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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Diese Inschriften wurden in den Rheinischen Blättern abgedruckt und er¬
regten vielfache Erörterungen. Nachträglich kam in der Kölner Zeitung vom
7. November die folgende fünfte Inschrift hinzu, diesmal auf Stein und mit¬
getheilt ohne Ergänzung und Erklärung:


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Als in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften vom 1. November d. I.
und bald darauf am 6. d. M. in der archäologischen Gesellschaft mit dem Be¬
richt über die nenniger Ausgrabungen auch die dazu gehörigen Pläne und
Zeichnungen vorgelegt wurden, erklärte ich, und natürlich ich nicht allein, son¬
dern sämmtliche sachkundige Mitglieder beider Gesellschaften, dieselben für un¬
zweifelhaft und evident falsch und es wurde dieses Urtheil in dem Sitzungs¬
bericht der letzteren, der in der Kreuzzeitung vom Is. November und anderswo
abgedruckt ist, kurz motivirt. Ich wiederhole hier, was damals darüber gesagt
wurde, so weit es erforderlich scheint; denn selbst Laien gegenüber dürfte es
kaum nöthig sein, weitläufig die Gründe dieses Urtheils darzulegen und die
darauf erfolgten Repliken zu analysiren.

1) Es ist selbst dem Kaiser Traianus, obwohl er der Epigraphik mehr
Stoff als billig geliefert hat und bei den Alten der "Mauerpfeffer" hieß, nie¬
mals eingefallen, dergleichen mit Farbe auf den Stuck schreiben zu lassen; wenn er
dem Bürgermeister von Trier diese Villa geschenkt hat, so hat er ihm doch diese
Schenkung ebenso wenig neben die Hausthür zu malen befohlen, wie Se. Majestät
König Wilhelm, wenn er etwa dem General v. Steinmetz ein Haus zum Geschenk
machen sollte, sich auf dessen Fciczade vom Wandmaler wird verewigen oder viel¬
mehr nicht verewigen lassen. Dies allein ist so absurd, daß es vollständig ge¬
nügt; und die werkthätige Reumüthigkeit des Fälschers, der den Stein allerdings


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Diese Inschriften wurden in den Rheinischen Blättern abgedruckt und er¬
regten vielfache Erörterungen. Nachträglich kam in der Kölner Zeitung vom
7. November die folgende fünfte Inschrift hinzu, diesmal auf Stein und mit¬
getheilt ohne Ergänzung und Erklärung:


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Als in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften vom 1. November d. I.
und bald darauf am 6. d. M. in der archäologischen Gesellschaft mit dem Be¬
richt über die nenniger Ausgrabungen auch die dazu gehörigen Pläne und
Zeichnungen vorgelegt wurden, erklärte ich, und natürlich ich nicht allein, son¬
dern sämmtliche sachkundige Mitglieder beider Gesellschaften, dieselben für un¬
zweifelhaft und evident falsch und es wurde dieses Urtheil in dem Sitzungs¬
bericht der letzteren, der in der Kreuzzeitung vom Is. November und anderswo
abgedruckt ist, kurz motivirt. Ich wiederhole hier, was damals darüber gesagt
wurde, so weit es erforderlich scheint; denn selbst Laien gegenüber dürfte es
kaum nöthig sein, weitläufig die Gründe dieses Urtheils darzulegen und die
darauf erfolgten Repliken zu analysiren.

1) Es ist selbst dem Kaiser Traianus, obwohl er der Epigraphik mehr
Stoff als billig geliefert hat und bei den Alten der „Mauerpfeffer" hieß, nie¬
mals eingefallen, dergleichen mit Farbe auf den Stuck schreiben zu lassen; wenn er
dem Bürgermeister von Trier diese Villa geschenkt hat, so hat er ihm doch diese
Schenkung ebenso wenig neben die Hausthür zu malen befohlen, wie Se. Majestät
König Wilhelm, wenn er etwa dem General v. Steinmetz ein Haus zum Geschenk
machen sollte, sich auf dessen Fciczade vom Wandmaler wird verewigen oder viel¬
mehr nicht verewigen lassen. Dies allein ist so absurd, daß es vollständig ge¬
nügt; und die werkthätige Reumüthigkeit des Fälschers, der den Stein allerdings


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/440>, abgerufen am 04.07.2024.