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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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liegen blieben. Die preußischen Schiffe dampften aber immer näher, und in
2000 Schritt Distanz angekommen (die "Nymphe" ging noch einige hundert
Schritt näher heran), sielen sie ostwärts ab, wandten im rechten Winkel nach
rechts, so daß sie dem Feind ihre Breitseite zukehrten, feuerten ihre Geschützlagen
ab und luvten wieder an. d. h. sie drehten dem Feinde wieder den Bug, die
schmalere Fläche zu, während die Geschütze geladen wurden. Die Dänen be¬
gannen nun auf dieselbe Weise Breitseiten abzugeben. und namentlich die
"Själland", das feindliche Admiralschiff, das allerdings selbst durch die preu¬
ßischen gezogenen Geschütze mit ihren bleiumgossenen Granaten große Verluste
erlitt, manövrirte und feuerte ganz vorzüglich. Nach einiger Zeit hatte die
"Nymphe" außer den Beschädigungen der Takelage fünf Schüsse in verschiedene
Ausrüstungsstücke auf dem Deck und namentlich zwei gefährliche Schüsse durch
den Schornstein und durch das Dampfrohr erhalten, welche den Zug für die
Feuer der Maschine verminderten und die Schnelligkeit des Schiffs wesentlich
beeinträchtigten, auch "Arkona" hatte mehrfache Verletzungen zu bessern.
Jetzt begann das preußische Geschwader das Rückzugsgefecht, wobei die
"Nymphe" 9, die "Arkona" 9'/" Knoten (d. h. neun, resp, neun und eine
Viertel Seemeile, oder Viertel deutscher Meilen in der Stunde) machten,
die dänischen Schiffe aber, ganz entgegen aller Voraussetzung preußischerseits.
noch schneller liefen, so daß sie allmälig immer näher kamen. Während nun die
preußischen Schisse, im Rückzug begriffen nur mit ihren fünf Hinteren, den Heck¬
geschützen arbeiten konnten, sielen die Dänen öfters ab und gaben Breit¬
seiten von immer vierundfünfzig Kugeln ab, die namentlich der "Nymphe"
bedeutenden Schaden thaten. -- Die letztere bekam nicht weniger als dreizehn
Kugeln in den Rumpf und fünfzig bis sechszig Schüsse in die Takelage. Aber
auch "Arkona" hatte fünf Schüsse im Rumpfe sitzen, die "Loreley" verlor ein
Boot und wurde genöthigt sich unter Land zurückzuziehen, da die Maschine bei
ihr, als bei einem Raddampfer über Wasser lag und ein Schuß in dieselbe sie
unfehlbar zur Beute des Feindes gemacht haben würde. Unterdessen war es
der Nymphe gelungen, interimistisch den Schaden am Schornstein und Dampf¬
rohr zu repariren, die Schnelligkeit des Schiffs nahm zu, die Preußen gewan¬
nen mehr Distanz und jetzt kamen auch die Vorzüge der gezogenen Geschütze
zur Geltung, die bekanntlich erst auf größere Entfernungen ihre Ueberlegenheit
gegenüber den glatten Geschützen bewähren, und so fand denn nach zweiund-
einhalbstündiger Dauer das Gefecht sein Ende, ohne daß einer von beiden
Theilen entschiedene Vortheile errungen hätte. Die Schraubenkanonenboote
hatten, da sie durchschnittlich nur sieben bis acht Knoten machen, in der Gefahr
abgeschnitten zu werden, sich nicht weit vom Lande entfernen können, und ihre
wenigen auf fünf bis sechstausend Schritte abgefeuerten Schüsse blieben daher
ohne Wirkung. Der Schaden dagegen, den die Schüsse der preußischen Schiffe,


Grenjbotm III. 18K7. ^

liegen blieben. Die preußischen Schiffe dampften aber immer näher, und in
2000 Schritt Distanz angekommen (die „Nymphe" ging noch einige hundert
Schritt näher heran), sielen sie ostwärts ab, wandten im rechten Winkel nach
rechts, so daß sie dem Feind ihre Breitseite zukehrten, feuerten ihre Geschützlagen
ab und luvten wieder an. d. h. sie drehten dem Feinde wieder den Bug, die
schmalere Fläche zu, während die Geschütze geladen wurden. Die Dänen be¬
gannen nun auf dieselbe Weise Breitseiten abzugeben. und namentlich die
„Själland", das feindliche Admiralschiff, das allerdings selbst durch die preu¬
ßischen gezogenen Geschütze mit ihren bleiumgossenen Granaten große Verluste
erlitt, manövrirte und feuerte ganz vorzüglich. Nach einiger Zeit hatte die
„Nymphe" außer den Beschädigungen der Takelage fünf Schüsse in verschiedene
Ausrüstungsstücke auf dem Deck und namentlich zwei gefährliche Schüsse durch
den Schornstein und durch das Dampfrohr erhalten, welche den Zug für die
Feuer der Maschine verminderten und die Schnelligkeit des Schiffs wesentlich
beeinträchtigten, auch „Arkona" hatte mehrfache Verletzungen zu bessern.
Jetzt begann das preußische Geschwader das Rückzugsgefecht, wobei die
„Nymphe" 9, die „Arkona" 9'/« Knoten (d. h. neun, resp, neun und eine
Viertel Seemeile, oder Viertel deutscher Meilen in der Stunde) machten,
die dänischen Schiffe aber, ganz entgegen aller Voraussetzung preußischerseits.
noch schneller liefen, so daß sie allmälig immer näher kamen. Während nun die
preußischen Schisse, im Rückzug begriffen nur mit ihren fünf Hinteren, den Heck¬
geschützen arbeiten konnten, sielen die Dänen öfters ab und gaben Breit¬
seiten von immer vierundfünfzig Kugeln ab, die namentlich der „Nymphe"
bedeutenden Schaden thaten. — Die letztere bekam nicht weniger als dreizehn
Kugeln in den Rumpf und fünfzig bis sechszig Schüsse in die Takelage. Aber
auch „Arkona" hatte fünf Schüsse im Rumpfe sitzen, die „Loreley" verlor ein
Boot und wurde genöthigt sich unter Land zurückzuziehen, da die Maschine bei
ihr, als bei einem Raddampfer über Wasser lag und ein Schuß in dieselbe sie
unfehlbar zur Beute des Feindes gemacht haben würde. Unterdessen war es
der Nymphe gelungen, interimistisch den Schaden am Schornstein und Dampf¬
rohr zu repariren, die Schnelligkeit des Schiffs nahm zu, die Preußen gewan¬
nen mehr Distanz und jetzt kamen auch die Vorzüge der gezogenen Geschütze
zur Geltung, die bekanntlich erst auf größere Entfernungen ihre Ueberlegenheit
gegenüber den glatten Geschützen bewähren, und so fand denn nach zweiund-
einhalbstündiger Dauer das Gefecht sein Ende, ohne daß einer von beiden
Theilen entschiedene Vortheile errungen hätte. Die Schraubenkanonenboote
hatten, da sie durchschnittlich nur sieben bis acht Knoten machen, in der Gefahr
abgeschnitten zu werden, sich nicht weit vom Lande entfernen können, und ihre
wenigen auf fünf bis sechstausend Schritte abgefeuerten Schüsse blieben daher
ohne Wirkung. Der Schaden dagegen, den die Schüsse der preußischen Schiffe,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/259>, abgerufen am 15.01.2025.