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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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vorwärts, genau so wie der ganz im Pfropfen steckende Korkzieher gegen den
unteren Theil des Korks; weiter nach vorn auf der Welle befindliche Gänge --
Windungen -- aber würden auf das feste Wasser hinter dem Schiff keine Wir¬
kung ausüben -- wie ja auch beim Pfropfenzieher eine Windung völlig ge¬
nügte, wenn man blos ein- und ausschrauben, nicht auch beim Herausziehn
festen Halt im Kork haben wollte. Die eben beschriebene ursprüngliche Form
der Schraube, ein Umlauf eines Schraubengewindes um das hinter dem Schiff
herausragende Stück der Welle, ist jedoch weiter noch dadurch modificirt worden,
daß man den einen vorhandenen Gang, der von hinten gesehen einen Kreis
bilden würde, in vier, drei oder zwei Theile, Kreisausschnitte, Flügel genannt,
zerschnitten und auf der Axe möglichst nahe zusammengerückt hat, so daß sie
nunmehr den Flügeln einer Windmühle nicht unähnlich sind, nur mit dem
Unterschied, daß sie nicht schräg stehende gerade Flächen, sondern Flächen von
der Krümmung eines Schraubengewindes sind. Außerdem läßt man das Hintere
Ende der Welle nicht frei stehn, sondern giebt ihm einen Stützpunkt im Ruder-
pfostcn. einem parallel dem Hintersteven vom Hinteren Ende des Kiels aus auf¬
steigenden starken Balken, an dessen Hinterseite das Steuer wie die Thür am
Pfosten mit Angeln angebracht ist, während vor seiner Vorderseite die Schraube
liegt.

Durch die Erfindung der Schiffsschraube ward es nun möglich, die be¬
wegende Kraft, die Maschine, und ebenso das Bcwcgungsinstrumcnt, die Schraube,
ganz unter Wasser zu legen, also in einem absolut gegen Schüsse gesicherten
Raum unterzubringen. Denn bekanntlich treffen Schüsse das Schiff, nicht unter
Wasser, weil Kugeln, welche schräg auf die Wasserfläche auftreffen, stets ricochcl-
tiren, d. h. wie ein Gummiball wieder unter demselben Winkel in die Höhe
springen, genau ebenso wie Steine, die man schräg auf eine Wasserfläche hin¬
wirft. Außerdem ward das Obcrwerk des Schraubcnschiffs vollständig frei für
beliebige Anbringung der Geschütze, ohne irgendeine Beschränkung wie durch
die Radkasten der früheren Dampfer. Endlich ward die Gewichtsvertheilung
für Anbringung schwerer Lasten im Oberwerk nicht blos ebenso günstig wie bei
den Segelschiffen, sondern sogar noch günstiger, da die Maschine im unteren
Theile einer Beschwerung des Obertheils das Gegengewicht hielt, so daß man
also wenigstens ebenso schweres Geschütz als aus Segelschiffen führen konnte,
und ebenso hohe Takelage. Und wenn es den Anschein hatte, als ob das
Schiff, wenn es der Kohlcncrsparniß halber die Maschine stillstehen lassen und'
blos segeln wollte, dabei durch den Widerstand des Wassers gegen die Schraube
-- die, beiläufig gesagt, bei Linienschiffen 19 Fuß Durchmesser hat -- sehr be¬
hindert werden müßte, so ward auch diesem Uebelstand abgeholfen, durch eine
Bonichtung, vermöge deren die Schraube aus der Schraubcnwellc ausgehoben
und durch den Schraubenbrunnen in den über Wasser befindlichen Theil des


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vorwärts, genau so wie der ganz im Pfropfen steckende Korkzieher gegen den
unteren Theil des Korks; weiter nach vorn auf der Welle befindliche Gänge —
Windungen — aber würden auf das feste Wasser hinter dem Schiff keine Wir¬
kung ausüben — wie ja auch beim Pfropfenzieher eine Windung völlig ge¬
nügte, wenn man blos ein- und ausschrauben, nicht auch beim Herausziehn
festen Halt im Kork haben wollte. Die eben beschriebene ursprüngliche Form
der Schraube, ein Umlauf eines Schraubengewindes um das hinter dem Schiff
herausragende Stück der Welle, ist jedoch weiter noch dadurch modificirt worden,
daß man den einen vorhandenen Gang, der von hinten gesehen einen Kreis
bilden würde, in vier, drei oder zwei Theile, Kreisausschnitte, Flügel genannt,
zerschnitten und auf der Axe möglichst nahe zusammengerückt hat, so daß sie
nunmehr den Flügeln einer Windmühle nicht unähnlich sind, nur mit dem
Unterschied, daß sie nicht schräg stehende gerade Flächen, sondern Flächen von
der Krümmung eines Schraubengewindes sind. Außerdem läßt man das Hintere
Ende der Welle nicht frei stehn, sondern giebt ihm einen Stützpunkt im Ruder-
pfostcn. einem parallel dem Hintersteven vom Hinteren Ende des Kiels aus auf¬
steigenden starken Balken, an dessen Hinterseite das Steuer wie die Thür am
Pfosten mit Angeln angebracht ist, während vor seiner Vorderseite die Schraube
liegt.

