Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.man sollte lieber andere Bürger, so viel man nur kann, antreiben öffentliche Nachdem er so gesprochen, trat wieder der zu Anfang geredet hatte, gegen ") Hercules ward als Vorsteher der gymnastische" Uebungen verehrt, daher Pflegte seine
Statue in keinem Gymnasium zu fehlen. man sollte lieber andere Bürger, so viel man nur kann, antreiben öffentliche Nachdem er so gesprochen, trat wieder der zu Anfang geredet hatte, gegen ") Hercules ward als Vorsteher der gymnastische» Uebungen verehrt, daher Pflegte seine
Statue in keinem Gymnasium zu fehlen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0380" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191610"/> <p xml:id="ID_1105" prev="#ID_1104"> man sollte lieber andere Bürger, so viel man nur kann, antreiben öffentliche<lb/> Ländereien zum Anbau zu übernehmen, die, welche deren schon haben, immer<lb/> noch mehr, die Armen soviel sie irgend im Stande sind, damit das Land in<lb/> Ertrag komme, die Bürger aber, welche dazu Neigung haben, von zwei schlimmen<lb/> Uebeln, Arbeitslosigkeit und Armuth, befreit würden. Auf zehn Jahre gebe<lb/> man es ihnen umsonst, dann mögen sie nach vorgenommener Schätzung einen<lb/> kleinen Theil von der Fcldfrucht steuern, von den Heerden aber nichts. Wenn<lb/> ein Fremder Land bebaut, mag er fünf Jahre ebenfalls frei von Abgaben<lb/> bleiben, dann den doppelten Satz der Bürger steuern. Wenn ein Fremder zwei¬<lb/> hundert Hufen bebaut, soll er das Bürgerrecht erhalten, damit recht viele auf¬<lb/> gemuntert werden. Denn jetzt liegt ja vor den Thoren alles verwildert und<lb/> greulich anzusehen, wie in einer tiefen Wüstenei und nicht wie eine Vorstadt,<lb/> und in der Stadt selbst wird an vielen Stellen gesäet und Vieh auf die Weide<lb/> getrieben. Soll man sich nun nicht über die Redner wundern, welche die aus<lb/> dem kaphareischen Vorgebirge an den Enden Euböas fleißig Arbeitenden ver-<lb/> läumden, und die, welche das Gymnasium zum Acker und den Markt zur Vieh¬<lb/> weide machen, ungestört wirthschaften lassen? Ihr seht ja doch selbst, wie das<lb/> Gymnasium in ein Saatfeld verwandelt ist, daß Hercules") und die anderen<lb/> Statuen, von GMern und Heroen unter dem Korn versteckt werden, und wie<lb/> Tag für Tag die Schafe dieses Redners frühmorgens auf den Markt getrieben<lb/> werden und vor dem Rathhaus weiden, so daß die Fremden, welche hierher<lb/> kommen, unsere Stadt verspotten und beklagen. — Als sie das hörten, erzürnten<lb/> sie sich wieder gegen jenen und lärmten. — Und bei solchem Thun, fuhr er<lb/> fort, will er arme Bürger vor Gericht stellen, offenbar, damit künftig niemand<lb/> mehr den Acker baue, sondern die vor der Stadt Seeräuberei, die in der Stadt<lb/> Bcutelschneiderei treiben. Ich bin vielmehr der Meinung, daß man diese Leute<lb/> bei dem läßt, was sie betrieben haben, ihnen fürs künftige eine mäßige Steuer<lb/> auferlegt und wegen der früheren Abgaben in Gelegenheit sieht, weil sie das<lb/> Land, das sie bebauen, ohne Cultur und Ertragsfähigkeit überkommen haben.