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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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Maschinen von 70Pferdekraft bei nur 16V- Fuß Breite zu bauen, um durch den
geringen Wasserwiderstand eine Schnelligkeit von 10'/- Knoten zu erreichen --
doch hat man jetzt anscheinend die Sache wieder fallen lassen, wohl deshalb,
weil die Stabilität so schmaler Fahrzeuge allzuviel würde zu wünschen übrig
gelassen haben.

Von viel geringerem Werthe als die eben beschriebenen 8 Dreimastschooner,
die Schraubenkanonenboote erster Classe, sind die bedeutend kleineren 15 Schrau¬
benkanonenboote zweiter Classe, welche eigentlich nur eine Bootstakelage von 3
niedrigen Masten von ziemlich gleicher Höhe mit je einem Luggersegel und mit
Stagfock und Klüver am kurzen Bugspriet führen, und somit Schraubenlugger
genannt werden könnten; auch ihre Maschine hat nur eine Stärke von 60
Pferdekraft und die Armirung besteht blos in zwei gezogenen Geschützen. Diese
Fahrzeuge sind, im Gegensatz zu den größeren Fahrzeugen erster Classe, auf
Prlvatwcrften gebaut worden, wo sie allerdings schon auf Stapel keinen be¬
sonders imposanten Eindruck machten, und zwar sind von denselben gebaut:

"Salamander", "Schwalbe", "Skorpion", "Sperber" in Stettin;
"Tiger", "Wolf", "Wespe" in Grabow bei Stettin;
"Natter", "Pfeil" in Wolgast;
"Jager", "Krokodil" (über deren Bau übrigens geklagt wird) in Elbing;
"Fuchs", "Hai", "Habicht", "Hyäne" in Danzig.

Der Tiefgang dieser Kanonenboote ist kaum mehr als um einen halben
Fuß geringer als bei den Schraubenkanonenbooten erster Classe, und während
sie so in der Fähigkeit in flachen Gewässern zu operiren den letzteren gegen¬
über kaum etwas voraus haben, läßt dagegen ihre Seetüchtigkeit unendlich viel
mehr zu wünschen übrig, namentlich wegen der bei Seegang fortwährend über Deck
brechenden Wellen und des starken Schlingerns (seitlichen Schaukelns), das die
Bedienung der Geschütze äußerst schwierig macht. Auch ihre Schnelligkeit, die
bei der kleinen Maschine und Schraube ohnehin nicht bedeutend sein kann, ist
durch die im Verhältniß zur Länge bedeutend größere Breite viel mehr als bei
den Fahrzeugen erster Classe beeinträchtigt. Die Dimensionen dieser Schrauben¬
kanonenboote zweiter Classe sind, wie wir bemerkten, nicht grade bedeutend:
106 Fuß Länge, 21'/- Fuß Breite, 8'/- Fuß Tiefe im Raum bei 6V- Fuß
Tiefgang mit vollständiger Ausrüstung und Bemannung und ein Tonnengehalt
von 210 Tons lassen diese Fahrzeuge nur zu beschränkter Küstenvertheidigung,
keineswegs aber zu Expeditionen über die offene See brauchbar erscheinen, und
der Preis von 53,000 bis 55,000 Thaler für jedes dieser Kanonenboote ist
jedenfalls im Verhältniß zum Nutzen sehr hoch zu nennen. Mit ihrer Hoch¬
druckmaschine von 60 Pferdekraft können sie meist nur unter den günstigsten
Verhältnissen 7 Knoten zurücklegen, und auch ihre Osfensivkraft ist bei der
Armirung mit 2 schweren gezogenen Geschützen, deren eins vorn am Bug, das


Maschinen von 70Pferdekraft bei nur 16V- Fuß Breite zu bauen, um durch den
geringen Wasserwiderstand eine Schnelligkeit von 10'/- Knoten zu erreichen —
doch hat man jetzt anscheinend die Sache wieder fallen lassen, wohl deshalb,
weil die Stabilität so schmaler Fahrzeuge allzuviel würde zu wünschen übrig
gelassen haben.

Von viel geringerem Werthe als die eben beschriebenen 8 Dreimastschooner,
die Schraubenkanonenboote erster Classe, sind die bedeutend kleineren 15 Schrau¬
benkanonenboote zweiter Classe, welche eigentlich nur eine Bootstakelage von 3
niedrigen Masten von ziemlich gleicher Höhe mit je einem Luggersegel und mit
Stagfock und Klüver am kurzen Bugspriet führen, und somit Schraubenlugger
genannt werden könnten; auch ihre Maschine hat nur eine Stärke von 60
Pferdekraft und die Armirung besteht blos in zwei gezogenen Geschützen. Diese
Fahrzeuge sind, im Gegensatz zu den größeren Fahrzeugen erster Classe, auf
Prlvatwcrften gebaut worden, wo sie allerdings schon auf Stapel keinen be¬
sonders imposanten Eindruck machten, und zwar sind von denselben gebaut:

„Salamander", „Schwalbe", „Skorpion", „Sperber" in Stettin;
„Tiger", „Wolf", „Wespe" in Grabow bei Stettin;
„Natter", „Pfeil" in Wolgast;
„Jager", „Krokodil" (über deren Bau übrigens geklagt wird) in Elbing;
„Fuchs", „Hai", „Habicht", „Hyäne" in Danzig.

