Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.erblicken. Wie ein Zusammengehen so disparater Elemente auf die Dauer mög¬ Die Interessengemeinschaft, durch welche sie mit Waldeck. Löwe-Calbe. Schulze- Haben wir mit den vorstehenden Ausführungen Recht, so muß der Theil Daß die preußische Reqierung die Erfolge, welche sie errungen, fremnllig erblicken. Wie ein Zusammengehen so disparater Elemente auf die Dauer mög¬ Die Interessengemeinschaft, durch welche sie mit Waldeck. Löwe-Calbe. Schulze- Haben wir mit den vorstehenden Ausführungen Recht, so muß der Theil Daß die preußische Reqierung die Erfolge, welche sie errungen, fremnllig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0087" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191317"/> <p xml:id="ID_208" prev="#ID_207"> erblicken. Wie ein Zusammengehen so disparater Elemente auf die Dauer mög¬<lb/> lich sein soll, ist nicht abzusehen, die vorhandenen Gegensätze müssen zu einer<lb/> Auflösung des geschlossenen Bundes führen, sobald sich eine Gelegenheit zur<lb/> weiteren Ausbildung der vorhandenen Institutionen darbietet. Während die<lb/> Einen durch ihr politisches Gewissen behindert sind, an einem Werk, dessen<lb/> Grundlagen sie verabscheuen, überhaupt theilzunehmen, dürfen die Andern die<lb/> Gelegenheit zu in ihrem Sinne heilsamen Modifikationen desselben nicht un¬<lb/> benutzt lassen. Die von der „Zukunft" vertretene Richtung hat im Grunde gar<lb/> kein "positives Programm gegenüber der neuen Verfassung, thatsächlich seine<lb/> Zukunft innerhalb derselben, will sie sich selbst treu bleiben^ so muß sie zunächst<lb/> in den großdeutschen Radikalismus aufgeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_209"> Die Interessengemeinschaft, durch welche sie mit Waldeck. Löwe-Calbe. Schulze-<lb/> Delitzsch u. f. w. verbunden ist. hört von dem Augenblicke on auf. wo es die¬<lb/> sen gelingt, auf die Gesetzgebung des norddeutschen Bundes Einfluß zu ge¬<lb/> winnen, und es bleibt den „Entschiedener" darin nichts übria. als gemeinsam<lb/> mit der unterschiedslosen Particularistenmasse, in welcher sich Ultramontane,<lb/> großdeutsche Demokraten und kleinstaatliche Konservative zusammenaefunden<lb/> haben, auf eine französische Intervention und die gewaltsame Auflösung der<lb/> durch den vorjährigen Krieg geschaffenen Verhältnisse zu speculiren, ein Be¬<lb/> ginnen, das in dem preußischen Volke schwerlich jemals Boden finden wird.<lb/> Die Particularisten, wenn sie ans Ruder kämen, würden ihrer überwiegenden<lb/> Mehrzahl nach vor allem darauf bedacht sein, die kleinstaatliche Dynastenwirth¬<lb/> schaft wieder zu Ehren zu bringen — es käme für den Fall ihres Sieges mit¬<lb/> hin nur auf eine andere Art derselben Unfreiheit heraus, welche die Gegner<lb/> des norddeutschen Bundes in diesem perhorresciren. Das wissen die Waldeck und<lb/> Genossen so genau, daß ihnen eine Rechnung auf diese Eventualität auch nicht<lb/> entfernt in den Sinn kommt. Ob sie wollen oder nicht, sie müssen sich auf<lb/> den Boden der seit dem 1. Juli gegebenen Verhältnisse stillen und gegenüber<lb/> der norddeutschen Verfassung eine Stellung einnehmen, die ihrem Verhalten<lb/> zu der preußischen Konstitution vielfach entspricht. Hier wie dort handelt es sich um<lb/> einen „Ausbau im freiheitlichen Sinn". Daß es sich der Mühe eines solchen<lb/> verlohnt, wenn zunächst auch keine Erfolge abzusehen sind, scheint schon seht<lb/> unleugbar. Es gab eine Zeit, in der die „entschiedene" preußische Demokratie<lb/> an dem durch die Urkunde vom 31. Januar 1880 erschaffenen Verfassunas-<lb/> leben theilzunehmen für unmöglich hielt. — auf die Länge ist sie in dieser<lb/> Position nicht verharrt, wird sie auch in der neuen Position nicht verharren.</p><lb/> <p xml:id="ID_210"> Haben wir mit den vorstehenden Ausführungen Recht, so muß der Theil<lb/> der demokratisch-altpreußischen Opposition gegen die norddeutsche Bundesver¬<lb/> fassung, der einer Verbindung mit Particularisten und Großdeutschen unfähig<lb/> ist, über kurz oder lang auf dem Boden des Gesetzes ein'ougen. das seit dem<lb/> Beginn dieser Woche in Kraft getreten ist und i>/die Reihe der Factoren tre¬<lb/> ten', welche auf die künftige Entwickelung desselben je nach den Ma' dunkeln,<lb/> die ihnen zu Gebote stehen, einwirken werden. Geschieht das nicht oder doch<lb/> nicht zur rechten Zeit, so bleiben die preußischen Konservativen vor der Hand<lb/> die einzige regierungsfähige Partei in Preußen und damit im norddeutschen<lb/> Bunde.</p><lb/> <p xml:id="ID_211" next="#ID_212"> Daß die preußische Reqierung die Erfolge, welche sie errungen, fremnllig<lb/> aufgebe, werden selbst ihre unbedingten Gegner nicht erwarten, beziehungsweise<lb/> nicht einmal wünschen; unter den Parteien,' auf welche diese Regierung sich und<lb/> ihr Werk stützt, wird die conservative aber zweifellos die stärkste sein, so lange<lb/> die National-Liberalen aller praktischen Unterstützung seitens ihrer frühern Ge¬<lb/> nossen entbehren; wie alle wirklich politischen Parteien auf Kompromisse ange-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0087]
