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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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schweren das Schiff, geben ihm größeren Tiefgang und sind für Anschaffung
wie Benutzung sehr kostspielig, während bei feiner Formung des Schiffs --
man denke an die dänischen Schiffe -- und bei geringer Breite, (wie sie durch
das sogleich vorzuschlagende Pivotsystem ermöglicht wird) oft dieselbe Schnellig¬
keit ohne jene Uebelstände erzielt werden kann. Die Forderung einer möglichst
starken Maschine ist also nur relativ gerechtfertigt, nur da, wo man in der
Schärfung der Schiffsform so weit vorgegangen ist. daß eine noch größere
Schärfung die Schnelligkeit nicht so viel steigert als eine etwas vollere Form,
die eine etwas stärkere Maschine zu tragen im Stande ist. Im Ganzen werden
natürlich die Maschinen, wie es bei "Augusta" und "Victoria" schon der Fall
ist, viel stärker werden als früher, als beispielsweise bei der "Nymphe", die bei
nicht viel geringerer Größe als "August"", doch nur 200 Pferdekraft, 150
weniger als jene hat, weil man früher die Schnelligkeit nicht als Waffe des
Schiffs für den Kampf ansah, wie heutzutage, sondern die Maschine mehr als
ein Transportmittel betrachtete, um das Schiff unabhängig von Wind und Wetter
nach dem Kampfplatz zu befördern und dort blos durch seine Battcriestärke wirken
zu lassen.

Außer der größeren Schnelligkeit wünschten wir bei den neu für die nord¬
deutsche Flotte zu erbauenden Glattdeckcorvetten noch für die Seetüchtigkeit der
Schiffe. daß der Bug im ob.ern Theil, soweit er bei ruhigem Wetter außer
Wasser liegt, etwas voller gehalten werde, um das "EinHauen" zu vermeiden.
Ferner wünschen wir die Maschine etwas niedriger construirt, so daß sie tiefer
unter Wasser zu liegen kommt, und die Takelage etwas höher: letzteres wird
durch die Tieferlegung der Maschine und damit des Schiffsschwerpunkts und
außerdem durch das sogleich vorzuschlagende Pivotsystem ermöglicht. Endlich
müssen wir noch eine Armirung mit ganz schweren Geschützen, gezogenen
24pfündern, (Äollgcschoß 68 Pfund) oder womöglich gezognen 48pfündern (Voll¬
geschoß 138 Pfund), oder, wenn die Schiffe es tragen können, sogar von gezogenen
72pfündcrn, wie der Arminius sie führt, (Vollgeschoß 200 Pfund), für geboten
erachten, da mit dem größeren Kaliber bei geeigneter Construction nicht blos
die wichtige Pcrcussionsfähigkeit gegenüber Panzerschiffen, sondern auch die Trag¬
weite des Geschützes bedeutend wächst. Diese schweren Geschütze wird man aber
aus keine Weise als Breitseitengeschütze placiren können, ohne die Stabilität des
Schiffes bedenklich zu gefährden: ist ja selbst bei der "Augusta" durch die (effec-
tiv) 30pfündiger Kanonen die Steifheit schon einigermaßen beeinträchtigt worden.
Wir würden deshalb vorschlagen, die Geschütze sämmtlich in der Mittellinie des
Schiffs aus Drehscheiben aufzustellen, 2, 3 oder 4 (je nach der Größe der.Korvette
von 1000. 1250 oder 1500 Tons) in dem Zwischenraum zwischen je zwei
Masten, eine vorn am Bug und eine hinten am Heat, so daß die Korvetten im
Ganzen 6, 8 oder 10 Geschütze führten. Dann müßte den Neilings, der Brüstung


schweren das Schiff, geben ihm größeren Tiefgang und sind für Anschaffung
wie Benutzung sehr kostspielig, während bei feiner Formung des Schiffs —
man denke an die dänischen Schiffe — und bei geringer Breite, (wie sie durch
das sogleich vorzuschlagende Pivotsystem ermöglicht wird) oft dieselbe Schnellig¬
keit ohne jene Uebelstände erzielt werden kann. Die Forderung einer möglichst
starken Maschine ist also nur relativ gerechtfertigt, nur da, wo man in der
Schärfung der Schiffsform so weit vorgegangen ist. daß eine noch größere
Schärfung die Schnelligkeit nicht so viel steigert als eine etwas vollere Form,
die eine etwas stärkere Maschine zu tragen im Stande ist. Im Ganzen werden
natürlich die Maschinen, wie es bei „Augusta" und „Victoria" schon der Fall
ist, viel stärker werden als früher, als beispielsweise bei der „Nymphe", die bei
nicht viel geringerer Größe als „August«", doch nur 200 Pferdekraft, 150
weniger als jene hat, weil man früher die Schnelligkeit nicht als Waffe des
Schiffs für den Kampf ansah, wie heutzutage, sondern die Maschine mehr als
ein Transportmittel betrachtete, um das Schiff unabhängig von Wind und Wetter
nach dem Kampfplatz zu befördern und dort blos durch seine Battcriestärke wirken
zu lassen.