Der Tiefgang dieser Kanonenboote ist kaum mehr als um einen halben
Fuß geringer als bei den Schraubenkanonenbooten erster Classe, und während
sie so in der Fähigkeit in flachen Gewässern zu operiren den letzteren gegen¬
über kaum etwas voraus haben, läßt dagegen ihre Seetüchtigkeit unendlich viel
mehr zu wünschen übrig, namentlich wegen der bei Seegang fortwährend über Deck
brechenden Wellen und des starken Schlingerns (seitlichen Schaukelns), das die
Bedienung der Geschütze äußerst schwierig macht. Auch ihre Schnelligkeit, die
bei der kleinen Maschine und Schraube ohnehin nicht bedeutend sein kann, ist
durch die im Verhältniß zur Länge bedeutend größere Breite viel mehr als bei
den Fahrzeugen erster Classe beeinträchtigt. Die Dimensionen dieser Schrauben¬
kanonenboote zweiter Classe sind, wie wir bemerkten, nicht grade bedeutend:
106 Fuß Länge, 21'/- Fuß Breite, 8'/- Fuß Tiefe im Raum bei 6V- Fuß
Tiefgang mit vollständiger Ausrüstung und Bemannung und ein Tonnengehalt
von 210 Tons lassen diese Fahrzeuge nur zu beschränkter Küstenvertheidigung,
keineswegs aber zu Expeditionen über die offene See brauchbar erscheinen, und
der Preis von 53,000 bis 55,000 Thaler für jedes dieser Kanonenboote ist
jedenfalls im Verhältniß zum Nutzen sehr hoch zu nennen. Mit ihrer Hoch¬
druckmaschine von 60 Pferdekraft können sie meist nur unter den günstigsten
Verhältnissen 7 Knoten zurücklegen, und auch ihre Osfensivkraft ist bei der
Armirung mit 2 schweren gezogenen Geschützen, deren eins vorn am Bug, das


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[0455] Maschinen von 70Pferdekraft bei nur 16V- Fuß Breite zu bauen, um durch den geringen Wasserwiderstand eine Schnelligkeit von 10'/- Knoten zu erreichen — doch hat man jetzt anscheinend die Sache wieder fallen lassen, wohl deshalb, weil die Stabilität so schmaler Fahrzeuge allzuviel würde zu wünschen übrig gelassen haben. Von viel geringerem Werthe als die eben beschriebenen 8 Dreimastschooner, die Schraubenkanonenboote erster Classe, sind die bedeutend kleineren 15 Schrau¬ benkanonenboote zweiter Classe, welche eigentlich nur eine Bootstakelage von 3 niedrigen Masten von ziemlich gleicher Höhe mit je einem Luggersegel und mit Stagfock und Klüver am kurzen Bugspriet führen, und somit Schraubenlugger genannt werden könnten; auch ihre Maschine hat nur eine Stärke von 60 Pferdekraft und die Armirung besteht blos in zwei gezogenen Geschützen. Diese Fahrzeuge sind, im Gegensatz zu den größeren Fahrzeugen erster Classe, auf Prlvatwcrften gebaut worden, wo sie allerdings schon auf Stapel keinen be¬ sonders imposanten Eindruck machten, und zwar sind von denselben gebaut: „Salamander", „Schwalbe", „Skorpion", „Sperber" in Stettin; „Tiger", „Wolf", „Wespe" in Grabow bei Stettin; „Natter", „Pfeil" in Wolgast; „Jager", „Krokodil" (über deren Bau übrigens geklagt wird) in Elbing; „Fuchs", „Hai", „Habicht", „Hyäne" in Danzig. Der Tiefgang dieser Kanonenboote ist kaum mehr als um einen halben Fuß geringer als bei den Schraubenkanonenbooten erster Classe, und während sie so in der Fähigkeit in flachen Gewässern zu operiren den letzteren gegen¬ über kaum etwas voraus haben, läßt dagegen ihre Seetüchtigkeit unendlich viel mehr zu wünschen übrig, namentlich wegen der bei Seegang fortwährend über Deck brechenden Wellen und des starken Schlingerns (seitlichen Schaukelns), das die Bedienung der Geschütze äußerst schwierig macht. Auch ihre Schnelligkeit, die bei der kleinen Maschine und Schraube ohnehin nicht bedeutend sein kann, ist durch die im Verhältniß zur Länge bedeutend größere Breite viel mehr als bei den Fahrzeugen erster Classe beeinträchtigt. Die Dimensionen dieser Schrauben¬ kanonenboote zweiter Classe sind, wie wir bemerkten, nicht grade bedeutend: 106 Fuß Länge, 21'/- Fuß Breite, 8'/- Fuß Tiefe im Raum bei 6V- Fuß Tiefgang mit vollständiger Ausrüstung und Bemannung und ein Tonnengehalt von 210 Tons lassen diese Fahrzeuge nur zu beschränkter Küstenvertheidigung, keineswegs aber zu Expeditionen über die offene See brauchbar erscheinen, und der Preis von 53,000 bis 55,000 Thaler für jedes dieser Kanonenboote ist jedenfalls im Verhältniß zum Nutzen sehr hoch zu nennen. Mit ihrer Hoch¬ druckmaschine von 60 Pferdekraft können sie meist nur unter den günstigsten Verhältnissen 7 Knoten zurücklegen, und auch ihre Osfensivkraft ist bei der Armirung mit 2 schweren gezogenen Geschützen, deren eins vorn am Bug, das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/455>, abgerufen am 15.01.2025.