Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Von Preußen hat, beruht auf der Usance, daß die Kriegsschiffe, und zwar bei Nächst den fünf leichten Fregatten, die officiell als gedeckte Korvetten be¬ Von Preußen hat, beruht auf der Usance, daß die Kriegsschiffe, und zwar bei Nächst den fünf leichten Fregatten, die officiell als gedeckte Korvetten be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0257" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191487"/> <p xml:id="ID_769" prev="#ID_768"> Von Preußen hat, beruht auf der Usance, daß die Kriegsschiffe, und zwar bei<lb/> allen Nationen, ihren Namen erhalten, sobald ihr Bau beschlossen ist und der<lb/> Kiel gelegt wird: bei Kauffahrteischiffen dagegen erfolgt bekanntlich die Namen¬<lb/> gebung erst mit der Taufe beim Ablauf von Stapel, dessen Ceremonien übrigens,<lb/> bis auf das Zerschellen der Flasche Wein am Bug des Schiffes durch zarte<lb/> Damenhand, dieselben sind wie bei den Kriegsschiffen. Die „Elisabeth" wird<lb/> übrigens noch etwas größer werden als „Vineta" und „Hertha", indem sie<lb/> 214 Fuß Kiellänge und 232 Fuß Länge auf dem Oberdeck erhält, (der größte<lb/> englische Dreideckcr, der „Duke of Wellington", 131, hat 272 Fuß Länge): sie<lb/> wird somit das größte Schiff, das überhaupt in Danzig gebaut worden ist.<lb/> Uebrigens wäre Wohl zu wünschen, daß die „Elisabeth" bei der großen Wichtig¬<lb/> keit, welche in den letzten beiden Jahren die Schnelligkeit der Kriegsschiffe ge¬<lb/> wonnen hat, und bei der größeren Tragfähigkeit, die sie durch ihre Verlängerung<lb/> erhalten hat, auch eine stärkere Maschine bekäme, als 400 Pferdekraft; die<lb/> Maschine sollte so stark sein, als das Schiff sie irgend tragen kann, selbst wenn<lb/> man darum auf eine Vermehrung der Geschützarmirung verzichten muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_770" next="#ID_771"> Nächst den fünf leichten Fregatten, die officiell als gedeckte Korvetten be¬<lb/> zeichnet werden, besitzt Preußen vier wirkliche Corvetten, officiell als<lb/> Glattdcckcorvctten bezeichnet, eine Anzahl, die schon nach dem Flotten¬<lb/> gründungsplan aus sechs gebracht werden sollte, die aber bei Bildung einer<lb/> deutschen Marine bedeutend wird vermehrt werden müssen. Diese eigentlichen<lb/> Corvetten sind sämmtlich Schiffe mit Vollschifftakelage, mit drei Masten, deren<lb/> jeder drei bis vier Ra.lau führt, und mit Geschützen in der Art ausgerüstet,<lb/> daß alle Kanonen aus dem Oberdeck placirt sind; sie haben sämmtlich einen<lb/> Gehalt von 1000—1400 Tons, und zwar die beiden in Danzig auf der könig¬<lb/> lichen Werft gebauten 9S6 Tonnen, die beiden in Frankreich abgekauften je<lb/> 1462 Tonnen Lästigkeit; sie haben Maschinen vo» 200—330 Pferdekraft, eine<lb/> Geschützausrüstung von 14—17 Kanonen, und die Kosten jedes einzelnen Schiffs<lb/> betragen nach den Angaben des officiellen Plans einschließlich der Gcschütz-<lb/> ausrüstung, aber ausschließlich der Munition im Durchschnitt 518,000 Thaler,<lb/> ein Preis, der allerdings ebenso wie der Durchschnittepreis der gedeckten Corvetten<lb/> verhältnißmäßig sehr hoch bemessen erscheint. Durch die Reihe von 6—8<lb/> Kanonen an jedem Bord, die sich mit den mannigfachen Utensilien der Takelage<lb/> zu einem verwirrend complicirten Bilde gestalten, erscheint das Oberdeck dieser<lb/> Glattdeckcorvetten dem Besucher reicher und bunter, als bei den gedeckten Cor¬<lb/> vetten, die gar kein Brcitseitengcschütz auf dem Oberdeck führen. Sonst aber<lb/> zeigen die Schiffsräume dem Beschauer große Aelmlichkcit mit den größeren<lb/> Corvetten. abgesehn natürlich von der gedeckten Batterie. Die Mannschaften<lb/> sind hier sämmtlich im Zwischendeck untergebracht, an dessen Wänden sich die<lb/> hölzernen Sitzkasten hinziehn, deren Inneres den Kleidersäcken der einzelnen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0257]
