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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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gesunden, durch "eiche Hilfeleistunzen aller Art zu zeigen, daß die preußische
Flagge nicht blos eine feste Gegnerin im Kriege ist, sondern daß sie auch da
ihren Ruf zu behaupten versteht, wo es gilt, mildthätig das Elend Fremder zu
lindern.

Die dritte gedeckte Korvette, die "Vineta", 28, 400 Pferdekraft. führt
wie die "Ankona" einen Namen von romantischem Klänge, nach iber sagenhaften
reichen Hafenstadt, über welche in all ihrer hochmüthigen Pracht und Herrlich¬
keit das göttliche Strafgericht hereinbrach, die Stadt verschwand mit all ihren
Schabn unter den einbrechenden Wogen: noch jetzt sieht -- so die Sage --
beim Abcndsonncnschein der Fischer im Boot vom Grunde herauf die Zinnen
und Thore blinken. Die Fregatte aber, welche den Namen der verschwundenen
pommerschen Seestadt trägt, ist ein ganz besonders tüchtiges und namentlich ein
sehr schnelles Schiff: während die "Arkona", wie dies bei dem Seegefecht von
Rügen durch Fachblätter mitgetheilt wurde, eine Geschwindigkeit von 9Vt Knoten
(9'/" Seemeilen in der Stunde) erreichte, soll die "Vineta" nicht weniger als
12 Knoten zu machen im Stande sein, wodurch sie den dänischen Schiffen, mit
Ausnahme der Hvlzfregatte "Jylland" (400 Pferdekraft) und der Panzerfregat¬
ten "Danebrog", "Danmark" und "Peter stram" überlegen wäre. Bestimmterer
Angaben müssen wir uns enthalten, da die Schnelligkeit der Kriegsschiffe be¬
kanntlich als Geheimniß behandelt wird, und zwar mit Recht, wie das Beispiel
der dänischen Schiffe "Skiöld" und "Själland" gezeigt hat, die beim See¬
gefecht vou Rügen auf einmal eine den Preußen ganz unerwartete Schnelligkeit
entwickelten und die preußischen Schiffe dadurch zunächst in eine äußerst mißliche
Lage brachten. Die Dimensionen der "Vineta" sind, wie oben bemerkt, etwas
größer als die der "Arkona", und wir wollen deshalb für dies größte preußische
Kriegsschiff einige Notizen geben. Die Länge der "Vineta" über Deck beläuft
sich auf 220 Fuß zwischen den Reilings -- Bord am Oberdeck -- des Bugs
und des Heath, ihre Breite auf 40 Fuß, während der Tiefgang am hintern
Ende, wo er am größten ist, 19 Fuß beträgt. Zur Armirunz führte die "Vi¬
neta" zur Zeit des dänischen Krieges auf dem Oberdeck als Pivolgeschütz vorn
wie hinten je einen 36pfündcr und einen gezogenen 12pfünder mit Keilverschluß
und Geschossen von 29 Pfund Gewicht: in der Batterie dagegen standen in der
Mitte jederseits 3, also im Ganzen 6 gezogene 24psünder (mit 68 Pfund
schweren Geschossen), während 20 glatte 36pfünder, 10 auf jeder Flanke, die
übrige Armirung der Batterie bildeten, und die Besatzung des Schiffes 400 Mann
beträgt. Natürlich hat die "Vineta" drei feste Decke: das Oberdeck, das Batterie¬
deck (der Raum zwischen diesen beiden ist die Batterie mit der Capitänskajüte)
und das Zwischendeck; der Raum zwischen letzterem und dem Batteriedeck wird
gewöhnlich mit Uebertragung auch Zwischendeck, vom gemeinen Seemann Kuh-
brücke genannt, und enthält den obern Theil der Maschine, das Logement für


gesunden, durch »eiche Hilfeleistunzen aller Art zu zeigen, daß die preußische
Flagge nicht blos eine feste Gegnerin im Kriege ist, sondern daß sie auch da
ihren Ruf zu behaupten versteht, wo es gilt, mildthätig das Elend Fremder zu
lindern.

