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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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wenn ihr zugeht, daß solche Bestien ohne Entschädigung mehr als tausend
Plethra des besten Ackerlandes") in Besitz nehmen, von denen jedem von euch drei
attische Chönix Korn geliefert werden müßten**). Als ich das hörte, lachte ich so laut
als ich konnte, das Volk aber lachte nicht wie vorher, sondern lärmte und der Redner
ergrimmte und sagte mit einem wüthenden Blick auf mich: Seht ihr den Hohn
und die Frechheit dieses Lumpen, wie dreist er euch verlacht? Man sollte ihn
gleich abführen und seinen Genossen dazu. Denn ich höre, daß zwei die Häupter
der Bande sind, welche fast alle Ländereien im Gebirge in Besitz genommen
hat. Ich glaube aber, daß sie sich auch an dem Strandgut der Schiff¬
brüchigen vergreisen, da sie grade über dem kaphareischen Vorgebirge Hausen.
Woher haben sie denn so prachtvolle Aecker oder vielmehr ganze Dörfer, den
Reichthum von Heerden, Zugvieh und Sklaven erworben? Ihr seht euch wohl
seine schlechte Blouse***) und das Fell an, das er umgehängt hat, um euch die
Augen zu verblenden, als ob er ein Bettler und Habenichts sei. Ich, wenn
ich mir ihn so betrachte, fürchte mich beinahe vor ihm, mir ist, als sähe ich
Nauplius vom Kaphareus Herkommens). Gewiß der stellt auch auf den Höhen
Feuersignale für die Schiffer aus, damit sie an den Klippen scheitern. --
Als er das sagte und noch viel mehr der Art, ergrimmte das Volk und ich
gerieth in Angst und fürchtete, daß sie mir etwas anthäten. Da trat aber ein anderer
auf, seinen Worten und seiner Haltung nach ein billiger Mann, der bat zuerst
um Ruhe, und als all-es still war, sagte er in ruhigem Ton: Die thun kein
Unrecht, welche unbebautes Land bearbeiten und Herrichten, sondern verdienen
im Gegentheil Lob; nicht denen, welche auf öffentlichem Grund bauen und
pflanzen, soll man zürnen, sondern denen, die ihn verderben. Denn jetzt liegen
ja fast zwei Drittheile unserer Ländereien aus Mangel an Aussicht und an
Arbeitskräften brach. Ich selbst habe viele Husen Landes, wie ja wohl noch
mancher andere, sowohl in den Bergen als in der Ebene; wenn jemand die
bebauen wollte, würde ich sie ihm nicht allein umsonst überlassen, sondern gern
auch noch Geld darauf zahlen. Denn offenbar würde sich dadurch ihr Werth
für mich erhöhen, auch ist bewohntes und gut bebautes Land ein angenehmer
Anblick, uncultivirtes aber nicht allein ein unnützer Besitz für den Eigenthümer,
sondern ein Elend und beweist das Unglück seines Herrn. Ich meine daher.






') Ein Plethron ist eine Fläche von tausend Quadratfuß.
Ein Chönix war das Maß, welches als ausreichend für die Tageskost eines
Menschen galt.
Der aufgcschürzte Chiton ohne Aermel, der den rechten Arm und die rechte Brust
ganz frei ließ zu ungehemmter Bewegung bei der Handarbeit (Exomis), war die gewöhnliche
Tracht der Arbeiter.
f) Nauplius, der Vater des Palamcdes, hatte um seinen im Lager vor Troja un-
gerecht getödteten Sohn zu rächen, am kaphareischen Felsen falsche Feuersignale aufgestellt und
dadurch die Flotte der heimkehrenden Griechen zum Scheitern gebracht.
Grenzboten III. 18"7. 47

wenn ihr zugeht, daß solche Bestien ohne Entschädigung mehr als tausend
Plethra des besten Ackerlandes") in Besitz nehmen, von denen jedem von euch drei
attische Chönix Korn geliefert werden müßten**). Als ich das hörte, lachte ich so laut
als ich konnte, das Volk aber lachte nicht wie vorher, sondern lärmte und der Redner
ergrimmte und sagte mit einem wüthenden Blick auf mich: Seht ihr den Hohn
und die Frechheit dieses Lumpen, wie dreist er euch verlacht? Man sollte ihn
gleich abführen und seinen Genossen dazu. Denn ich höre, daß zwei die Häupter
der Bande sind, welche fast alle Ländereien im Gebirge in Besitz genommen
hat. Ich glaube aber, daß sie sich auch an dem Strandgut der Schiff¬
brüchigen vergreisen, da sie grade über dem kaphareischen Vorgebirge Hausen.
Woher haben sie denn so prachtvolle Aecker oder vielmehr ganze Dörfer, den
Reichthum von Heerden, Zugvieh und Sklaven erworben? Ihr seht euch wohl
seine schlechte Blouse***) und das Fell an, das er umgehängt hat, um euch die
Augen zu verblenden, als ob er ein Bettler und Habenichts sei. Ich, wenn
ich mir ihn so betrachte, fürchte mich beinahe vor ihm, mir ist, als sähe ich
Nauplius vom Kaphareus Herkommens). Gewiß der stellt auch auf den Höhen
Feuersignale für die Schiffer aus, damit sie an den Klippen scheitern. —
Als er das sagte und noch viel mehr der Art, ergrimmte das Volk und ich
gerieth in Angst und fürchtete, daß sie mir etwas anthäten. Da trat aber ein anderer
auf, seinen Worten und seiner Haltung nach ein billiger Mann, der bat zuerst
um Ruhe, und als all-es still war, sagte er in ruhigem Ton: Die thun kein
Unrecht, welche unbebautes Land bearbeiten und Herrichten, sondern verdienen
im Gegentheil Lob; nicht denen, welche auf öffentlichem Grund bauen und
pflanzen, soll man zürnen, sondern denen, die ihn verderben. Denn jetzt liegen
ja fast zwei Drittheile unserer Ländereien aus Mangel an Aussicht und an
Arbeitskräften brach. Ich selbst habe viele Husen Landes, wie ja wohl noch
mancher andere, sowohl in den Bergen als in der Ebene; wenn jemand die
bebauen wollte, würde ich sie ihm nicht allein umsonst überlassen, sondern gern
auch noch Geld darauf zahlen. Denn offenbar würde sich dadurch ihr Werth
für mich erhöhen, auch ist bewohntes und gut bebautes Land ein angenehmer
Anblick, uncultivirtes aber nicht allein ein unnützer Besitz für den Eigenthümer,
sondern ein Elend und beweist das Unglück seines Herrn. Ich meine daher.






') Ein Plethron ist eine Fläche von tausend Quadratfuß.
Ein Chönix war das Maß, welches als ausreichend für die Tageskost eines
Menschen galt.
Der aufgcschürzte Chiton ohne Aermel, der den rechten Arm und die rechte Brust
ganz frei ließ zu ungehemmter Bewegung bei der Handarbeit (Exomis), war die gewöhnliche
Tracht der Arbeiter.
f) Nauplius, der Vater des Palamcdes, hatte um seinen im Lager vor Troja un-
gerecht getödteten Sohn zu rächen, am kaphareischen Felsen falsche Feuersignale aufgestellt und
dadurch die Flotte der heimkehrenden Griechen zum Scheitern gebracht.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/379>, abgerufen am 15.01.2025.