Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.hin vollkommen ausreichend; bei 101 Urwählern ist z. B. der direct berechnete Nein und ja. N^in, wenn man denkt, keiner der möglichen Fälle dürfe, hin vollkommen ausreichend; bei 101 Urwählern ist z. B. der direct berechnete Nein und ja. N^in, wenn man denkt, keiner der möglichen Fälle dürfe, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0424" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191654"/> <p xml:id="ID_1228" prev="#ID_1227"> hin vollkommen ausreichend; bei 101 Urwählern ist z. B. der direct berechnete<lb/> Ueberschuh 4,0889, der Näherungswert!) 4.0093 Stimmen, beide sind also noch nicht<lb/> um '/,o verschieden. Der Näherungswerth deutet auch an. daß die Durchschnitts-<lb/> majomät selbst bei großen Urrvählermengen eine verhältnißmäßig geringe bleibt,<lb/> c>cum sie wächst nicht direct mit der Zahl der Wähler, sondern in einem viel<lb/> schwächeren Verhältniß, und dies drängt unwillkürlich zu der Frage: Treffen<lb/> den» die möglichen Fälle nach einander in der Praxis ein? Oder was dasselbe<lb/> ist: Finden wir auch dort die berechnete Durchschnittsmajorität?</p><lb/> <p xml:id="ID_1229" next="#ID_1230"> Nein und ja. N^in, wenn man denkt, keiner der möglichen Fälle dürfe,<lb/> wenn er einmal gekommen, wiederkehren, bevor nicht die anderen eingetroffen,<lb/> nein, wenn man weiß, der Ausfall einer späteren Wahl ist von dem einer früheren<lb/> abhängig, nein, wenn die Wähler nicht frei und unabhängig von einander sind,<lb/> nein, wenn selbst ein Unparteiischer, ein bei der Wahl gar nicht Betheiligter<lb/> erklären muß: für den einen Kandidaten spricht entschieden mehr als für den andern.<lb/> Sind dagegen die Wähler vollständig unabhängig von einander, liegt die Streit¬<lb/> oder Persouensrage, um die es sich bei der Wahl dreht, so. daß ein intelligenter<lb/> fremder Beurtheile? sagen kann: ich kann mir sehr wohl denken, daß ein tüch¬<lb/> tiger Wähler für den ersten Candidaten und ein anderer ebenso tüchtiger Wäh¬<lb/> ler sür den zweiten stimmt; sind die Agitationsweisen beider Parteien gleiche<lb/> und anständige; ist die Zahl der Wahlen, seien es gleichzeitige oder auf einander<lb/> folgende, eine recht große, so ist die Frage mit ja zu beantworten, es werden dann<lb/> in der That die einzelnen möglichen Majoritätszusammcnsetzungen neben, resp,<lb/> nach einander fast gleichmäßig eintreten. Wären z. B. bei den letzten Reichs¬<lb/> tagswahlen in einem Wahlbezirke 11264 d. i. 11 x 1024 giltige Wahlzettel<lb/> abgegeben, gesammelt, tüchtig gemischt, sodann in Päckchen zu je 11 gelegt und<lb/> in jedem mit den Zahlen 1 bis 11 numerirt, so hätte man darauf wetten<lb/> können, daß von den 1024 möglichen Majoritätszusammensetzungen aus den<lb/> Nummern 1 bis 11 sich mindestens V- in den Päckchen wirklich vorfänden.<lb/> Andrerseits will ich nicht verhehlen, daß die Wahlmännerwahlen, denen ich f>übel<lb/> beiwohnte, in der ersten und zweiten Classe mit der theoretisch bestimmten<lb/> Durchschnittsmajorität wohl ziemlich harmonirten. die Wahlen der dritten Ab¬<lb/> theilung und ebenso die Wahlen zum norddeutschen Reichstag dagegen höhere<lb/> Durchschnitte, als die berechneten, ergeben haben. Der Grund für größere Durch'<lb/> schnittszahlen kann aber, wie schon angedeutet, in mancherlei liegen. Handelt<lb/> es sich bei einer Wahl um ein bestimmtes Losungswort, um ein Ja und Nein'<lb/> und geht aus den Wahlurnen eine überwiegende Zahl von Abgeordneten w>t<lb/> großen Majoritäten sür das Nein hervor, so werden meist für das Nein auch<lb/> in den Augen Unparteiischer gewichtigere Gründe sprechen als für das I"'<lb/> in einzelnen Fällen kann aber auch für das Nein glücklicher agitirt worden se>"<lb/> als sür die Gegenansicht. Werden ferner in einer Provinz für das Ja, ^</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0424]
hin vollkommen ausreichend; bei 101 Urwählern ist z. B. der direct berechnete
Ueberschuh 4,0889, der Näherungswert!) 4.0093 Stimmen, beide sind also noch nicht
um '/,o verschieden. Der Näherungswerth deutet auch an. daß die Durchschnitts-
majomät selbst bei großen Urrvählermengen eine verhältnißmäßig geringe bleibt,
c>cum sie wächst nicht direct mit der Zahl der Wähler, sondern in einem viel
schwächeren Verhältniß, und dies drängt unwillkürlich zu der Frage: Treffen
den» die möglichen Fälle nach einander in der Praxis ein? Oder was dasselbe
ist: Finden wir auch dort die berechnete Durchschnittsmajorität?
