Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Division Goben also stieß mit ihren Töten bei Roßdorf und Wiesen¬
thal einerseits und bei Dermbach und Diedorf andererseits auf die Bayern,
rannte die vordersten Bataillone rasch über, sah aber nach und nach so bedeu¬
tende Massen vor sich erstehen, daß sie ein weiteres Vorgehen wie bis zum letzt¬
genannten Ort nicht mehr durchsetzen konnte, sondern Halt machte. Trotz dieser
schließlichen Zurückweisung des Gegners hatten die Gefechte doch genügt, um
den Prinzen Karl von Bayern zu veranlassen, den Marsch nach Fulda aufzu¬
geben und weiter südlich die Verbindung mit dem Prinzen von Hessen zu suchen,
der inzwischen drei Meilen westlich von Fulda bei Lauterbach angekommen war.
Die Bayern traten am 3. demnach den Marsch nach Süden an.

General v. Falkenstein glaubte die Bayern abgethan und wandte sich gegen
das Bundescorps. Nun wurde die Division Beyer zur Avantgarde, welcher
die Divisionen Goben und Manteuffel folgten. Der Prinz von Hessen aber
hielt bei der Nachricht von der Ankunft der Preußen bei Fulda für gut, auf
die nur durch Kampf zu erzwingende Verbindung mit den Bayern zu verzichten,
ging wieder nach Frankfurt und besetzte Gelnhausen, ein bedeutendes Defils,
durch welches die fulda-frankfurter Straße führt. Nunmehr hatte General
v. Falkenstein wieder freie Hand zwischen seinen beiden Gegnern und erachtete
es für seine Aufgabe, den nächsten sofort anzugreifen. Dies waren wieder die
Bayern, welche hinter der Saale bei Kissingen und Hammelburg Stellung ge¬
nommen hatten. Sie standen in einer Ausdehnung von 4--5 Meilen, die
Hauptmassen rechts rückwärts Kissingen gegen Münnerstadt. General Falken¬
stein aber griff am 10. mit der Division Beyer den linken Flügel bei Hammel¬
burg an, dirigirte General v. Goben gegen Kissingen, ziemlich das Centrum
des Gegners, demonstrirte mit ein paar Bataillonen der Division Manteuffel
gegen den rechten bayrischen Flügel und ließ den Rest dieser Diviston auf der
Straße nach Kissingen der Division Goben als Reserve folgen.

Bei Hammelburg war General v. Beyer in Ueberzahl und brachte den
Gegner sehr bald zum vollsten Rückzug. Bei Kissingen dagegen stieß General
v. Goben auf stärkere durch das Terrain sehr begünstigte Kräfte, drang aber
doch über den Fluß vor, besetzte das jenseitige User und wollte sich eben dort
häuslich niederlassen, als frische bayrische Truppen eintrafen. Auch diese wurden
geworfen und die Truppen bezogen ein Bivouac. Unterdeß war aber auch die
bayrische Division der Reserve vom rechten Flügel eingetroffen und griff die
Brigade Wrangel im Bivouac an. Die Vorposten wichen auf das Gros und
auch dies war genöthigt, sich weiter rückwärts zu sammeln. Von hier aber
ging es selbst zum Angriff vor und warf den Gegner weit über die frühere
Stellung hinaus.

Infolge dieser unglücklichen Gefechte sammelte Prinz Karl von Bayern sein
Corps bei Schweinfurt. General von Falkenstein ließ nur die Division Man-


Die Division Goben also stieß mit ihren Töten bei Roßdorf und Wiesen¬
thal einerseits und bei Dermbach und Diedorf andererseits auf die Bayern,
rannte die vordersten Bataillone rasch über, sah aber nach und nach so bedeu¬
tende Massen vor sich erstehen, daß sie ein weiteres Vorgehen wie bis zum letzt¬
genannten Ort nicht mehr durchsetzen konnte, sondern Halt machte. Trotz dieser
schließlichen Zurückweisung des Gegners hatten die Gefechte doch genügt, um
den Prinzen Karl von Bayern zu veranlassen, den Marsch nach Fulda aufzu¬
geben und weiter südlich die Verbindung mit dem Prinzen von Hessen zu suchen,
der inzwischen drei Meilen westlich von Fulda bei Lauterbach angekommen war.
Die Bayern traten am 3. demnach den Marsch nach Süden an.

