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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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dem Rückzüge begriffen, wie die schwer zu verstehende der Hamburger und der
Stralsunder. Mit dem Welfcnrciche ist das stärkste Hinderniß ihres Eintritts
in die allgemeine Gesellschaft gewichen. Die Uebernahme des Protectorats
derselben durch König Wilhelm muß es allen drei Sondervercinen erleichtern,
ihre äußere Selbständigkeit zu opfern, um gleichverpflichlet und gleichberechtigt
theilzunehmen an dem nationalen Rettungswcrke, anstatt daß sie jetzt blos
innerhalb ihrer eigenen engen Sphäre handelnd eingreifen können und nur
wie Deutsche zweiter Classe gleichsam an den gemeinschaftlichen Berathungen
schriftlich oder mündlich theilnehmen. Die Empfindung von der Unhaltbarreit
ihrer Stellung ist denn auch schon bei allen drei Sondervercinen sichtlich her¬
vorgetreten, bei Ostfriesland und Stralsund in den letzten Jahresberichten und
Vereinsversammlungen, bei Hamburg mehr privater Weise. Es handelt sich
eher nur noch um die Form des Anschlusses als um den Anschluß selbst. Bis
übers Jahr wird der letztere in der einen oder anderen Weise wohl voll¬
zogen sein.

Das hauptsächliche Argument der Gegner der Centralisation in Kiel war
die kostspielige Ucverflüssigkeit der centralen Verwaltung. In der That hat
diese im Jahre 1866 z. B. 2500--3000 Thlr. gekostet, die ohne nationale
Organisation nicht zur Ausgabe gelangt sein würden, abgesehen von Kosten für
Proben, Modelle u. f. w,, welche ohne sie ebenfalls schwerlich hervorgerufen
worden wären. Aber diesem Aufwande steht der ganze Reinertrag der hundert
Sammlungen in großen und kleinen, maritimen und binnenländischen Orten
gegenüber, welche erst durch ihn wirklich und möglich geworden sind; -- so daß
der Generalsecretär^ im Jahresbericht durchaus berechtigt ist anzunehmen, die
Centralverwaltung habe mindestens das Achtfache dessen aufgebracht, was sie
gekostet.

Diesen Einwand haben die Particularisten des Nettungswerks -- um ohne
böse Meinung einen bequemen und verständlichen Ausdruck zu gebrauchen --
denn auch fallen lassen. Sie widersetzten sich nicht einmal mehr, als auf der
Jahresversammlung in Lübeck jene Einsetzung eines technischen Jnspectors be¬
schlossen wende, welche man in Kiel 1865 ihrem Murren über den Luxus einer
zwecklosen Centralisation hatte opfern müssen. Ueber den Präsidenten und den
Generalsecretär wird also in einem Betriebsinspector demnächst ein dritter stän¬
diger Beamter der Rettungsanstalt treten, dessen Ausgabe die beständige Ocular-
controle des sämmtlichen gebrauchten Materials sein wird.

Dieser Beschluß dürfte leicht das wichtigste concrete Resultat der soeben
gehaltenen Jahresversammlung in Lübeck sein. Die Verhandlungen ließen sonst
formell genommen dies und das zu wünschen übrig. Der Generalsecretär hatte
ohne Zweifel alles aufs sorgfältigste vorbecubeitet. Der Gesellschaftspräsident,
Consul H. H. Meier aus Bremen, kann, was allgemeine Einsicht und Erfahrung,


dem Rückzüge begriffen, wie die schwer zu verstehende der Hamburger und der
Stralsunder. Mit dem Welfcnrciche ist das stärkste Hinderniß ihres Eintritts
in die allgemeine Gesellschaft gewichen. Die Uebernahme des Protectorats
derselben durch König Wilhelm muß es allen drei Sondervercinen erleichtern,
ihre äußere Selbständigkeit zu opfern, um gleichverpflichlet und gleichberechtigt
theilzunehmen an dem nationalen Rettungswcrke, anstatt daß sie jetzt blos
innerhalb ihrer eigenen engen Sphäre handelnd eingreifen können und nur
wie Deutsche zweiter Classe gleichsam an den gemeinschaftlichen Berathungen
schriftlich oder mündlich theilnehmen. Die Empfindung von der Unhaltbarreit
ihrer Stellung ist denn auch schon bei allen drei Sondervercinen sichtlich her¬
vorgetreten, bei Ostfriesland und Stralsund in den letzten Jahresberichten und
Vereinsversammlungen, bei Hamburg mehr privater Weise. Es handelt sich
eher nur noch um die Form des Anschlusses als um den Anschluß selbst. Bis
übers Jahr wird der letztere in der einen oder anderen Weise wohl voll¬
zogen sein.

