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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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unter einander in Verbindung bleiben und die wenigen schmalen Zugänge voll¬
ständig beherrschen, während andere, größere Schiffe, selbst wenn sie das sehr
veränderliche Fahrwasser genau gekannt hätten, doch wegen ihres größeren Tief¬
ganges dasselbe nie benutzen konnten.

Es hat sich indessen gezeigt, daß die preußischen Kanonenboote von 2 Ge¬
schützen ihrer geringen Seetüchtigkeit wegen (bei nur etwas bewegter See be¬
kommen sie fortwährend Wellen über Deck) und wegen der Unfähigkeit, bei
ihrem starken Schlingern schweres Geschütz mit Sicherheit zu handhaben, so¬
wie wegen ihrer geringen Schnelligkeit selbst an der Küste den nothwendig zu
stellenden Ansprüchen nicht genügen können; und vollends für eine Verfol¬
gung des Feindes über die Grenze der Watten hinaus, oder für die Begleitung
der größeren Schiffe bei kleineren Expeditionen in andere als deutsche Ge¬
wässer haben sich eben dieser mangelnden Seetüchtigkeit und der geringen
Schnelligkeit halber die Kanonenboote zweiter Classe und zum Theil auch
die erster Classe als wenig tauglich- gezeigt. Man war bei diesen Berech¬
nungen von den Kanonenbooten, den gurr boirts der englischen Marine aus¬
gegangen, die durchschnittlich bei einer Länge von 110 bis 120 Fuß, einem Ton¬
nengehalt von 220 bis 240 Tons, einer Maschine von 60 Pferdekraft und einer Be¬
satzung von etwa 40 Mann doch nur 6'/- (SV,vis 8V") Fuß Tiefgang hatten und an¬
fänglich ebenso wie die kleinen Kauffahrteischooner ohne Bedenken bis nach China ge¬
schickt wurden. Es hat sich aber herausgestellt, daß diese kleinen gurr bvirts von 2 Ge¬
schützen für die weiten Reisen in stürmische Meere doch nicht sicher genug, für die Ge¬
sundheit der Mannschaft in heißen Klimaten ihrer engen Räumlichkeit halber nicht
groß genug, für viele Dienstleistungen nicht schnell genug und für sicheren Ge¬
brauch des Geschützes bei nicht ganz glatter See nicht stabil genug waren, und
seitdem wandte man sich in England mehr dem Bau von guil vsssels zu, von grö¬
ßeren Schraubenfahrzeugen, auf die wir unten näher zurückkommen werden; und
ebenso ward in Preußen, theils nach dem Vorbild Englands, theils weil die
eigenen Kanonenboote auch für die Küstenvertheidigung selbst in den Kanälen
der Watten sich als zu langsam, zu wenig seetüchtig und zu wenig stabil für
die Handhabung des Geschützes erwiesen, der Bau von Schraubenlanonenbvoten
zweiter Classe und selbst auch erster Classe gänzlich eingestellt.




unter einander in Verbindung bleiben und die wenigen schmalen Zugänge voll¬
ständig beherrschen, während andere, größere Schiffe, selbst wenn sie das sehr
veränderliche Fahrwasser genau gekannt hätten, doch wegen ihres größeren Tief¬
ganges dasselbe nie benutzen konnten.

