Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.welche uns anklagen, daß wir ihnen noch nicht die volle Einheit und Freiheit Die norddeutsche Bundesverfassung und die Parteien. Mit dem ersten Juli 1867 ist die Verfassung des norddeutschen Bundes Die politische Arbeit, durch welche Oestreich aus dem Bunde der deutschen Die Opposition gegen das Zustandekommen der gegenwärtig geltenden Wird es dabei bleiben und welche Folgen sind von dem Verharren bei Sehen wir uns zuvörderstin Preußen selbst um. Die Partei, welche von welche uns anklagen, daß wir ihnen noch nicht die volle Einheit und Freiheit Die norddeutsche Bundesverfassung und die Parteien. Mit dem ersten Juli 1867 ist die Verfassung des norddeutschen Bundes Die politische Arbeit, durch welche Oestreich aus dem Bunde der deutschen Die Opposition gegen das Zustandekommen der gegenwärtig geltenden Wird es dabei bleiben und welche Folgen sind von dem Verharren bei Sehen wir uns zuvörderstin Preußen selbst um. Die Partei, welche von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0086" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191316"/> <p xml:id="ID_202" prev="#ID_201"> welche uns anklagen, daß wir ihnen noch nicht die volle Einheit und Freiheit<lb/> des deutschen Vaterlandes von Berlin mitgebracht haben, und welche das Gute,<lb/> welches sich darbietet verschmähen, weil es nicht gleich das Bessere oder Beste<lb/> ist. Mit der bloßen Unzufriedenkeit und Klage ist nichts genützt. Legen wir<lb/> alle, die wir die Einheit und Freiheit Deutschlands erstreben, Hand an die<lb/> weitere Arbeit und ringen wir mit vereinigten Kräften nach dem letzten Ziele.<lb/> Dann wird es uns gelingen, unsern Kindern ein besseres und wohnlicheres<lb/> Haus zu hinterlassen, als wir es vorgefunden haben."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die norddeutsche Bundesverfassung und die Parteien.</head><lb/> <p xml:id="ID_203"> Mit dem ersten Juli 1867 ist die Verfassung des norddeutschen Bundes<lb/> in Kraft getreten und zur Grundlage unseres öffentlichen Lebens geworden.<lb/> Von diesem Tage ab verfällt jeder/der sich auf Unternehmungen „gegen Exi¬<lb/> stenz, Integrität, Sicherheit oder Verfassung" dieses Bundes.' seiner'Glieder<lb/> und Beamten einläßt, dem Strafgesetz. — Wie haben sich die verschiedenen<lb/> Parteien bisher zu dieser Verfassung verhalten?</p><lb/> <p xml:id="ID_204"> Die politische Arbeit, durch welche Oestreich aus dem Bunde der deutschen<lb/> Stämme ausgewiesen und das Werk aufgerichtet wurde, das heute zweiund¬<lb/> zwanzig deutsche Staaten zu einem Organismus verbindet, beruht wesentlich auf<lb/> einem Kompromiß der preußischen Conservativen mit außerpreußischen und neu¬<lb/> preußischen Liberalen; die liberalen altpreußischen Elemente, welche an derselben<lb/> thätigen Antheil genommen, rcprcisentircn die Minderheit innerhalb der großen<lb/> liberal-demokratischen Partei des Staats, der an der Spitze der neugegründeten<lb/> Ordnung steht und sind aus dem Nahmen, in den sie bisher gefügt waren,<lb/> herausgetreten. Die Conservativen haben wiederum ihr altes Programm, an<lb/> dessen Spitze die Lehre von der Nothwendigkeit eines Zusammengehens mit<lb/> Oestreich und der Schonung der kleinstaatlich.dynastischen Interessen'stand, auf¬<lb/> gegeben und sich auf den Boden einer Annexionspolitik begeben, die sie noch<lb/> vor wenigen Monaten verabscheuten.</p><lb/> <p xml:id="ID_205"> Die Opposition gegen das Zustandekommen der gegenwärtig geltenden<lb/> Rechtsordnung wurde' wesentlich von den tlcinstaatlichen und neüpreußischen<lb/> Conservativen, den Ueberbleibseln der großdcutschen Demokratie, und von den<lb/> Demokraten des alten Preußen gebildet. Bei den einen war es die Abnei¬<lb/> gung gegen die Unterordnung unter den nordischen Großstaat, bei den andern<lb/> die Befürchtung vor Schmälerungen der in Preußen bereits errungenen Frei¬<lb/> heitsrechte, auf welche sich die Abneigung gegen den Verfassungsentwu'rf gründete.</p><lb/> <p xml:id="ID_206"> Wird es dabei bleiben und welche Folgen sind von dem Verharren bei<lb/> der gegenwärtigen Parteistellung zu erwarten?''