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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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6.000 Centner gegen denselben Zeitraum des Vorjahres. Jetzt allerdings
scheint das eingeholt werden zu sollen, was auf unfreiwillige Weise versäumt
warb. Berge von Büchern häufen sich bei den Cvmnnssionciren, und man möchte
fast glauben, jetzt erst habe Bürger den Vers geschrieben:

Zu dem Umstand, daß unsere Gegenwart wieder eine leidlich normale und
die Zukunft grade keine trübe ist, kommt als weiterer, dem Buchhandel günsti¬
ger Factor der Winter. Wenn es gälte, einen Kalender mit den bibliopolischen
Jahreszeiten anzulegen, so hätte der Buchhändler die Erntemonate in den Zeiten
der kürzesten Tage, und Winter dann, wenn der gewöhnliche Mensch ins Bad
oder in die Schweiz reist. Dann tritt vielfach Dürre im Geschäft ein; der
Sortimenter hat dann mehr überflüssige Zeit als ihm lieb, und seine Haupt¬
beschäftigung besteht zu jener Zeit häusig nur in der Führung der lakonischer
Korrespondenz mit dem Verleger und in der Schlichtung der Differenzen, die
sich in den Geschäftsbüchern eingeschlichen haben. Im Herbst beginnt jedoch
das Geschäft wieder und der Engländer hat recht, der sagte: "LuortörunZ et^s
ars not irwr" esrtirili iiMeatioirs ok dirs approacli ok virrter, etiam etat
rustr ok xudlislrers anvouneementZ." Dann schwillt das Börsenblatt von
Anzeigen und die buchhändlerischen Circulare wandern in Massen hin und her
in den Buchhändlerballen oder gar mit direkter Post.

So ist denn die Anzahl der neuen Werke, wenn sie alle verzeichnet werden
sollten, auch auf den Gebieten, deren Production bisher unter unsicheren Ver¬
hältnissen gelitten hatte, jetzt wieder bedeutend genug. Viele kleinere Kriegs¬
berichte kamen auf den Büchermarkt. Ich erwähne "Von Berlin nach Nikols-
burg." Von I. Horwitz. "Der deutsche Krieg", "Deutschland, im Jahr 1866
durch Preußen neu gestaltet", die Berichte des Timescorrespondenten in ver¬
schiedenen Uebersetzungen, "Zwei Monate Preußisch. Ein Gedenkbuch der preu¬
ßischen Invasion in Mähren", "Preußens Krieg gegen Oestreich und seine Ver¬
bündete", von W. Petsch, K. v. Kessels. "Der Krieg Preußens gegen Oestreich
und seine Veibündete und der Krieg in Italien", ferner ein ähnliches Buch von
Winterfeld. Das Erscheinen von Werken Theodor Fontanes und Dr. W. Zimmer¬
manns über diesen Gegenstand wird angekündigt und die ersten Hefte von I. I.
Webers "Illustrirter Knegschronik" werden ausgegeben. Auch von W. Nüstow
erscheint ein Buch in Lieferungen "Der Krieg von 1866 in Deutschland und
Italien". Der Thätigkeit einzelner Heerestheile während des letzten Krieges sind
Monographien gewidmet, z.B. "Der Antheil der badischen Felddivision an dem
Kriege des Jahres 1866", "Die Bayern im deutschen Krieg 1866, von A. v. Z."


6.000 Centner gegen denselben Zeitraum des Vorjahres. Jetzt allerdings
scheint das eingeholt werden zu sollen, was auf unfreiwillige Weise versäumt
warb. Berge von Büchern häufen sich bei den Cvmnnssionciren, und man möchte
fast glauben, jetzt erst habe Bürger den Vers geschrieben:

Zu dem Umstand, daß unsere Gegenwart wieder eine leidlich normale und
die Zukunft grade keine trübe ist, kommt als weiterer, dem Buchhandel günsti¬
ger Factor der Winter. Wenn es gälte, einen Kalender mit den bibliopolischen
Jahreszeiten anzulegen, so hätte der Buchhändler die Erntemonate in den Zeiten
der kürzesten Tage, und Winter dann, wenn der gewöhnliche Mensch ins Bad
oder in die Schweiz reist. Dann tritt vielfach Dürre im Geschäft ein; der
Sortimenter hat dann mehr überflüssige Zeit als ihm lieb, und seine Haupt¬
beschäftigung besteht zu jener Zeit häusig nur in der Führung der lakonischer
Korrespondenz mit dem Verleger und in der Schlichtung der Differenzen, die
sich in den Geschäftsbüchern eingeschlichen haben. Im Herbst beginnt jedoch
das Geschäft wieder und der Engländer hat recht, der sagte: „LuortörunZ et^s
ars not irwr« esrtirili iiMeatioirs ok dirs approacli ok virrter, etiam etat
rustr ok xudlislrers anvouneementZ." Dann schwillt das Börsenblatt von
Anzeigen und die buchhändlerischen Circulare wandern in Massen hin und her
in den Buchhändlerballen oder gar mit direkter Post.