General v. Falkenstein glaubte die Bayern abgethan und wandte sich gegen
das Bundescorps. Nun wurde die Division Beyer zur Avantgarde, welcher
die Divisionen Goben und Manteuffel folgten. Der Prinz von Hessen aber
hielt bei der Nachricht von der Ankunft der Preußen bei Fulda für gut, auf
die nur durch Kampf zu erzwingende Verbindung mit den Bayern zu verzichten,
ging wieder nach Frankfurt und besetzte Gelnhausen, ein bedeutendes Defils,
durch welches die fulda-frankfurter Straße führt. Nunmehr hatte General
v. Falkenstein wieder freie Hand zwischen seinen beiden Gegnern und erachtete
es für seine Aufgabe, den nächsten sofort anzugreifen. Dies waren wieder die
Bayern, welche hinter der Saale bei Kissingen und Hammelburg Stellung ge¬
nommen hatten. Sie standen in einer Ausdehnung von 4—5 Meilen, die
Hauptmassen rechts rückwärts Kissingen gegen Münnerstadt. General Falken¬
stein aber griff am 10. mit der Division Beyer den linken Flügel bei Hammel¬
burg an, dirigirte General v. Goben gegen Kissingen, ziemlich das Centrum
des Gegners, demonstrirte mit ein paar Bataillonen der Division Manteuffel
gegen den rechten bayrischen Flügel und ließ den Rest dieser Diviston auf der
Straße nach Kissingen der Division Goben als Reserve folgen.

Bei Hammelburg war General v. Beyer in Ueberzahl und brachte den
Gegner sehr bald zum vollsten Rückzug. Bei Kissingen dagegen stieß General
v. Goben auf stärkere durch das Terrain sehr begünstigte Kräfte, drang aber
doch über den Fluß vor, besetzte das jenseitige User und wollte sich eben dort
häuslich niederlassen, als frische bayrische Truppen eintrafen. Auch diese wurden
geworfen und die Truppen bezogen ein Bivouac. Unterdeß war aber auch die
bayrische Division der Reserve vom rechten Flügel eingetroffen und griff die
Brigade Wrangel im Bivouac an. Die Vorposten wichen auf das Gros und
auch dies war genöthigt, sich weiter rückwärts zu sammeln. Von hier aber
ging es selbst zum Angriff vor und warf den Gegner weit über die frühere
Stellung hinaus.

