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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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buben, Inschriften fabricirt würden, sind bekanntlich vorbei; Salzburg und
Rottenburg, Aachen und Trier lassen in dieser Beziehung durchaus nichts zu
wünschen übrig und die sämmtlichen Werke der mannigfaltigen deutschen Jn-
schriftensälscher des neunzehnten Jahrhunderts würden ein ziemliches Heftchen
füllen. Es ist der neueste Beitrag zu diesem Fascikel, der hier erörtert werden soll.

Ungefähr sieben Stunden südlich von Trier an der Mosel liegt ein Dorf
Nennig. wo seit 1852 die Ueberreste einer ansehnlichen römischen Villa, lange
Zeit von den Landleuten der Umgegend als Steinbruch benutzt, durch die eifrige
Thätigkeit des verdienten Domcapitulars v. Wilmowsky aufgedeckt worden sind.
In den Fußboden des großen Gartensaals war ein Mosaik von ungewöhnlicher
Größe -- 30 Fuß lang, 33 Fuß breit -- und ungewöhnlicher Farbenpracht
eingelassen; dasselbe stellt in reichem und schönem Ornamentenkranz eine Reihe
von Scenen aus dem Amphitheater vor'. Löwen, Tiger, Bären, Gladiatoren, und
ist in den Jahren 1864 und 1865 auf Kosten theils der Regierung, theils des
Vereins der rheinischen Alterthumsfreunde von Herrn v. Wilmowsky in schönem
Farbendruck herausgegeben worden. Der Zeit nach setzte der Herausgeber die
Erbauung und Einrichtung der Villa unter Traian oder Hadrian. -- Die Auf¬
merksamkeit der Alterthumsforscher ward hierdurch in weiteren Kreisen auf die
nenniger Villa gelenkt und es wurden Ausgrabungen dort unternommen, die
die preußische Regierung unterstützte und die unter anderm auch Reste eines römi¬
schen Bades zu Tage förderten. Noch war keine Inschrift aus diesen Trümmern zum
Vorschein gekommen, wie dies bei Privatanlagen, auch ausgedehnten, häufig ist.
Im September dieses Jahres aber fanden sich auf einmal die folgenden vier,
sämmtlich nicht in Stein gehauen, sondern mit schwarzer Farbe auf den rothen
Stuck der Wände gemalt. Ich lasse dieselben folgen, wie sie in den amtlichen
an das königliche Ministerium für Cultus und Unterricht erstatteten Berichten
mir vorgelegen haben; nur löse ich die zahlreich darin vorkommenden ver¬
schlungenen Buchstaben auf. um Ihre Setzer nicht allzusehr zu erschrecken. Die
in kleiner Schrift beigefügten Ergänzungen fanden sich auf einem dem amt¬
lichen Bericht beiliegenden nicht unterzeichneten Blatte und stammen ebenfalls
aus Trier.


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Gren,boten IV. 1866. 52

buben, Inschriften fabricirt würden, sind bekanntlich vorbei; Salzburg und
Rottenburg, Aachen und Trier lassen in dieser Beziehung durchaus nichts zu
wünschen übrig und die sämmtlichen Werke der mannigfaltigen deutschen Jn-
schriftensälscher des neunzehnten Jahrhunderts würden ein ziemliches Heftchen
füllen. Es ist der neueste Beitrag zu diesem Fascikel, der hier erörtert werden soll.

