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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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hüllungen, sowie Zurückweisung der wider die bekannte Brockure erschienenen
officiellen und officiösen Angriffe." Gleichzeitig zog man auch in Bayern
gegen das eigene Heer und seine Führer literarisch zu Felde. Es erschien "Die
bayerische Heerführung und der Chef des Generalstabs, Generallieutenant Frei¬
herr v. d. Tann vor den Geschworenen", "Aphorismen über das bayerische Heer¬
wesen", "Ursachen und Wirkungen der bayerischen Kriegführung im Feldzug
1866" und "Prinz Karl und die bayerische Kriegführung. Von G --r."

Und so mögen uns denn die zwei letzten von mir aufgezeichneten Flug-
schriften " Bismarck und zwei unheimliche Damen" und die zum 60. Male er-
scheinenden Prophezeiungen des unsterblichen Schäfers Thomas auf erheiternde
Weise in das Gebiet der Geschichte führen.

Schon in einem früheren Aufsatz wurde erzählt, wie der-Krieg dem deut¬
schen Buchhandel schwere Wunden schlug, die selbst jetzt noch nicht geheilt sind
und wieder aufs neue bluten werden, wenn die Ostermesse des nächsten JahreS
herankommt. Alle Zweige des Buchhandels, soweit sie nicht Landkarten oder
Flugschriften politischen Inhaltes lieferten, lagen darnieder. Was der Verleger
gedruckt hatte, versandte er nicht; so weit es erste Hefte waren, die er als
Neuigkeiten verschickt, holte er sie zurück; was er vorbereitet, aber noch nicht in
die Druckerei gegeben, ließ er nicht drucken, bis die Taube mit dem Oelzweig
in die Arche zurückkehrte. Ich habe nach mir vorliegenden Aufstellungen zu berech¬
nen versucht, was dem Gewichte nach weniger als in den verflossenen Jahren
an Literatur über Leipzig in der Zeit vor und während dem Krieg versandt
ward. Es mag hier seine Stelle finden, weil es zugleich zeigt, wie bedeutend
der leipziger Verkehr ist.

Man darf hiernach annehmen, daß im Jahre

1864 114.600 Centner Literatur.
1865 124,860

versandt wurden.

Vom Januar bis März 1865 waren es 20,720 Centner, während es in
demselben Zeitraum 1866 24,000 Centner waren, die über Leipzig zur Ver¬
sendung kamen. Ein Beweis, wie sehr man glaubte, gesicherten Zeiten ent¬
gegenzugehen. Im zweiten Vierteljahr des verflossenen Jahres waren es
26.880 Centner, während in demselben Zeitraum dieses Jahres nur 23.780
Centner, also über 3,000 Centner weniger zur Versendung kamen. In diese
Zeit fällt der erste Anfang des Krieges und doch schon ein solch großer Aus¬
fall in der Production! Vom Juni bis September 1865 kamen 22,670 Cent-
ner, in demselben Zeitraume dieses Jahres nur 17,700 Center, demnach fast
6,000 Centner weniger als im verflossenen Jahre zur Versendung, trotzdem die
Hälfte dieses Zeitraums schon friedliche Zustände sah. Der Gesammtaussall in
dem buchhändlerischen Verkehre über Leipzig betrug bis zum 1. October fast


hüllungen, sowie Zurückweisung der wider die bekannte Brockure erschienenen
officiellen und officiösen Angriffe." Gleichzeitig zog man auch in Bayern
gegen das eigene Heer und seine Führer literarisch zu Felde. Es erschien „Die
bayerische Heerführung und der Chef des Generalstabs, Generallieutenant Frei¬
herr v. d. Tann vor den Geschworenen", „Aphorismen über das bayerische Heer¬
wesen", „Ursachen und Wirkungen der bayerischen Kriegführung im Feldzug
1866" und „Prinz Karl und die bayerische Kriegführung. Von G —r."

Und so mögen uns denn die zwei letzten von mir aufgezeichneten Flug-
schriften „ Bismarck und zwei unheimliche Damen" und die zum 60. Male er-
scheinenden Prophezeiungen des unsterblichen Schäfers Thomas auf erheiternde
Weise in das Gebiet der Geschichte führen.

Schon in einem früheren Aufsatz wurde erzählt, wie der-Krieg dem deut¬
schen Buchhandel schwere Wunden schlug, die selbst jetzt noch nicht geheilt sind
und wieder aufs neue bluten werden, wenn die Ostermesse des nächsten JahreS
herankommt. Alle Zweige des Buchhandels, soweit sie nicht Landkarten oder
Flugschriften politischen Inhaltes lieferten, lagen darnieder. Was der Verleger
gedruckt hatte, versandte er nicht; so weit es erste Hefte waren, die er als
Neuigkeiten verschickt, holte er sie zurück; was er vorbereitet, aber noch nicht in
die Druckerei gegeben, ließ er nicht drucken, bis die Taube mit dem Oelzweig
in die Arche zurückkehrte. Ich habe nach mir vorliegenden Aufstellungen zu berech¬
nen versucht, was dem Gewichte nach weniger als in den verflossenen Jahren
an Literatur über Leipzig in der Zeit vor und während dem Krieg versandt
ward. Es mag hier seine Stelle finden, weil es zugleich zeigt, wie bedeutend
der leipziger Verkehr ist.

Man darf hiernach annehmen, daß im Jahre

1864 114.600 Centner Literatur.
1865 124,860

versandt wurden.

Vom Januar bis März 1865 waren es 20,720 Centner, während es in
demselben Zeitraum 1866 24,000 Centner waren, die über Leipzig zur Ver¬
sendung kamen. Ein Beweis, wie sehr man glaubte, gesicherten Zeiten ent¬
gegenzugehen. Im zweiten Vierteljahr des verflossenen Jahres waren es
26.880 Centner, während in demselben Zeitraum dieses Jahres nur 23.780
Centner, also über 3,000 Centner weniger zur Versendung kamen. In diese
Zeit fällt der erste Anfang des Krieges und doch schon ein solch großer Aus¬
fall in der Production! Vom Juni bis September 1865 kamen 22,670 Cent-
ner, in demselben Zeitraume dieses Jahres nur 17,700 Center, demnach fast
6,000 Centner weniger als im verflossenen Jahre zur Versendung, trotzdem die
Hälfte dieses Zeitraums schon friedliche Zustände sah. Der Gesammtaussall in
dem buchhändlerischen Verkehre über Leipzig betrug bis zum 1. October fast


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/503>, abgerufen am 04.07.2024.