</p><lb/> <p xml:id="ID_207" next="#ID_208"> Sehen wir uns zuvörderstin Preußen selbst um. Die Partei, welche von<lb/> der gegenwärtig geltenden Organisation des Bundes nichts wissen wollte, besteht<lb/> aus durchaus heterogenen Bestandtheilen: während die Waldeck und Schulze-<lb/> Delitzsch an den Unvollkommenheiten des neuen Gebäudes Anstoß nehmen,<lb/> wollen die Jacoby und Langerhanns von einem solchen überhaupt nichts wissen,<lb/> weil sie in der Erweiterung der preußischen Staatsgrenzen eine Vergewaltigung<lb/> an dem Selbstbestimmungsrecht blutverwandter Stämme, in dem Zwang,' der<lb/> auf die klcinstaatlichen Bundesgenossen ausgeübt wurde, eine Rechtsverletzung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0086]
welche uns anklagen, daß wir ihnen noch nicht die volle Einheit und Freiheit
des deutschen Vaterlandes von Berlin mitgebracht haben, und welche das Gute,
welches sich darbietet verschmähen, weil es nicht gleich das Bessere oder Beste
ist. Mit der bloßen Unzufriedenkeit und Klage ist nichts genützt. Legen wir
alle, die wir die Einheit und Freiheit Deutschlands erstreben, Hand an die
weitere Arbeit und ringen wir mit vereinigten Kräften nach dem letzten Ziele.
Dann wird es uns gelingen, unsern Kindern ein besseres und wohnlicheres
Haus zu hinterlassen, als wir es vorgefunden haben."
Die norddeutsche Bundesverfassung und die Parteien.
Mit dem ersten Juli 1867 ist die Verfassung des norddeutschen Bundes
in Kraft getreten und zur Grundlage unseres öffentlichen Lebens geworden.
Von diesem Tage ab verfällt jeder/der sich auf Unternehmungen „gegen Exi¬
stenz, Integrität, Sicherheit oder Verfassung" dieses Bundes.' seiner'Glieder
und Beamten einläßt, dem Strafgesetz. — Wie haben sich die verschiedenen
Parteien bisher zu dieser Verfassung verhalten?
Die politische Arbeit, durch welche Oestreich aus dem Bunde der deutschen
Stämme ausgewiesen und das Werk aufgerichtet wurde, das heute zweiund¬
zwanzig deutsche Staaten zu einem Organismus verbindet, beruht wesentlich auf
einem Kompromiß der preußischen Conservativen mit außerpreußischen und neu¬
preußischen Liberalen; die liberalen altpreußischen Elemente, welche an derselben
thätigen Antheil genommen, rcprcisentircn die Minderheit innerhalb der großen
liberal-demokratischen Partei des Staats, der an der Spitze der neugegründeten
Ordnung steht und sind aus dem Nahmen, in den sie bisher gefügt waren,
herausgetreten. Die Conservativen haben wiederum ihr altes Programm, an
dessen Spitze die Lehre von der Nothwendigkeit eines Zusammengehens mit
Oestreich und der Schonung der kleinstaatlich.dynastischen Interessen'stand, auf¬
gegeben und sich auf den Boden einer Annexionspolitik begeben, die sie noch
vor wenigen Monaten verabscheuten.
Die Opposition gegen das Zustandekommen der gegenwärtig geltenden
Rechtsordnung wurde' wesentlich von den tlcinstaatlichen und neüpreußischen
Conservativen, den Ueberbleibseln der großdcutschen Demokratie, und von den
Demokraten des alten Preußen gebildet. Bei den einen war es die Abnei¬
gung gegen die Unterordnung unter den nordischen Großstaat, bei den andern
die Befürchtung vor Schmälerungen der in Preußen bereits errungenen Frei¬
heitsrechte, auf welche sich die Abneigung gegen den Verfassungsentwu'rf gründete.
Wird es dabei bleiben und welche Folgen sind von dem Verharren bei
der gegenwärtigen Parteistellung zu erwarten?''
Sehen wir uns zuvörderstin Preußen selbst um. Die Partei, welche von
der gegenwärtig geltenden Organisation des Bundes nichts wissen wollte, besteht
aus durchaus heterogenen Bestandtheilen: während die Waldeck und Schulze-
Delitzsch an den Unvollkommenheiten des neuen Gebäudes Anstoß nehmen,
wollen die Jacoby und Langerhanns von einem solchen überhaupt nichts wissen,
weil sie in der Erweiterung der preußischen Staatsgrenzen eine Vergewaltigung
an dem Selbstbestimmungsrecht blutverwandter Stämme, in dem Zwang,' der
auf die klcinstaatlichen Bundesgenossen ausgeübt wurde, eine Rechtsverletzung
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