Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.hinter jedem Wahlmann stehenden Urwählern giebt die Zahl der Wähler, denen hinter jedem Wahlmann stehenden Urwählern giebt die Zahl der Wähler, denen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191656"/> <p xml:id="ID_1233" prev="#ID_1232" next="#ID_1234"> hinter jedem Wahlmann stehenden Urwählern giebt die Zahl der Wähler, denen<lb/> der Abgeordnete direct seine Wahl verdankt; dieselbe ist indeß keineswegs groß,<lb/> sondern liegt weit unter der absoluten Majorität sämmtlicher UrWähler. Haben<lb/> z. B. 10201 Wähler in Gruppen von je 101 Mann auch 101 Wahlmänner<lb/> gewählt, so ist der Abgeordnete durchschnittlich durch 34 bis SS Wahlmänner,<lb/> der Wahlmann durch ebensoviel UrWähler designirt. der erstere verdankt also<lb/> höchstens SS x SS d. i. 3025 Stimmen seine Ernennung, 3025 ist aber von<lb/> der Gesammtmenge der UrWähler noch nicht ein Drittel. Auf diese vollkommen<lb/> richtige Anschauung gestützt haben nun Einzelne geschlossen: der Erwählte ist<lb/> nur Vertreter der Minorität und nicht der Majorität, das Zwischenschieben der<lb/> Wahlmänner ermöglicht und bewirkt in der Regel einen Sieg der Minderheit<lb/> über die Mehrheit. Mit Unrecht, denn der Schluß ist falsch, weil er zahlreiche<lb/> Gruppen von Urwählern, die die Wahl des wirklich gewählten Abgeordneten<lb/> gewünscht und für dieselbe, wenn auch ohne Erfolg, thätig gewesen, unbeachtet<lb/> läßt, nämlich alle die, welche s>) bei der Wahlmännerwahl in der Minorität blieben<lb/> und d) die, welche solche Wahlmänner in ihren Abtheilungen wählen sahen, welche<lb/> bei der Hauptwahl wieder zur Minorität gehörten. Derartige Wahlmänner<lb/> waren aber in unserm Beispiel 45 bis 46 und jeder hatte auch eine durch¬<lb/> schnittliche Minorität von 45 bis 46 Mann gegen sich, also existiren noch fast<lb/> 46 X 46 oder 2116 UrWähler, die mit den 3026 zusammen einer Ansicht<lb/> waren, für den Erwählten wirkten und eine absolute Majorität von circa S141<lb/> gegen 5060 herbeiführten. Eine genauere Rechnung ergiebt 5134 gegen S067,<lb/> überdies läßt sich mathematisch mit aller Schärfe nachweisen, daß der durch<lb/> Wahlmänner designirte Abgeordnete, wenn auch nicht in jedem einzelnen Falle,<lb/> so doch im Durchschnitt die Majorität der Wähler hinter sich hat. Auch die<lb/> Größe des durchschnittlichen Ueberschusses über die absolute Majorität, die der<lb/> Erwählte für sich zu haben pflegt, läßt sich bei den indirecten Wahlen ebenso¬<lb/> gut fixiren, wie bei den directen und bestimmt sich ganz ähnlich wie dort, wenn<lb/> man bei größeren Zahlen zum Näherungswerth übergeht, zu d. h. der<lb/> Quadratwurzel aus der zweimal nach einander durch ?r getheilten Urwählerzahl.<lb/> Es verhält sich mithin — und dies ist ein wichtiges und überraschend einfaches<lb/> Resultat — der Unterschied zwischen Majorität und Minorität bei directer und<lb/> indirecter Wahl, wie die Quadratwurzel aus der Zahl n zu der Quadratwurzel<lb/> aus 2 d. i. ungefähr wie 94: 73 oder wie 19 : Is. Die Durchschnittsmajorität<lb/> bei directer Wahl ist also immer größer, als bei indirecter. Dagegen ist die<lb/> letztere nicht abhängig von der Art und Weise, wie die UrWähler in Abtheilungen<lb/> gebracht werden, wenn die Bildung der Abtheilungen überhaupt eine regelmäßig<lb/> und die Anzahl derselben, sowie die der Urwähler in ihnen, nicht allzuklein ist-<lb/> Für die Durchschnittsmajorität ist es z. B. ganz gleichgiltig, ob 3463 Urwähler</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0426]
