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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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bekriegte sie wider Gott, Ehr und Recht. Da mahnten aber die von Rodwell
gemeine Reichsstädte um Hilfe, die ihnen auch zugesagt ward. Und es ließen
die von Augspurg Söldner bestellen, vorerst 24 Gesellen, von denen ich auch
einer war, und man gab jedem 4 Groschen^) im Tag. Also zog ich hin gen
Zollern mit den andern und blieb dabei 10 Monate und es ging mir wohl
und ich erübrigte bei 30 Gulden. °') Ich ward zum Aufgeber und Schreiber
über alles Fußvolk gemacht. Ich war auch dabei, als Zollern gewonnen
ward und kam mit de" letzten heim; doch ward ich in der Zwischenzeit mit
einer Botschaft heimgeschickt und blieb bei 6 Wochen hier, ehe ich wieder dahin
kam. Man lag länger als Jahr und Tag davor und die Beste wurde ge¬
wonnen auf Corporis Christi. Man übergab, sie auf Gnad; es waren 32 Ge¬
sellen dort, die führte man gen Ulm, das Schloß ward in Grund und Boden
geschleift Anno 1423.

Als Zollern gewonnen war und wir heim kamen, da schickten die Raths-
herren Ivug Ploß und mich mit ihm gen Ungarn zu König Sigmund, unserm
allergnädigsten Herrn, und zu Herzog Ludwig von Baiern, der war damals
auch bei dem römischen König, wegen eines Edelmannes genannt Oswald
Oettiingcr, der war unser Feind und bekriegte die Stadt wider Gott, Ehr und
Recht. Wir waren ein halb Jahr fort und richteten nicht viel aus; es war
auch wegen der Juden.

Als wir nun heim kamen, da schickten mich meine Herrn von Stund an
wieder zu unserm Herrn dem römischen König der ersten Sache wegen und ich
brachte sie zu einem End.")

Mein Herr Jos Kramer schickte mich gen Venedig auf Jacobi im 1424. Jahr
und ich kaufte ihm 16 Säcke Wolle von Ziboldt"), je 1 Centner um 4 Du-
caten 17 Groschen.") Und also trieb ich meinem Herrn wieder sein Gewerb.
wo er zu werben hatte bis in das 1427. Jahr, da schickten mich meine Herren")
gen Rom.

Ich ritt hier aus gen Rom von dieser Stadt Augspurg wegen und führte
viel blanke Ducaten mit mir, die sollt ich einem Doctor zu Rom ausantworten,
genannt Meister Peter Frid, der war meiner Herren von Augspurg Procurator
in den Zwistigkeiten zwischen Rom und dieser Stadt der zwei Bischöfe wegen,
des von Nenningen und des von Grafcneck.

Als ich nun wieder heimkam, da war ich meines Herrn Diener und trieb
für ihn und mich gemeinsam Handelschaft und es ging mir wohl durch Gottes
Gnade.

Danach im 1431. Jahr bedünkte mich, ich wäre reich und es verdroß mich,



12 Sgr. c, 70 Thlr. "") Diese Behauptung schießt über das Ziel hinaus,
da Zinggs Thätigkeit sich bei dieser Sendung lediglich ans Courierdicnste beschränkte. ^'°) Cypern.
c. 14 Thlr. d. h. der Rath der Stadt Augsburg.

bekriegte sie wider Gott, Ehr und Recht. Da mahnten aber die von Rodwell
gemeine Reichsstädte um Hilfe, die ihnen auch zugesagt ward. Und es ließen
die von Augspurg Söldner bestellen, vorerst 24 Gesellen, von denen ich auch
einer war, und man gab jedem 4 Groschen^) im Tag. Also zog ich hin gen
Zollern mit den andern und blieb dabei 10 Monate und es ging mir wohl
und ich erübrigte bei 30 Gulden. °') Ich ward zum Aufgeber und Schreiber
über alles Fußvolk gemacht. Ich war auch dabei, als Zollern gewonnen
ward und kam mit de» letzten heim; doch ward ich in der Zwischenzeit mit
einer Botschaft heimgeschickt und blieb bei 6 Wochen hier, ehe ich wieder dahin
kam. Man lag länger als Jahr und Tag davor und die Beste wurde ge¬
wonnen auf Corporis Christi. Man übergab, sie auf Gnad; es waren 32 Ge¬
sellen dort, die führte man gen Ulm, das Schloß ward in Grund und Boden
geschleift Anno 1423.

Als Zollern gewonnen war und wir heim kamen, da schickten die Raths-
herren Ivug Ploß und mich mit ihm gen Ungarn zu König Sigmund, unserm
allergnädigsten Herrn, und zu Herzog Ludwig von Baiern, der war damals
auch bei dem römischen König, wegen eines Edelmannes genannt Oswald
Oettiingcr, der war unser Feind und bekriegte die Stadt wider Gott, Ehr und
Recht. Wir waren ein halb Jahr fort und richteten nicht viel aus; es war
auch wegen der Juden.

