, „Dampfkutter", wurden allerdings nicht gebaut, da die Dampfschiffe
immer lang genug waren, um mehr als einen Mast tragen zu können; aber
Schraubendampfer, als Schooner und als Briggs, also mit zwei Masten getakelt,
over auch als Dreimastschooner wurden überall in großer Zahl gebaut, und da
sie zum Ueberbringen von Nachrichten und Befehlen an die größeren Kriegs¬
schiffe und Stationen gebraucht wurden. Avisos genannt. So. namentlich in
Frankreich, wo es auch noch eine ziemliche Anzahl von Radavisvs giebt, die
namentlich im Cvlonialdienst verwandt werden, wahrend sie in England seltener
irävii^-doÄts, gewöhnlicher äisMelr-vessels genannt werden. Als nächstgrößere
Classe baute man in England und namentlich in Amerika in bedeutender An¬
zahl Schrauben hio ops, leichte, schnelle Schiffe mit Barktakelage und der
Geschntzausrüstung auf dem Oberdeck, und dann von noch etwas bedeutenderer
Größe in allen Mariner die. ebenfalls alle Geschütze auf dem Oberdeck führen¬
den, aber als Bvllschiffc getakelten Schraubencorvetten (französisch eor-
vetw ». Irälieö, englisch screw swan eorvetts genannt, im officiellen Stil
aber half Bolljchiffs gewöhnlich als II. N. »'olgt der Namel aufgeführt).
Noch größer, mit einer Batterie und außerdem Oberdecksgeschützen, aber auch
mit Vollschifftatclage folgen sodann die Schraubenfregatten (englisch fere^v
Lteirru triste, französisch er^Mes ä, IMiee), von denen die französische wie die
englische Flotte in den letzten Jahren eine große Anzahl, zwischen 30 und 60
wechselnd besaß, meist Schiffe von 35—51 Geschützen und mit Maschinen von
400—600 Pferdekraft. Die neuesten Schiffe dieser Gattung aber wurden in
letzter Zeit namentlich in,England von ganz enormer Größe gebaut, von mehr
als 3,000 Tons, größer selbst als die früheren Linienschiffe mit 1.000 Pferde¬
kraft, so „Orlando", „Belvidcra", „Bristol" und andere von 51 Geschützen, die
aber gegenwärtig nach der Einführung schwereren Kalibers nur 39 Kanonen
führen. Man folgte nämlich in England hierin den Amerikanern, welche dahin
strebten, durch solche kolossale Fregatten die Linienschiffe zu ersetzen, indem sie
in der einen Batterie dieser Monstrefregatten kaum weniger Geschütze unter¬
brachten, als in den beiden Batterien der Linienschiffe. Hierdurch ward die
Secfähigkcit des Schiffs gehoben, die Höhe des Schiffs und damit die Zicl-
flächc für den Feind sehr vermindert und endlich die Länge und damit
die Schnelligkeit außerordentlich vermehrt, da andrerseits die Breite des
Schiffs, also auch der Widerstand, den es im Wasser findet, nicht gesteigert,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0264" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190958"/>
            <p xml:id="ID_853" prev="#ID_852"> Schiffes emporgehoben werden kann, so daß das Schraubenschiff dann genau<lb/>
ebenso segeln kann, wie jedes gewöhnliche Segelschiff.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_854" next="#ID_855"> So kam es denn, daß die Schraubenschiffe bis auf die etwas längere<lb/>
Form des Rumpfes ebenso gebaut und getakelt wurden, wie früher die Segel¬<lb/>
schiffe und daß von Schraubenschiffen, namentlich größeren, genau dieselben<lb/>
Classen in Aufnahme kamen, wie früher von den Segelschiffen. Einmastige<lb/>
Dampfer, &#x201E;Dampfkutter", wurden allerdings nicht gebaut, da die Dampfschiffe<lb/>
immer lang genug waren, um mehr als einen Mast tragen zu können; aber<lb/>
Schraubendampfer, als Schooner und als Briggs, also mit zwei Masten getakelt,<lb/>
over auch als Dreimastschooner wurden überall in großer Zahl gebaut, und da<lb/>
sie zum Ueberbringen von Nachrichten und Befehlen an die größeren Kriegs¬<lb/>
schiffe und Stationen gebraucht wurden. Avisos genannt.  So. namentlich in<lb/>
Frankreich, wo es auch noch eine ziemliche Anzahl von Radavisvs giebt, die<lb/>
namentlich im Cvlonialdienst verwandt werden, wahrend sie in England seltener<lb/>
irävii^-doÄts, gewöhnlicher äisMelr-vessels genannt werden. Als nächstgrößere<lb/>
Classe baute man in England und namentlich in Amerika in bedeutender An¬<lb/>
zahl Schrauben hio ops, leichte, schnelle Schiffe mit Barktakelage und der<lb/>
Geschntzausrüstung auf dem Oberdeck, und dann von noch etwas bedeutenderer<lb/>
Größe in allen Mariner die. ebenfalls alle Geschütze auf dem Oberdeck führen¬<lb/>
den, aber als Bvllschiffc getakelten Schraubencorvetten (französisch eor-<lb/>
vetw ». Irälieö, englisch screw swan eorvetts genannt, im officiellen Stil<lb/>
aber half Bolljchiffs gewöhnlich als II. N.    »'olgt der Namel aufgeführt).<lb/>
Noch größer, mit einer Batterie und außerdem Oberdecksgeschützen, aber auch<lb/>