So ist denn die Anzahl der neuen Werke, wenn sie alle verzeichnet werden
sollten, auch auf den Gebieten, deren Production bisher unter unsicheren Ver¬
hältnissen gelitten hatte, jetzt wieder bedeutend genug. Viele kleinere Kriegs¬
berichte kamen auf den Büchermarkt. Ich erwähne „Von Berlin nach Nikols-
burg." Von I. Horwitz. „Der deutsche Krieg", „Deutschland, im Jahr 1866
durch Preußen neu gestaltet", die Berichte des Timescorrespondenten in ver¬
schiedenen Uebersetzungen, „Zwei Monate Preußisch. Ein Gedenkbuch der preu¬
ßischen Invasion in Mähren", „Preußens Krieg gegen Oestreich und seine Ver¬
bündete", von W. Petsch, K. v. Kessels. „Der Krieg Preußens gegen Oestreich
und seine Veibündete und der Krieg in Italien", ferner ein ähnliches Buch von
Winterfeld. Das Erscheinen von Werken Theodor Fontanes und Dr. W. Zimmer¬
manns über diesen Gegenstand wird angekündigt und die ersten Hefte von I. I.
Webers „Illustrirter Knegschronik" werden ausgegeben. Auch von W. Nüstow
erscheint ein Buch in Lieferungen „Der Krieg von 1866 in Deutschland und
Italien". Der Thätigkeit einzelner Heerestheile während des letzten Krieges sind
Monographien gewidmet, z.B. „Der Antheil der badischen Felddivision an dem
Kriege des Jahres 1866", „Die Bayern im deutschen Krieg 1866, von A. v. Z."


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[0504] 6.000 Centner gegen denselben Zeitraum des Vorjahres. Jetzt allerdings scheint das eingeholt werden zu sollen, was auf unfreiwillige Weise versäumt warb. Berge von Büchern häufen sich bei den Cvmnnssionciren, und man möchte fast glauben, jetzt erst habe Bürger den Vers geschrieben: Zu dem Umstand, daß unsere Gegenwart wieder eine leidlich normale und die Zukunft grade keine trübe ist, kommt als weiterer, dem Buchhandel günsti¬ ger Factor der Winter. Wenn es gälte, einen Kalender mit den bibliopolischen Jahreszeiten anzulegen, so hätte der Buchhändler die Erntemonate in den Zeiten der kürzesten Tage, und Winter dann, wenn der gewöhnliche Mensch ins Bad oder in die Schweiz reist. Dann tritt vielfach Dürre im Geschäft ein; der Sortimenter hat dann mehr überflüssige Zeit als ihm lieb, und seine Haupt¬ beschäftigung besteht zu jener Zeit häusig nur in der Führung der lakonischer Korrespondenz mit dem Verleger und in der Schlichtung der Differenzen, die sich in den Geschäftsbüchern eingeschlichen haben. Im Herbst beginnt jedoch das Geschäft wieder und der Engländer hat recht, der sagte: „LuortörunZ et^s ars not irwr« esrtirili iiMeatioirs ok dirs approacli ok virrter, etiam etat rustr ok xudlislrers anvouneementZ." Dann schwillt das Börsenblatt von Anzeigen und die buchhändlerischen Circulare wandern in Massen hin und her in den Buchhändlerballen oder gar mit direkter Post. So ist denn die Anzahl der neuen Werke, wenn sie alle verzeichnet werden sollten, auch auf den Gebieten, deren Production bisher unter unsicheren Ver¬ hältnissen gelitten hatte, jetzt wieder bedeutend genug. Viele kleinere Kriegs¬ berichte kamen auf den Büchermarkt. Ich erwähne „Von Berlin nach Nikols- burg." Von I. Horwitz. „Der deutsche Krieg", „Deutschland, im Jahr 1866 durch Preußen neu gestaltet", die Berichte des Timescorrespondenten in ver¬ schiedenen Uebersetzungen, „Zwei Monate Preußisch. Ein Gedenkbuch der preu¬ ßischen Invasion in Mähren", „Preußens Krieg gegen Oestreich und seine Ver¬ bündete", von W. Petsch, K. v. Kessels. „Der Krieg Preußens gegen Oestreich und seine Veibündete und der Krieg in Italien", ferner ein ähnliches Buch von Winterfeld. Das Erscheinen von Werken Theodor Fontanes und Dr. W. Zimmer¬ manns über diesen Gegenstand wird angekündigt und die ersten Hefte von I. I. Webers „Illustrirter Knegschronik" werden ausgegeben. Auch von W. Nüstow erscheint ein Buch in Lieferungen „Der Krieg von 1866 in Deutschland und Italien". Der Thätigkeit einzelner Heerestheile während des letzten Krieges sind Monographien gewidmet, z.B. „Der Antheil der badischen Felddivision an dem Kriege des Jahres 1866", „Die Bayern im deutschen Krieg 1866, von A. v. Z."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/504>, abgerufen am 04.07.2024.