Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Schilderungen und Reisen gewidmet sind. Und wie Sterne in seinem Avrial Auch ein gekröntes Haupt muß hier unter den Schriftstellern genannt Grcnjdoten III. I5i>7. 60
Schilderungen und Reisen gewidmet sind. Und wie Sterne in seinem Avrial Auch ein gekröntes Haupt muß hier unter den Schriftstellern genannt Grcnjdoten III. I5i>7. 60
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0483" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191713"/> <p xml:id="ID_1453" prev="#ID_1452"> Schilderungen und Reisen gewidmet sind. Und wie Sterne in seinem Avrial<lb/> die Reisenden nach ihren Charaktercigenthümlichkeiten ordnet, so darf man wohl<lb/> sagen, daß die zu Papier gebrachten Natureindrücke je nach dem Charakter der<lb/> Schreibenden verschieden seien, wenn auch die sie umgebenden Dekorationen<lb/> dieselben sein sollten. Umgekehrt würde der Charakter der Schilderung ziemlich der¬<lb/> selbe sein, wenn z. B. Müller von Königswinter, der sein Büchlein „Sommertage am<lb/> Siebengebirge" gab, statt des Grasen Krockow von Wickerode „Reisen und Jagden in<lb/> Nordostafrika" gemacht und nun zu schildern halte. Jeder betrachtet all andern<lb/> Augen und die Brille, durch die er sieht, ist durch die Verschiedenheit der Nei¬<lb/> gungen, Kenntnisse und Lebenszwecke verschieden gefärbt und die Ziele, nach denen<lb/> er steuert, sind ebenfalls häusig durch seinen Charakter gegeben. L. Paffarge ist<lb/> nach Norden gewandert und schildert „Schweden, Wisby und Kopenhagen"<lb/> in einem hübschen, mit Bildern gezierten Buche, Franz Wallner dagegen<lb/> zog Von den heimischen Ufern der Spree hinab zum Tiber und weiter zum<lb/> Vesuv und schilderte seine Reiseerinnerungen in einem Buch „Wenn Jemand<lb/> eine Reise thutZwischen diesen beiden Reisenden die Mitte hallen L. Steub<lb/> und H. Noe. Der erstere wandert in Tirol und ihm ist seine Reise haupt¬<lb/> sächlich Mittel zum Zweck, ethnographische Beobachtungen anzustellen. Mit<lb/> Vergnügen wird mancher Leser in den Aussähen alte Bekannte aus der Bei¬<lb/> lage der AuMurger Allg. Zeitung wiederfinden, die einer Zusammenstellung<lb/> in einem B^nde sehr werth waren. H. Nos wandert dagegen in seinem<lb/> ,,Oesterreichischen Seehund", das als gelungenes Seitenstück zu seinem „Baien-<lb/> schen Seehund" betrachtet werden darf, an den Seeufern des Salzkammergutes.<lb/> Er verbindet als glückliche Eigenschaften mannigfache Kenntnisse mit klarem<lb/> Blicke und einem warmen Herzen für die Schönheit der Natur. Seine Schil¬<lb/> derungen bewegen sich nicht in dem ausgetretenen Pfade gewöhnlicher Coloristen,<lb/> sondern er weiß mit wenigen schlagenden Worten ein Bild hinzuwerfen, keck<lb/> und wahr zugleich. So bietet sein Buch des Anregenden viel und wird sicher<lb/> manch dankbaren Leser finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1454" next="#ID_1455"> Auch ein gekröntes Haupt muß hier unter den Schriftstellern genannt<lb/> werden, da die ersten von ihm erschienenen vier Bände Reiseskizzen enthalte».<lb/> Es ist der Kaiser Max von Mexiko, dessen tragischer Ausgang zum Bekannt¬<lb/> werden des Werkes wesentlich beitrug. Lebte Kaiser Max noch im sichern Be¬<lb/> sitze seines Thrones, so würde sein „Aus meinem Leben" auf der Fluth an-<lb/> derer literanscher Erscheinungen in größerer Anzahl den Weg der „Krebse" ge¬<lb/> wandert sein. So aber ist das Werk — und man darf sagen mit Recht —<lb/> bor diesem Schicksal bewahrt, und es erschien vor wenig Tagen bereits eine<lb/> zweite Auflage der ersten vier Bände, Reiseskizzen aus Italien, Spanien, Grie¬<lb/> chenland und Nordafrika enthaltend, während drei weitere Bände mit Aphoris¬<lb/> men und Gedichten binnen kurzem zur Ausgabe gelangen. Darf man auch wohl</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grcnjdoten III. I5i>7. 60</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0483]