Als wir nun heim kamen, da schickten mich meine Herrn von Stund an
wieder zu unserm Herrn dem römischen König der ersten Sache wegen und ich
brachte sie zu einem End.")

Mein Herr Jos Kramer schickte mich gen Venedig auf Jacobi im 1424. Jahr
und ich kaufte ihm 16 Säcke Wolle von Ziboldt"), je 1 Centner um 4 Du-
caten 17 Groschen.") Und also trieb ich meinem Herrn wieder sein Gewerb.
wo er zu werben hatte bis in das 1427. Jahr, da schickten mich meine Herren")
gen Rom.

Ich ritt hier aus gen Rom von dieser Stadt Augspurg wegen und führte
viel blanke Ducaten mit mir, die sollt ich einem Doctor zu Rom ausantworten,
genannt Meister Peter Frid, der war meiner Herren von Augspurg Procurator
in den Zwistigkeiten zwischen Rom und dieser Stadt der zwei Bischöfe wegen,
des von Nenningen und des von Grafcneck.

Als ich nun wieder heimkam, da war ich meines Herrn Diener und trieb
für ihn und mich gemeinsam Handelschaft und es ging mir wohl durch Gottes
Gnade.

Danach im 1431. Jahr bedünkte mich, ich wäre reich und es verdroß mich,



12 Sgr. c, 70 Thlr. »«) Diese Behauptung schießt über das Ziel hinaus,
da Zinggs Thätigkeit sich bei dieser Sendung lediglich ans Courierdicnste beschränkte. ^'°) Cypern.
c. 14 Thlr. d. h. der Rath der Stadt Augsburg.
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[0227] bekriegte sie wider Gott, Ehr und Recht. Da mahnten aber die von Rodwell gemeine Reichsstädte um Hilfe, die ihnen auch zugesagt ward. Und es ließen die von Augspurg Söldner bestellen, vorerst 24 Gesellen, von denen ich auch einer war, und man gab jedem 4 Groschen^) im Tag. Also zog ich hin gen Zollern mit den andern und blieb dabei 10 Monate und es ging mir wohl und ich erübrigte bei 30 Gulden. °') Ich ward zum Aufgeber und Schreiber über alles Fußvolk gemacht. Ich war auch dabei, als Zollern gewonnen ward und kam mit de» letzten heim; doch ward ich in der Zwischenzeit mit einer Botschaft heimgeschickt und blieb bei 6 Wochen hier, ehe ich wieder dahin kam. Man lag länger als Jahr und Tag davor und die Beste wurde ge¬ wonnen auf Corporis Christi. Man übergab, sie auf Gnad; es waren 32 Ge¬ sellen dort, die führte man gen Ulm, das Schloß ward in Grund und Boden geschleift Anno 1423. Als Zollern gewonnen war und wir heim kamen, da schickten die Raths- herren Ivug Ploß und mich mit ihm gen Ungarn zu König Sigmund, unserm allergnädigsten Herrn, und zu Herzog Ludwig von Baiern, der war damals auch bei dem römischen König, wegen eines Edelmannes genannt Oswald Oettiingcr, der war unser Feind und bekriegte die Stadt wider Gott, Ehr und Recht. Wir waren ein halb Jahr fort und richteten nicht viel aus; es war auch wegen der Juden. Als wir nun heim kamen, da schickten mich meine Herrn von Stund an wieder zu unserm Herrn dem römischen König der ersten Sache wegen und ich brachte sie zu einem End.") Mein Herr Jos Kramer schickte mich gen Venedig auf Jacobi im 1424. Jahr und ich kaufte ihm 16 Säcke Wolle von Ziboldt"), je 1 Centner um 4 Du- caten 17 Groschen.") Und also trieb ich meinem Herrn wieder sein Gewerb. wo er zu werben hatte bis in das 1427. Jahr, da schickten mich meine Herren") gen Rom. Ich ritt hier aus gen Rom von dieser Stadt Augspurg wegen und führte viel blanke Ducaten mit mir, die sollt ich einem Doctor zu Rom ausantworten, genannt Meister Peter Frid, der war meiner Herren von Augspurg Procurator in den Zwistigkeiten zwischen Rom und dieser Stadt der zwei Bischöfe wegen, des von Nenningen und des von Grafcneck. Als ich nun wieder heimkam, da war ich meines Herrn Diener und trieb für ihn und mich gemeinsam Handelschaft und es ging mir wohl durch Gottes Gnade. Danach im 1431. Jahr bedünkte mich, ich wäre reich und es verdroß mich, 12 Sgr. c, 70 Thlr. »«) Diese Behauptung schießt über das Ziel hinaus, da Zinggs Thätigkeit sich bei dieser Sendung lediglich ans Courierdicnste beschränkte. ^'°) Cypern. c. 14 Thlr. d. h. der Rath der Stadt Augsburg.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/227>, abgerufen am 24.08.2024.