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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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geeignet, eines Beamten Ansehen zu fördern, sie tadelte es unerbittlich und
setzte dem ordnungsliebenden Mann, der unter der Last dreier Aemter, um die
verschiedenen Geschäfte nicht zu vermischen, sich selbst getheilt hatte, eine
empfindliche Geldstrafe an.

Von da an soll er an sich selbst nur noch in solchen Sachen geschrieben
haben, wo er nicht auch Partei war, also volle Unparteilichkeit in allen drei
Aemtern wahren konnte, und er soll, trotzdem es ihm unverständlich blieb, wie
man ihn tadeln konnte, doch stets besorgt gewesen sein, Acten, in denen solche
Selbstgespräche vorkommen, der Cognition der Oberbehörden so viel als möglich
zu entziehen.

Jetzt ist der Mann gestorben und das Herzogthum Nassau verschwunden,
es mag aber noch ähnliche Zustände im deutschen Reiche geben. Gott bessere es!




England im neuen Jahr.

In ihrem Rückblick auf das Jahr 1866 gesteht die Times unumwunden
zu, daß der Einfluß Englands in der auswärtigen Politik (irr dirs eouueils ok
etre porta) stetig abgenommen habe oder doch wenigstens suspendirt sei und
schreibt dies der relative ineküeisirev ok tue rmtiorml armaivents zu. Ueber
die Thatsache selbst kann kein Zweifel sein, England gilt in Europa augenblick-
lich als Macht zweiten Ranges, aber wir zweifeln, ob die geringe Zahl seiner
Soldaten der einzige Grund hierfür ist und nicht vielmehr die eigentliche Ursache
jn dem Mangel jeder bestimmten Politik liegt. Von Waterloo bis zur russischen
C ampagne haben die englischen Regimenter nirgends in europäischen Angelegen¬
heiten gefochten und doch war der britische Einfluß mächtig, weil man wußte,
daß hinter dem Wort der Minister der Entschluß zu handeln stand. Lord Russell
hat England um diesen Einfluß gebracht, es war schon an sich der größte Miß.
griff, einem Manne, der sein ganzes Leben sich ausschließlich mit inneren Fragen
beschäftigt, das Auswärtige Amt zu übergeben, blos weil er es verlangte, um
^eine Sympathie für Italien zu zeigen und man seines Beistandes nicht ent"
^ath en konnte, um das derbysche Cabinet zu stürzen. Er hat dann in allen
Fragen zwar eine große Geschäftigkeit gezeigt, aller Welt Lectionen über ihre


geeignet, eines Beamten Ansehen zu fördern, sie tadelte es unerbittlich und
setzte dem ordnungsliebenden Mann, der unter der Last dreier Aemter, um die
verschiedenen Geschäfte nicht zu vermischen, sich selbst getheilt hatte, eine
empfindliche Geldstrafe an.

Von da an soll er an sich selbst nur noch in solchen Sachen geschrieben
haben, wo er nicht auch Partei war, also volle Unparteilichkeit in allen drei
Aemtern wahren konnte, und er soll, trotzdem es ihm unverständlich blieb, wie
man ihn tadeln konnte, doch stets besorgt gewesen sein, Acten, in denen solche
Selbstgespräche vorkommen, der Cognition der Oberbehörden so viel als möglich
zu entziehen.

Jetzt ist der Mann gestorben und das Herzogthum Nassau verschwunden,
es mag aber noch ähnliche Zustände im deutschen Reiche geben. Gott bessere es!




England im neuen Jahr.

In ihrem Rückblick auf das Jahr 1866 gesteht die Times unumwunden
zu, daß der Einfluß Englands in der auswärtigen Politik (irr dirs eouueils ok
etre porta) stetig abgenommen habe oder doch wenigstens suspendirt sei und
schreibt dies der relative ineküeisirev ok tue rmtiorml armaivents zu. Ueber
die Thatsache selbst kann kein Zweifel sein, England gilt in Europa augenblick-
lich als Macht zweiten Ranges, aber wir zweifeln, ob die geringe Zahl seiner
Soldaten der einzige Grund hierfür ist und nicht vielmehr die eigentliche Ursache
jn dem Mangel jeder bestimmten Politik liegt. Von Waterloo bis zur russischen
C ampagne haben die englischen Regimenter nirgends in europäischen Angelegen¬
heiten gefochten und doch war der britische Einfluß mächtig, weil man wußte,
daß hinter dem Wort der Minister der Entschluß zu handeln stand. Lord Russell
hat England um diesen Einfluß gebracht, es war schon an sich der größte Miß.
griff, einem Manne, der sein ganzes Leben sich ausschließlich mit inneren Fragen
beschäftigt, das Auswärtige Amt zu übergeben, blos weil er es verlangte, um
^eine Sympathie für Italien zu zeigen und man seines Beistandes nicht ent«
^ath en konnte, um das derbysche Cabinet zu stürzen. Er hat dann in allen
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/100>, abgerufen am 22.12.2024.