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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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teuffel den Bayern folgen; mit den beiden andern Divisionen 'trat er sofort an,
um auch das achte Bundescorps zu schlagen. General v. Manteuffel marschirte
bis 1'/- Meilen vor Schweinfurt, wich -- was nach den Vorgängen schwer
zu motiviren war -- einem schwachen Vorstoß der Bayern aus und als diese
dann hinter den Main gingen, nahm er seine Direction zur Wiedervereinigung
mit Falkenstein. Dieser hatte die Division Beyer gegen Gelnhausen vorgesandt
und war mit der Division Goben auf dem nächsten Wege über den Spessart
in der Richtung auf Aschaffenburg vorgegangen, wo Prinz Alexander von Hessen
seinen Gegner nicht erwartet und daher keine Vorbereitungen getroffen hatte.
Die Hessen" darmstädtische Division wurde eiligst nach Aschaffenburg gesandt,
mit dem Auftrage, den Gegner beim Dcfiliren des Spessart am 13. Juli anzu¬
greifen. Sie kam jedoch zu spät, denn sie fand General Goben ruhebedürftig
nach glücklich vollzogenen Uebergang. Die Hessen packten, sobald sie den Gegner
fanden, sehr wacker an. General Wrangel aber hielt mit dem Avantgarden-
Bataillon die vereinzelten Angriffe in dem rasch besetzten Frohnhofen so lange
auf, bis er sein Gros aus dem Bivouac heran hatte und widerstand dann leicht
allen fernern Bestrebungen der ganzen hessischen Division. Der Verlust der
letzteren, die immer wieder und wieder anstürmten und sich dem wohlgezielten
und raschen Feuer der gedeckt stehenden Infanterie aussetzten, soll mehr als
das Zehnfache der Gegner. 500 Mann, betragen haben. Ein kurzer, von
General von Goben veranlaßter Nachstoß warf sie schließlich bis hinter Aschaffen¬
burg zurück.

Am 14. Juli ging Goben. die Brigade Wrangel nördlich, die Brigade
Kummer südlich der Eisenbahn und des Laufachbaches gegen Aschaffenburg
selbst vor, das von der östreichischen Division unter General Neipperg besetzt
War. Es gelang dem General Kummer, auf der Südseite ein an der Stadt
gelegenes Wäldchen rasch zu nehmen und hier in die Siade einzudringen, ehe
die an der Nordseite aufgestellten Oestreicher zurück waren. 2000 Mann wurden
gefangen und der Rest in die Flucht geschlagen.

Prinz Alexander von Hessen, der IV- Meilen davon, in Seligenstadt seine
Truppen gesammelt hatte, gab den weitern Kampf auf und marschirte nach
Süden ab. während General v. Falkenstein an der Spitze der Division Goben
am 16. Juli in Frankfurt einrückte. General v. Manteuffel kam an diesem
Tage in Aschaffenburg, General v. Beyer in Gelnhausen an. --

So hatte Falkenstein in vierzehn Tagen die zunächst gestellte Aufgabe, das
nördlich des Main gelegene Deutschland zu erobern, gegen einen übermächtigen
Feind durchgeführt. Er hatte in einer Reibe von Gefechten fast allein mit der
Division Goben und diese wieder größtentheils mit der Brigade Wrangel den
Gegner von Ort zu Ort getrieben und geschlagen. Er konnte stolz auf seine
Leistungen blicken, seine Soldaten hingen mit dem vollsten Vertrauen an ihm


teuffel den Bayern folgen; mit den beiden andern Divisionen 'trat er sofort an,
um auch das achte Bundescorps zu schlagen. General v. Manteuffel marschirte
bis 1'/- Meilen vor Schweinfurt, wich — was nach den Vorgängen schwer
zu motiviren war — einem schwachen Vorstoß der Bayern aus und als diese
dann hinter den Main gingen, nahm er seine Direction zur Wiedervereinigung
mit Falkenstein. Dieser hatte die Division Beyer gegen Gelnhausen vorgesandt
und war mit der Division Goben auf dem nächsten Wege über den Spessart
in der Richtung auf Aschaffenburg vorgegangen, wo Prinz Alexander von Hessen
seinen Gegner nicht erwartet und daher keine Vorbereitungen getroffen hatte.
Die Hessen« darmstädtische Division wurde eiligst nach Aschaffenburg gesandt,
mit dem Auftrage, den Gegner beim Dcfiliren des Spessart am 13. Juli anzu¬
greifen. Sie kam jedoch zu spät, denn sie fand General Goben ruhebedürftig
nach glücklich vollzogenen Uebergang. Die Hessen packten, sobald sie den Gegner
fanden, sehr wacker an. General Wrangel aber hielt mit dem Avantgarden-
Bataillon die vereinzelten Angriffe in dem rasch besetzten Frohnhofen so lange
auf, bis er sein Gros aus dem Bivouac heran hatte und widerstand dann leicht
allen fernern Bestrebungen der ganzen hessischen Division. Der Verlust der
letzteren, die immer wieder und wieder anstürmten und sich dem wohlgezielten
und raschen Feuer der gedeckt stehenden Infanterie aussetzten, soll mehr als
das Zehnfache der Gegner. 500 Mann, betragen haben. Ein kurzer, von
General von Goben veranlaßter Nachstoß warf sie schließlich bis hinter Aschaffen¬
burg zurück.