Infolge dieser unglücklichen Gefechte sammelte Prinz Karl von Bayern sein
Corps bei Schweinfurt. General von Falkenstein ließ nur die Division Man-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0416" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286564"/>
          <p xml:id="ID_1234"> Die Division Goben also stieß mit ihren Töten bei Roßdorf und Wiesen¬<lb/>
thal einerseits und bei Dermbach und Diedorf andererseits auf die Bayern,<lb/>
rannte die vordersten Bataillone rasch über, sah aber nach und nach so bedeu¬<lb/>
tende Massen vor sich erstehen, daß sie ein weiteres Vorgehen wie bis zum letzt¬<lb/>
genannten Ort nicht mehr durchsetzen konnte, sondern Halt machte. Trotz dieser<lb/>
schließlichen Zurückweisung des Gegners hatten die Gefechte doch genügt, um<lb/>
den Prinzen Karl von Bayern zu veranlassen, den Marsch nach Fulda aufzu¬<lb/>
geben und weiter südlich die Verbindung mit dem Prinzen von Hessen zu suchen,<lb/>
der inzwischen drei Meilen westlich von Fulda bei Lauterbach angekommen war.<lb/>
Die Bayern traten am 3. demnach den Marsch nach Süden an.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1235"> General v. Falkenstein glaubte die Bayern abgethan und wandte sich gegen<lb/>
das Bundescorps. Nun wurde die Division Beyer zur Avantgarde, welcher<lb/>
die Divisionen Goben und Manteuffel folgten. Der Prinz von Hessen aber<lb/>
hielt bei der Nachricht von der Ankunft der Preußen bei Fulda für gut, auf<lb/>
die nur durch Kampf zu erzwingende Verbindung mit den Bayern zu verzichten,<lb/>
ging wieder nach Frankfurt und besetzte Gelnhausen, ein bedeutendes Defils,<lb/>
durch welches die fulda-frankfurter Straße führt. Nunmehr hatte General<lb/>
v. Falkenstein wieder freie Hand zwischen seinen beiden Gegnern und erachtete<lb/>
es für seine Aufgabe, den nächsten sofort anzugreifen. Dies waren wieder die<lb/>
Bayern, welche hinter der Saale bei Kissingen und Hammelburg Stellung ge¬<lb/>
nommen hatten. Sie standen in einer Ausdehnung von 4&#x2014;5 Meilen, die<lb/>
Hauptmassen rechts rückwärts Kissingen gegen Münnerstadt. General Falken¬<lb/>
stein aber griff am 10. mit der Division Beyer den linken Flügel bei Hammel¬<lb/>
burg an, dirigirte General v. Goben gegen Kissingen, ziemlich das Centrum<lb/>
des Gegners, demonstrirte mit ein paar Bataillonen der Division Manteuffel<lb/>
gegen den rechten bayrischen Flügel und ließ den Rest dieser Diviston auf der<lb/>
Straße nach Kissingen der Division Goben als Reserve folgen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1236"> Bei Hammelburg war General v. Beyer in Ueberzahl und brachte den<lb/>
Gegner sehr bald zum vollsten Rückzug. Bei Kissingen dagegen stieß General<lb/>
v. Goben auf stärkere durch das Terrain sehr begünstigte Kräfte, drang aber<lb/>
doch über den Fluß vor, besetzte das jenseitige User und wollte sich eben dort<lb/>
häuslich niederlassen, als frische bayrische Truppen eintrafen. Auch diese wurden<lb/>
geworfen und die Truppen bezogen ein Bivouac. Unterdeß war aber auch die<lb/>
bayrische Division der Reserve vom rechten Flügel eingetroffen und griff die<lb/>
Brigade Wrangel im Bivouac an. Die Vorposten wichen auf das Gros und<lb/>
auch dies war genöthigt, sich weiter rückwärts zu sammeln. Von hier aber<lb/>
ging es selbst zum Angriff vor und warf den Gegner weit über die frühere<lb/>
Stellung hinaus.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1237" next="#ID_1238"> Infolge dieser unglücklichen Gefechte sammelte Prinz Karl von Bayern sein<lb/>
Corps bei Schweinfurt.  General von Falkenstein ließ nur die Division Man-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0416] Die Division Goben also stieß mit ihren Töten bei Roßdorf und Wiesen¬ thal einerseits und bei Dermbach und Diedorf andererseits auf die Bayern, rannte die vordersten Bataillone rasch über, sah aber nach und nach so bedeu¬ tende Massen vor sich erstehen, daß sie ein weiteres Vorgehen wie bis zum letzt¬ genannten Ort nicht mehr durchsetzen konnte, sondern Halt machte. Trotz dieser schließlichen Zurückweisung des Gegners hatten die Gefechte doch genügt, um den Prinzen Karl von Bayern zu veranlassen, den Marsch nach Fulda aufzu¬ geben und weiter südlich die Verbindung mit dem Prinzen von Hessen zu suchen, der inzwischen drei Meilen westlich von Fulda bei Lauterbach angekommen war. Die Bayern traten am 3. demnach den Marsch nach Süden an. General v. Falkenstein glaubte die Bayern abgethan und wandte sich gegen das Bundescorps. Nun wurde die Division Beyer zur Avantgarde, welcher die Divisionen Goben und Manteuffel folgten. Der Prinz von Hessen aber hielt bei der Nachricht von der Ankunft der Preußen bei Fulda für gut, auf die nur durch Kampf zu erzwingende Verbindung mit den Bayern zu verzichten, ging wieder nach Frankfurt und besetzte Gelnhausen, ein bedeutendes Defils, durch welches die fulda-frankfurter Straße führt. Nunmehr hatte General v. Falkenstein wieder freie Hand zwischen seinen beiden Gegnern und erachtete es für seine Aufgabe, den nächsten sofort anzugreifen. Dies waren wieder die Bayern, welche hinter der Saale bei Kissingen und Hammelburg Stellung ge¬ nommen hatten. Sie standen in einer Ausdehnung von 4—5 Meilen, die Hauptmassen rechts rückwärts Kissingen gegen Münnerstadt. General Falken¬ stein aber griff am 10. mit der Division Beyer den linken Flügel bei Hammel¬ burg an, dirigirte General v. Goben gegen Kissingen, ziemlich das Centrum des Gegners, demonstrirte mit ein paar Bataillonen der Division Manteuffel gegen den rechten bayrischen Flügel und ließ den Rest dieser Diviston auf der Straße nach Kissingen der Division Goben als Reserve folgen. Bei Hammelburg war General v. Beyer in Ueberzahl und brachte den Gegner sehr bald zum vollsten Rückzug. Bei Kissingen dagegen stieß General v. Goben auf stärkere durch das Terrain sehr begünstigte Kräfte, drang aber doch über den Fluß vor, besetzte das jenseitige User und wollte sich eben dort häuslich niederlassen, als frische bayrische Truppen eintrafen. Auch diese wurden geworfen und die Truppen bezogen ein Bivouac. Unterdeß war aber auch die bayrische Division der Reserve vom rechten Flügel eingetroffen und griff die Brigade Wrangel im Bivouac an. Die Vorposten wichen auf das Gros und auch dies war genöthigt, sich weiter rückwärts zu sammeln. Von hier aber ging es selbst zum Angriff vor und warf den Gegner weit über die frühere Stellung hinaus. Infolge dieser unglücklichen Gefechte sammelte Prinz Karl von Bayern sein Corps bei Schweinfurt. General von Falkenstein ließ nur die Division Man-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/416
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/416>, abgerufen am 04.07.2024.