Es hat sich indessen gezeigt, daß die preußischen Kanonenboote von 2 Ge¬
schützen ihrer geringen Seetüchtigkeit wegen (bei nur etwas bewegter See be¬
kommen sie fortwährend Wellen über Deck) und wegen der Unfähigkeit, bei
ihrem starken Schlingern schweres Geschütz mit Sicherheit zu handhaben, so¬
wie wegen ihrer geringen Schnelligkeit selbst an der Küste den nothwendig zu
stellenden Ansprüchen nicht genügen können; und vollends für eine Verfol¬
gung des Feindes über die Grenze der Watten hinaus, oder für die Begleitung
der größeren Schiffe bei kleineren Expeditionen in andere als deutsche Ge¬
wässer haben sich eben dieser mangelnden Seetüchtigkeit und der geringen
Schnelligkeit halber die Kanonenboote zweiter Classe und zum Theil auch
die erster Classe als wenig tauglich- gezeigt. Man war bei diesen Berech¬
nungen von den Kanonenbooten, den gurr boirts der englischen Marine aus¬
gegangen, die durchschnittlich bei einer Länge von 110 bis 120 Fuß, einem Ton¬
nengehalt von 220 bis 240 Tons, einer Maschine von 60 Pferdekraft und einer Be¬
satzung von etwa 40 Mann doch nur 6'/- (SV,vis 8V«) Fuß Tiefgang hatten und an¬
fänglich ebenso wie die kleinen Kauffahrteischooner ohne Bedenken bis nach China ge¬
schickt wurden. Es hat sich aber herausgestellt, daß diese kleinen gurr bvirts von 2 Ge¬
schützen für die weiten Reisen in stürmische Meere doch nicht sicher genug, für die Ge¬
sundheit der Mannschaft in heißen Klimaten ihrer engen Räumlichkeit halber nicht
groß genug, für viele Dienstleistungen nicht schnell genug und für sicheren Ge¬
brauch des Geschützes bei nicht ganz glatter See nicht stabil genug waren, und
seitdem wandte man sich in England mehr dem Bau von guil vsssels zu, von grö¬
ßeren Schraubenfahrzeugen, auf die wir unten näher zurückkommen werden; und
ebenso ward in Preußen, theils nach dem Vorbild Englands, theils weil die
eigenen Kanonenboote auch für die Küstenvertheidigung selbst in den Kanälen
der Watten sich als zu langsam, zu wenig seetüchtig und zu wenig stabil für
die Handhabung des Geschützes erwiesen, der Bau von Schraubenlanonenbvoten
zweiter Classe und selbst auch erster Classe gänzlich eingestellt.




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[0457] unter einander in Verbindung bleiben und die wenigen schmalen Zugänge voll¬ ständig beherrschen, während andere, größere Schiffe, selbst wenn sie das sehr veränderliche Fahrwasser genau gekannt hätten, doch wegen ihres größeren Tief¬ ganges dasselbe nie benutzen konnten. Es hat sich indessen gezeigt, daß die preußischen Kanonenboote von 2 Ge¬ schützen ihrer geringen Seetüchtigkeit wegen (bei nur etwas bewegter See be¬ kommen sie fortwährend Wellen über Deck) und wegen der Unfähigkeit, bei ihrem starken Schlingern schweres Geschütz mit Sicherheit zu handhaben, so¬ wie wegen ihrer geringen Schnelligkeit selbst an der Küste den nothwendig zu stellenden Ansprüchen nicht genügen können; und vollends für eine Verfol¬ gung des Feindes über die Grenze der Watten hinaus, oder für die Begleitung der größeren Schiffe bei kleineren Expeditionen in andere als deutsche Ge¬ wässer haben sich eben dieser mangelnden Seetüchtigkeit und der geringen Schnelligkeit halber die Kanonenboote zweiter Classe und zum Theil auch die erster Classe als wenig tauglich- gezeigt. Man war bei diesen Berech¬ nungen von den Kanonenbooten, den gurr boirts der englischen Marine aus¬ gegangen, die durchschnittlich bei einer Länge von 110 bis 120 Fuß, einem Ton¬ nengehalt von 220 bis 240 Tons, einer Maschine von 60 Pferdekraft und einer Be¬ satzung von etwa 40 Mann doch nur 6'/- (SV,vis 8V«) Fuß Tiefgang hatten und an¬ fänglich ebenso wie die kleinen Kauffahrteischooner ohne Bedenken bis nach China ge¬ schickt wurden. Es hat sich aber herausgestellt, daß diese kleinen gurr bvirts von 2 Ge¬ schützen für die weiten Reisen in stürmische Meere doch nicht sicher genug, für die Ge¬ sundheit der Mannschaft in heißen Klimaten ihrer engen Räumlichkeit halber nicht groß genug, für viele Dienstleistungen nicht schnell genug und für sicheren Ge¬ brauch des Geschützes bei nicht ganz glatter See nicht stabil genug waren, und seitdem wandte man sich in England mehr dem Bau von guil vsssels zu, von grö¬ ßeren Schraubenfahrzeugen, auf die wir unten näher zurückkommen werden; und ebenso ward in Preußen, theils nach dem Vorbild Englands, theils weil die eigenen Kanonenboote auch für die Küstenvertheidigung selbst in den Kanälen der Watten sich als zu langsam, zu wenig seetüchtig und zu wenig stabil für die Handhabung des Geschützes erwiesen, der Bau von Schraubenlanonenbvoten zweiter Classe und selbst auch erster Classe gänzlich eingestellt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/457>, abgerufen am 15.01.2025.