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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Herzog bei Leipzig? 20,000 vereinigt und fortan operiren die beiden getrennten
Corps gegen die zwischen ihnen stehenden vereinten süddeutschen, ganz entgegen¬
gesetzt dem von Falkenstein innegehaltenen Manöver. Glücklicherweise fehlte
den Bundescorps ungeachtet der Vereinigung die Einheit, denn in den nun
folgenden Gefechten südlich des Main sehen wir heute die badische, morgen
die würtenbergische und übermorgen die bayrische Division geschlagen und dann
Alles vereint den Rückzug antreten.

General v. Manteuffel, dessen Division jetzt General v. Fließ führte, brach
am 21, von Frankfurt auf und ging über den Main durch das Darmstädtische;
er stand am 23. bei Miltenberg der feindlichen Aufstellung an der Tauber
gegenüber. Am 24. wurde die Tauberlinie angegriffen und an drei Orten
genommen. General Goben mit der Brigade Wrangel an der Töte schlug die
Würtenberger bei Bischoffsheim. während die Oldenburger und Bremenser,
unterstützt von Truppen des in Reserve folgenden Generals v. Beyer. die
Badenser bei Wehrbach zurückwarfen. General Fließ hatte auf dem linken
Flügel bei Wertheim das leichteste Gefecht gegen die Hessen-darmstädtische Division.
Die Bayern, welche nördlich standen, blieben unthätig.

Am 25. hatte Prinz Alexander von Hessen das 8. Corps bei Gerchsheim
aufgestellt, während die Bayern zwei Meilen nördlich bei Robbrunn standen.
General Manteuffel disponirte die Division Beyer über Helmstädt gegen die
Bayern und griff mit den beiden andern Divisionen das 8. Bundescvrps an.
Dieser Angriff konnte mit der Avantgarde der Brigade Kummer nicht vor¬
dringen, bei dem Eintreffen der Reserven des Generals v. Goben, der Olden¬
burger und bei einem gleichzeitigen Flankenangriffe des General Wrangel aber
wich der Gegner und zog sich nach dem befestigten Würzburg zurück. General
Goben bivouakirte den Abend vor letzteren Orte. Die Division Beyer traf bei
Helmstädt auf die Bayern und kam hier in einem sehr waldigen Terrain gegen
einen übermächtigen Gegner in ein lange hin- und herschwankendes, sehr weit
ausgedehntes Gefecht, zwang aber schließlich den Prinzen von Bayern zum Rück¬
zug und nahm sein Bivouak beiHelmstädt. -- General Fließ traf noch am Abend
zur Unterstützung ein.

Am 26. ging der Prinz zum Angriff vor, wurde aber von den beiden
Divisionen nach einem hartnäckigen Gefecht geworfen, sodaß er sich noch in der
Nacht über den Main zurückzog. Auffallen muß, daß die Diviston Goben,
welche dem feindlichen Rückzug in der Flanke stand, an diesem Tage nicht ins
Gefecht eingriff; sonst wäre der Prinz nicht so einfach weggekommen. Da Ge¬
neral v. Goben bis jetzt nur Beweise der größten Thätigkeit und der entschie-
densten Gefechtslust gezeigt hatte, so wird man zu der Annahme gedrängt, daß
er durch höhere Befehle festgehalten wurde.

Am 27. Juli concentrirte sich die ganze Bundesarmee eine Meile östlich


Herzog bei Leipzig? 20,000 vereinigt und fortan operiren die beiden getrennten
Corps gegen die zwischen ihnen stehenden vereinten süddeutschen, ganz entgegen¬
gesetzt dem von Falkenstein innegehaltenen Manöver. Glücklicherweise fehlte
den Bundescorps ungeachtet der Vereinigung die Einheit, denn in den nun
folgenden Gefechten südlich des Main sehen wir heute die badische, morgen
die würtenbergische und übermorgen die bayrische Division geschlagen und dann
Alles vereint den Rückzug antreten.

General v. Manteuffel, dessen Division jetzt General v. Fließ führte, brach
am 21, von Frankfurt auf und ging über den Main durch das Darmstädtische;
er stand am 23. bei Miltenberg der feindlichen Aufstellung an der Tauber
gegenüber. Am 24. wurde die Tauberlinie angegriffen und an drei Orten
genommen. General Goben mit der Brigade Wrangel an der Töte schlug die
Würtenberger bei Bischoffsheim. während die Oldenburger und Bremenser,
unterstützt von Truppen des in Reserve folgenden Generals v. Beyer. die
Badenser bei Wehrbach zurückwarfen. General Fließ hatte auf dem linken
Flügel bei Wertheim das leichteste Gefecht gegen die Hessen-darmstädtische Division.
Die Bayern, welche nördlich standen, blieben unthätig.