hinter jedem Wahlmann stehenden Urwählern giebt die Zahl der Wähler, denen
der Abgeordnete direct seine Wahl verdankt; dieselbe ist indeß keineswegs groß,
sondern liegt weit unter der absoluten Majorität sämmtlicher UrWähler. Haben
z. B. 10201 Wähler in Gruppen von je 101 Mann auch 101 Wahlmänner
gewählt, so ist der Abgeordnete durchschnittlich durch 34 bis SS Wahlmänner,
der Wahlmann durch ebensoviel UrWähler designirt. der erstere verdankt also
höchstens SS x SS d. i. 3025 Stimmen seine Ernennung, 3025 ist aber von
der Gesammtmenge der UrWähler noch nicht ein Drittel. Auf diese vollkommen
richtige Anschauung gestützt haben nun Einzelne geschlossen: der Erwählte ist
nur Vertreter der Minorität und nicht der Majorität, das Zwischenschieben der
Wahlmänner ermöglicht und bewirkt in der Regel einen Sieg der Minderheit
über die Mehrheit. Mit Unrecht, denn der Schluß ist falsch, weil er zahlreiche
Gruppen von Urwählern, die die Wahl des wirklich gewählten Abgeordneten
gewünscht und für dieselbe, wenn auch ohne Erfolg, thätig gewesen, unbeachtet
läßt, nämlich alle die, welche s>) bei der Wahlmännerwahl in der Minorität blieben
und d) die, welche solche Wahlmänner in ihren Abtheilungen wählen sahen, welche
bei der Hauptwahl wieder zur Minorität gehörten. Derartige Wahlmänner
waren aber in unserm Beispiel 45 bis 46 und jeder hatte auch eine durch¬
schnittliche Minorität von 45 bis 46 Mann gegen sich, also existiren noch fast
46 X 46 oder 2116 UrWähler, die mit den 3026 zusammen einer Ansicht
waren, für den Erwählten wirkten und eine absolute Majorität von circa S141
gegen 5060 herbeiführten. Eine genauere Rechnung ergiebt 5134 gegen S067,
überdies läßt sich mathematisch mit aller Schärfe nachweisen, daß der durch
Wahlmänner designirte Abgeordnete, wenn auch nicht in jedem einzelnen Falle,
so doch im Durchschnitt die Majorität der Wähler hinter sich hat. Auch die
Größe des durchschnittlichen Ueberschusses über die absolute Majorität, die der
Erwählte für sich zu haben pflegt, läßt sich bei den indirecten Wahlen ebenso¬
gut fixiren, wie bei den directen und bestimmt sich ganz ähnlich wie dort, wenn
man bei größeren Zahlen zum Näherungswerth übergeht, zu d. h. der
Quadratwurzel aus der zweimal nach einander durch ?r getheilten Urwählerzahl.
Es verhält sich mithin — und dies ist ein wichtiges und überraschend einfaches
Resultat — der Unterschied zwischen Majorität und Minorität bei directer und
indirecter Wahl, wie die Quadratwurzel aus der Zahl n zu der Quadratwurzel
aus 2 d. i. ungefähr wie 94: 73 oder wie 19 : Is. Die Durchschnittsmajorität
bei directer Wahl ist also immer größer, als bei indirecter. Dagegen ist die
letztere nicht abhängig von der Art und Weise, wie die UrWähler in Abtheilungen
gebracht werden, wenn die Bildung der Abtheilungen überhaupt eine regelmäßig
und die Anzahl derselben, sowie die der Urwähler in ihnen, nicht allzuklein ist-
Für die Durchschnittsmajorität ist es z. B. ganz gleichgiltig, ob 3463 Urwähler
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