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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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andere hinten am Heat auf dem Deck steht, und bei einer Bemannung von 32
Mann (Maximaletat 35 Mann außer 4 Mann Reserve) nicht besonders hoch
anzuschlagen, selbst wenn wir von der Schwierigkeit, auf so ranken Schiffen bei
nur etwas bewegter See das Geschütz zu handhaben, gänzlich absehen.

Man hat es denn auch aufgegeben, noch mehr Fahrzeuge dieser Art zu
erbauen, wie ursprünglich projectirt gewesen war, und selbst die Zahl der
Schraubcnkanoncnboote erster Classe erschien für die Bedürfnisse der bisherigen
preußischen Flotte als im Ganzen genügend -- wenigstens nahm der hier öfters
erwähnte Flottengründungsplan keine weiteren derartigen Neubauten in Aussicht.
Uebevhaupt haben die Vorschläge, welche die preußische Kästenschutzcommission vor
einigen Jahren machte, aber wegen des Widerstandes von Hannover und anderen
Kleinstaaten nicht durchsetzen konnte, ganz bedeutende Modificationen erlitten.
Damals wollte man (für eine Summe von etwa 5,000,000 Thaler) im Gan¬
zen 110 Schraubenkanonenboote von zusammen 200 schweren Geschützen erbauen
und zwar 20 zu 3 Geschützen, 50 zu 2 Geschützen und 40 zu 1 Geschütz,
letztere von nur vier Fuß Tiefgang, wobei allerdings auf Seetüchtigkeit wohl
total hätte verzichtet werden müssen. Von jener Gesammtzahl sollten nun
20 die Küsten der Provinz Preußen. 50 die Küsten Pommerns und der übrigen
Ostseelandschaften, 40 mit zusammen 80 Geschützen die Küsten der Nordsee
decken. Die Vertheilung dieser Nordseeflottille von 10 Schraubenkanonenbooten
zu 3 Geschützen. 20 solchen zu 2 Geschützen und 10 kleinen zu je 1 Geschütz
war in der Art beabsichtigt, daß 10 Fahrzeuge für die Elbe, 10 für die
Weser, 15 für die Jahde und 5 für den Dollart (Emden) in Aussicht genom¬
men waren, während von der Ostseeflottille speciell für die Bucht von Wismar
(dessen Hasen, durch eine Insel gedeckt, außerordentlich günstig für einen
Knegshafen gelegen ist) nebst Lübeck speciell 10 Kanonenboote bestimmt werden
sollten. Die Nordseeflottille sollte nach jenem Plane in einem halben Jahre
gebaut werden, 2'/, Millionen Thaler kosten und eine Besatzung von 2000
Mann erhalten, die man in den Hansestädten heuern (anwerben) wollte. Das
Kommando der einzelnen Kanonenboote sollten Capitäne der Handelsmarine
führen, die auf einer Kriegsschule einen Cursus durchgemacht, während preußi¬
sche Seeoffiziere die Divistonen commandiren sollten, und man hoffte, daß diese
Divisionen im Stande sein würden, es selbst mit einzelnen feindlichen Fregat¬
ten aufzunehmen. In der Nordsee schien grade die eigenthümliche Beschaffen¬
heit des Fahrwassers an der Küste die Verwendung solcher flachgehender Fahr¬
zeuge, wie diese Kanonenboote es waren, ganz besonders zu begünstigen. Es
ist dort eine große Anzahl sandbankartiger Untiefen, Watten genannt, die bei
Ebbe meist trocken zu liegen kommen, so daß nur ein Netz kleiner Kanäle
zwischen ihnen für kleine Fahrzeuge genügend tiefes Fahrwasser behält. Durch
diese Kanäle sollten die Schraubenkanonenboote der verschiedenen Stationen


andere hinten am Heat auf dem Deck steht, und bei einer Bemannung von 32
Mann (Maximaletat 35 Mann außer 4 Mann Reserve) nicht besonders hoch
anzuschlagen, selbst wenn wir von der Schwierigkeit, auf so ranken Schiffen bei
nur etwas bewegter See das Geschütz zu handhaben, gänzlich absehen.

Man hat es denn auch aufgegeben, noch mehr Fahrzeuge dieser Art zu
erbauen, wie ursprünglich projectirt gewesen war, und selbst die Zahl der
Schraubcnkanoncnboote erster Classe erschien für die Bedürfnisse der bisherigen
preußischen Flotte als im Ganzen genügend — wenigstens nahm der hier öfters
erwähnte Flottengründungsplan keine weiteren derartigen Neubauten in Aussicht.
Uebevhaupt haben die Vorschläge, welche die preußische Kästenschutzcommission vor
einigen Jahren machte, aber wegen des Widerstandes von Hannover und anderen
Kleinstaaten nicht durchsetzen konnte, ganz bedeutende Modificationen erlitten.
Damals wollte man (für eine Summe von etwa 5,000,000 Thaler) im Gan¬
zen 110 Schraubenkanonenboote von zusammen 200 schweren Geschützen erbauen
und zwar 20 zu 3 Geschützen, 50 zu 2 Geschützen und 40 zu 1 Geschütz,
letztere von nur vier Fuß Tiefgang, wobei allerdings auf Seetüchtigkeit wohl
total hätte verzichtet werden müssen. Von jener Gesammtzahl sollten nun
20 die Küsten der Provinz Preußen. 50 die Küsten Pommerns und der übrigen
Ostseelandschaften, 40 mit zusammen 80 Geschützen die Küsten der Nordsee
decken. Die Vertheilung dieser Nordseeflottille von 10 Schraubenkanonenbooten
zu 3 Geschützen. 20 solchen zu 2 Geschützen und 10 kleinen zu je 1 Geschütz
war in der Art beabsichtigt, daß 10 Fahrzeuge für die Elbe, 10 für die
Weser, 15 für die Jahde und 5 für den Dollart (Emden) in Aussicht genom¬
men waren, während von der Ostseeflottille speciell für die Bucht von Wismar
(dessen Hasen, durch eine Insel gedeckt, außerordentlich günstig für einen
Knegshafen gelegen ist) nebst Lübeck speciell 10 Kanonenboote bestimmt werden
sollten. Die Nordseeflottille sollte nach jenem Plane in einem halben Jahre
gebaut werden, 2'/, Millionen Thaler kosten und eine Besatzung von 2000
Mann erhalten, die man in den Hansestädten heuern (anwerben) wollte. Das
Kommando der einzelnen Kanonenboote sollten Capitäne der Handelsmarine
führen, die auf einer Kriegsschule einen Cursus durchgemacht, während preußi¬
sche Seeoffiziere die Divistonen commandiren sollten, und man hoffte, daß diese
Divisionen im Stande sein würden, es selbst mit einzelnen feindlichen Fregat¬
ten aufzunehmen. In der Nordsee schien grade die eigenthümliche Beschaffen¬
heit des Fahrwassers an der Küste die Verwendung solcher flachgehender Fahr¬
zeuge, wie diese Kanonenboote es waren, ganz besonders zu begünstigen. Es
ist dort eine große Anzahl sandbankartiger Untiefen, Watten genannt, die bei
Ebbe meist trocken zu liegen kommen, so daß nur ein Netz kleiner Kanäle
zwischen ihnen für kleine Fahrzeuge genügend tiefes Fahrwasser behält. Durch
diese Kanäle sollten die Schraubenkanonenboote der verschiedenen Stationen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/456>, abgerufen am 15.01.2025.