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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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offizianten mit ditto Kragen, aber kurzen >oeißen Hosen; die Verwaltungsbeamten
der Hofstäbe mit ponceaurvthem Kragen und grau melkten Hosen. Als zu diesem
Personal gehörig zählt das Staatshandbuch u. a. auch auf: eine Hofköchin,
drei Hofküchenwärterinnen, eine Hofsilberwärterin, eine Hofweißzeugverwalterin,
eine Hofwcißzeuggehilsin, drei Hofzimmerwärterinnen; und da dieselben von der
Vorschrift, besagte Hosen zu tragen, wie es scheint nicht ausgenommen sind, so
könnte man aus starke officielle Begünstigung der Emancipation schließen. In
Newyork nennt man das "Bloomerism".

Laut Seite 174 der Oberjägermeisterstab, Unterscheidungsfarbe -- grün.
Laut Seite 178 die Mitglieder des Oberststallmcisterstabs pvnceaurother Kragen
mit weißen wildledernen Jnexpressibles. Laut Seite 180 das Personal der Ca-
binetsämter, Unterscheidungsfarbe lichtgrün; laut S. 182 die Verwaltungs¬
beamten des Hofhalts, Kragen ponceauroth. Hosen grau meurt. Zu diesen
Hofämtern gehört auch das Theater, an dessen Spitze der Dichter und Hofrath
Dr. Dräxler-Manfred steht, und zu welchem u. a. auch 10 Hofsängerinnen,
7 Hosschauspielerinnnen, 2 Hofsolotänzerinnen und 26 Hofballctfigurantin-
nen zählen, sowie endlich sogar eine Hoftheatersouffleuse. Daß Herr Drcixler
dem grau melirter Hosenzwang unterworfen ist, finden wir vollständig in Ord¬
nung; hinsichtlich des übrigen in Obigem aufgezählten weiblichen Hoftheater¬
personals hegen wir jedoch hinsichtlich dieses Punktes einige, dem beschränkten
Unterthanenverstande entspringende Bedenken. Hoffentlich wird hier auf dem
Wege gnadenweiser Dispcnsation die drakonische Strenge des Gesetzes ein wenig
gemildert. Unter den Theatermusikern finden wir eine bewundernswürdige byzan¬
tinische Rangordnung, welche ohne Zweifel sehr viel zur Hebung der Kunst bei¬
trägt. Die beiden untersten Staffeln oder Sprossen der musikalisch-bureaukrati¬
schen Hof-Jacobs-Leiter heißen: "Hofmusikaspiranten" und "Hofmusikeleven".

Noch genauer als für die Hof- und Civildienerschaft sind die Uniformen
für das Militär vorgeschrieben.

Da kommt zuerst die Generalität mit "brandenburgisch-carmoisinrothen Auf¬
schlägen" und weiß- und ponceaurothen Haarbüschen auf dem Helm; die Beamten
des Kriegsministeriums mit amaranthrothen Aufschlägen, ohne Haarbüsche; die
Generaladjutanten mit brandenburgischen ponceaurothen Aufschlägen. Es kom¬
men hier manchmal die nämlichen Personen in zwei Rubriken vor; z. B. der
Freiherr v. Trotha gehört zur Generalität und auch zur Adjutantur, ist also im
ersteren Falle carmvistnroth, im letzteren ponceauroth:

Die Militärbeamten haben sich zu kleiden wie die Kriegsministenalbeamten,
nur bestehen noch genau detaillirte Specialvorschriften für die Militärjustiz¬
beamten, für welche die Unterschcidungsfarbe dunkelgrün, für die Militärmedici-
nalbeamten, für welche sie krapproth, für die Verpflegungsbeamten, für welche
sie orangegelb und für den Militärmusikdirectvr, für welchen sie -- rosenrot!)


offizianten mit ditto Kragen, aber kurzen >oeißen Hosen; die Verwaltungsbeamten
der Hofstäbe mit ponceaurvthem Kragen und grau melkten Hosen. Als zu diesem
Personal gehörig zählt das Staatshandbuch u. a. auch auf: eine Hofköchin,
drei Hofküchenwärterinnen, eine Hofsilberwärterin, eine Hofweißzeugverwalterin,
eine Hofwcißzeuggehilsin, drei Hofzimmerwärterinnen; und da dieselben von der
Vorschrift, besagte Hosen zu tragen, wie es scheint nicht ausgenommen sind, so
könnte man aus starke officielle Begünstigung der Emancipation schließen. In
Newyork nennt man das „Bloomerism".

Laut Seite 174 der Oberjägermeisterstab, Unterscheidungsfarbe — grün.
Laut Seite 178 die Mitglieder des Oberststallmcisterstabs pvnceaurother Kragen
mit weißen wildledernen Jnexpressibles. Laut Seite 180 das Personal der Ca-
binetsämter, Unterscheidungsfarbe lichtgrün; laut S. 182 die Verwaltungs¬
beamten des Hofhalts, Kragen ponceauroth. Hosen grau meurt. Zu diesen
Hofämtern gehört auch das Theater, an dessen Spitze der Dichter und Hofrath
Dr. Dräxler-Manfred steht, und zu welchem u. a. auch 10 Hofsängerinnen,
7 Hosschauspielerinnnen, 2 Hofsolotänzerinnen und 26 Hofballctfigurantin-
nen zählen, sowie endlich sogar eine Hoftheatersouffleuse. Daß Herr Drcixler
dem grau melirter Hosenzwang unterworfen ist, finden wir vollständig in Ord¬
nung; hinsichtlich des übrigen in Obigem aufgezählten weiblichen Hoftheater¬
personals hegen wir jedoch hinsichtlich dieses Punktes einige, dem beschränkten
Unterthanenverstande entspringende Bedenken. Hoffentlich wird hier auf dem
Wege gnadenweiser Dispcnsation die drakonische Strenge des Gesetzes ein wenig
gemildert. Unter den Theatermusikern finden wir eine bewundernswürdige byzan¬
tinische Rangordnung, welche ohne Zweifel sehr viel zur Hebung der Kunst bei¬
trägt. Die beiden untersten Staffeln oder Sprossen der musikalisch-bureaukrati¬
schen Hof-Jacobs-Leiter heißen: „Hofmusikaspiranten" und „Hofmusikeleven".

Noch genauer als für die Hof- und Civildienerschaft sind die Uniformen
für das Militär vorgeschrieben.

Da kommt zuerst die Generalität mit „brandenburgisch-carmoisinrothen Auf¬
schlägen" und weiß- und ponceaurothen Haarbüschen auf dem Helm; die Beamten
des Kriegsministeriums mit amaranthrothen Aufschlägen, ohne Haarbüsche; die
Generaladjutanten mit brandenburgischen ponceaurothen Aufschlägen. Es kom¬
men hier manchmal die nämlichen Personen in zwei Rubriken vor; z. B. der
Freiherr v. Trotha gehört zur Generalität und auch zur Adjutantur, ist also im
ersteren Falle carmvistnroth, im letzteren ponceauroth:

Die Militärbeamten haben sich zu kleiden wie die Kriegsministenalbeamten,
nur bestehen noch genau detaillirte Specialvorschriften für die Militärjustiz¬
beamten, für welche die Unterschcidungsfarbe dunkelgrün, für die Militärmedici-
nalbeamten, für welche sie krapproth, für die Verpflegungsbeamten, für welche
sie orangegelb und für den Militärmusikdirectvr, für welchen sie — rosenrot!)


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/400>, abgerufen am 24.07.2024.