Das hauptsächliche Argument der Gegner der Centralisation in Kiel war
die kostspielige Ucverflüssigkeit der centralen Verwaltung. In der That hat
diese im Jahre 1866 z. B. 2500—3000 Thlr. gekostet, die ohne nationale
Organisation nicht zur Ausgabe gelangt sein würden, abgesehen von Kosten für
Proben, Modelle u. f. w,, welche ohne sie ebenfalls schwerlich hervorgerufen
worden wären. Aber diesem Aufwande steht der ganze Reinertrag der hundert
Sammlungen in großen und kleinen, maritimen und binnenländischen Orten
gegenüber, welche erst durch ihn wirklich und möglich geworden sind; — so daß
der Generalsecretär^ im Jahresbericht durchaus berechtigt ist anzunehmen, die
Centralverwaltung habe mindestens das Achtfache dessen aufgebracht, was sie
gekostet.

Diesen Einwand haben die Particularisten des Nettungswerks — um ohne
böse Meinung einen bequemen und verständlichen Ausdruck zu gebrauchen —
denn auch fallen lassen. Sie widersetzten sich nicht einmal mehr, als auf der
Jahresversammlung in Lübeck jene Einsetzung eines technischen Jnspectors be¬
schlossen wende, welche man in Kiel 1865 ihrem Murren über den Luxus einer
zwecklosen Centralisation hatte opfern müssen. Ueber den Präsidenten und den
Generalsecretär wird also in einem Betriebsinspector demnächst ein dritter stän¬
diger Beamter der Rettungsanstalt treten, dessen Ausgabe die beständige Ocular-
controle des sämmtlichen gebrauchten Materials sein wird.

Dieser Beschluß dürfte leicht das wichtigste concrete Resultat der soeben
gehaltenen Jahresversammlung in Lübeck sein. Die Verhandlungen ließen sonst
formell genommen dies und das zu wünschen übrig. Der Generalsecretär hatte
ohne Zweifel alles aufs sorgfältigste vorbecubeitet. Der Gesellschaftspräsident,
Consul H. H. Meier aus Bremen, kann, was allgemeine Einsicht und Erfahrung,


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[0236] dem Rückzüge begriffen, wie die schwer zu verstehende der Hamburger und der Stralsunder. Mit dem Welfcnrciche ist das stärkste Hinderniß ihres Eintritts in die allgemeine Gesellschaft gewichen. Die Uebernahme des Protectorats derselben durch König Wilhelm muß es allen drei Sondervercinen erleichtern, ihre äußere Selbständigkeit zu opfern, um gleichverpflichlet und gleichberechtigt theilzunehmen an dem nationalen Rettungswcrke, anstatt daß sie jetzt blos innerhalb ihrer eigenen engen Sphäre handelnd eingreifen können und nur wie Deutsche zweiter Classe gleichsam an den gemeinschaftlichen Berathungen schriftlich oder mündlich theilnehmen. Die Empfindung von der Unhaltbarreit ihrer Stellung ist denn auch schon bei allen drei Sondervercinen sichtlich her¬ vorgetreten, bei Ostfriesland und Stralsund in den letzten Jahresberichten und Vereinsversammlungen, bei Hamburg mehr privater Weise. Es handelt sich eher nur noch um die Form des Anschlusses als um den Anschluß selbst. Bis übers Jahr wird der letztere in der einen oder anderen Weise wohl voll¬ zogen sein. Das hauptsächliche Argument der Gegner der Centralisation in Kiel war die kostspielige Ucverflüssigkeit der centralen Verwaltung. In der That hat diese im Jahre 1866 z. B. 2500—3000 Thlr. gekostet, die ohne nationale Organisation nicht zur Ausgabe gelangt sein würden, abgesehen von Kosten für Proben, Modelle u. f. w,, welche ohne sie ebenfalls schwerlich hervorgerufen worden wären. Aber diesem Aufwande steht der ganze Reinertrag der hundert Sammlungen in großen und kleinen, maritimen und binnenländischen Orten gegenüber, welche erst durch ihn wirklich und möglich geworden sind; — so daß der Generalsecretär^ im Jahresbericht durchaus berechtigt ist anzunehmen, die Centralverwaltung habe mindestens das Achtfache dessen aufgebracht, was sie gekostet. Diesen Einwand haben die Particularisten des Nettungswerks — um ohne böse Meinung einen bequemen und verständlichen Ausdruck zu gebrauchen — denn auch fallen lassen. Sie widersetzten sich nicht einmal mehr, als auf der Jahresversammlung in Lübeck jene Einsetzung eines technischen Jnspectors be¬ schlossen wende, welche man in Kiel 1865 ihrem Murren über den Luxus einer zwecklosen Centralisation hatte opfern müssen. Ueber den Präsidenten und den Generalsecretär wird also in einem Betriebsinspector demnächst ein dritter stän¬ diger Beamter der Rettungsanstalt treten, dessen Ausgabe die beständige Ocular- controle des sämmtlichen gebrauchten Materials sein wird. Dieser Beschluß dürfte leicht das wichtigste concrete Resultat der soeben gehaltenen Jahresversammlung in Lübeck sein. Die Verhandlungen ließen sonst formell genommen dies und das zu wünschen übrig. Der Generalsecretär hatte ohne Zweifel alles aufs sorgfältigste vorbecubeitet. Der Gesellschaftspräsident, Consul H. H. Meier aus Bremen, kann, was allgemeine Einsicht und Erfahrung,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/236>, abgerufen am 22.07.2024.