erblicken. Wie ein Zusammengehen so disparater Elemente auf die Dauer mög¬
lich sein soll, ist nicht abzusehen, die vorhandenen Gegensätze müssen zu einer
Auflösung des geschlossenen Bundes führen, sobald sich eine Gelegenheit zur
weiteren Ausbildung der vorhandenen Institutionen darbietet. Während die
Einen durch ihr politisches Gewissen behindert sind, an einem Werk, dessen
Grundlagen sie verabscheuen, überhaupt theilzunehmen, dürfen die Andern die
Gelegenheit zu in ihrem Sinne heilsamen Modifikationen desselben nicht un¬
benutzt lassen. Die von der „Zukunft" vertretene Richtung hat im Grunde gar
kein "positives Programm gegenüber der neuen Verfassung, thatsächlich seine
Zukunft innerhalb derselben, will sie sich selbst treu bleiben^ so muß sie zunächst
in den großdeutschen Radikalismus aufgeben.
Die Interessengemeinschaft, durch welche sie mit Waldeck. Löwe-Calbe. Schulze-
Delitzsch u. f. w. verbunden ist. hört von dem Augenblicke on auf. wo es die¬
sen gelingt, auf die Gesetzgebung des norddeutschen Bundes Einfluß zu ge¬
winnen, und es bleibt den „Entschiedener" darin nichts übria. als gemeinsam
mit der unterschiedslosen Particularistenmasse, in welcher sich Ultramontane,
großdeutsche Demokraten und kleinstaatliche Konservative zusammenaefunden
haben, auf eine französische Intervention und die gewaltsame Auflösung der
durch den vorjährigen Krieg geschaffenen Verhältnisse zu speculiren, ein Be¬
ginnen, das in dem preußischen Volke schwerlich jemals Boden finden wird.
Die Particularisten, wenn sie ans Ruder kämen, würden ihrer überwiegenden
Mehrzahl nach vor allem darauf bedacht sein, die kleinstaatliche Dynastenwirth¬
schaft wieder zu Ehren zu bringen — es käme für den Fall ihres Sieges mit¬
hin nur auf eine andere Art derselben Unfreiheit heraus, welche die Gegner
des norddeutschen Bundes in diesem perhorresciren. Das wissen die Waldeck und
Genossen so genau, daß ihnen eine Rechnung auf diese Eventualität auch nicht
entfernt in den Sinn kommt. Ob sie wollen oder nicht, sie müssen sich auf
den Boden der seit dem 1. Juli gegebenen Verhältnisse stillen und gegenüber
der norddeutschen Verfassung eine Stellung einnehmen, die ihrem Verhalten
zu der preußischen Konstitution vielfach entspricht. Hier wie dort handelt es sich um
einen „Ausbau im freiheitlichen Sinn". Daß es sich der Mühe eines solchen
verlohnt, wenn zunächst auch keine Erfolge abzusehen sind, scheint schon seht
unleugbar. Es gab eine Zeit, in der die „entschiedene" preußische Demokratie
an dem durch die Urkunde vom 31. Januar 1880 erschaffenen Verfassunas-
leben theilzunehmen für unmöglich hielt. — auf die Länge ist sie in dieser
Position nicht verharrt, wird sie auch in der neuen Position nicht verharren.
Haben wir mit den vorstehenden Ausführungen Recht, so muß der Theil
der demokratisch-altpreußischen Opposition gegen die norddeutsche Bundesver¬
fassung, der einer Verbindung mit Particularisten und Großdeutschen unfähig
ist, über kurz oder lang auf dem Boden des Gesetzes ein'ougen. das seit dem
Beginn dieser Woche in Kraft getreten ist und i>/die Reihe der Factoren tre¬
ten', welche auf die künftige Entwickelung desselben je nach den Ma' dunkeln,
die ihnen zu Gebote stehen, einwirken werden. Geschieht das nicht oder doch
nicht zur rechten Zeit, so bleiben die preußischen Konservativen vor der Hand
die einzige regierungsfähige Partei in Preußen und damit im norddeutschen
Bunde.
Daß die preußische Reqierung die Erfolge, welche sie errungen, fremnllig
aufgebe, werden selbst ihre unbedingten Gegner nicht erwarten, beziehungsweise
nicht einmal wünschen; unter den Parteien,' auf welche diese Regierung sich und
ihr Werk stützt, wird die conservative aber zweifellos die stärkste sein, so lange
die National-Liberalen aller praktischen Unterstützung seitens ihrer frühern Ge¬
nossen entbehren; wie alle wirklich politischen Parteien auf Kompromisse ange-
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