Schilderungen und Reisen gewidmet sind. Und wie Sterne in seinem Avrial
die Reisenden nach ihren Charaktercigenthümlichkeiten ordnet, so darf man wohl
sagen, daß die zu Papier gebrachten Natureindrücke je nach dem Charakter der
Schreibenden verschieden seien, wenn auch die sie umgebenden Dekorationen
dieselben sein sollten. Umgekehrt würde der Charakter der Schilderung ziemlich der¬
selbe sein, wenn z. B. Müller von Königswinter, der sein Büchlein „Sommertage am
Siebengebirge" gab, statt des Grasen Krockow von Wickerode „Reisen und Jagden in
Nordostafrika" gemacht und nun zu schildern halte. Jeder betrachtet all andern
Augen und die Brille, durch die er sieht, ist durch die Verschiedenheit der Nei¬
gungen, Kenntnisse und Lebenszwecke verschieden gefärbt und die Ziele, nach denen
er steuert, sind ebenfalls häusig durch seinen Charakter gegeben. L. Paffarge ist
nach Norden gewandert und schildert „Schweden, Wisby und Kopenhagen"
in einem hübschen, mit Bildern gezierten Buche, Franz Wallner dagegen
zog Von den heimischen Ufern der Spree hinab zum Tiber und weiter zum
Vesuv und schilderte seine Reiseerinnerungen in einem Buch „Wenn Jemand
eine Reise thutZwischen diesen beiden Reisenden die Mitte hallen L. Steub
und H. Noe. Der erstere wandert in Tirol und ihm ist seine Reise haupt¬
sächlich Mittel zum Zweck, ethnographische Beobachtungen anzustellen. Mit
Vergnügen wird mancher Leser in den Aussähen alte Bekannte aus der Bei¬
lage der AuMurger Allg. Zeitung wiederfinden, die einer Zusammenstellung
in einem B^nde sehr werth waren. H. Nos wandert dagegen in seinem
,,Oesterreichischen Seehund", das als gelungenes Seitenstück zu seinem „Baien-
schen Seehund" betrachtet werden darf, an den Seeufern des Salzkammergutes.
Er verbindet als glückliche Eigenschaften mannigfache Kenntnisse mit klarem
Blicke und einem warmen Herzen für die Schönheit der Natur. Seine Schil¬
derungen bewegen sich nicht in dem ausgetretenen Pfade gewöhnlicher Coloristen,
sondern er weiß mit wenigen schlagenden Worten ein Bild hinzuwerfen, keck
und wahr zugleich. So bietet sein Buch des Anregenden viel und wird sicher
manch dankbaren Leser finden.
Auch ein gekröntes Haupt muß hier unter den Schriftstellern genannt
werden, da die ersten von ihm erschienenen vier Bände Reiseskizzen enthalte».
Es ist der Kaiser Max von Mexiko, dessen tragischer Ausgang zum Bekannt¬
werden des Werkes wesentlich beitrug. Lebte Kaiser Max noch im sichern Be¬
sitze seines Thrones, so würde sein „Aus meinem Leben" auf der Fluth an-
derer literanscher Erscheinungen in größerer Anzahl den Weg der „Krebse" ge¬
wandert sein. So aber ist das Werk — und man darf sagen mit Recht —
bor diesem Schicksal bewahrt, und es erschien vor wenig Tagen bereits eine
zweite Auflage der ersten vier Bände, Reiseskizzen aus Italien, Spanien, Grie¬
chenland und Nordafrika enthaltend, während drei weitere Bände mit Aphoris¬
men und Gedichten binnen kurzem zur Ausgabe gelangen. Darf man auch wohl
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