mit Vollschifftatclage folgen sodann die Schraubenfregatten (englisch fere^v<lb/>
Lteirru triste, französisch er^Mes ä, IMiee), von denen die französische wie die<lb/>
englische Flotte in den letzten Jahren eine große Anzahl, zwischen 30 und 60<lb/>
wechselnd besaß, meist Schiffe von 35&#x2014;51 Geschützen und mit Maschinen von<lb/>
400&#x2014;600 Pferdekraft. Die neuesten Schiffe dieser Gattung aber wurden in<lb/>
letzter Zeit namentlich in,England von ganz enormer Größe gebaut, von mehr<lb/>
als 3,000 Tons, größer selbst als die früheren Linienschiffe mit 1.000 Pferde¬<lb/>
kraft, so &#x201E;Orlando", &#x201E;Belvidcra", &#x201E;Bristol" und andere von 51 Geschützen, die<lb/>
aber gegenwärtig nach der Einführung schwereren Kalibers nur 39 Kanonen<lb/>
führen. Man folgte nämlich in England hierin den Amerikanern, welche dahin<lb/>
strebten, durch solche kolossale Fregatten die Linienschiffe zu ersetzen, indem sie<lb/>
in der einen Batterie dieser Monstrefregatten kaum weniger Geschütze unter¬<lb/>
brachten, als in den beiden Batterien der Linienschiffe. Hierdurch ward die<lb/>
Secfähigkcit des Schiffs gehoben, die Höhe des Schiffs und damit die Zicl-<lb/>
flächc für den Feind sehr vermindert und endlich die Länge und damit<lb/>
die Schnelligkeit außerordentlich vermehrt, da andrerseits die Breite des<lb/>
Schiffs, also auch der Widerstand, den es im Wasser findet, nicht gesteigert,</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0264] Schiffes emporgehoben werden kann, so daß das Schraubenschiff dann genau ebenso segeln kann, wie jedes gewöhnliche Segelschiff. So kam es denn, daß die Schraubenschiffe bis auf die etwas längere Form des Rumpfes ebenso gebaut und getakelt wurden, wie früher die Segel¬ schiffe und daß von Schraubenschiffen, namentlich größeren, genau dieselben Classen in Aufnahme kamen, wie früher von den Segelschiffen. Einmastige Dampfer, „Dampfkutter", wurden allerdings nicht gebaut, da die Dampfschiffe immer lang genug waren, um mehr als einen Mast tragen zu können; aber Schraubendampfer, als Schooner und als Briggs, also mit zwei Masten getakelt, over auch als Dreimastschooner wurden überall in großer Zahl gebaut, und da sie zum Ueberbringen von Nachrichten und Befehlen an die größeren Kriegs¬ schiffe und Stationen gebraucht wurden. Avisos genannt. So. namentlich in Frankreich, wo es auch noch eine ziemliche Anzahl von Radavisvs giebt, die namentlich im Cvlonialdienst verwandt werden, wahrend sie in England seltener irävii^-doÄts, gewöhnlicher äisMelr-vessels genannt werden. Als nächstgrößere Classe baute man in England und namentlich in Amerika in bedeutender An¬ zahl Schrauben hio ops, leichte, schnelle Schiffe mit Barktakelage und der Geschntzausrüstung auf dem Oberdeck, und dann von noch etwas bedeutenderer Größe in allen Mariner die. ebenfalls alle Geschütze auf dem Oberdeck führen¬ den, aber als Bvllschiffc getakelten Schraubencorvetten (französisch eor- vetw ». Irälieö, englisch screw swan eorvetts genannt, im officiellen Stil aber half Bolljchiffs gewöhnlich als II. N. »'olgt der Namel aufgeführt). Noch größer, mit einer Batterie und außerdem Oberdecksgeschützen, aber auch mit Vollschifftatclage folgen sodann die Schraubenfregatten (englisch fere^v Lteirru triste, französisch er^Mes ä, IMiee), von denen die französische wie die englische Flotte in den letzten Jahren eine große Anzahl, zwischen 30 und 60 wechselnd besaß, meist Schiffe von 35—51 Geschützen und mit Maschinen von 400—600 Pferdekraft. Die neuesten Schiffe dieser Gattung aber wurden in letzter Zeit namentlich in,England von ganz enormer Größe gebaut, von mehr als 3,000 Tons, größer selbst als die früheren Linienschiffe mit 1.000 Pferde¬ kraft, so „Orlando", „Belvidcra", „Bristol" und andere von 51 Geschützen, die aber gegenwärtig nach der Einführung schwereren Kalibers nur 39 Kanonen führen. Man folgte nämlich in England hierin den Amerikanern, welche dahin strebten, durch solche kolossale Fregatten die Linienschiffe zu ersetzen, indem sie in der einen Batterie dieser Monstrefregatten kaum weniger Geschütze unter¬ brachten, als in den beiden Batterien der Linienschiffe. Hierdurch ward die Secfähigkcit des Schiffs gehoben, die Höhe des Schiffs und damit die Zicl- flächc für den Feind sehr vermindert und endlich die Länge und damit die Schnelligkeit außerordentlich vermehrt, da andrerseits die Breite des Schiffs, also auch der Widerstand, den es im Wasser findet, nicht gesteigert,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/264
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/264>, abgerufen am 24.08.2024.