Von Preußen hat, beruht auf der Usance, daß die Kriegsschiffe, und zwar bei
allen Nationen, ihren Namen erhalten, sobald ihr Bau beschlossen ist und der
Kiel gelegt wird: bei Kauffahrteischiffen dagegen erfolgt bekanntlich die Namen¬
gebung erst mit der Taufe beim Ablauf von Stapel, dessen Ceremonien übrigens,
bis auf das Zerschellen der Flasche Wein am Bug des Schiffes durch zarte
Damenhand, dieselben sind wie bei den Kriegsschiffen. Die „Elisabeth" wird
übrigens noch etwas größer werden als „Vineta" und „Hertha", indem sie
214 Fuß Kiellänge und 232 Fuß Länge auf dem Oberdeck erhält, (der größte
englische Dreideckcr, der „Duke of Wellington", 131, hat 272 Fuß Länge): sie
wird somit das größte Schiff, das überhaupt in Danzig gebaut worden ist.
Uebrigens wäre Wohl zu wünschen, daß die „Elisabeth" bei der großen Wichtig¬
keit, welche in den letzten beiden Jahren die Schnelligkeit der Kriegsschiffe ge¬
wonnen hat, und bei der größeren Tragfähigkeit, die sie durch ihre Verlängerung
erhalten hat, auch eine stärkere Maschine bekäme, als 400 Pferdekraft; die
Maschine sollte so stark sein, als das Schiff sie irgend tragen kann, selbst wenn
man darum auf eine Vermehrung der Geschützarmirung verzichten muß.
Nächst den fünf leichten Fregatten, die officiell als gedeckte Korvetten be¬
zeichnet werden, besitzt Preußen vier wirkliche Corvetten, officiell als
Glattdcckcorvctten bezeichnet, eine Anzahl, die schon nach dem Flotten¬
gründungsplan aus sechs gebracht werden sollte, die aber bei Bildung einer
deutschen Marine bedeutend wird vermehrt werden müssen. Diese eigentlichen
Corvetten sind sämmtlich Schiffe mit Vollschifftakelage, mit drei Masten, deren
jeder drei bis vier Ra.lau führt, und mit Geschützen in der Art ausgerüstet,
daß alle Kanonen aus dem Oberdeck placirt sind; sie haben sämmtlich einen
Gehalt von 1000—1400 Tons, und zwar die beiden in Danzig auf der könig¬
lichen Werft gebauten 9S6 Tonnen, die beiden in Frankreich abgekauften je
1462 Tonnen Lästigkeit; sie haben Maschinen vo» 200—330 Pferdekraft, eine
Geschützausrüstung von 14—17 Kanonen, und die Kosten jedes einzelnen Schiffs
betragen nach den Angaben des officiellen Plans einschließlich der Gcschütz-
ausrüstung, aber ausschließlich der Munition im Durchschnitt 518,000 Thaler,
ein Preis, der allerdings ebenso wie der Durchschnittepreis der gedeckten Corvetten
verhältnißmäßig sehr hoch bemessen erscheint. Durch die Reihe von 6—8
Kanonen an jedem Bord, die sich mit den mannigfachen Utensilien der Takelage
zu einem verwirrend complicirten Bilde gestalten, erscheint das Oberdeck dieser
Glattdeckcorvetten dem Besucher reicher und bunter, als bei den gedeckten Cor¬
vetten, die gar kein Brcitseitengcschütz auf dem Oberdeck führen. Sonst aber
zeigen die Schiffsräume dem Beschauer große Aelmlichkcit mit den größeren
Corvetten. abgesehn natürlich von der gedeckten Batterie. Die Mannschaften
sind hier sämmtlich im Zwischendeck untergebracht, an dessen Wänden sich die
hölzernen Sitzkasten hinziehn, deren Inneres den Kleidersäcken der einzelnen
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