Durch die Erfindung der Schiffsschraube ward es nun möglich, die be¬
wegende Kraft, die Maschine, und ebenso das Bcwcgungsinstrumcnt, die Schraube,
ganz unter Wasser zu legen, also in einem absolut gegen Schüsse gesicherten
Raum unterzubringen. Denn bekanntlich treffen Schüsse das Schiff, nicht unter
Wasser, weil Kugeln, welche schräg auf die Wasserfläche auftreffen, stets ricochcl-
tiren, d. h. wie ein Gummiball wieder unter demselben Winkel in die Höhe
springen, genau ebenso wie Steine, die man schräg auf eine Wasserfläche hin¬
wirft. Außerdem ward das Obcrwerk des Schraubcnschiffs vollständig frei für
beliebige Anbringung der Geschütze, ohne irgendeine Beschränkung wie durch
die Radkasten der früheren Dampfer. Endlich ward die Gewichtsvertheilung
für Anbringung schwerer Lasten im Oberwerk nicht blos ebenso günstig wie bei
den Segelschiffen, sondern sogar noch günstiger, da die Maschine im unteren
Theile einer Beschwerung des Obertheils das Gegengewicht hielt, so daß man
also wenigstens ebenso schweres Geschütz als aus Segelschiffen führen konnte,
und ebenso hohe Takelage. Und wenn es den Anschein hatte, als ob das
Schiff, wenn es der Kohlcncrsparniß halber die Maschine stillstehen lassen und'
blos segeln wollte, dabei durch den Widerstand des Wassers gegen die Schraube
— die, beiläufig gesagt, bei Linienschiffen 19 Fuß Durchmesser hat — sehr be¬
hindert werden müßte, so ward auch diesem Uebelstand abgeholfen, durch eine
Bonichtung, vermöge deren die Schraube aus der Schraubcnwellc ausgehoben
und durch den Schraubenbrunnen in den über Wasser befindlichen Theil des


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[0263] vorwärts, genau so wie der ganz im Pfropfen steckende Korkzieher gegen den unteren Theil des Korks; weiter nach vorn auf der Welle befindliche Gänge — Windungen — aber würden auf das feste Wasser hinter dem Schiff keine Wir¬ kung ausüben — wie ja auch beim Pfropfenzieher eine Windung völlig ge¬ nügte, wenn man blos ein- und ausschrauben, nicht auch beim Herausziehn festen Halt im Kork haben wollte. Die eben beschriebene ursprüngliche Form der Schraube, ein Umlauf eines Schraubengewindes um das hinter dem Schiff herausragende Stück der Welle, ist jedoch weiter noch dadurch modificirt worden, daß man den einen vorhandenen Gang, der von hinten gesehen einen Kreis bilden würde, in vier, drei oder zwei Theile, Kreisausschnitte, Flügel genannt, zerschnitten und auf der Axe möglichst nahe zusammengerückt hat, so daß sie nunmehr den Flügeln einer Windmühle nicht unähnlich sind, nur mit dem Unterschied, daß sie nicht schräg stehende gerade Flächen, sondern Flächen von der Krümmung eines Schraubengewindes sind. Außerdem läßt man das Hintere Ende der Welle nicht frei stehn, sondern giebt ihm einen Stützpunkt im Ruder- pfostcn. einem parallel dem Hintersteven vom Hinteren Ende des Kiels aus auf¬ steigenden starken Balken, an dessen Hinterseite das Steuer wie die Thür am Pfosten mit Angeln angebracht ist, während vor seiner Vorderseite die Schraube liegt. Durch die Erfindung der Schiffsschraube ward es nun möglich, die be¬ wegende Kraft, die Maschine, und ebenso das Bcwcgungsinstrumcnt, die Schraube, ganz unter Wasser zu legen, also in einem absolut gegen Schüsse gesicherten Raum unterzubringen. Denn bekanntlich treffen Schüsse das Schiff, nicht unter Wasser, weil Kugeln, welche schräg auf die Wasserfläche auftreffen, stets ricochcl- tiren, d. h. wie ein Gummiball wieder unter demselben Winkel in die Höhe springen, genau ebenso wie Steine, die man schräg auf eine Wasserfläche hin¬ wirft. Außerdem ward das Obcrwerk des Schraubcnschiffs vollständig frei für beliebige Anbringung der Geschütze, ohne irgendeine Beschränkung wie durch die Radkasten der früheren Dampfer. Endlich ward die Gewichtsvertheilung für Anbringung schwerer Lasten im Oberwerk nicht blos ebenso günstig wie bei den Segelschiffen, sondern sogar noch günstiger, da die Maschine im unteren Theile einer Beschwerung des Obertheils das Gegengewicht hielt, so daß man also wenigstens ebenso schweres Geschütz als aus Segelschiffen führen konnte, und ebenso hohe Takelage. Und wenn es den Anschein hatte, als ob das Schiff, wenn es der Kohlcncrsparniß halber die Maschine stillstehen lassen und' blos segeln wollte, dabei durch den Widerstand des Wassers gegen die Schraube — die, beiläufig gesagt, bei Linienschiffen 19 Fuß Durchmesser hat — sehr be¬ hindert werden müßte, so ward auch diesem Uebelstand abgeholfen, durch eine Bonichtung, vermöge deren die Schraube aus der Schraubcnwellc ausgehoben und durch den Schraubenbrunnen in den über Wasser befindlichen Theil des 33*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/263>, abgerufen am 24.08.2024.