Nein und ja. N^in, wenn man denkt, keiner der möglichen Fälle dürfe,
wenn er einmal gekommen, wiederkehren, bevor nicht die anderen eingetroffen,
nein, wenn man weiß, der Ausfall einer späteren Wahl ist von dem einer früheren
abhängig, nein, wenn die Wähler nicht frei und unabhängig von einander sind,
nein, wenn selbst ein Unparteiischer, ein bei der Wahl gar nicht Betheiligter
erklären muß: für den einen Kandidaten spricht entschieden mehr als für den andern.
Sind dagegen die Wähler vollständig unabhängig von einander, liegt die Streit¬
oder Persouensrage, um die es sich bei der Wahl dreht, so. daß ein intelligenter
fremder Beurtheile? sagen kann: ich kann mir sehr wohl denken, daß ein tüch¬
tiger Wähler für den ersten Candidaten und ein anderer ebenso tüchtiger Wäh¬
ler sür den zweiten stimmt; sind die Agitationsweisen beider Parteien gleiche
und anständige; ist die Zahl der Wahlen, seien es gleichzeitige oder auf einander
folgende, eine recht große, so ist die Frage mit ja zu beantworten, es werden dann
in der That die einzelnen möglichen Majoritätszusammcnsetzungen neben, resp,
nach einander fast gleichmäßig eintreten. Wären z. B. bei den letzten Reichs¬
tagswahlen in einem Wahlbezirke 11264 d. i. 11 x 1024 giltige Wahlzettel
abgegeben, gesammelt, tüchtig gemischt, sodann in Päckchen zu je 11 gelegt und
in jedem mit den Zahlen 1 bis 11 numerirt, so hätte man darauf wetten
können, daß von den 1024 möglichen Majoritätszusammensetzungen aus den
Nummern 1 bis 11 sich mindestens V- in den Päckchen wirklich vorfänden.
Andrerseits will ich nicht verhehlen, daß die Wahlmännerwahlen, denen ich f>übel
beiwohnte, in der ersten und zweiten Classe mit der theoretisch bestimmten
Durchschnittsmajorität wohl ziemlich harmonirten. die Wahlen der dritten Ab¬
theilung und ebenso die Wahlen zum norddeutschen Reichstag dagegen höhere
Durchschnitte, als die berechneten, ergeben haben. Der Grund für größere Durch'
schnittszahlen kann aber, wie schon angedeutet, in mancherlei liegen. Handelt
es sich bei einer Wahl um ein bestimmtes Losungswort, um ein Ja und Nein'
und geht aus den Wahlurnen eine überwiegende Zahl von Abgeordneten w>t
großen Majoritäten sür das Nein hervor, so werden meist für das Nein auch
in den Augen Unparteiischer gewichtigere Gründe sprechen als für das I"'
in einzelnen Fällen kann aber auch für das Nein glücklicher agitirt worden se>"
als sür die Gegenansicht. Werden ferner in einer Provinz für das Ja, ^
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