Am 14. Juli ging Goben. die Brigade Wrangel nördlich, die Brigade
Kummer südlich der Eisenbahn und des Laufachbaches gegen Aschaffenburg
selbst vor, das von der östreichischen Division unter General Neipperg besetzt
War. Es gelang dem General Kummer, auf der Südseite ein an der Stadt
gelegenes Wäldchen rasch zu nehmen und hier in die Siade einzudringen, ehe
die an der Nordseite aufgestellten Oestreicher zurück waren. 2000 Mann wurden
gefangen und der Rest in die Flucht geschlagen.

Prinz Alexander von Hessen, der IV- Meilen davon, in Seligenstadt seine
Truppen gesammelt hatte, gab den weitern Kampf auf und marschirte nach
Süden ab. während General v. Falkenstein an der Spitze der Division Goben
am 16. Juli in Frankfurt einrückte. General v. Manteuffel kam an diesem
Tage in Aschaffenburg, General v. Beyer in Gelnhausen an. —

So hatte Falkenstein in vierzehn Tagen die zunächst gestellte Aufgabe, das
nördlich des Main gelegene Deutschland zu erobern, gegen einen übermächtigen
Feind durchgeführt. Er hatte in einer Reibe von Gefechten fast allein mit der
Division Goben und diese wieder größtentheils mit der Brigade Wrangel den
Gegner von Ort zu Ort getrieben und geschlagen. Er konnte stolz auf seine
Leistungen blicken, seine Soldaten hingen mit dem vollsten Vertrauen an ihm


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[0417] teuffel den Bayern folgen; mit den beiden andern Divisionen 'trat er sofort an, um auch das achte Bundescorps zu schlagen. General v. Manteuffel marschirte bis 1'/- Meilen vor Schweinfurt, wich — was nach den Vorgängen schwer zu motiviren war — einem schwachen Vorstoß der Bayern aus und als diese dann hinter den Main gingen, nahm er seine Direction zur Wiedervereinigung mit Falkenstein. Dieser hatte die Division Beyer gegen Gelnhausen vorgesandt und war mit der Division Goben auf dem nächsten Wege über den Spessart in der Richtung auf Aschaffenburg vorgegangen, wo Prinz Alexander von Hessen seinen Gegner nicht erwartet und daher keine Vorbereitungen getroffen hatte. Die Hessen« darmstädtische Division wurde eiligst nach Aschaffenburg gesandt, mit dem Auftrage, den Gegner beim Dcfiliren des Spessart am 13. Juli anzu¬ greifen. Sie kam jedoch zu spät, denn sie fand General Goben ruhebedürftig nach glücklich vollzogenen Uebergang. Die Hessen packten, sobald sie den Gegner fanden, sehr wacker an. General Wrangel aber hielt mit dem Avantgarden- Bataillon die vereinzelten Angriffe in dem rasch besetzten Frohnhofen so lange auf, bis er sein Gros aus dem Bivouac heran hatte und widerstand dann leicht allen fernern Bestrebungen der ganzen hessischen Division. Der Verlust der letzteren, die immer wieder und wieder anstürmten und sich dem wohlgezielten und raschen Feuer der gedeckt stehenden Infanterie aussetzten, soll mehr als das Zehnfache der Gegner. 500 Mann, betragen haben. Ein kurzer, von General von Goben veranlaßter Nachstoß warf sie schließlich bis hinter Aschaffen¬ burg zurück. Am 14. Juli ging Goben. die Brigade Wrangel nördlich, die Brigade Kummer südlich der Eisenbahn und des Laufachbaches gegen Aschaffenburg selbst vor, das von der östreichischen Division unter General Neipperg besetzt War. Es gelang dem General Kummer, auf der Südseite ein an der Stadt gelegenes Wäldchen rasch zu nehmen und hier in die Siade einzudringen, ehe die an der Nordseite aufgestellten Oestreicher zurück waren. 2000 Mann wurden gefangen und der Rest in die Flucht geschlagen. Prinz Alexander von Hessen, der IV- Meilen davon, in Seligenstadt seine Truppen gesammelt hatte, gab den weitern Kampf auf und marschirte nach Süden ab. während General v. Falkenstein an der Spitze der Division Goben am 16. Juli in Frankfurt einrückte. General v. Manteuffel kam an diesem Tage in Aschaffenburg, General v. Beyer in Gelnhausen an. — So hatte Falkenstein in vierzehn Tagen die zunächst gestellte Aufgabe, das nördlich des Main gelegene Deutschland zu erobern, gegen einen übermächtigen Feind durchgeführt. Er hatte in einer Reibe von Gefechten fast allein mit der Division Goben und diese wieder größtentheils mit der Brigade Wrangel den Gegner von Ort zu Ort getrieben und geschlagen. Er konnte stolz auf seine Leistungen blicken, seine Soldaten hingen mit dem vollsten Vertrauen an ihm

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/417>, abgerufen am 04.07.2024.