Außer der größeren Schnelligkeit wünschten wir bei den neu für die nord¬
deutsche Flotte zu erbauenden Glattdeckcorvetten noch für die Seetüchtigkeit der
Schiffe. daß der Bug im ob.ern Theil, soweit er bei ruhigem Wetter außer
Wasser liegt, etwas voller gehalten werde, um das „EinHauen" zu vermeiden.
Ferner wünschen wir die Maschine etwas niedriger construirt, so daß sie tiefer
unter Wasser zu liegen kommt, und die Takelage etwas höher: letzteres wird
durch die Tieferlegung der Maschine und damit des Schiffsschwerpunkts und
außerdem durch das sogleich vorzuschlagende Pivotsystem ermöglicht. Endlich
müssen wir noch eine Armirung mit ganz schweren Geschützen, gezogenen
24pfündern, (Äollgcschoß 68 Pfund) oder womöglich gezognen 48pfündern (Voll¬
geschoß 138 Pfund), oder, wenn die Schiffe es tragen können, sogar von gezogenen
72pfündcrn, wie der Arminius sie führt, (Vollgeschoß 200 Pfund), für geboten
erachten, da mit dem größeren Kaliber bei geeigneter Construction nicht blos
die wichtige Pcrcussionsfähigkeit gegenüber Panzerschiffen, sondern auch die Trag¬
weite des Geschützes bedeutend wächst. Diese schweren Geschütze wird man aber
aus keine Weise als Breitseitengeschütze placiren können, ohne die Stabilität des
Schiffes bedenklich zu gefährden: ist ja selbst bei der „Augusta" durch die (effec-
tiv) 30pfündiger Kanonen die Steifheit schon einigermaßen beeinträchtigt worden.
Wir würden deshalb vorschlagen, die Geschütze sämmtlich in der Mittellinie des
Schiffs aus Drehscheiben aufzustellen, 2, 3 oder 4 (je nach der Größe der.Korvette
von 1000. 1250 oder 1500 Tons) in dem Zwischenraum zwischen je zwei
Masten, eine vorn am Bug und eine hinten am Heat, so daß die Korvetten im
Ganzen 6, 8 oder 10 Geschütze führten. Dann müßte den Neilings, der Brüstung


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[0266] schweren das Schiff, geben ihm größeren Tiefgang und sind für Anschaffung wie Benutzung sehr kostspielig, während bei feiner Formung des Schiffs — man denke an die dänischen Schiffe — und bei geringer Breite, (wie sie durch das sogleich vorzuschlagende Pivotsystem ermöglicht wird) oft dieselbe Schnellig¬ keit ohne jene Uebelstände erzielt werden kann. Die Forderung einer möglichst starken Maschine ist also nur relativ gerechtfertigt, nur da, wo man in der Schärfung der Schiffsform so weit vorgegangen ist. daß eine noch größere Schärfung die Schnelligkeit nicht so viel steigert als eine etwas vollere Form, die eine etwas stärkere Maschine zu tragen im Stande ist. Im Ganzen werden natürlich die Maschinen, wie es bei „Augusta" und „Victoria" schon der Fall ist, viel stärker werden als früher, als beispielsweise bei der „Nymphe", die bei nicht viel geringerer Größe als „August«", doch nur 200 Pferdekraft, 150 weniger als jene hat, weil man früher die Schnelligkeit nicht als Waffe des Schiffs für den Kampf ansah, wie heutzutage, sondern die Maschine mehr als ein Transportmittel betrachtete, um das Schiff unabhängig von Wind und Wetter nach dem Kampfplatz zu befördern und dort blos durch seine Battcriestärke wirken zu lassen. Außer der größeren Schnelligkeit wünschten wir bei den neu für die nord¬ deutsche Flotte zu erbauenden Glattdeckcorvetten noch für die Seetüchtigkeit der Schiffe. daß der Bug im ob.ern Theil, soweit er bei ruhigem Wetter außer Wasser liegt, etwas voller gehalten werde, um das „EinHauen" zu vermeiden. Ferner wünschen wir die Maschine etwas niedriger construirt, so daß sie tiefer unter Wasser zu liegen kommt, und die Takelage etwas höher: letzteres wird durch die Tieferlegung der Maschine und damit des Schiffsschwerpunkts und außerdem durch das sogleich vorzuschlagende Pivotsystem ermöglicht. Endlich müssen wir noch eine Armirung mit ganz schweren Geschützen, gezogenen 24pfündern, (Äollgcschoß 68 Pfund) oder womöglich gezognen 48pfündern (Voll¬ geschoß 138 Pfund), oder, wenn die Schiffe es tragen können, sogar von gezogenen 72pfündcrn, wie der Arminius sie führt, (Vollgeschoß 200 Pfund), für geboten erachten, da mit dem größeren Kaliber bei geeigneter Construction nicht blos die wichtige Pcrcussionsfähigkeit gegenüber Panzerschiffen, sondern auch die Trag¬ weite des Geschützes bedeutend wächst. Diese schweren Geschütze wird man aber aus keine Weise als Breitseitengeschütze placiren können, ohne die Stabilität des Schiffes bedenklich zu gefährden: ist ja selbst bei der „Augusta" durch die (effec- tiv) 30pfündiger Kanonen die Steifheit schon einigermaßen beeinträchtigt worden. Wir würden deshalb vorschlagen, die Geschütze sämmtlich in der Mittellinie des Schiffs aus Drehscheiben aufzustellen, 2, 3 oder 4 (je nach der Größe der.Korvette von 1000. 1250 oder 1500 Tons) in dem Zwischenraum zwischen je zwei Masten, eine vorn am Bug und eine hinten am Heat, so daß die Korvetten im Ganzen 6, 8 oder 10 Geschütze führten. Dann müßte den Neilings, der Brüstung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/266>, abgerufen am 15.01.2025.