Am 25. hatte Prinz Alexander von Hessen das 8. Corps bei Gerchsheim
aufgestellt, während die Bayern zwei Meilen nördlich bei Robbrunn standen.
General Manteuffel disponirte die Division Beyer über Helmstädt gegen die
Bayern und griff mit den beiden andern Divisionen das 8. Bundescvrps an.
Dieser Angriff konnte mit der Avantgarde der Brigade Kummer nicht vor¬
dringen, bei dem Eintreffen der Reserven des Generals v. Goben, der Olden¬
burger und bei einem gleichzeitigen Flankenangriffe des General Wrangel aber
wich der Gegner und zog sich nach dem befestigten Würzburg zurück. General
Goben bivouakirte den Abend vor letzteren Orte. Die Division Beyer traf bei
Helmstädt auf die Bayern und kam hier in einem sehr waldigen Terrain gegen
einen übermächtigen Gegner in ein lange hin- und herschwankendes, sehr weit
ausgedehntes Gefecht, zwang aber schließlich den Prinzen von Bayern zum Rück¬
zug und nahm sein Bivouak beiHelmstädt. — General Fließ traf noch am Abend
zur Unterstützung ein.

Am 26. ging der Prinz zum Angriff vor, wurde aber von den beiden
Divisionen nach einem hartnäckigen Gefecht geworfen, sodaß er sich noch in der
Nacht über den Main zurückzog. Auffallen muß, daß die Diviston Goben,
welche dem feindlichen Rückzug in der Flanke stand, an diesem Tage nicht ins
Gefecht eingriff; sonst wäre der Prinz nicht so einfach weggekommen. Da Ge¬
neral v. Goben bis jetzt nur Beweise der größten Thätigkeit und der entschie-
densten Gefechtslust gezeigt hatte, so wird man zu der Annahme gedrängt, daß
er durch höhere Befehle festgehalten wurde.

Am 27. Juli concentrirte sich die ganze Bundesarmee eine Meile östlich


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[0419] Herzog bei Leipzig? 20,000 vereinigt und fortan operiren die beiden getrennten Corps gegen die zwischen ihnen stehenden vereinten süddeutschen, ganz entgegen¬ gesetzt dem von Falkenstein innegehaltenen Manöver. Glücklicherweise fehlte den Bundescorps ungeachtet der Vereinigung die Einheit, denn in den nun folgenden Gefechten südlich des Main sehen wir heute die badische, morgen die würtenbergische und übermorgen die bayrische Division geschlagen und dann Alles vereint den Rückzug antreten. General v. Manteuffel, dessen Division jetzt General v. Fließ führte, brach am 21, von Frankfurt auf und ging über den Main durch das Darmstädtische; er stand am 23. bei Miltenberg der feindlichen Aufstellung an der Tauber gegenüber. Am 24. wurde die Tauberlinie angegriffen und an drei Orten genommen. General Goben mit der Brigade Wrangel an der Töte schlug die Würtenberger bei Bischoffsheim. während die Oldenburger und Bremenser, unterstützt von Truppen des in Reserve folgenden Generals v. Beyer. die Badenser bei Wehrbach zurückwarfen. General Fließ hatte auf dem linken Flügel bei Wertheim das leichteste Gefecht gegen die Hessen-darmstädtische Division. Die Bayern, welche nördlich standen, blieben unthätig. Am 25. hatte Prinz Alexander von Hessen das 8. Corps bei Gerchsheim aufgestellt, während die Bayern zwei Meilen nördlich bei Robbrunn standen. General Manteuffel disponirte die Division Beyer über Helmstädt gegen die Bayern und griff mit den beiden andern Divisionen das 8. Bundescvrps an. Dieser Angriff konnte mit der Avantgarde der Brigade Kummer nicht vor¬ dringen, bei dem Eintreffen der Reserven des Generals v. Goben, der Olden¬ burger und bei einem gleichzeitigen Flankenangriffe des General Wrangel aber wich der Gegner und zog sich nach dem befestigten Würzburg zurück. General Goben bivouakirte den Abend vor letzteren Orte. Die Division Beyer traf bei Helmstädt auf die Bayern und kam hier in einem sehr waldigen Terrain gegen einen übermächtigen Gegner in ein lange hin- und herschwankendes, sehr weit ausgedehntes Gefecht, zwang aber schließlich den Prinzen von Bayern zum Rück¬ zug und nahm sein Bivouak beiHelmstädt. — General Fließ traf noch am Abend zur Unterstützung ein. Am 26. ging der Prinz zum Angriff vor, wurde aber von den beiden Divisionen nach einem hartnäckigen Gefecht geworfen, sodaß er sich noch in der Nacht über den Main zurückzog. Auffallen muß, daß die Diviston Goben, welche dem feindlichen Rückzug in der Flanke stand, an diesem Tage nicht ins Gefecht eingriff; sonst wäre der Prinz nicht so einfach weggekommen. Da Ge¬ neral v. Goben bis jetzt nur Beweise der größten Thätigkeit und der entschie- densten Gefechtslust gezeigt hatte, so wird man zu der Annahme gedrängt, daß er durch höhere Befehle festgehalten wurde. Am 27. Juli concentrirte sich die ganze Bundesarmee eine Meile östlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/419>, abgerufen am 04.07.2024.