Ungefähr sieben Stunden südlich von Trier an der Mosel liegt ein Dorf
Nennig. wo seit 1852 die Ueberreste einer ansehnlichen römischen Villa, lange
Zeit von den Landleuten der Umgegend als Steinbruch benutzt, durch die eifrige
Thätigkeit des verdienten Domcapitulars v. Wilmowsky aufgedeckt worden sind.
In den Fußboden des großen Gartensaals war ein Mosaik von ungewöhnlicher
Größe — 30 Fuß lang, 33 Fuß breit — und ungewöhnlicher Farbenpracht
eingelassen; dasselbe stellt in reichem und schönem Ornamentenkranz eine Reihe
von Scenen aus dem Amphitheater vor'. Löwen, Tiger, Bären, Gladiatoren, und
ist in den Jahren 1864 und 1865 auf Kosten theils der Regierung, theils des
Vereins der rheinischen Alterthumsfreunde von Herrn v. Wilmowsky in schönem
Farbendruck herausgegeben worden. Der Zeit nach setzte der Herausgeber die
Erbauung und Einrichtung der Villa unter Traian oder Hadrian. — Die Auf¬
merksamkeit der Alterthumsforscher ward hierdurch in weiteren Kreisen auf die
nenniger Villa gelenkt und es wurden Ausgrabungen dort unternommen, die
die preußische Regierung unterstützte und die unter anderm auch Reste eines römi¬
schen Bades zu Tage förderten. Noch war keine Inschrift aus diesen Trümmern zum
Vorschein gekommen, wie dies bei Privatanlagen, auch ausgedehnten, häufig ist.
Im September dieses Jahres aber fanden sich auf einmal die folgenden vier,
sämmtlich nicht in Stein gehauen, sondern mit schwarzer Farbe auf den rothen
Stuck der Wände gemalt. Ich lasse dieselben folgen, wie sie in den amtlichen
an das königliche Ministerium für Cultus und Unterricht erstatteten Berichten
mir vorgelegen haben; nur löse ich die zahlreich darin vorkommenden ver¬
schlungenen Buchstaben auf. um Ihre Setzer nicht allzusehr zu erschrecken. Die
in kleiner Schrift beigefügten Ergänzungen fanden sich auf einem dem amt¬
lichen Bericht beiliegenden nicht unterzeichneten Blatte und stammen ebenfalls
aus Trier.


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[0439] buben, Inschriften fabricirt würden, sind bekanntlich vorbei; Salzburg und Rottenburg, Aachen und Trier lassen in dieser Beziehung durchaus nichts zu wünschen übrig und die sämmtlichen Werke der mannigfaltigen deutschen Jn- schriftensälscher des neunzehnten Jahrhunderts würden ein ziemliches Heftchen füllen. Es ist der neueste Beitrag zu diesem Fascikel, der hier erörtert werden soll. Ungefähr sieben Stunden südlich von Trier an der Mosel liegt ein Dorf Nennig. wo seit 1852 die Ueberreste einer ansehnlichen römischen Villa, lange Zeit von den Landleuten der Umgegend als Steinbruch benutzt, durch die eifrige Thätigkeit des verdienten Domcapitulars v. Wilmowsky aufgedeckt worden sind. In den Fußboden des großen Gartensaals war ein Mosaik von ungewöhnlicher Größe — 30 Fuß lang, 33 Fuß breit — und ungewöhnlicher Farbenpracht eingelassen; dasselbe stellt in reichem und schönem Ornamentenkranz eine Reihe von Scenen aus dem Amphitheater vor'. Löwen, Tiger, Bären, Gladiatoren, und ist in den Jahren 1864 und 1865 auf Kosten theils der Regierung, theils des Vereins der rheinischen Alterthumsfreunde von Herrn v. Wilmowsky in schönem Farbendruck herausgegeben worden. Der Zeit nach setzte der Herausgeber die Erbauung und Einrichtung der Villa unter Traian oder Hadrian. — Die Auf¬ merksamkeit der Alterthumsforscher ward hierdurch in weiteren Kreisen auf die nenniger Villa gelenkt und es wurden Ausgrabungen dort unternommen, die die preußische Regierung unterstützte und die unter anderm auch Reste eines römi¬ schen Bades zu Tage förderten. Noch war keine Inschrift aus diesen Trümmern zum Vorschein gekommen, wie dies bei Privatanlagen, auch ausgedehnten, häufig ist. Im September dieses Jahres aber fanden sich auf einmal die folgenden vier, sämmtlich nicht in Stein gehauen, sondern mit schwarzer Farbe auf den rothen Stuck der Wände gemalt. Ich lasse dieselben folgen, wie sie in den amtlichen an das königliche Ministerium für Cultus und Unterricht erstatteten Berichten mir vorgelegen haben; nur löse ich die zahlreich darin vorkommenden ver¬ schlungenen Buchstaben auf. um Ihre Setzer nicht allzusehr zu erschrecken. Die in kleiner Schrift beigefügten Ergänzungen fanden sich auf einem dem amt¬ lichen Bericht beiliegenden nicht unterzeichneten Blatte und stammen ebenfalls aus Trier. 1) L^LS ar N »rous V IMs Ma.Ja.NVS VONVN LWXit 8L LDLVRO eoto IRLV irorum VON o VLV it '2) V^DS ars ano ^xHIIll eatrum atum OMVitum ^ Laeoio NOVL 310 8 eormäirms urus salus 0 olovias U8tas I N eutia v As8»ris IK^I ani ?R i Nam VDN ^.lionem VLVit Gren,boten IV. 1866. 52

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/439>, abgerufen am 04.07.2024.