Die dritte gedeckte Korvette, die „Vineta", 28, 400 Pferdekraft. führt
wie die „Ankona" einen Namen von romantischem Klänge, nach iber sagenhaften
reichen Hafenstadt, über welche in all ihrer hochmüthigen Pracht und Herrlich¬
keit das göttliche Strafgericht hereinbrach, die Stadt verschwand mit all ihren
Schabn unter den einbrechenden Wogen: noch jetzt sieht — so die Sage —
beim Abcndsonncnschein der Fischer im Boot vom Grunde herauf die Zinnen
und Thore blinken. Die Fregatte aber, welche den Namen der verschwundenen
pommerschen Seestadt trägt, ist ein ganz besonders tüchtiges und namentlich ein
sehr schnelles Schiff: während die „Arkona", wie dies bei dem Seegefecht von
Rügen durch Fachblätter mitgetheilt wurde, eine Geschwindigkeit von 9Vt Knoten
(9'/« Seemeilen in der Stunde) erreichte, soll die „Vineta" nicht weniger als
12 Knoten zu machen im Stande sein, wodurch sie den dänischen Schiffen, mit
Ausnahme der Hvlzfregatte „Jylland" (400 Pferdekraft) und der Panzerfregat¬
ten „Danebrog", „Danmark" und „Peter stram" überlegen wäre. Bestimmterer
Angaben müssen wir uns enthalten, da die Schnelligkeit der Kriegsschiffe be¬
kanntlich als Geheimniß behandelt wird, und zwar mit Recht, wie das Beispiel
der dänischen Schiffe „Skiöld" und „Själland" gezeigt hat, die beim See¬
gefecht vou Rügen auf einmal eine den Preußen ganz unerwartete Schnelligkeit
entwickelten und die preußischen Schiffe dadurch zunächst in eine äußerst mißliche
Lage brachten. Die Dimensionen der „Vineta" sind, wie oben bemerkt, etwas
größer als die der „Arkona", und wir wollen deshalb für dies größte preußische
Kriegsschiff einige Notizen geben. Die Länge der „Vineta" über Deck beläuft
sich auf 220 Fuß zwischen den Reilings — Bord am Oberdeck — des Bugs
und des Heath, ihre Breite auf 40 Fuß, während der Tiefgang am hintern
Ende, wo er am größten ist, 19 Fuß beträgt. Zur Armirunz führte die „Vi¬
neta" zur Zeit des dänischen Krieges auf dem Oberdeck als Pivolgeschütz vorn
wie hinten je einen 36pfündcr und einen gezogenen 12pfünder mit Keilverschluß
und Geschossen von 29 Pfund Gewicht: in der Batterie dagegen standen in der
Mitte jederseits 3, also im Ganzen 6 gezogene 24psünder (mit 68 Pfund
schweren Geschossen), während 20 glatte 36pfünder, 10 auf jeder Flanke, die
übrige Armirung der Batterie bildeten, und die Besatzung des Schiffes 400 Mann
beträgt. Natürlich hat die „Vineta" drei feste Decke: das Oberdeck, das Batterie¬
deck (der Raum zwischen diesen beiden ist die Batterie mit der Capitänskajüte)
und das Zwischendeck; der Raum zwischen letzterem und dem Batteriedeck wird
gewöhnlich mit Uebertragung auch Zwischendeck, vom gemeinen Seemann Kuh-
brücke genannt, und enthält den obern Theil der Maschine, das Logement für


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[0253] gesunden, durch »eiche Hilfeleistunzen aller Art zu zeigen, daß die preußische Flagge nicht blos eine feste Gegnerin im Kriege ist, sondern daß sie auch da ihren Ruf zu behaupten versteht, wo es gilt, mildthätig das Elend Fremder zu lindern. Die dritte gedeckte Korvette, die „Vineta", 28, 400 Pferdekraft. führt wie die „Ankona" einen Namen von romantischem Klänge, nach iber sagenhaften reichen Hafenstadt, über welche in all ihrer hochmüthigen Pracht und Herrlich¬ keit das göttliche Strafgericht hereinbrach, die Stadt verschwand mit all ihren Schabn unter den einbrechenden Wogen: noch jetzt sieht — so die Sage — beim Abcndsonncnschein der Fischer im Boot vom Grunde herauf die Zinnen und Thore blinken. Die Fregatte aber, welche den Namen der verschwundenen pommerschen Seestadt trägt, ist ein ganz besonders tüchtiges und namentlich ein sehr schnelles Schiff: während die „Arkona", wie dies bei dem Seegefecht von Rügen durch Fachblätter mitgetheilt wurde, eine Geschwindigkeit von 9Vt Knoten (9'/« Seemeilen in der Stunde) erreichte, soll die „Vineta" nicht weniger als 12 Knoten zu machen im Stande sein, wodurch sie den dänischen Schiffen, mit Ausnahme der Hvlzfregatte „Jylland" (400 Pferdekraft) und der Panzerfregat¬ ten „Danebrog", „Danmark" und „Peter stram" überlegen wäre. Bestimmterer Angaben müssen wir uns enthalten, da die Schnelligkeit der Kriegsschiffe be¬ kanntlich als Geheimniß behandelt wird, und zwar mit Recht, wie das Beispiel der dänischen Schiffe „Skiöld" und „Själland" gezeigt hat, die beim See¬ gefecht vou Rügen auf einmal eine den Preußen ganz unerwartete Schnelligkeit entwickelten und die preußischen Schiffe dadurch zunächst in eine äußerst mißliche Lage brachten. Die Dimensionen der „Vineta" sind, wie oben bemerkt, etwas größer als die der „Arkona", und wir wollen deshalb für dies größte preußische Kriegsschiff einige Notizen geben. Die Länge der „Vineta" über Deck beläuft sich auf 220 Fuß zwischen den Reilings — Bord am Oberdeck — des Bugs und des Heath, ihre Breite auf 40 Fuß, während der Tiefgang am hintern Ende, wo er am größten ist, 19 Fuß beträgt. Zur Armirunz führte die „Vi¬ neta" zur Zeit des dänischen Krieges auf dem Oberdeck als Pivolgeschütz vorn wie hinten je einen 36pfündcr und einen gezogenen 12pfünder mit Keilverschluß und Geschossen von 29 Pfund Gewicht: in der Batterie dagegen standen in der Mitte jederseits 3, also im Ganzen 6 gezogene 24psünder (mit 68 Pfund schweren Geschossen), während 20 glatte 36pfünder, 10 auf jeder Flanke, die übrige Armirung der Batterie bildeten, und die Besatzung des Schiffes 400 Mann beträgt. Natürlich hat die „Vineta" drei feste Decke: das Oberdeck, das Batterie¬ deck (der Raum zwischen diesen beiden ist die Batterie mit der Capitänskajüte) und das Zwischendeck; der Raum zwischen letzterem und dem Batteriedeck wird gewöhnlich mit Uebertragung auch Zwischendeck, vom gemeinen Seemann Kuh- brücke genannt, und enthält den obern Theil der Maschine, das Logement für

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/253>, abgerufen am 15.01.2025.