<lb/> Wollen, sie aber einen Preis für das Grundstück erlegen, so soll man es ihnen<lb/> billiger lassen als anderen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1106" next="#ID_1107"> Nachdem er so gesprochen, trat wieder der zu Anfang geredet hatte, gegen<lb/> ihn auf und so zankten sie lange mit einander. Endlich hießen sie auch mich<lb/> vorbringen, was ich wollte. Ja, was soll ich denn reden? sagte ich. Gegen<lb/> das, was hier gesprochen ist. erwiederte einer von denen, die da saßen. Nun<lb/> so erkläre ich denn, sagte ich, daß gar nichts von alle dem wahr ist, was der da gesagt<lb/> hat. Ich meinte zu träumen, als der Mensch von Aeckern und Dörfern und</p><lb/> <note xml:id="FID_46" place="foot"> ") Hercules ward als Vorsteher der gymnastische» Uebungen verehrt, daher Pflegte seine<lb/> Statue in keinem Gymnasium zu fehlen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0380]
man sollte lieber andere Bürger, so viel man nur kann, antreiben öffentliche
Ländereien zum Anbau zu übernehmen, die, welche deren schon haben, immer
noch mehr, die Armen soviel sie irgend im Stande sind, damit das Land in
Ertrag komme, die Bürger aber, welche dazu Neigung haben, von zwei schlimmen
Uebeln, Arbeitslosigkeit und Armuth, befreit würden. Auf zehn Jahre gebe
man es ihnen umsonst, dann mögen sie nach vorgenommener Schätzung einen
kleinen Theil von der Fcldfrucht steuern, von den Heerden aber nichts. Wenn
ein Fremder Land bebaut, mag er fünf Jahre ebenfalls frei von Abgaben
bleiben, dann den doppelten Satz der Bürger steuern. Wenn ein Fremder zwei¬
hundert Hufen bebaut, soll er das Bürgerrecht erhalten, damit recht viele auf¬
gemuntert werden. Denn jetzt liegt ja vor den Thoren alles verwildert und
greulich anzusehen, wie in einer tiefen Wüstenei und nicht wie eine Vorstadt,
und in der Stadt selbst wird an vielen Stellen gesäet und Vieh auf die Weide
getrieben. Soll man sich nun nicht über die Redner wundern, welche die aus
dem kaphareischen Vorgebirge an den Enden Euböas fleißig Arbeitenden ver-
läumden, und die, welche das Gymnasium zum Acker und den Markt zur Vieh¬
weide machen, ungestört wirthschaften lassen? Ihr seht ja doch selbst, wie das
Gymnasium in ein Saatfeld verwandelt ist, daß Hercules") und die anderen
Statuen, von GMern und Heroen unter dem Korn versteckt werden, und wie
Tag für Tag die Schafe dieses Redners frühmorgens auf den Markt getrieben
werden und vor dem Rathhaus weiden, so daß die Fremden, welche hierher
kommen, unsere Stadt verspotten und beklagen. — Als sie das hörten, erzürnten
sie sich wieder gegen jenen und lärmten. — Und bei solchem Thun, fuhr er
fort, will er arme Bürger vor Gericht stellen, offenbar, damit künftig niemand
mehr den Acker baue, sondern die vor der Stadt Seeräuberei, die in der Stadt
Bcutelschneiderei treiben. Ich bin vielmehr der Meinung, daß man diese Leute
bei dem läßt, was sie betrieben haben, ihnen fürs künftige eine mäßige Steuer
auferlegt und wegen der früheren Abgaben in Gelegenheit sieht, weil sie das
Land, das sie bebauen, ohne Cultur und Ertragsfähigkeit überkommen haben.
Wollen, sie aber einen Preis für das Grundstück erlegen, so soll man es ihnen
billiger lassen als anderen.
Nachdem er so gesprochen, trat wieder der zu Anfang geredet hatte, gegen
ihn auf und so zankten sie lange mit einander. Endlich hießen sie auch mich
vorbringen, was ich wollte. Ja, was soll ich denn reden? sagte ich. Gegen
das, was hier gesprochen ist. erwiederte einer von denen, die da saßen. Nun
so erkläre ich denn, sagte ich, daß gar nichts von alle dem wahr ist, was der da gesagt
hat. Ich meinte zu träumen, als der Mensch von Aeckern und Dörfern und
") Hercules ward als Vorsteher der gymnastische» Uebungen verehrt, daher Pflegte seine
Statue in keinem Gymnasium zu fehlen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |