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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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gamen, das gehörte Meister Rudolf, der war Chorherr und Pfarrer zu Unser
lieben Frauen und ein Doctor; das Buch ist genannt Compendium Sancti
Thomae. Das Buch ließ mich der Herr mit mir heimtragen und gab mir einen
Gulden") baar, daß ich Papier kaufte und fleißig schriebe. Also kam ich heim
zu meiner Hausfrau und sagte ihr, was ich erreicht hatte; sie war froh. Und
also hub ich an zu schreiben und schrieb in derselben Wochen 4 Sextern des
großen Papiers Karta regal und brachte sie dem Herrn. Das gefiel ihm wohl,
daß ich so bald angefangen hatte und es gefiel ihm auch die Schrift wohl und
er verhieß mir 4 Groschen") von einem Sextern; also schrieb ich ihm bei
60 Sextern und gewann Geld genug. Und mein Weib und ich saßen zusammen
und ich schrieb und sie spann und wir gewannen oft 3 Pfenninge"°) in einer
Woche; doch sind wir oft die ganze Nacht bei einander gesessen. Und es ging
uns gar wohl und wir gewannen, was wir bedurften. Und es ist zu wissen,
als wir unsern Haushalt anfingen, da war ein großes Sterben, das fing an im
Herbst, als man zählte 1420 Jahr und es starben gar viele und alle Dinge
waren wohlfeil: es galt ein Schafs Roggen 1 M Pfenning") und ein Schafs
Korn 10 Groschen") und ein Schafs Haber 15 Schilling Pfenninge") und eine
Metze der besten Erbsen 16 Pfenninge") und ein Pfund Fleisch 1 Pfenning")
und 6 oder 7 Eier 1 Pfenning,") Und der Wein war gar wohlfeil: es galt
ein Maß Kochen-Wein 3 Heller"), Neckarwein und Frankenwein 2 oder 3
Pfennings), der war gar gut, die Elsässer 4 Pfenning'"), die allerbesten
5 Pfenninge, Landweine, wie gut sie waren, 3 oder 4 Pfenninge und guter
welscher Wein ein Maß 6 oder 7 oder 8 Pfenninge.''). Und also alle andern
Dinge: Schmalz galt 1 4 Pfenninge^), Holz, ein Fuder, wie es die schwäb.
Bauern führet, 9, 10 oder 12 Schillinge") und alle andern Dinge waren
wohlfeil; der Gulden galt 18 Groschen 3 Pfenninge und ein böhmischer Groschen
galt 7V, Pfenning und es war Heil und Glück überall in Stadt und Land:
es war jedermann reich, wer am Leben blieb, aber es starben unmäßig viele
hier in der Stadt und überall auf dem Lande.

Als mein Herr nun sah. daß ich mich so Wohl anließ, und fleißig schrieb
und genug gewann, da bestallte er mich wieder und ich richtete ihm all sein
Gewerb aus wie vorher.

Danach auf Se. Ulrichstag im 1421. Jahr genaß meine Hausfrau eines
Kindes, das ward geheißen Aennlcin. Und als das Kind ein Jahr alt ward,
da hatten die von Rodwell einen Krieg angefangen mit Graf Friedrich von
Zollern, den man nennt Oettingcr, der that denen zu Rodwell gar viel zu leide,



>8) c. 2 Thlr. 10 Sgr, 12 Sgr. 20) 2 Thlr. 10 Sgr. 21) c verlwcr
Scheffel -- 23 Sgr. 6 Pf,' 22) Dinkel vbel Spetl 1 Thlr. 2S) 17 Sgr, 2<) g Sgr.
I Pf, 25) 4-^ Pf. 2°) 7 2?) Sgr. 2s) 1 Sgr. l> Pf. 2") 2--2'/z Sgr.
SO) 1 Sgr. 6 Pf, ") 10-/z--14 Sgr.

gamen, das gehörte Meister Rudolf, der war Chorherr und Pfarrer zu Unser
lieben Frauen und ein Doctor; das Buch ist genannt Compendium Sancti
Thomae. Das Buch ließ mich der Herr mit mir heimtragen und gab mir einen
Gulden") baar, daß ich Papier kaufte und fleißig schriebe. Also kam ich heim
zu meiner Hausfrau und sagte ihr, was ich erreicht hatte; sie war froh. Und
also hub ich an zu schreiben und schrieb in derselben Wochen 4 Sextern des
großen Papiers Karta regal und brachte sie dem Herrn. Das gefiel ihm wohl,
daß ich so bald angefangen hatte und es gefiel ihm auch die Schrift wohl und
er verhieß mir 4 Groschen") von einem Sextern; also schrieb ich ihm bei
60 Sextern und gewann Geld genug. Und mein Weib und ich saßen zusammen
und ich schrieb und sie spann und wir gewannen oft 3 Pfenninge"°) in einer
Woche; doch sind wir oft die ganze Nacht bei einander gesessen. Und es ging
uns gar wohl und wir gewannen, was wir bedurften. Und es ist zu wissen,
als wir unsern Haushalt anfingen, da war ein großes Sterben, das fing an im
Herbst, als man zählte 1420 Jahr und es starben gar viele und alle Dinge
waren wohlfeil: es galt ein Schafs Roggen 1 M Pfenning") und ein Schafs
Korn 10 Groschen") und ein Schafs Haber 15 Schilling Pfenninge") und eine
Metze der besten Erbsen 16 Pfenninge") und ein Pfund Fleisch 1 Pfenning")
und 6 oder 7 Eier 1 Pfenning,") Und der Wein war gar wohlfeil: es galt
ein Maß Kochen-Wein 3 Heller"), Neckarwein und Frankenwein 2 oder 3
Pfennings), der war gar gut, die Elsässer 4 Pfenning'"), die allerbesten
5 Pfenninge, Landweine, wie gut sie waren, 3 oder 4 Pfenninge und guter
welscher Wein ein Maß 6 oder 7 oder 8 Pfenninge.''). Und also alle andern
Dinge: Schmalz galt 1 4 Pfenninge^), Holz, ein Fuder, wie es die schwäb.
Bauern führet, 9, 10 oder 12 Schillinge") und alle andern Dinge waren
wohlfeil; der Gulden galt 18 Groschen 3 Pfenninge und ein böhmischer Groschen
galt 7V, Pfenning und es war Heil und Glück überall in Stadt und Land:
es war jedermann reich, wer am Leben blieb, aber es starben unmäßig viele
hier in der Stadt und überall auf dem Lande.

Als mein Herr nun sah. daß ich mich so Wohl anließ, und fleißig schrieb
und genug gewann, da bestallte er mich wieder und ich richtete ihm all sein
Gewerb aus wie vorher.

Danach auf Se. Ulrichstag im 1421. Jahr genaß meine Hausfrau eines
Kindes, das ward geheißen Aennlcin. Und als das Kind ein Jahr alt ward,
da hatten die von Rodwell einen Krieg angefangen mit Graf Friedrich von
Zollern, den man nennt Oettingcr, der that denen zu Rodwell gar viel zu leide,



>8) c. 2 Thlr. 10 Sgr, 12 Sgr. 20) 2 Thlr. 10 Sgr. 21) c verlwcr
Scheffel — 23 Sgr. 6 Pf,' 22) Dinkel vbel Spetl 1 Thlr. 2S) 17 Sgr, 2<) g Sgr.
I Pf, 25) 4-^ Pf. 2°) 7 2?) Sgr. 2s) 1 Sgr. l> Pf. 2») 2—2'/z Sgr.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/226>, abgerufen am 22.07.2024.